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... Willi in São Tomé

 

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17. Mai 2008

Angefangen ...

... hatte es mit dem Floh, den mir vor über zwanzig Jahren eine Sportjournalistin aus Rostock in Havanna ins Ohr setzte, nachdem sie heraus gehört hatte, dass mich die
Landschaften und vor allem die Menschen auf Cuba heftigst faszinierten, auch wenn Leben und Geschehen vor Ort nicht immer so normiert preußisch abliefen wie in dem jeweils eigenen Part unseres damals noch geteilten Landes. Wem Cuba so sehr gefalle, der müsse sich gerade auch auf São Tomé ausgesprochen wohl fühlen …

Seitdem zähle ich die Hosenknöpfe, die westlich von Afrika unterm Äquator liegen und seit kurzem die Tage, bis ich auf dem größten von ihnen lande.

Zwar gibt’s noch kein Reise-Know-How zu diesem Ziel, und auch im Lonely Planet "Africa" finden sich nur einige Seiten, doch braucht mensch, um an Informationen über São Tomé e Principe zu gelangen, keine Wahrsagerin mit Kugel, sondern einen Rechner mit google …

Bevor fortschreitende Begehrlichkeiten an Erdöl und das damit einhergehende Einfallen von Vertretern des westlichen Weltpolizisten die eher friedliche Stimmung komplett verderben und die
jährlichen Touristen fünfstellige Besucherzahlen erreichen, will ich dem Floh im Ohr seinen Willen gewähren …



(Info: Was das AA dazu meint …)

(Info: ... und die Reisemedizin)

(Überblick vornweg: Reiseroute)
 

 

 

 

 

29. Mai 2008

Grundschullehrer wird Millionär ...

Zwei Punkte auf der Weltkarte, wenn sie denn überhaupt eingezeichnet sind – auf besseren Werken sollten es ein gutes Dutzend sein – unter dem Äquator, einen Daumen breit West Of Africa … auf dem größten von ihnen mal eben zur Bank
gegangen, hundert Euro getauscht und mit über zwei Millionen in der Tasche durch São Tomé Stadt spaziert ...
Gelang früher auch in Italien – da war die Anfahrt allerdings deutlich kürzer, der Wechselkurs jedoch nicht ganz so inflationär: Für einen (1) Euro reicht der Kassierer hier 23.000 Dobras (dreiundzwanzigtausend) über den Tresen – eine Flasche Mineralwasser schlägt mit 15.000 zu Buche, eine Cola im Café mit 20.000. Gut, dass ich früher mal "Mathe Fördern" erteilen durfte, Beate …

Ansonsten ist die schwüle Hitze in den Straßen – 29 Grad im Schatten bei über 80% Luftfeuchtigkeit – leicht gewöhnungsbedürftig.

Der Flughafen liegt zwar nicht ganz so spektakulär wie auf Madeira, mehr im Grünen denn im Blauen, doch könnte man beim Landeanflug die Zehen in den Atlantik halten. Gedränge gibt’s, weil der Terminal noch enger zugeschnitten ist als Schönefeld zur Vorwendezeit, und auch die Innenkonstruktionen sagen deutlich, welche - dereinst - wirtschaftliche Macht den Bau nicht nur finanziell unterstützt hatte. Dafür verläuft die Prozedur vom Amtsarzt (Gelbfieberimpfung wird kontrolliert) über den Pass„beamten“ bis zum Zoll (mit flüchtiger Kontrolle am „offenen Koffer“) stressfrei.

So frei von Hektik und so unaufgeregt sich Beschäftigte wie einheimische
Schaulustige, Taxifahrer, Reiseagenturvertreter etc. hier geben, so gelassen geht es auch in der Stadt zu. Das Gewirr von Gepäckstücken und Trolleys vor dem Band verwirrt ebenso wenig wie das geplante Durcheinander an Verkehrsmitteln aller Art in den engen Straßen. Gehupt wird selten, laut gerufen allenfalls auf dem Markt.

Dennoch ist der Ort quicklebendig bis angenehm quirlig, dabei wirkt er wundersam alt – die Baumaterialien kriegen rascher Falten unter den tropischen Bedingungen und diese verstärken das Empfinden, durch alte koloniale Straßenzüge zu schlendern.
Zwei Jungs, um die zwanzig, die sich mir am Flughafen a
ls „best guides“ offeriert haben, holen mich im Hotel ab und führen mich zu den „musts“ der Hauptstadt – unaufdringlich und mit viel Zeit. Dank einheimischen know hows verschonen mich nicht nur die zahlreichen anderen „best guides“, ich erfahre auch, was sich hinter den Fassaden abblätternden Lacks befindet und befand, wer dort wirkte und noch wirkt und wo guter Kaffee aus den nahe gelegenen Bergen gereicht und „local food“ aufgetragen werden.

Als ich nach dem Besuch eines der „In-Cafés“ signalisiere, dass ich alleine weiter stromern möchte, ist das kein Problem – man wird sich schon mal wieder treffen. So unübersichtlich groß ist das Areal nicht, für dass sich Touristen interessieren. So darf's weiter gehen.



(Info:
allgemein)

(Fotos: erste Eindrücke)

 

 

 

30. Mai 2008

With Music On The Bus ...

