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... in Südnorwegen           
 

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Im Lotto gewonnen … 

… haben wir nicht und auf Entzug zu gehen, liegt uns trotz allem fern. Auch sind wir nicht auf „heile Welt“ aus oder „völlig unberührte Natur“, jedenfalls nicht im klassischen Sinn (und schon gar nicht mit dem Anspruch, „das wahre Norwegen“ zu erleben). Wir machen in diesem Jahr einfach mal das, was wir in all den vergangenen Jahren „schon immer mal getan haben wollten“ (aus dem Rheinischen in etwa 1:1 ins Hochdeutsch transkribiert …) und möchten „es“ genießen! Dazu nutzen wir unser Gefährt in der festen Absicht, den Einheimischen trotz unseres (in ihrem Lande) modifizierten Konsumverhaltens nicht weiter unangenehm aufzufallen (Näheres s. Drolshagen, S. 160).  

Mit dem Land im Norden und seinen Menschen verbinden wir weniger Exotisches denn (klischeehaft) Skurriles, „gelassen Nordisches“ und, selbstredend, viel Landschaft, wenn auch kaum mehr unberührte. Zur Vorfreude und der gebotenen Gelassenheit trotz Preisniveaus und Wetterprognosen haben die Ausführungen in der Gebrauchsanweisung nicht unerheblich beigetragen. Ihr werdet erfahren, was uns darüber hinaus auffällt. Alles andere findet ihr dezimeterweise in diversen Bücherregalen und / oder gigabitig im Netz – schaut selbst!

 

(aus dem World Fact Book ...)

(... und von unserem AA)

(Wikipedia meint ...)

(Transparency allgemein und zum Land)

(Human Rights Watch)

(Reisemedizin)

(... zur offiziösen Touriinfo ...)

(... und zu reuber-norwegen - umfassend, werbefrei)

(Reiseinfos zu Südnorwegen ...)

(... und zu Fjordnorwegen)

 

Wir haben vor, ab dem 17. Mai über Hirtshals (Dänemark) und Kristiansand gemütlich ein Stückchen an der Nordseeküste entlang zu reisen und dürften wohl kaum (weniger ist mal wieder mehr) bis Trondheim gelangen - wir sind ja nicht auf der Flucht.

Da zudem Wind und Wetter ebenso wie die Tücken der Technik Mitbestimmungsrechte geltend machen könnten, lassen wir "es" mal auf uns zu kommen.

Allerspätestens Mitte Juli gibt's uns dann wieder zum Anfassen ...

(... und hier gibt maps einen groben Überblick über die zurückgelegte Strecke)

 

 

 

24. Mai 2014

Das Adlernest, … 

… welches als Aussichtsrestaurant auf einem Felsplateau überm Lysefjord klebt und unbestritten beeindruckende Einblicke auf und in selbigen gegen Verzehrgeld frei gibt, sollte sich der Fairness halber in "Geiernest" umbenennen, könnte ein einziger Blick auf die Speisekarte doch bereits eine Bindehautentzündung hervorrufen …

Hier oben, fast am letzten Zipfel des stellenweise um 1000 m steil abfallenden Einschnitts, sind wir nach einer Woche in Norwegen bereits einigen (nicht zuletzt durch Zutun diverser Verlautbarungen unterschiedlicher Reiseveranstalter) Klischees in realiter begegnet: Nach Verlassen des küstennahen, relativ flachen Landstrichs blicken wir aus stolzer Höhe in einen „richtigen Fjord“ wie er im Reiseprospekt abgebildet ist, folgen wir einem Flüsschen, welches sich zwischen abgeschliffenen Felsbuckeln seinen Weg gegraben hat und dessen Ufer Heidekraut, Blaubeersträucher und Krüppelbirken säumen und versuchen, allabendlich ganz diszipliniert ins Bett zu gehen, sobald es dunkel wird – schwierig, weil im „Land der Mitternachtssonne“ das Tagesgestirn erst nach 22:30 Uhr hinterm Horizont versinkt und die Abenddämmerung bereits nach kurzer Unterbrechung ihre Schwester von der Frühschicht begrüßt.

 

Nach einem verlängerten Wochenende bei Angela und Siggi in Wippendorf, das wir zum „Warmlaufen“ in der Langballigau und in der Birk nutzen, bummeln wir nach Hirtshals und genießen die Fortsetzung des frühsommerlichen Wetters.

Das Leben im Strandort dürfte stärker von Feriengästen und der Klientel bestimmt sein, welche auf eine der Fähren nach Norwegen wartet, denn vom lokalen Fischereibetrieb. Vor allem die norwegische Kundschaft wird mit Sonderangeboten an Fleischwaren und geistigen Getränken reichlich bedacht – Preise höher als im KaDeWe übrigens …

Deutlich erholsamer gestalten sich Spaziergänge am Strand und zum Leuchtturm.

(Fotos von Hirtshals) 

 

Dank des „deckassistant“, der uns auf seiner Fjord Cat einweist und dem dafür das Lob gebührt, das er Willi ob fehlerfreien Rückwärtsfahrens zuteil werden lässt, stellt das Einschiffen kein Problem dar.

(Fotos zur Fähre) 

Über den Skagerrak hinweg, auf dem sich kaum eine Welle kräuselt und wo uns nur der Fahrtwind bei Tempo 70 (!) ins Gesicht weht, muss unser vegetatives Nervensystem auf dem Weg nach Kristiansand nichts Außergewöhnliches leisten. Frisch wie der junge Tag werden wir mit unserer gebunkerten Geistigkeit durch den Zoll gewinkt, während das Mobil nach uns dem Zufallsprinzip (?) zum Opfer fällt. Auf dem Campingplatz in Hamresanden stoßen wir darauf, auf die stressfreie Fahrt und auf unseren ersten Abend in Norwegen an.

 

Trotz der günstigen Verkehrsanbindung (vorne die Reichsstraße, hinten die Start- und Landepisten des Regionalflughafens) bleibt die Nacht ruhig. Erst am Morgen hämmert der Regen aufs Dach.

Das hindert uns nicht daran, mit Abweichungen von der Hauptstraße  E 39 – wo immer sie sich anbieten – an der Küste entlang über Søgne und Mandal nach Lindesnes zu bummeln. Bist dorthin hat es auch wieder aufgeklart – und die Fahrbahnen haben ihre Teerdecken wieder gefunden.

(weitere Info zu Mandal)

Die kleinen Ortschaften machen ebenso wie die verstreut liegenden Gehöfte einen sehr gepflegten Eindruck. Sind die Holzfassaden in den Städtchen weiß gestrichen, so halten es die Bauersleut' und die Wochenendler mit dem „typisch norwegischen Rostrot“. Den weit verbreiteten Landschaftsfotos zufolge sind wir hingegen noch nicht in Norwegen: Mit Laubbäumen bestandene Hügel, mal sanft, mal steiler, liefern keine „Wiedererkennungsmerkmale“. Norwegisch hingegen muten die oft einspurigen, unbefestigten Nebenstraßen an, auf denen uns zum Glück niemand entgegen kommt.

(Fotos von unterwegs)

 

Auf dem weitgehend „naturbelassenen“ Campingplatz Lindesnes pfeift uns ein strammer (5 Bft), frischer Wind von der See her um die Ohren und lässt uns auf eine warme Mahlzeit „draußen vor der Tür“ verzichten. Dafür versucht uns die Sonne einmal mehr an der Nachtruhe zu hindern – Dank Merlot gelingt ihr das nur für ganz kurze Zeit. Selbst der nächtliche Regen stört nicht weiter.  