… there won’t be any worries, hieß es auf Grenada – hier gilt offensichtlich das gleiche Gesetz. Auch wenn es gewohnt eng im Colletivo zugeht, Hühner fehlen, dicke Einkaufstüten aus der Hauptstadt
nicht, jeder genießt den Platz, den er gerade hat und der deutlich schrumpft, als ich einsteige. Dafür ist die Kiste voll, und es kann losgehen. Auf dem Sozius eines Mopedtaxis wäre mehr Platz gewesen, doch die alten Knochen ...

Auch hier sind die „Landstraßen“ Krämerladen, Spielplatz und Wohnzimmer in einem, so dass nicht nur Zahl und Anordnung der Schlaglöcher das Tempo bestimmen.

Micolo zieht sich als Straßendorf in die Länge. An der Kreuzung liegen Markt, Männertreff, Kioske und Gemischtwarenläden, der Dorfplatz eben. Dezente Neugier, freundliche Begrüßung aus allen Ecken und Türöffnungen und "Gutes Gelingen" (was auch immer gelingen soll …) begegnen dem „branco“. Paar Expertisen zum Wetter, geschätzte Zeit bis zur nächsten Siedlung und der ausdrückliche Hinweis, dass dieser wie überhaupt ganz São Tomé ein ausgesprochen sicherer Ort sei, werden mit auf den Weg gegeben.

Spärlicher Fußgängerverkehr und weniger als eine handvoll Autos lassen reichlich Zeit für die Landschaft am Rande: Bananenstauden und Kokosplantagen, nicht so schrecklich gepflegt, teils unter Wasser (die Regenzeit geht gerade ihrem Ende entgegen) und Weidestücke ohne Großvieh ziehen sich an der Straße entlang. Ziegen klettern über umgestürzte Baumstämme.

Nahe einer aufgelassenen Hazienda, hier Roça genannt, „tobt“ das Leben, wobei hier nichts und niemand wirklich tobt – es wird gelacht, gescherzt und ausgeruht, leve leve eben …

Am Ende der Marina versammeln sich all die Menschen aus der näheren Umgebung, die nicht in der Hauptstadt ihre Feldfrüchte auf dem Markt anbieten wollen, sondern sich lieber auf einen Tauschhandel mit vorbei fahrenden Fischern einlassen: paar Stangen Zuckerrohr, Maracujas, Papayas, zwei Welpen gegen paar zappelnde Fische, Zigaretten, einen Schraubenschlüssel – bargeldloser Zahlungsverkehr bis wohl niemand mehr vorbei kommt.

Das Warten wird durchs Kartenspiel ein wenig aufgelockert, die Frauen pflücken sich gegenseitig und ihren Kindern unliebsame Gäste aus der Haarpracht. Der Fremde bietet neben all dem eine willkommene Abwechslung – einem Plausch ist niemand abgeneigt.

Mit guten Wünschen für den Rückweg wird das Ende des Fern“seh“programms quittiert. Coca-Cola überall rundet den Spaziergang ab und schafft ein wenig Kühlung …

… das Taxi, das auf dem Dorfplatz wartet, fährt als Colletivo zurück in die Hauptstadt – hier wird nicht mehr mit Naturalien bezahlt, hier zählen Scheine.
 
 
 

 

 

 

31. Mai 2008

Einen fahren lassen, ...

... der sich auskennt, ist besser als selbst zu fahren, sind doch vor allem die Teerstraßen höllisch tückisch und Richtungs- wie Ortsschilder Mangelware oder geschickt versteckt.

Nach zwei Tagen Kaffeegenuss vom Feinsten ist es an der Zeit zu schauen, wo er wächst – gleich neben dem Pfeffer, dem Kakao und den Bananen, wie sich nach einer Autostunde herausstellt …

Hinter der Hauptstadt geht’s in die dicht bewachsenen immergrünen Berge. Den ersten Zuckerrohrplantagen sind die Primärwälder in den Ebenen gewichen. Später „kletterten“ Kakao und Kaffee in die Höhen. Nur in aufgelassenen Bereichen, wo selbst Bananen und Palmen verkommen sind, holt sich wildes Grün ein Stück Land zurück.

Zwar stehen diese Genussmittel, allen voran ein Kaffee (arabica) von hervorragender Qualität, ganz oben auf der Exportliste, doch reichten und reichen die Einnahmen weder des sozialistischen Regimes noch der derzeitigen privaten Besitzer aus, um die Bausubstanz der ehemaligen „Plantagenstädte“, den Roças, auch nur entfernt zu erhalten.

In all den Gebäuden, in denen es nicht in Strömen durchregnet, haben sich Menschen häuslich eingerichtet. Sie bestellen kleinste Felder für den Eigenbedarf und tragen die Überproduktion von einem halben Kilo Tomaten oder drei Bananen auf den Markt … Andere gewinnen Palmwein, mal für sich selbst – Kennzeichen: trübe Augen und mangelnde Standfestigkeit, mal um das Stehvermögen anderer ins Wanken zu bringen. Außerdem wird im Kaffee und im Kakao gearbeitet. Es reicht meist, um nicht wirklich hungern zu müssen, wie mir der Guide versichert.
Um so angenehmer, dass auch die Leute auf dem Lande Fremden weder bitter noch bettelnd gegenüber treten – im Gegenteil: Es wird erklärt, gefragt, für’s Foto posiert, ohne später die Hand auf zu halten. Allerdings bestätigen auch in diesem Teil der Welt Ausnahmen die Regel.

Auf dem Monte Café, wo einer der weltbesten Kaffees wachsen soll – Klima, vulkanische Böden und die dünne Luft der Höhenlagen helfen dabei – liegt die Roça Monte Café, noch heute ein kleines Dorf mit Kindergarten, Schule und (geschlossenem) Krankenhaus. Einladende Gesten, den Komplex
zu besichtigen, auch wenn hier nix mehr läuft, außer Wasser und den Nasen der Krippenkinder …
 

Nachdem der Kontrakt zwischen dem Staat und den Privatbesitzern ausgelaufen und nicht mehr verlängert worden ist, wird zwar noch Kaffee geerntet, doch zumindest nicht mehr vor Ort verarbeitet. Geld gibt’s also keins mehr, dafür Kinder, und die gehen mehr oder minder brav zur Schule – jahrgangsübergreifend, übrigens mit Anschauungsunterricht, wozu angolanische Rüstungsexporte auch gut sein können ...
 
 
(Fotos: nicht nur Café)

 

 

Gegen Abend ...

ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen, auch hier …
Doch nimmt sie sich hier unter dem Äquator wenig Zeit – knappe zehn Minuten Dämmerung, bevor es stockdunkel ist.
 

Im Café e Companhia schreckt das die nicht ganz so konventionellen einheimischen Gäste überhaupt nicht und die Expats, die auch ohne mehrseitigen oder zweibeinigen Reiseführer hierher gefunden haben (und immer wieder her kommen) wenig, geht in dieser Institution doch das Licht an, notfalls vom kleinen Generator, der draußen auf dem Gehweg geparkt ist, gesponsert. Es wird viel erzählt, eine Menge politisch diskutiert, doch wenig (Alkohol) getrunken – draußen vor der Tür bleibt es nämlich dunkel ...
So wie viele Saotomesen hängen hier überall auch Straßenlaternen rum, zur Untätigkeit verurteilt.

Einzig die Kirche, die hier La Cathedral (Da Sé) heißt, ist ins rechte Licht gerückt, und auf den Rasen vor dem Präsidentenpalast traut sich nicht mal ein Karnickel, weil auch der hübsch ausgeleuchtet ist. Dank dieser Leuchttürme und einiger Restaurants und Residenzen, die etwas auf sich halten und ein wenig Licht auf die Gehwege vor sich streuen, finde ich gegen acht Uhr abends den Weg zurück nach Hause – Menschen, die ich unterwegs in den Straßen nach der Richtung fragen könnte, gibt’s kaum. Die sind bereits daheim, weil sie sich im Dunkeln nicht verlaufen wollten …

Nightlife will hier gut geplant sein …

 

 

 

1. Juni 2008

Was lange gärt ...

… darf auch etwas länger brauchen, bis es auf dem Tisch steht. Mörderischen Durst sollte mensch nicht haben, wenn er in einer saotomeische Bar, die bar jeder europäischen Logistik organisiert ist, ein einheimisches Bier bestellt und ein Sandwich gleich dazu.

Der Koch wird aus der Küche hinter den Tresen zur Schrippe zitiert, wo er Millimeter für Millimeter trennt, was nicht mehr zusammen gehört. In der Zeit ist die Butter aus dem Kühlschrank streichfähig und die Käsescheibe ihrer Starre beraubt. Keine Sekunde früher werden Bierflasche und Glas aus der Kälte geholt und beschlagen zeitgleich mit dem Snack auf dem Tisch platziert (letzteres geschieht hier mit den Gästen nicht - mehr ...).

Das Bier, liebevoll dekandiert, hat durch die Blume eine betörend mäßigende Wirkung und gerade noch einen Mord verhindert.

Es muss etwas daran sein, dass mensch schneller verdurstet als verhungert …


Solltet Ihr im Laufe der Woche nichts von mir hören, liegt es weder an dem einen noch an dem anderen und an dem oben dargestellten Zusammenhang schon gar nicht – ich begebe mich auf Terrain, wo die Stromversorgung eher sporadisch gesichert ist und man I-n-t-e-r-n-e-t-v-e-r-b-i-n-d-u-n-g zwar fehlerfrei buchstabieren, doch nicht gewährleisten kann …

Bis demnächst also
Willi


(Karte: quo vadis)

 

 

 

2. Juni 2008

Der Weltkindertag ...

… ist durchaus etwas, das die Hauptstadt mit den Ortschaften an der Ostküste bis São João und womöglich weiter südlich verbindet. Die mit etwas Phantasie und noch mehr Geschick zweispurig zu befahrende Straße versucht desgleichen.

Doch spätestens hier fallen, je weiter
südlich mensch gelangt, die Unterschiede zur Kapitale auf: In ihren blauen Schuluniformen ähneln sich die Erst- bis Viertklässler aller Provinzen und lassen aus gebührender Entfernung kaum den Schluss zu, wer wohlhabende und wer darbende Eltern hat. Kunstvoll geflochtene und mit Perlen verzierte Haarpracht ist Jahrgangs wie Portefeuille übergreifend ...