Der macht am folgenden Morgen Pause und ermöglicht somit einen ungetrübten Blick auf Lyndesnes Fyr, den Leuchtturm, dessen Foto in keiner Publikation fehlt und der auf rotem Granit am südlichsten Punkt Norwegens thront. Gusseisern trotzt er seit fast hundert Jahren den Stürmen, welche über die abgeschliffenen Felsen der Schärenküste tosen – also doch in Norwegen, endlich!

(Fotos vom Leuchtturm)

 

Zunächst auf Schleichwegen, später über die R 43, gelangen wir zum Lista Fyr. Hinter dem Hügel, auf dem das Seezeichen steht, weiden Schafe und Kühe im Marschland. 

Nach einem Bummel durchs „holländische Viertel“ in  Flekkefjord, einem einmal mehr sehr gepflegten Städtchen, fast frei von Bausünden, stellen wir uns an einen nahe gelegenen See und genießen die (fast) letzten abendlichen Sonnenstrahlen, welche auf die Voralpenlandschaft fallen. 

(Fotos aus Flekkefjord)

 

Die Nachtschwester sorgt für heftigen Regen, der uns die Strecke über die N 44, den Nordsjøvegen, jedoch nicht verleidet. Auf kurvenreicher, steiler, teils sehr schmaler Straße genießen wir die Tour über Pässe und übers Fjell – eine berauschende Landschaft, die vor allem hinter Ana-Sira fantastische Ausblicke bietet.  

Nach dem „Abstieg“ zum  Jøssingfjord entdecken wir unter einem mächtigen Felsendach die Helleren, zwei schlichte Bauernkaten, eng an die Wand geschmiegt. Dass hier Familien von Ackerbau und Viehzucht glücklich geworden sein sollen, ist kaum vorstellbar. Oberhalb der Siedlung erinnert ein Denkmal an die „Altmark-Affäre“, die der Naziarmee den gewünschten Vorwand lieferte, Norwegen zu überfallen. 

(Fotos zum Jøssingfjord)

 

Über Egersund setzen wir die Fahrt durch ebenes Land mit Kartoffeläckern und Mohrrübenfelder fort, lassen uns von staunenden Kühen auf ihren Weiden bewundern und erreichen unter blauem Himmel Brusand mit seinem langen, weißen Sandstrand und einem Platz gleich nebenan. Wir wollen hier zwar nicht drei Hütten bauen, doch länger als eine Nacht bleiben - ein wenig Ruhe tut gut und die Küste lädt zum Verweilen ein ...

(Fotos aus Sogndalstrand

(paar Bilder aus Brusand)

(Info zur Landschaftsroute Jæren)

(mit google maps bis hierher - nor1)

 

 

27. Mai 2014 

Seine Majestät …

 … der Kjerag erwarten uns. Zunächst führt unser Weg jedoch durch eher flaches Weideland, bevor wir in die Berge steigen und bei Dirdal endlich auf einen der lang ersehnten Fjorde hinab blicken. Hat halt ein wenig gedauert, bevor wir uns „Norwegen wie es im Bilderbuch steht“ nähern. Am Ende des Frafjorden, nachdem wir uns bei Gilja durch den knapp fünf Kilometer langen Frafjordtunnel geboxert haben, klettern wir dann auf eigenen Beinen zum ersten Aussichtspunkt, der den Blick auf den Månafossen frei gibt. 

(Fotos zum Fall ...) 

(... und von unterwegs)

Selbstredend sind wir nicht die ersten und schon gar nicht die einzigen: Wie Fr. Drolshagen bereits schriftlich andeutete, verbringen all die norwegischen Familien und Singles, welche nicht an Stränden weilen, das Wochenende in den Bergen. Mit Kind und Kegel stürzen sich Menschen die Natursteintreppen zum Wasserfall hinauf. Haben wir gestern noch verfolgt, wie sich der Campingplatz in Brusand innerhalb einer knappen Stunde bis auf die letzte Stellmöglichkeit füllte, so stehen wir nun vor voll(endet)en Tatsachen: Nur mit viel Geduld – eine besondere Herausforderung für Willi … - ergattern wir eine passende Parkbucht. Der Blick aufs herabstürzende Nass entschädigt. Nebenbei stellen wir fest, dass „den jungen Norwegern“, kaum dem Krabbelalter entwachsen, Bergziegenhormone ins Blut schießen.

 

Im Hunnadalen begleiten wir auf vier Rädern das Flüsschen gleichen Namens auf seinem Weg durchs Fjell. Trotz karger Vegatation, reichlich nacktem Fels und zahlreichen Schneefeldern finden wir die Landschaft beeindruckend – recht wild, stünden nicht gar so viele recht ansehnliche Wochenendhäuser in den Hängen.  

Dass der Winter gerade erst vorbei ist, zeigen entlang der Hochgebirgsstraße „Lysevegen“ platt gedrückte Altgrasflächen und Schneereste. Ab knapp 700 m ü. NN säumen meterhohe Schneewände die frei gefräste einspurige Straße bis zum Berggasthof "Øygardstøl". Gut 800 m unterhalb der Aussichtsterrasse des Adlernests erkennen wir winzig klein den Campingplatz von Lysebotn.  

Siebeneinhalb Straßenkilometer, unzählige Haarnadelkurven und einen Tunnel später suchen wir uns auf dem Gelände, das je nach Saison von zwei- oder vierbeinigen Schafsköpfen genutzt wird, ein einigermaßen ebenes Plätzchen. Der Blick auf Meereshöhe in den silbern schimmernden Fjord und auf die steilen Bergketten ist fantastisch, gerade auch im Licht der untergehenden Sonne. Bereits vorher, nachdem die letzte Fähre nach Leuwik abgelegt hat, herrscht himmlische Ruhe, untermalt vom Rauschen des Wasserfalls, der gleich neben uns gut 100 m in die Tiefe stürzt.  

(Fotos zu Lysebotn)

 

Am folgenden Morgen plätschert er nur noch vor sich hin und auch die Sonne lässt auf sich warten. Sie erfreut uns erst, nachdem wir zum Adlernest hinauf gekurvt sind und bei noch frischen Temperaturen unsere Wanderung zu seiner Majestät beginnen. Bereits auf den ersten Höhenmetern wird uns warm: Kaum fünf Minuten unterwegs, liegen wir an der Kette, mit deren Hilfe wir uns in Falllinie die Granitbuckel hochhangeln. Sind die anstrengenden Steilstücke geschafft, lauern nach harmlosen Ebenen in Tälern die Reste des Winters: Reichlich Schneefelder, die nicht unbedingt in unserer Schrittlänge gespurt sind, wollen überwunden werden, bevor wir - der Mühe Lohn - von der Kante des Plateaus in die tiefen Wasser des Lysefjords blicken, knapp tausend Meter unter uns.  

(Info zum Kjerag)

Krönung des Ganzen ist der entscheidende Schritt auf den Kjeragbolten, jenen legendären zwischen fast lotrecht abfallenden Felswänden eingeklemmten Stein – atem(be)raubend! 

Der Rückweg gestaltet sich nicht weniger anstrengend, sind die Spuren im Schnee doch aufgeweicht und strömen zahlreiche Rinnsale über den Pfad. Ohne Sonne lief bei denen heute in der Früh nix – erst wohlige Wärme sorgt für das nötige Schmelzwasser … 

Für die nötige Bettschwere muss nach über 600 Höhenmetern niemand mehr sorgen – die letzte Flasche Bardolino trägt nicht unerheblich zur inneren Ruhe bei.

(der Weg zur Bettschwere ...) 

(... und zum Preikestolen)

 

 

29. Mai 2014 

Zwei von über Einhundertfünfzigtausend, … 

 … die sich jedes Jahr auf „das Schwindel erregende Felsplateau über dem Lysefjord hinaus wagen“, reihen sich in strahlendem Sonnenschein in den Pilgerstrom ein, den Preikestolen zu erklimmen. 