So wie sich Zustand und Beschaffenheit der Hauptstraße mit der Entfernung zum RegierungsSITZ – und dem der Banken – verschlechtern, so verändern sich die Siedlungen und ihre Einwohner. Je weiter weg von der Hauptstadt, desto verfallener die Altbausubstanzen der Roças, desto heruntergekommener die Holzhäuser, desto ärmlicher wirken die Menschen …

Ärmlicher vielleicht, ärmer sind sie ganz gewiss, doch nicht weniger freundlich, nicht weniger zugewandt, nicht weniger „stolz auf ihr Land“ – es ist das einzige, was sie haben, auch wenn manchen nicht einmal eine Schaufel voll davon gehört, und ein anderes können sie sich kaum leisten, schon gar nicht, um mal eben Urlaub zu machen …

Anders als in Venedig, hat hier Verfall nicht die
Ästhetik, die meinen Augen, meiner Nase (Herpes Gefährdete bitte drei Zeilen überspringen: Es stinkt an allen Stränden und in vielen Gassen nach Menschenkacke, Hunde und frei umherlaufende Hausschweine sind wählerischer, was „ihre stillen“ Örtchen betrifft … !!!) und meinen anderen westlich geprägten Beurteilungskriterien nahe kommt.


Und doch leben, lieben, lachen etc. die Leute hier.
Ein eher ärmlich gekleideter Mann, der aussieht wie sechzig und mir stolz erzählt, dass im vergangenen Jahr, genau zu seinem achtunddreißigsten (38) Geburtstag, sein zweiter Sohn (drittes Kind) zur Welt kam, führt mich, nachdem er Machete, Baumstamm auf der Schulter und zerrissenes T-Shirt am Leib gegen ein frisch geplättetes Shirt von „Señor Kahn de Mónaco“ getauscht hat, durch sein Fischerdorf – lässt sich auf einen, und nur auf einen, Drink einladen (liegt bestimmt nicht daran, dass ich mich als 'Werder'-Fan oute); den zweiten zahlt er (oder lässt ihn anschreiben) – und wünscht mir alles Gute, als ich ihm signalisiere, dass ich gerne noch paar Meter alleine durch „seine Straßen“ gehen möchte …

Gut, São Tomé wird als „Afrika light“ gehandelt – bis auf wenige Ausnahmen findet mensch zumindest in der Hauptstadt und der näheren Umgebung einen stark europäischen Einschlag
vor, (technische) Infrastruktur sowie handfestes taiwanesiches Know How mit der dazu gehörenden hardware und der unverzichtbaren Logistik inklusive. Dies und „die Menschen“ vor Ort machen dieses Land spannend (ich möchte bisher keine Sekunde missen) – für den Reisenden. Dennoch lädt es nicht zum „erholsamen Verweilen“ ein, es fordert vielmehr, von einigen Hochpreisresorts mit mehr oder minder geglückten Chromattrappen einmal abgesehen …

Aber ich hab’ ja hier noch paar Tage vor mir,
und die Jüngsten des Landes auch …


(Fotos: nach Süden
)

(Fotos:
statt Storchenmühle)

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La Fenicia ...

… wird sie im Volksmund noch nicht genannt, die Roça São João, die von einem Hügel oberhalb
Angolares auf den kleinen Ort mit seiner geschützten Bucht schaut und anders als ihre großen Schwestern auf der Insel nicht dem Verfall preisgegeben ist. Vielmehr lassen ihre Besitzer sie seit dreizehn (!) Jahren nach und nach aus der Asche ihres Dornröschenschlafes aufwachen, indem Stück für Stück in Stand gesetzt, restauriert oder gar wieder aufgebaut wird. Gut Ding will Weile haben – doch hier drosselt nicht lokales „leve leve“ das Tempo, sondern das Finanzproblem. Weil der Staat eh über keine Mittel verfügt und außerdem jede Abhängigkeit so weit als möglich vermieden werden soll, kratzen João und Isaura so gut und so schnell es geht das Geld zusammen, um ihr Projekt zu finanzieren.

Dass auf dem Hügel nicht resignative Tristesse und Hoffnungslosigkeit wehen, liegt weniger an den aufgepeppten Fassaden der Gebäude als an der aufgelockerten, fast fröhlichen, jedenfalls
optimistischen Stimmung, welche von den eher jungen Einheimischen verbreitet wird, die im Projekt „Ergreife das Leben“ eingebunden sind.

Hier gibt’s Arbeit, werden sinnvolle Tätigkeiten angeboten und ausgeführt – ob sich einige ältere Männer um die Kaffeesträucher kümmern, neue Pfefferpflanzungen anlegen, die alten Wirtschaftsgebäude wieder aufbauen oder ob sich junge Frauen um den Vertrieb lokaler Produkte widmen (von eingelegten Pfefferkörnern, Maracujamarmelade, selbst gefertigten Armbändern, Halsketten, Petroleumfunzeln etc.). Sie schaffen etwas, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern auch gesehen und – mitunter – gekauft wird. Mehrmals in der Woche erteilen Lehrer aus dem Ort den Frauen, die bereits längst der Schule entfleucht sind, Französich- und Englischunterricht. In Verbindung mit den Geheimnissen des Kellnerns und des Zimmerservice, in die sie eingeweiht werden und die sie umgehend anwenden, erleben sie Bildung als Chance. Perspektiven werden vermittelt, anders als in den übrigen Orten an der Straße weg von der Hauptstadt. Entsprechend anders ist die Stimmung …

... und der "Chef" packt als solcher in der Küche mit an - da wird selbst das Frühstück zum Fest. Dass der Fernsehkoch, in Portugal hinreichend bekannt, einen langen Atem bei der Realisierung seines Projekts haben muss´- geschenkt; dass er ihn hat - lest selbst  ...

(noch ein Eindruck)


Kein Wunder, dass die „Steineklopper“, die den gepflasterten Weg zum Herrenhaus in Stand setzen und für ein Foto posieren  – stolz wie Oskar ob ihrer geleisteten Arbeit sind - schon "zu meiner Zeit" ...


Paar Meter bergab, wo die Ortschaft anfängt, herrscht auch wieder die hinreichend bekannte Atmosphäre. Man(n) hängt rum. Kaum Händler in der viel zu groß geratenen Markthalle, ein geringes Angebot an Gemüse, Obst oder Fisch. Mehl, Konserven, Haushaltswaren werden in Verschlägen vor dem Gebäude feilgeboten. Dem „Branco“ flüstern nicht nur die Kleinen ein fragendes „Dolces?“ zu – Süßigkeiten statt Glasperlen ist also das, was mit fremden Weißen in Verbindung gebracht wird …

Auch wenn’s keine Bonbons gibt, Kind und Kegel möchten gerne auf’s Foto, plauschen aus der und über die Schule gleich nebenan und zeigen einem bereitwillig den Weg hinunter in die Bucht. So landschaftlich schön er sich auch zum Wasser schlängelt, hier wie auch über dem Sandstrand der Bucht schwebt großflächig wieder mal der Geruch von Kacke –
echt Scheiße!!!

Am schmalen Sandstrand, gut durch davor liegende Felsen geschützt, legen die kleinen Fischerboote an. Frauen warten auf den Fang. Schon Kleinkinder, sobald sie sicher auf den Beinen stehen, packen mit an und helfen, die Einbäume auf Rollen aus Baumstämmen über den Sand zu ziehen. Viel dürfte von der Arbeit zwischen Dämmerung und spätem Morgen nicht auf den Steinbänken der Markthalle enden – es reicht wohl gerade mal für die eigene Pfanne.

Der Strand bis zum gegenüber liegenden Teil der Bucht
ist Hauptverkehrsader. Sobald drüben an den Hütten eines der größeren, leicht motorisierten Boote auf den Sand läuft, weicht schläfrige Ruhe eiliger Geschäftigkeit. Benzinkanister werden hin, große Schüsseln voller Fisch her getragen: Die Mole beim Dorf, von der im Reiseführer die Rede ist, existiert nur noch in Betonfragmenten. Was soll’s, um Brennholz zu holen, müssen die Menschen ohnehin ans andere Ende der Bucht laufen …
 

(Fotos: Roça São João)

(Fotos: Fischerort Angolares)

 

 

 

5. Juni 2008

This is the Place ...


… oder?

Wie Porto Alegre zu seinem Namen kommt, wird auch nach dem zweiten oder dritten Blick nicht so recht deutlich. Ernsthaft fröhlich (alegre) wirkt hier im Ort niemand, sieht man einmal vom Schimmer eines Lächelns ab, das eine Drittklässlerin dem „Branco“ verstohlen aus dem dunklen Schulgebäude zuwirft – ein zaghaftes Winken folgt.

Von der Roça auf der anderen Seite des Feldweges künden noch ein grünender Schornstein und paar schimmelnde Außenmauern mit leeren Fensterhöhlen. Wo Platz ist, stehen einfache Steinhäuschen, die sich jeweils einen Teil der Wände des lang gestreckten Gebäudes ausleihen. Unten am Strand drängen sich Bretterverschläge, die eher an Stallungen erinnern als an menschliche Behausungen – toben hier doch mindestens ebenso viele Ferkel zwischen den Stützpfählen wie Kleinkinder.

Nicht nur die trocknenden Wäschestücke, die bereits viel von ihrem Strahlen an die Sonne weiter gegeben haben, auch der aufsteigende Rauch um die Mittagszeit lässt zwischen dem Gewirr der Hütten menschliches Leben vermuten.
Etwas später sitzen Vertreter aller Altersgruppen und (fast) aller Farbschattierungen – WEIß fehlt – unter den Brotfruchtbäumen an der Haupt“straße“, erwidern freundlich jeden Gruß, jede Geste, fragen beiläufig, ob „der Herr hier seinen Urlaub verbringen möchte“, lachen über den eigenen Scherz und wünschen einen guten Weg – niemand bittet um Süßigkeiten oder um eine Limonade …

Im farblosesten, tristesten Ort, den ich bisher auf der Insel besucht habe und dessen „Ecolodge Jalé“ mit den schönsten Stränden (stimmt so) am Ende aller Straßen (nicht nur die Wurst hat zwei ..) wirbt, bemerkt mensch zwar den Fremden, entwickelt jedoch keinerlei Glasperlenreflex.