Ganz anders als auf dem Weg übers Fjell zum Kjerag führt der Pfad zunächst durch satt grüne Wiesenstücke, maigrüne Birkenhaine und dicht mit Wollgras bestandene Feuchtflächen, vorbei an tiefschwarzen Teichen und Tümpeln mit felsigen Ufern bevor er steinig steil ansteigt.   

Anders auch die zahlreichen Natursteintreppen, die den Aufstieg zwar körperlich weniger anstrengend erscheinen lassen, jedoch höchste Konzentration erfordern, weil jeder Tritt auf Anhieb sitzen muss – mentales Training mithin …   

Und auch die Klientel, die sich auf dem Ameisenpfad zum Touristenmagneten bewegt, ist eine andere: Wandersleut’ sind in der Minderheit. Schulklassen, Großfamilien, Gelegenheitsspaziergänger stolpern mit Smartphone am Ohr und ballsaalkompatiblen Schläppchen an den Füßen zum „Best of Fjord Norway“. 

So erhaben wuchtig der Felsen dann auch über dem Fjord thront und so abgrundtief seine Wände senkrecht ins Wasser stürzen, es fehlen Pommesbude und Kettenkarussel, um den Rummel perfekt zu machen – beeindruckend in jeder Hinsicht. Nachdem die pubertierenden Heerscharen ihre „große Pause“ beendet haben, liegt die Felsplatte zwar nicht wirklich friedlich, doch bedeutend ruhiger in der Sonne. 

Ähnlich angetan wie vom Kjerag, doch deutlich weniger strapaziert beschließen wir einen weiteren gelungenen Tag auf einem weitläufigen Campingplatz

(Fotos vom Preikestolen)

(infos zur Wanderung)

 

 

01. Juni 2014 

Zwei Tage Südtirol, …  

… das  in Norwegen Ullensvang heißt, sind gerade richtig, um uns in der Natur von einer Überdosis Landschaft zu erholen. 

Führt die Fahrt vom Preikestolen bis Sauda zunächst weiter über die Nationale Touristenstraße Ryfylke und dann entlang und, dank einiger Fähren, über zahlreiche Fjorde, die mal mehr und mal weniger breit, mal tiefer und mal weniger tief eingeschnitten sind, so gestaltet sich die Tour über’s Fjell nach Odda spektakulär: Vor einer Woche wegen Schneefalls noch gesperrt, ist die R 520 nun frei gefräst, so dass wir einmal mehr zwischen meterhohen Wänden aus Schnee durch eine spätwinterliche, noch karg und oft schroff anmutende Landschaft fahren, in der bereits erste Frühlingsboten auftauchen. 

Zwischen Seen mit brüchiger Eisdecke leuchten hellgrün einige Birken auf, schimmert frisches Gras zwischen dem Braun des letzten Herbstes, sausen die ersten Rennradler in kurzen Hosen und dünnen Hemdchen die Serpentinen hinunter während die letzten Alpinen ihre Bögli in kurzen Schwüngen hangabwärts ziehen. Und „unten“ im Tal bei Røldal strahlen die Viehweiden voller Löwenzahn. 

(Fotos auf dem Weg nach Sauda ...) 

(... und nach Odda)

(Infos zu den Felszeichnungen in Solbakk)

(noch 'was zur Landschaftsroute Ryfylke)

(wiki zur Stabkirche von Røldal)

(... und allgemein zu Stabkirchen)

(zum Thema Stabkirchen)

 

Von Odda aus umrunden wir nach einem Abstecher ins Buardalen die Folgefonhalbinsel – mal Fjordlandschaft, mal Kalterer See mit Hängen voller Obstspaliere. Übrigens, Tunnel bauen können die Norweger mindestens ebenso gut wie die Italiener: Allein zwei von jeweils über 10 km Länge, Kurven und Wendeln müssen wir von Jondal zurück nach Odda durchfahren. 

(Fotos aus dem Buardalen)

In Lofthus dann, im Zentrum des nördlichsten Obstanbaugebietes – 80% der norwegischen Äpfel und 60% der heimischen Pflaumen werden hier geerntet – stehen wir unter Kirschbäumen, genießen die Aussicht auf den Sørfjorden und schauen der zu, die zwar bereits gegen 21:00 Uhr hinter den schneebedeckten Bergrücken versinkt, doch noch bis kurz vor Mitternacht Leselicht verbreitet.

Das hält uns am folgenden Tag nicht ab von einer Wanderung über den Hausberg Hoven auf schmalen Pfaden zu einem der zahlreichen Wasserfälle, diesmal dem Elevefossen, zu wandern.

(Fotos von der Wanderung)

(Spuren auf google maps - nor2)

 

 

04. Juni 2014

Vom Obstgarten …

weiter ins wilde, zerklüftete Gebirge: Zu einem der schmalen, tief eingeschnittenen Seitenarme des Sognefjords führt auf dem letzten Teilstück die alte Poststraße Oslo - Bergen. Nach einer Landschaft, die eher an die Voralpen erinnert, folgt ab Vinje Alpines. Verläuft der Anstieg zum Berghotel Stalheim mit seinen 10% noch relativ moderat, warten nach bestechenden Einblicken ins Nærøydalen 18% Gefälle und enge Haarnadelkurven. Einmal mehr schätzen wir die Kürze unseres Boxers.

Gudvangen liegt am Ende des Nærøyfjords am Anfang eines langen Tunnels, eingefasst von steilen Bergwänden. Uns reizt nicht so sehr die Wildwestatmosphäre (Tankstelle, Bars, Hotels, Supermarkt) als der malerische Meeresarm, dem wir ein paar Kilometer auf einem recht schmalen Sträßchen und durch einen engen Tunnel folgen, bis wir in Bakka, einem Nest, das nur noch von wenigen Feriengästen, so überhaupt welche dort weilen, bewohnt wird, an einem Bootssteg den Platz für einen „one night stand“ unseres Diesels finden.

Sitting at the Dock of the Bay schauen wir im spätabendlichen Sonnenlicht den Fähren und Kreuzfahrern zu, die dem „Verkehrsknotenpunkt“ entgegen streben und genießen anschließend eine, dem nahen Wasserfall sei Dank, rauschende Nacht. 

(Fotos auf dem Weg nach Gudvangen)

(weitere Infos zum Nærøyfjord)

 

Auf der Fahrt nach Flåm entwischen wir zwischen den Tunneln der Hauptstraße und biegen in ein weiteres (mittlerweile nur noch) Ferienörtchen ab. Unredalen liegt am gleichfalls malerischen Aurlandsfjord und wartet mit Cafés, Lebensmittellädchen und Souvenirshops auf. 

(Eindrücke aus Unredalen) 

(weitere Infos zum Aurlandsfjorden)

Flåm, ein, zwei Tunnel weiter am Fjord gelegen, wird in der Saison von täglich durchschnittlich fünftausend (!) Kreuzfahrern aller Herren Länder heimgesucht, die, Teil des Standardprogramms, mit der zur Legende erhobenen Flåmsbana von Meeresniveau auf über 800m ü. NN gehievt und von Myrdal aus per Bus zurück zu ihren Dampfern gekarrt werden. Auch wir begeben uns auf die Schienen, welche die Bahnlinie von Oslo nach Bergen mit dem eisfreien Hafen am Fjord verbindet. Zweifelsohne zählt die Strecke mit ihren 20 Tunneln, zahlreichen Brücken und einigen Galerien, die sich an die Bergwände schmiegt, zu den Meisterstücken des Eisenbahnbaus. 