Am Ortsausgang zeichnet ein Schild die letzte stabile Holzhütte nicht nur als Krämerladen, sondern auch als Rezeption der Jalé Lodge aus, die gut drei Kilometer tiefer im Busch liegt.
Nachdem der Nachbarin gegen eine Colaflasche voller Palmöl eine halbe Tasse Sonnenblumenöl eingeschenkt worden ist, gibt es aus einer anderen Durchreiche in der Wand Auskünfte über die Zimmerpreise, die Kosten fürs Abendessen und den Obulus, der für eine Tour im Einbaum durch die Mangroven zu entrichten wäre. Berücksichtigt man den weniger weiten, doch langen Weg, den der Sprit für den Außenborder zurück legen musste, klingt das Angebot fast verlockend, fast …

Damit der Hüter der Schlafstätten auch weiß, dass man nicht einfach aus dem Busch kommt, sondern an der Rezeption vorgesprochen hat, nimmt man ihm ein geschnitztes Holzkästchen mit, das die etwas skeptische Miene des alten Herrn sofort in ein breites, offenes Lächeln verwandelt. Der Chef vom Dienst will wissen, wie es einem geht, woher man kommt, wo denn die Heimat liegt und ob man zum ersten mal auf der Insel ist.

Dann führt er den Gast über das etwa 50 mal 50 Meter große Areal, zeigt die Inneneinrichtung eines jeden der drei „Bungalows“, weist in die Handhabung der Toilettenspülung ein (zeigt die Stelle, an der sich der Wasserhahn zum Füllen der Eimer befindet) und outet die Dusche als komfortabelste Einrichtung im Camp. Weil Vattenfall den Weg bis hierher noch nicht geschafft hat, muss das ausgediente Ölfass per Handpumpe gefüllt werden, vorher und – am sichersten – randvoll. Hier kippt man sich nicht einfach einen Eimer Wasser über den Kopf …

Weil’s hier so zugenäht einsam ist, das Meer so wunderschön auf den gelben Sand rauscht (bei auflaufendem Wasser donnert es gegen die schwarzen Felsen) und sich der Blick in aller Ruhe zwischen grünen Wogen und grünem Blätterdach entscheiden kann, soll dies der Platz für heute Nacht sein, auch wenn hier alles sehr, sehr öko wirkt …



(Fotos: Porto Allegre und Jalé)

 

 

 

Ein kleiner Schritt ...


… für einen Menschen, auch kein wirklich großer für die Menschheit, doch einer,
der zunächst einmal in eine schöne erneuerte Welt und später von der Nord- zur Südhalbkugel führt …

Nach einer Woche, die mitunter bedrückend deutlich werden ließ, unter welch ärmlichen Bedingungen die Menschen hier leben, ohne dem „reichen Fremden“ oder den „fremden Reichen“ gegenüber aggressiv oder auch nur missgünstig zu wirken, habe ich mich fürs „Wieder Wohlfühlen Wollen“ entschieden - my way of wellness. Die anderthalb Tage in der Ecolodge ließen zwar den Kopf etwas freier werden – die optische Abwesenheit von offensichtlicher Armut hat dabei nicht unwesentlich geholfen – doch nicht frei genug, um meinen Geist nicht nach
komfortableren Bedingungen und größerer Beweglichkeit streben zu lassen.

Also dann, „Move your ass and your mind will follow …“ Ersterer schlägt gleich den Weg zur Ponta Baleia ein, von wo das Boot zur Ilhéu das Rolas ablegt, und letzterer folgt anatomisch zwangsläufig. Es bleibt noch ein wenig Zeit, um nach Porto Alegre auf der anderen Seite der Bucht zu schielen – seltsam, so gottverlassen, grau und hoffnungslos wie noch vorhin sieht der Ort gar nicht mehr aus, eher "authentisch". Was so paar hundert Meter und fünf Minuten ausmachen, wenn der Geist auf den Hintern hört. Na gut, so lange er nicht gleich jedem A… hinterher läuft


Der Bootsanleger auf Rolas gammelt nicht
vor sich hin, die Holzplanken sind nicht verrottet, die ehemaligen Lagerschuppen strahlen nett zurecht gemacht, die Farbe hält und blättert nicht ab, die Menschen am Ufer und auf dem Dorfplatz tragen frisch aussehende Kleidung und der hinlänglich beschriebene Duft ist an den Ufern der Hauptinsel zurück geblieben. Auch wenn Geld vielleicht nicht immer glücklich macht, etwas bewirken tut’s manchmal schon, wenn’s hier noch nicht mal stinkt …

Auf diesem Fleckchen gibt’s jede Menge Arbeit für jeden, nicht nur im Hotelbereich, es gibt keine offen sichtbare Armut und es gibt die Hoffnung, dass das alles auf absehbare Zeit so weitergehen dürfte – soviel zur Perspektive …

Die Menschen hier wirken sehr viel entspannter, scheinen mehr innerliche Spannkraft zu besitzen, schauen einem ganz anders in die Augen, treten viel selbstbewusster auf einen zu und nehmen mir das Gefühl des Be-/Ge-/Erdrücktseins.

Der Wohlfühleffekt stellt sich umgehend ein, auch wenn der Preis in Devisen nicht gerade unerheblich ist, der politische allerdings auch nicht …
Doch das dürfte eine andere Geschichte sein.


(Fotos: erste Eindrücke)

(trägt zum Wohlfühlen bei)

 


 

 

 

6. Juni 2008

Kein Zaun trennt ...