(Fotos von der Fahrt mit der Flåmsbana)

(wiki zur Flåmsbana)

(Klick zum Campingplatz)

 

Landschaftlich noch abwechslungsreicher als das Flåmstal mit seinen zahlreichen Wasserfällen, vereinzelten Bergbauernhöfen und steilen, oft bewaldeten Felswänden gestaltet sich die Hochfläche des Hornsnipa. Von Aurland aus, nach einem ausgiebigen Spaziergang durch das Museumsdorf Otternes und der Besichtigung der Steinkirche, nehmen wir den Aurlandsvegen unter die Räder und durchqueren einmal mehr eine Moränenlandschaft, von leicht hügeligen Heideflächen, tief eingeschnittenen Bachläufen und weiten Seen durchsetzt. 

(Fotos von Otternes und der Kirche in Auredalen) 

(Fotos vom Aurlandsvegen)

(noch'n Gedicht zum Aurlandsfjellet)

Auch hier ist der Winter erst seit ein paar Tagen auf dem Rückzug. Im Tal, etwas abseits unserer Strecke, hat der Frühling rund um die Stabkirche von Borgund bereits Einzug gehalten. 

(Fotos von der Stabkirche)

 

Mit Lærdal am Ende des gleichnamigen Fjords erreichen wir eine weitere Siedlung, die ihre Rolle als Hafen- und Warenumschlagsplatz gegen die eines Touristopps getauscht hat – nicht zu ihrem Nachteil: Mit ihren alten, stilvollen Holzhäusern, welche ausnahmslos sorgfältig (und fast denkmalgerecht) restauriert sind, wirkt die Fußgängerzone des Gamle Laerdal ausgesprochen einladend. Paar Meter weiter allerdings, beim Anblick von Supermarkt und Hotelneubau, tränen einem dann einmal mehr die Augen …

Die kriegen im Norsk Villakssenter reichlich zu tun: Gut aufbereitet vermittelt das „Lachsmuseum“ einen Überblick über den Fisch, der als „Wildfang“ einstmals einen Teil des örtlichen Lebens maßgeblich beeinflusst hat - und eine geschönte Fassung zum Thema Lachszucht, ökonomisch sehr einträglich, ökologisch höchst desaströs …

 

 

05. Juni 2014

Ein Gletscher zum Anfassen …

… begegnet uns im Jostedalen. Von Gaupne am Lustrafjord einige Kilometer Wildwasser flussaufwärts zeigt sich, dass „die Norweger“ nicht nur kühn geschwungene Brücken und in sich gewendelte Tunnel bauen können, sondern auch ein Faible für bestechende Museumsgebäude entwickelt haben: Das Beheimsenteret beherbergt Besucherzentrum und Gletschermuseum. Letzteres trägt nicht nur dazu bei, unser Wissen ums gepresste Eis aufzufrischen, sondern bringt uns Lebensbedingungen und –weisen der lokalen Bevölkerung einst und jetzt anschaulich näher. Grauer Theorie werden u.a. durch (an-)fassbare Exponate en passant kräftige Farbtupfer verabreicht. 

Neben schrillem Weiß finden wir leuchtendes Eisblau nach gut einstündiger Wanderung über mehr Stein als Stock entlang des grünlich schimmernden Gletscher(ab)flusses in den Spalten und Grotten des Nigardsbreen. Nachdem glatt geschliffene Granitbuckel, holperige Moränenfelder überwunden und Schmelzwasserrinnen durchschritten sind, stehen wir eine Armlänge entfernt vom Gletscher. Mit uns sind Busladungen an Seniorengruppen und zahlreiche Schulklassen zur örtlichen Attraktion gezogen. Erstere quälen sich zum Aussichtspunkt, die anderen legen Steigeisen an und machen sich klar zur Tour übers Eis. Die Ameisenschar ficht das Jahrtausende alte gefrorene Wasser nicht weiter an – es vermittelt bei allem Knacken und Rauschen etwas Erhabenes, Beruhigendes.

So ganz ohne Jim Beam (anders als seinerzeit am Perito Moreno) verlassen wir den  beeindruckenden Ort, quartieren uns einen Steinwurf weiter auf einem einfachen Campingplatz ein – und lassen es uns mit einem Captain Morgan gut gehen … 

(Fotos vom Nigardsbreen)

(wiki zu Jostedalsbreen)

(infos zum Nationalpark)

 

 

06. Juni 2014

Zu Höherem …       

… schlängeln wir uns am nächsten Morgen entlang des Lustrafjords zur Kirche in Dale.

(Fotos dazu)

Mit dem Anstieg auf die Höhen des Sognefjells setzt leichter Regen ein und verleiht den steil aufragenden, hohen Bergen etwas Schroffes, Abweisendes. (Ent-)Spannender schaut’s auf der Hochebene aus, die sich noch fast völlig schneebedeckt kilometerlang im zarten Nebel erstreckt. Mysthisch wirkt’s, doch hart und rau. Elfen werden hier wohl keine auftauchen, jedenfalls keine jungen, eher schon Trolle – oder, ganz real, kaum haben wir die höchste Erhebung auf der höchsten Passstraße Skandinaviens hinter uns gelassen, Vertreter der norwegischen Langlaufmannschaft, die im Trainingscamp auf der Sognefjellhytta sich und das neue Material testen, um an alte Erfolge anzuknüpfen. 

(Fotos vom Sognefjellvegen) 

Es verbleibt kaum Zeit, um die überwältigenden Eindrücke zu verdauen, die uns diese Landschaft aufdrückt, als sich das zunächst enge, zwischen nackten Felsen eingezwängte Tal weitet und voralpenmäßig grün mit reichlich Frühlingsblumen ausläuft. Hier biegen wir ab und steigen wieder auf: Jotunheimen. Am Ende einer Privatstraße finden wir die „Hütte“ Spiterstulen, ein Refugium, das 200 Gästen (Schlaf-)Raum bietet; kein massiger Unterkunftsklotz, sondern eine Ansammlung mehrerer meist einstöckiger Holzhäuser, welche das weite Hochtal nicht verschandeln. Auch für uns gibt’s ein (Park-)Plätzchen - mit Stromanschluss für den Heizlüfter … 

(erste Eindrücke)

(weitere Infos zu Jotunheimen)

Verabschiedet sich dieser wettermäßig durchwachsene Tag mit Höhensonne und Leselicht bis nach 24:00 Uhr, so empfängt uns der folgende mit einer dicken Wolkendecke und niedrigen Temperaturen. Dennoch schrecken wir nicht davor zurück, zum Svellnosbreen aufzusteigen. Durch Schmelzwasser getränkte Moosfelder, über kleine, karge Weideflächen, große Felsblöcke, angetaute Schneefelder und steile Seitenmoränen höhenmetern wir bis auf einen Grat, wo es uns grad reicht. Wir können den Gletscher klar und deutlich sehen, die aus ihm strömenden Wassermassen laut und deutlich hören, den eisigen Wind an unseren Wangen und sonstwo sehr deutlich spüren – und haben die Nase voll von soviel Natur.

Da Abstiege zumindest im Gebirge meist mühseliger sind als Aufstiege, braucht es seine Zeit, bevor wir uns im Boxer warm lüften und unser Captain die Strapazen später in einem wohligen Licht erscheinen lässt. 

(Fotos zum Versuch ...) 

Das erstrahlt bereits früh am nächsten Morgen und motiviert uns zu einer entspannenden Tour durchs weite Uladal. Zwar hüpfen wir auch hier m(it)unter von Stein zu Stein, prüfen, ob Schneebrücken tragen und unsere Schuhe dicht sind, doch ersparen wir uns Höhenmeter. Abtrainieren ist angesagt.  

(... und vom Schönwetterwandern)

(auf google maps verfolgen - nor3)

 

 

10. Juni 2014

 

„Unendlich“ …

 

… ist nicht steigerungsfähig, alles andere schon, selbst die fantastischen Eindrücke, welche die vielfältigen und auf kurzer Distanz (ab-)wechselnden Landschaftsformen hinterlassen. Immer wieder, oft schon hinter der nächsten Kurve, dem nächsten Tunnel, spätestens nach dem nächsten Pass „sieht Norwegen wieder ganz anders aus“.