… das im Vergleich zu den kleinen, gepflegten Steinhäusern oder den gut in Schuss gehaltenen Fischerhütten der Einheimischen
luxuriös ausgestattete Hotel vom Rest der Insel. Es gibt kein Tor, an dem ein Watchman den Zugang zur Schönen Neuen Welt kontrolliert; allenfalls am Anleger taucht der Dorfpolizist auf, wenn ein ihm unbekanntes Boot aufkreuzt.
Die meisten Menschen arbeiten hier als Nebenerwerbslandwirte, auch wenn diese Tätigkeit deutlich mehr Kraft kosten dürfte als der Job, den sie im Hotelbereich ausüben.
Weil das Management der einen Hand ein wenig Lohn zahlt und aus der anderen die Früchte der Feldarbeit gegen Entgelt für die eigene Küche nimmt, von Yams über Maniok bis zu Bananen und Papayas, halten die Roleros ihre Insel mit beiden Händen sauber – und frei von Stress.
Dass eine Hand die andere wäscht erklärt, warum Sehenswürdigkeiten zwar auf der schlichten Übersichtskarte eingezeichnet sind, außer dem Hinweis auf die „Marco do Ecuador“ jedoch jegliche Beschilderung fehlt: Wer gerade weder im Hotel noch auf dem Feld zu tun hat, arbeitet als free lanced guide und führt Touristen durchs Unterholz der Plantagen …

Auch ohne Bärenführer ist die Insel einfach zu um- und durchwandern: Verlaufen kann man sich kaum – überall hört man das Rauschen des Meeres, hierhin zurück und der Rundweg, oft ein wenig zugewachsen, kann nicht allzu weit sein. Ernsthafte Gefahren gehen allenfalls von den Kokosnüssen aus. Die können einem im Naturzustand auf den Kopf fallen und auch in der destillierten Version den Gleichgewichtssinn erheblich beeinträchtigen.

Gleich am Hotelrestaurant beginnt der, zunächst noch, "Omaweg". Vom Mirador do Amores aus sieht man viel Meer, viel mehr jedoch auch nicht, von wegen Amores. Durch Palmenhaine, die sich bis zum Rand der Steilküste ziehen und mitunter von Obstplantagen durchwebt sind, schlängelt sich der oft zugewucherte Pfad um die Insel.
Gut, dass es hier keine Elche gibt. Bei den Zentnern gärender und vergorener Kokosnüsse, Papayas und Maracuyas würden sie einem alle Nas’ lang ziemlich alkoholisiert vor die Füße laufen. Dabei ist es schon schwierig genug, die fetten Eidechsen, die sich in Massen tummeln, nicht eines wichtigen Körperteils zu berauben, huschen die doch erst zur Seite, wenn man sie bereits unter der Sohle spürt.

Anders als auf dem Festland, iss ja gut, KollegInnen, São Tomé ist eine Insel, ich weiß, hat man hier die gelben Sandstrände zwischen dem fast schwarzen Vulkangestein komplett für sich – nichts gegen das Teilen, doch bisschen alleine sein ist mitunter auch nicht schlecht.

An manchen Stellen, gut fünfzig Meter vom Strand entfernt, heult und faucht es im Dickicht – eines der blowholes, durch das sich paar hunderttausend Liter Meerwasser zwängen, die sich im Laufe der Zeit einen Weg durchs Lavagestein gebahnt haben.

Gleich vor der Praja do Café liegt der kleine, zugewachsene Friedhof – seit Beginn dieser Vegetationsperiode ist hier noch niemand bestattet worden ...

Böse Zungen behaupten, es habe zunächst den Strand gegeben, wo der Café jedoch Kleinkindern und Schwangeren vorbehalten blieb. Der exzessive Genuss ernst zu nehmender Getränke habe dann dazu geführt, dass manche Genießer nicht mehr im heimischen Bett versterben konnten. Menschen mit etwas mehr Sinn für Pietät (nicht Pietismus ...) hingegen erklären den Grill- und Kochplatz als Raststätte eifriger Friedhofsbesucher, welche an spirits glauben und manchen nicht abgeneigt sind ... Kann so sein, kann aber auch nicht sein.

Nach einigen Metern kommt der Strand der Fischer in Sicht, viel los ist hier nicht (mehr). Dafür sind ihre Holzhäuser gut bevölkert und tadellos gepflegt.

Das Denkmal, das zwar nicht dem Entdecker der Insel, doch einem wichtigen portugiesischem Seefahrer,
Gago Coutinho, nicht so ganz GPS genau auf den Äquator gesetzt worden ist, lockt einen auf einen kleinen Hügel, von dem aus Dorf- und Hotelanlage in aller Ruhe zu betrachten sind.

Tropische Gefühle ob der Düfte, der hohen Luftfeuchtigkeit und des rinnenden Schweißes stellen sich unverzüglich ein. Gäbe es an Ort und Stelle noch einen entsprechenden lindernden Cocktail, könnten paradiesische Zustände wahr werden …

Die lassen sich, etwas weniger exotisch zwar, in der Hotelbar nachholen, bedingt.


(Fotos: rund Rolas)

 
(für diejenigen, die noch immer reif für die Insel sind: Variante bei Sonnenschein)

(die Reiseroute zum Nachfliegen)

 

 

 

10. Juni 2008

Wochenenden ...