Aus dem eher kargen Vilsdalen wechseln wir ins deutlich tiefer gelegene und breitere Leirdalen, mit seinen satten Weideflächen, die sich bis Lom ziehen. Der kleine Ort lebt vom gepflegten Tourismus. Anziehungspunkt dürfte die unbedingt sehenswerte Stabkirche sein. Dass es hauptsächlich der Schnittpunkt von Handelswegen war, welcher den Grundstein zu Übernachtungsmöglichkeiten, Tankstellen und schließlich Supermärkten legte – was soll’s. Trotz zunehmenden Fremdenverkehrs dürfte die Siedlung eher das bleiben, was sie ist: eine etwas aufgeblasene Kreuzung mit zumindest einer belle église - und sich kaum à la Telegraph Road entwickeln.

 

(Fotos von der Stabkirche ...)

 

(... und noch ein wenig Lektüre)

 

Wir folgen dem Tal der Otta wildwasseraufwärts bis uns in Grotli, einem Hotel, das auf jeder Straßenkarte verzeichnet ist, die (auf den ersten Blick) wenig berührte Natur ereilt: Der „Gamle Strynefjellvegen“ ist noch winterbedingt gesperrt. Die Zufahrt zu den unglaublich vielen Edelhütten (erhascht beim zweiten Blick) ist allerdings frei. Bleiben wir also auf der breit ausgebauten Reichsstraße, auf der man "ein rohes Ei rollen" könnte, und lassen uns durch die allmählich auftauchenden immer höheren Berge leiten.

Ab dem Abzweig der „Geiranger-Trollstigen-Touristenstraße“ bewegen wir uns dann wieder im Hochgebirge. An Bergseen vorbei, auf denen noch mächtige Eisschollen treiben, nackte, glatt geschliffene Felsen hinter uns lassend, dieseln wir an der Djupvasshytta abbiegend auf den Dalsnibba, mit 1.500m angeblich der höchste Aussichtspunkt, von dem aus ein Fjord zu bestaunen ist: Der Geiranger liegt tief (auf Meereshöhe) unter uns.

Geduldig zickzacken wir die steile, oft nur einspurig ausgebaute Passage bergab.

 

(Fotos von unterwegs)

 

Entgegenkommender Wochenendverkehr und Busse, welche die Kreuzfahrer vom Fjord zur Aussicht auf ihre Dampfer und andere Sehenswürdigkeiten schippern, machen uns reichlich Zeit.

In Grande, gerade weit genug vom Ort entfernt, um dem Rummel zu entgehen, finden wir einen Platz in der ersten Reihe. Von hier aus bereiten wir uns optisch und mental auf die Fahrt mit der Fähre durch ein Stück UNESCO Welterbe vor.

 

(Fotos vom Geiranger)

 

(... und noch paar Infos)

 

Und es ist wirklich gigantisch, „ … ein eindrucksvolles Erlebnis, durch den schmalen, langgezogenen (!) Fjord mit seinem ruhigen, tiefen Wasser, gesäumt von hoch und steil aufragenden Bergwänden zu fahren, von denen zahlreiche Wasserfälle stürzen.“ (Rau, S. 189) Auch wenn wir ob der  Eindrücke und der Sonne auf der Rückfahrt nicht mehr ganz so aufnahmefähig sind, die winzigen Matten, welche in den steilen Hängen einmal bewirtschaftet wurden und die dazu gehörenden kleinen Gehöfte, die sich einsam und nur schwer zugänglich an die Bergflanken schmiegen, bringen einen schon ins Grübeln, warum sich Menschen über Generationen ein solches Leben – vor allem in den langen Wintern – antaten. Der Abschiedssalut vom Ufer aus und das lang gezogene dreimalige Tuten der „Sea Pearl“ bringen uns in die zeitgenössische Wirklichkeit zurück …

 

(Fotos von der Fjordfahrt)

 

 

 

 

12. Juni 2014

 

Nach einem Ruhetag …

 

… im Parkett vorm Fjord, an dem wir in erster Linie Eindrücke und Gedanken, später auch unsere frisch gewaschene, vom Wind getrocknete Wäsche sortieren, zieht’s uns, dem Regen trotzend, der in der Nacht eingesetzt hat, zu noch mehr Nass: an die Küste – nicht ohne ausgiebig nach Trollen Ausschau zu halten, welche sich links und rechts des Ørnevegen herumtreiben könnten.

Das sich anschließende Hochtal bis Eidsdalen am Norddalsfjorden ist zu lieblich für solche Erscheinungen. Doch spätestens beim Aufstieg durchs Valsdalen, in dem ein reißender Bach über Felsbrocken stürzt und zahlreiche Wasserfälle dem Regen sprühende Konkurrenz machen, könnte einem eines dieser Wesen begegnen. Zwar durchfahren wir zunächst noch „richtige“ Birken- und Erlenhaine, doch bald schon gedeiht nur noch Krüppelgehölz, werden die Felsblöcke mächtiger und lassen schließlich nur noch Heide-, Wollgras- und Moosflächen zu – bis mit der Vegetation ganz Schluss ist.

Und genau dort setzt der Trollstigen ein. Regenschnüre durchwirken den leichten Nebel in dem herben, doch nicht unwirtlichen Hochtal. Die aufwendige, architektonisch gelungene „Aussichtsstation“ zerstreut die Vorstellung, der „Herr der Ringe“ könne gleich um die nächste Felsnase biegen. Der Blick auf das, was kommt, erinnert an die Abfahrt zum Geiranger.

 

(Fotos auf dem Weg zum Trollstigen)

 

(wikivoyage zum Trollstiegen)

 

(infos zu Geiranger-Trollstigen-Touristenstraße)

 

(wiki zur Provinz Møre og Romsdal)

 

Eine Fähre und zwei Fjorde weiter stoßen wir bei Elnesvagen auf die Küste und streifen zwischen Heideflächen und Salzgraswiesen ins Fischerdörfchen Bud, in dem heutzutage feriengästebedingt allerdings mehr Back- als Stockfische rumhängen. Aus der ersten Reihe – ja, auch hier – blicken wir auf Schären, die uns zwar nicht den Wind aus der Dachluke nehmen, wohl aber dafür sorgen, dass die Wellen nur ganz sanft ans Ufer schlagen.

 

Das tun sie auch noch am nächsten Morgen, ohne regnerische Begleitung – wettermäßig nicht die schlechteste Bedingung, den Atlanterhavsvegen unter die Räder kommen zu lassen. Über zahlreiche Nebensträßchen führt diese Touristikroute stets dicht an der Küste entlang durch eine Sammlung fast all der Uferformationen und –vegetation, die uns bisher begegnet sind, Steilküste einmal ausgenommen. Dass auch Stahlbeton Ästhetisches vermitteln kann, ist auf dieser Strecke den ausgefallenen Brückenkonstruktionen zu verdanken. Es drängt sich die Frage auf, ob’s nur am Ölgeld liegt, dass Mensch sich hierzulande so zahlreiche filigrane Profanbauwerke, ob Museen, Besucherzentren, Buswartehäuschen oder Operngebäude in die freie Natur stellen kann …

 

(Fotos vom Atlanterhavsvegen)

 

(wiki über diese Straße)

 

 

 

 

 

13. Juni 2014

 

Und genau hier, ...

 

... in Utheim, einen Steinwurf weit von Kristiansund entfernt, finden wir unseren Umkehrpunkt: So viel freie Natur in relativ kurzer Zeit, immer wieder wechselnde Landschaften, welche sich gegenseitig (mental) in den Schatten stellen, überfordern uns. Die kleinen Grauen sind randvoll, finden keine Worte und erst recht keine Begriffe mehr für sich immer wieder übertreffende neue Eindrücke (außer vielleicht: „Schau mal, wie schön, schon wieder!“)

Höchste Zeit also, zurückzutrödeln, uns von den grün eingezeichneten Straßen und Ortsschildern treiben zu lassen.

 

Und weil ich die Worte, die mir fehlen, um weitere landschaftliche Superlative gebührend zu beschreiben, nicht in anderer Leute Reisebeschreibungen suchen möchte, kommt mir Karl Valentin mal wieder gerade recht.

 

Am Ufer, beim Blick in den Sonnenuntergang hinter den dunklen Bergen überm Romsdalsfjorden, trägt sein Spruch ein wenig zu mehr Gelassenheit bei, gerade auch nach dem Aufreger Niederlande gegen Spanien in der Vorrunde - es weilt eine recht starke niederländische Kolonie auf dem Campingplatz

 

 

 

 

 

 

 

15. Juni 2014

 

Bekanntes …

 

… mag in strahlendem Sonnenschein deutlich gefälliger wirken als im Regen oder in Nebelschwaden. Und die Auffahrt zum Trollstigen gestaltet sich trotz des starken Gegenverkehrs relativ entspannend. Deutlich mystischer und der kargen, schroffen Landschaft eher entsprach jedoch Petrus’ Arrangement beim ersten Besuch.

So erleben wir die Fahrt auf bekannter Strecke nicht nur aus einer anderen Perspektive, sondern auch bei wohlig warmem Wetter.

 

(Trollstigen bei Sonne)

 

Von Stranda gelangen wir über Hellesylt und Stryn wieder einmal durch Hochtäler, die so auch im Schwarzwald liegen könnten oder, später, ein Stück Salzburger Land, nach Oppstryn, unserem Ausgangspunkt für den „damals“ noch gesperrten Gamle Strynefjellsvegen. Am Ufer des Strynevatnet wiegen uns die Wellen sanft in den wohl verdienten Schlaf.

 

 

Auch wenn die Sonne heute ein wenig mit sich geizt, nehmen wir die Gelegenheit wahr, die seit gestern wieder frei gegebene R 258 über das Strynefjell zu erkunden. Ermuntert werden wir von unserem norwegischen Reisemobilnachbarn, der diesen alten Postweg faszinierend findet, „… bei jedem Wetter, auch im tiefsten Winter …“ Doch dann könne man die Strecke nicht mal abreiten.

Und wir fahren wirklich über ein schmales, oft nur einspuriges, über Kilometer hinweg unbefestigtes Sträßchen durch eine wilde, fantastische Landschaft, in der sich Trolle und Elche Gute Nacht sagen – leider nicht am hellichten Tag …

Die ersten Höhenmeter führen noch durch Weideland und einige Obstgärten, bevor uns bis Videsaeter Birkenhaine und Fichten das nötige Grün vermitteln. Bald erreichen wir die Baumgrenze (hier bei 800m ü. NN), oberhalb der selbst Krüppelgehölze nichts mehr zu suchen haben und allenfalls Moose und Flechten die ansonsten nackten Felsen überziehen. Zwischen aufbrechenden Eisdecken, mächtigen Schneefeldern und entlang reißender Bergbäche kutschieren wir am Sommerskigebiet vorbei. Paar einsame Abfahrer schwingen die präparierten Pisten hinab.

 

(Infos zur Strynefjellstraße)

 

(auch wiki weiß was)

 

Ein paar Kurven weiter und einige Höhenmeter tiefer ragen aus den Schneeresten mächtige Felsblöcke. Im Videdalen vor Grotli findet sich dann wieder Bergheide, wirkt die Landschaft weniger schroff, liegen die Seen eisfrei vor uns.

Noch bevor wir die sich immer weiter ausdehnenden Feriensiedlungen (eher Paläste denn Hütten) erreichen, passieren den Drehort von „Into The White“ – und treffen einmal mehr auf Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg.  

 

(Fotos vom Gamle Strynefjellsvegen)

 

 

Weil’s so schön war, nehmen wir dieselbe Strecke zurück und schlängeln uns über Stryn und Loen nach Olden, wo wir in Gryta am Oldevatn, einem kitschig grünen Gletschersee, ein Plätzchen am Ufer finden – mit Blick auf den Verursacher des Ansichtskartenmotivs.

 

(Fotos vom Grün ...)

 

(... und ein umfangreiches "Freizeitangebot" rund um Oldevatn)

 

 

 

 

 

19. Juni 2014

 

Des Kaisers Fußstapfen …

 

… folgen wir, um zu einem weiteren mächtigen Unterhalter des Grüns zu gelangen. Nach gut zehn Kilometern in den Pedalen entlang des Oldevatn lehnen wir die Räder ans Informationszentrum des Briksdalsbreen und nehmen den Weg, den auch der Kaiser einst zu Fuß gegangen sein soll …

Durch Erlenwäldchen, vorbei an donnernden Wasserfällen, erreichen wir im Schongang die Gletscherzunge und finden ausreichend Zeit, bevor eine Gruppe chinesischer Bustouristen reichlich Farbe ins Spiel bringt.

Zeit, den Rückweg anzutreten (im Wortsinn) und sich im Windschatten des Boxers den Sonnenstrahlen auszusetzen.

 

(Fotos vom Briksdalsbreen)

 

Weder das Rauschen des Wasserfalls gleich "hinter der Hütte" noch das mitunter nach herabstürzenden Felsblöcken klingende Donnern des Volsfossen beim Infozentrum (10 km entfernt!) hindern uns an einem tiefen Schlaf.

 

 

 

 

Glück gehabt, …

 

… mit dem Wetter: Unter stark bedecktem Himmel kehren wir zurück nach Olden und folgen dem Nordfjord auf (zurecht) grün gedruckter Strecke nach Westen. In Utvik geht’s für paar Kilometer wieder einmal hoch aufs Fjell; auch wenn noch reichlich Schnee liegt, die Sessellifte haben ihren Sommerschlaf bereits begonnen. Ab Nordfjordeid weitet sich der Fjord zum noch reichlich weit entfernten Atlantik hin.

Ab Einerhaug folgt mit der R 618 eine meist recht schmale Straße den Windungen des Moldefjords bis Selje. Hier steigt ein einspuriges Asphaltband von Null auf Fünfhundert ü. NN – Fjell vom Feinsten. Auf der anderen Seite geht’s ebenso steil bergab zum Vanylvsfjorden, den wir irgendwann einmal Richtung Vestkapp verlassen, um nach zahlreichen Windungen schließlich auf einer Zumutung, welche sich am Hang entlang schlängelt, zum Vestkapphuset zu gelangen. Bis dorthin schaffen wir es heute nicht mehr, am Parkplatz ist Schluss – und vom Huset nix zu sehen: So sehr der Wind auch tost, die tief fliegenden Wolkenfetzen vertreibt er nicht. Hin und wieder schimmert eine Ahnung von Schafen oder ein Hauch von Grasland durch die Waschküche.

Abseits der Straße finden wir auf einem Stück Feldweg in einer Kurve ein Plätzchen für die Nacht, mit freiem Blick aufs verhüllte Kap und freien Blicken der wenigen vorbeifahrenden Dorfbewohner ausgesetzt.