… auf São Tomé weisen durchaus ein Stadt-Land-Gefälle auf. Während in den Dörfern an der Strecke reges Alltagsleben herrscht, die Gassen bunt vor Menschen sind
und sämtliche freien Uferflächen längs der Bachläufe von Wäscherinnen und ihren trocknenden Werken gesäumt werden, wirkt die Hauptstadt bereits am Samstagnachmittag deutlich ruhiger. Hier dürften mehr Menschen an die Strände gezogen sein; in den Fischernestern sind sie es bereits die ganze Woche über …

Sonntags gelangt man selbst durch den Markt ohne zu drängeln – dafür fällt allerdings auch das Angebot mengenmäßig etwas geringer aus. Die Straßen liegen, bis auf den Kirchplatz, ziemlich verlassen da. Manchen Kolonialbauten
stünden paar bunte T-Shirts als Farbtupfer vor ihren Fassaden besser, lenkte es doch ein wenig vom blätternden Lack ab.

Auch Erinnerungen scheinen abzublättern, zumindest an ihren steinernen Zeugen. Dabei warten die Exemplare aus der Kolonialzeit (endete 1975 …) zumindest mit etwas beständigerem Baumaterial auf als die aus der Zeit der Befreiung und der Unabhängigkeit. Die Ästhetik, die hinter letzteren steht, kommt uns nicht gerade unbekannt vor und zeitigt den Seufzer:

Bürgerliche aller Länder - schaut weg ...

 in memoriam

Bilderbuchhaft, dafür recht eindeutig und verständlich, sind die Wandmalereien der Gesundheitsfürsorge – künstlerisch nicht besonders wertvoll, doch wenigstens in ehrlicher Absicht ans Volk gerichtet …


Dass die Terrasse des Café Passante am Nachmittag kaum bevölkert ist, dürfte auch eher am Wochenende denn am frischen Ostwind liegen, der die Temperaturen auf unter kühle 25 Grad drückt.
Hier sitzen sonst weniger Hotelgäste als gesellschaftlich arrivierte Einheimische, nicht ganz ohne Einfluss, doch noch nicht zur Crème zählend. Ein Käffchen, die Damen ein Stückchen Kuchen dazu, ein Pläuschchen – man hat gesehen und ist gesehen worden, vielleicht etwas mehr. Den Cognac gibt’s später und aus anderem Anlass …

Vorbei defilieren Leute per pedes, auf dem Fahrrad, dem Moto oder im Auto, die vom Strand an der Festung kommen, nach Hause oder von A nach B möchten, schlicht gucken wollen, vielleicht auch gesehen werden sollten. Im Grunde keine Gegend für corner boys, die
auch sonntags nicht ruhen, ihre polierte Holzschnitzkunst an Fremde zu verhökern. Doch, Respekt, ein unmissverständliches „No fucking business on holy Sundays“ führt zu einem „Excuse me, amigo“ und dem Ende des geschäftlichen Teils.

Typisch für Sonntage ab dem späten Nachmittag scheint, dass Frauen am Lenker oder am Steuer sitzen, während die dazu gehörenden Männer nach hinten oder zur Seite gerutscht sind / werden. Ob’s ursächliche Zusammenhänge gibt … ?

 

Dass die Geschäftswoche wieder angefangen hat, erfahre ich tags drauf durch das: "No Sunday today, what about my wood carving, amigo?" eines fliegenden Händlers. Nett, dass einem hier gewisse Ausrutscher nicht übel genommen werden ...

 


 

 

13. Juni 2008

Das Paradies ...

… liegt, wieder von Berlin aus betrachtet, wohl nicht auf São Tomé – und wenn, dann recht gut verborgen – obwohl sich einige paradiesisch anmutende Fleckchen finden lassen, wo mensch sich sehr wohl fühlen kann.

Vor allem im Süden und Westen begeistern einsame, herrliche Strände; im Landesinnern finden sich urwaldartig bewachsene Vulkankegel und überall trifft man auf friedliche, zugewandte Menschen, die trotz aller Armut keinen Groll gegen ihrer Meinung nach zwangsläufig reiche Touristen hegen.
Auch São Tomé ist keine Derek freie Zone mehr und dass versucht wird, mit Fremden ins Geschäft zu kommen, ist legitim. Doch schlägt einem keinerlei Aggression oder Unmut entgegen, wenn man Angebote ablehnt oder signalisiert, dass man „não interesse“ hat. Das Gespräch reißt nicht ab, die Hilfsbereitschaft und Auskunftsfreudigkeit bleiben – leve leve forever.

Als pauschal gebuchter Gruppenreisender wird mensch überwiegend oberflächliche Kontakte zum „wahren Leben im schönen Fischerdorf“ knüpfen, mithin das plakativ Pittoreske wahrnehmen und genießen – schön, um sich wohl zu fühlen und vor dem Erleben und Erfahren des oft bedrückenden Elends der Einheimischen verschont zu bleiben. Streift mensch hingegen alleine durch die Dörfer oder über die den Siedlungen am Meer vorgelagerten keineswegs einsamen Strände, wird aus dem Erholungs- ein Bildungs"urlaub" – pur …

Den lange gehegten Traum „São Tomé“ hab' ich mir erfüllt – andere müssen ihn nicht unbedingt nachträumen – und ich habe zum Glück noch einige mehr auf meiner „Liste" ...

 

Bis demnächst also ...

panther & co

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

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