 

Auf Regen folgt Sonne – am nächsten Morgen; und mit ihr die Chance, doch noch ein Stückchen Atlantik zu erhaschen. Schaffen wir – schaut selbst

 

(Vestkapp für Seebären)

 

(mit google maps dort hin - nor4)

 

 

Auf derselben Route kehren wir zum Nordfjorden zurück, begegnen beim Übersetzen von Måløy nach Oldeide Berghängen, die an Neuseeland erinnern und landen nach einigen Irrungen und Wirrungen ob eher auch auf den zweiten Blick hin abweisenden Campingplätzen in Vassenden auf dem, den wir uns vorstellen. Im strömenden Regen eröffnet sich von unserem Logenplatz auf einer Terrasse ein trockener Blick auf die Angler, die im wilden Bach stehen und es sich ungerührt in die Hose tropfen lassen.

 

 

 

 

22. Juni 2014

 

Rosa …

 

kann auch mal schwarzweiß daherkommen – doch davon später. 

Weil man bei den Bindfäden, die es heute regnet, selbst einen Angler nicht in den Bach schicken würde, boxern wir uns von unserem Feldherrenhügel über Moskog (kein Schreibfehler …) auf die R 13, die Landschaftsroute Gaularfjellet. Bei Vik lässt der Regen nach, just als wir ins Tal des Gaularvassdraget biegen.

Und hier wird’s noch mal richtig spannend: Die Straße steigt von 100m auf über 800m ü. NN und führt noch einmal durch sämtliche Vegetationszonen dieser Breiten. Na gut, Kirschbäume fehlen im Sortiment; dafür gibt’s später dann reichlich „Moos und Flechte“ und noch später gar nix mehr.

Auch der Fluss tost weiß über Stromschnellen und Wasserfälle durchs enge Tal, wenn er sich nicht gerade in einem der zahlreichen Seen ein wenig Ruhe gönnt.

Der ein oder andere Halt ist trotz bedeckten Himmels und teilweise diesigen Wetters geboten, um diese wilde Landschaft zu genießen und einige Schritte auf dem Fossestien das stürzende Wasser zu begleiten.

Hinter der Passhöhe, nicht weit vor Ulvastad fällt die Straße, sich eng am Berg windend, steil auf Meereshöhe ab.

 

(paar Eindrücke)

 

(... und zum Fossestien)

 

 

Nach so viel Natur darf es nach dem Übersetzen über den Sognefjord bei Dragsvik ein wenig Kultur sein. Auf einem Hügel bei Vikøyri, unweit von Vangsnes, lassen wir uns von der Hopperstad Stabkirche, einer der ältesten im Land, beeindrucken, bevor uns das Vikafjell auf unserem Weg nach Voss mal wieder „rein natürlich“ in seinen Bann zieht, auch wenn es hier nur Gegend gibt, welche noch immer unter einer dicken Schneedecke liegt, die erst unterhalb von 300, 400 Metern dem/den Strahlen der Sonne erliegt.

 

(Ganz so weiß sah's auf dem Vikafjell nicht mehr aus ...)

 

 

Wie vor fast drei Wochen zieht uns nichts auf den Campingplatz in Voss. Also zweigen wir von der E 16 hinter Bulken auf ein Nebensträßchen ab, welches sich, na klar, eng, was sonst, in die Berge windet und uns durch lockeres Erlen- und Birkengehölz an den Hamlagrøvatnet führt, direkt zu Rosa: Einen Steinwurf weit vom Ufer weidet sie mit ihren jüngeren Schwestern in der Abendsonne und stört sich nicht weiter daran, dass wir das einzige ebene Fleckchen Grasland mit unserer fahrbaren Behausung besetzen.

 

Bis hierher hat sich der Himmel von Wolken ziemlich frei gemacht und lässt der Sonne ihren Lauf - Idylle am See bei Pasta und Feierabendbier zwischen Kuhfladen und Rindviechern, akustisch begleitet vom Meckern empörter Rabeneltern und Kuhglockengebimmel – dafür lass ich doch jede Oper sausen …

 

 

 

 

Die Stadt im Regen …

 

… können wir drei Tage lang bei herrlichem Sonnenschein erleben, nachdem wir Rosa und ihre Schwestern verlassen und uns durch ein weiteres wildes Tal, Bergsdalen, zurück auf die E 16 gewunden haben, um in Haukeland, kurz vor Bergen, einen angenehmen Campingplatz, erste Reihe ist angesagt, mit Busanbindung zur alten Hansestadt aufzutun.

 

Nach so langer Zeit in der Pampa tut es gar nicht mal so schlecht, Großstadtluft zu schnuppern; nicht erfrischend zwar, der (Auto-)Abgase wegen, doch höchst frisch: Ungeachtet der Sonne, die sich wirklich alle Mühe gibt, weht ein kühler, oft schneidender Wind vom Meer her über die Schären und erzielt bei uns ähnliche Effekte wie seine Kollegen vom Fjell.

Die Einheimischen hingegen scheint er kaum zu beeindrucken. Sommerlich kurz und ausgesprochen modisch gekleidete Frauen aller Altersklassen bummeln durch die Straße, flanieren an der Bryggen, schlürfen ihre Cocktails in Straßencafés und –bars, die so, vielleicht mit etwas anderem Mobiliar ausgestattet, auch in Nizza oder Barcelona stehen könnten. Nein, in Prenzlberg ganz sicher nicht!

Die Männer, nicht gar so elegant, doch mindestens so kurz gekleidet, halten ihre Piquéshirts an der Kaimauer in die Sonne, während sich bei Willi die Gänsehaut durch den Fleecepulli nach außen drückt. Gewiss, Gewohnheitssache, doch für so lange können wir es uns nicht leisten, hier zu verweilen, hätte die Bedienung am „Tisch draußen“ doch gerne mal 12 (zwölf) Euro für ein Glas Tafelwein. Hier springt uns Selbstversorgern, die vor Wochen niederländisch bepackt eingereist sind, wieder einmal eine der Folgen des hohen Einkommensniveaus in diesem Land ins Auge. Doch das ist eine andere Geschichte …

 

Auf Spuren der Geschichte, meist sorgsam restauriert, oft fein herausgeputzt und fast immer recht gut dokumentiert, stoßen wir beim Schlendern durch die historische (Alt-)Stadt an allen Ecken. Zwar haben sich Bausünden selbst unter, bzw. hinter die Giebelhäuser der „Pfeffersäcke“ aus Hanse- und Folgezeiten geschummelt, dürfte viel „Mittelalterliches“ nach den zahlreichen Bränden (wieder) so aussehen, doch nicht so sein, und zeugt Stahlbeton neben Art Déco nicht unbedingt von architektonisch ästhetischer Glanzleistung, doch überzeugt das recht geschlossene Stadtbild. Und wohl fühlen können wir uns zwischen den Mauern und in den Straßen ob der freundlichen und stets zu Auskünften bereiten Locals allemal.

Kultur hätte hier ob der zahlreichen hoch gelobten Museen wieder einmal eine Chance, doch macht die Sonne sie zunichte: Auch wenn’s draußen kühl zieht, zieht’s uns bei dem Licht nicht in Austellungen. Vielleicht kommen wir mal an einem Regentag wieder …

 

(Eindrücke aus der alten Hafen- und Hansestadt)

 

(wiki zu Bergen, Sehenswürdigkeiten eingeschlossen)

 

("Offizieller Guide": visitbergen)

 

(etwas versteckt, doch sehr empfehlenswert: Lepramuseum)

 

(Übersicht der Museen)

 

 

 

 

Zurück zur Natur …

 

… wird nach dem „Großstadtintermezzo“ nicht zwingend unsere Losung, doch kosten wir gerne auch die Strecken entlang kleinerer Nebenarme größerer Fjorde aus („einfach nur gucken“), bevor wir bei Norheimsund auf den Hardanger stoßen. Gegenüber liegt Jondal; vor gut drei Wochen haben wir diese Landschaft aufgesaugt – nun finden wir sie „ganz schön“. Gut, unsere Entscheidung, Norwegen ausklingen zu lassen. Vielleicht haben wir während der letzten Wochen zu viel zu Schönes gesehen und gespürt als dass wir diesen fantastischen Landschaften noch die gebotene Aufmerksamkeit und die angebrachte Bewunderung entgegenbringen können. Zeit, mal wieder um die Krumme Lanke zu gehen.

Doch zuvor steht die Landschaftsroute Hardanger an. Der Hardangerfjord entlockt uns schon noch einige „Aahhs und Oohhs“. Und wir können durchaus die schmale Straße über Espeland nach Ulvik genießen, die wir heute in umgekehrter Richtung fahren. Auf dem Campingplatz dieses verträumten (nicht verschlafenen) Ortes – wie gehabt in der ersten Reihe am Fjord – lassen wir die zahlreichen Kurven ausklingen.

 

 

 

 

25. Juni 2014

 

Wasserfälle …

 

… hatten wir bisher reichlich, und immer war einer höher, breiter, tosender als der andere, was dazu führte, dass wir keinen mehr fotografierten, so imposant er auch aussah. Der Vøringsfossen gibt sich, vom Fossli Hotel aus betrachtet, recht ansehnlich und liefert den Anlass zum ersten Stopp, nachdem wir uns von Ulvik aus am Osafjorden entlang zum Eidfjorden geschlängelt haben. Doch unser erster Eindruck von vor vier Wochen bestätigt sich: Das Spektakel wird gehypt – wahrscheinlich, weil es verkehrsgünstig an der R 7 und nur einen Katzensprung vom Hafen der  Kreuzfahrer in Eidfjord entfernt liegt.

 

(paar Bilder dazu)

 

 

Genau diese alte Poststraße führt uns nach Osten durchs Måbødalen auf die Hochebene Hardangervidda. Dieses stark zerfurchte Plateau oberhalb der Baumgrenze mit seinen zahlreichen Bächen und Seen und der kargen Vegetation ist auch wieder so eine Gegend, in der einem eher Trolle denn Elfen begegnen. Doch zumindest erstere scheuen das helle Sonnenlicht. Und genau das begleitet uns während der gesamten Fahrt auf der Landschaftsroute Hardanger. Die Aus- und Überblicke von Halteplätzen und Hügeln verlocken zumindest zu Spaziergängen, auch wenn mensch morgens bereits sieht, wo er abends sein Bier trinkt. Leider haben wir keine Gummistiefel dabei: Zwar liegt kaum noch Schnee auf dem Heidegrund, doch ist der Boden noch tief vom Schmelzwasser.

 

Da schauen wir uns lieber ein wenig abseits von Geilo die Kirche in Hol an – mit festem Boden unter den Füßen.

 

(Fotos von der Kirche)

 

Nach einem gewaltigen Umweg durchs Rukkedalen, der ob der beeindruckenden Landschaft den Dieselverbrauch mehr als wert ist, finden wir in Dagali am Numedalslågen einen ruhigen Campingplatz - keine Selbstverständlichkeit, hier, wo die Ferienhüttendichte einmal mehr ganz enorm ist. Nach dem, was uns an Freizeitvillen, Anglerlodges etc. bisher so alles ins Auge gefallen ist, verfügt jeder erwachsene Norweger über mindestens zwei Hytta (um ein weiteres Klischee in die Welt zu setzen ...).

Diesen Eindruck bestätigen die unzähligen Siedlungen entlang der Nebenstraße durchs Smådøldalen, welche heftige Narben in der Wald- wie in der Fjelllandschaft hinterlassen - sicher, die Anfahrtszeit aus dem Großraum Oslo hält sich in Grenzen.

 

Und vielleicht endet die Pflege von Traditionen (wie dem Erhalt alter, aus großen Stämmen errichteter Speicher) an den Grenzsteinen des eigenen Grund und Bodens ... Fast auf jedem Gehöft, so sehr es auch modernisiert sein mag, finden sich im Telemark diese archaisch anmutenden Gebäude in (fast) allen Größen. Auch auf dem Gelände der Stabkirche von Uvdal stehen markante Exemplare.

 

(Fotos von den Gebäuden)

 

 

Durchs Numedal folgen wir auf (Ab-)Wegen den langgestreckten Seen bis Veggli, queren auf einer privaten Mautstraße das südliche Hardangervidda und finden südlich von Hovin in Blefjell einen Platz mit zahlreichen Dauercampern - und genau der Stelle in der ersten Reihe am Seeufer, die auf uns zugeschnitten ist.

 

(mit google maps bis hierher - nor5)

 

Da wir nicht so die rechte Lust aufs Wasserwandern entwickeln können, die fahrradkompatiblen Wege durch Hüttensiedlungen verlaufen und die Hauptstraße relativ stark befahren ist, verzichten wir auf einen weiteren Tag an "Ort und Stelle" und nehmen lieber einen Umweg durchs (besser: übers) Tuddalsdalen in Kauf, um uns den Gaustatoppen einmal aus der Nähe anzusehen.

 

(Fotos von der Tour)

 

Nun gut, bis auf den Gipfel haben wir es nicht ganz geschafft - zu steinig der Pfad fürs falsche Schuhwerk, doch wieder mal Fjell mit herrlichen Seen vom feinsten. Und nach der steilen Abfahrt in die Stadt, in die des winters keine Sonne fällt, finden wir etwas außerhalb ein großzügiges Plätzchen, von dem aus wir zumindest die Sonnenstrahlen auf den Berghängen genießen können. Kein rauschender Wasserfall in dieser Nacht, allenfalls paar vorbeirauschende Lkws, die wir als Städter jedoch geflissentlich überhören ...

 

 

 

 

 

28. Juni 2014

 

Den stärksten Blitz, …

 

… der auf Erden zu schaffen war, wünschte sich Sam Eyde angeblich, nachdem er die Rechte am Rjukanfossen 1903 erworben hatte. 1907 wurde beschlossen, Fabriken zur Herstellung von Salpeter und Kunstdünger sowie Wohnkomplexe mit der nötigen Infrastruktur (für die anzusiedelnden Arbeiter) zu bauen – in einem Tal, das für sechs Monate im Jahr keine Sonne sieht. Und genau so wirkt die Retortenstadt Rjukan noch heute, im Sommer, bei dichtem Regen.

 

Ich möchte da nicht tot überm Zaun hängen, auch wenn die Landschaft zehn Kilometer weiter und gut 1200m höher spektakulär ist, die wir mit eigenen Augen am Vortag durchfahren haben. Dennoch ist dieser Ort – von wem auch immer – ausgeguckt worden, um (sehr subjektiver Eindruck) zumindest optisch auffallend viele Migranten äthiopischer, eritreischer, somalischer Provenienz hier anzusiedeln?, unterzubringen?, zwischenzulagern? oder? – ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt …

 

Nun ja, selbst die Häuser der einfachen Arbeiter verfügten angeblich bereits über Innentoiletten, und als das Geschäft so richtig brummte, wurde die Krossobahnen gebaut, eine Seilbahn, welche die Locals seit 1928 winters der Sonne näher brachte – sie fährt noch heute, auch dann, wenn letztere nicht scheint …

 

Seit Herbst 2013 ist die Idee des Herrn Eyde, Sonnenlicht per Spiegel ins Tal zu befördern, realisiert. Schmucke Bänke und rollatorgerechte Ebenen wurden auf den 600 Quadratmetern angelegt, auf die das Sonnenlicht fällt, so seine Urheberin denn nicht durch Wolken behindert wird.

 

 

Im (Dauer-)Regen fahren wir durch Wald, Feld und Flur bis Åmot, von wo aus wir grün Gedrucktem einmal mehr hoch aufs Fjell mit seinen blühenden Moosbeeren und glitzernden Seen, jawohl, die Sonne hat (doch noch) zu uns zurück gefunden, folgen - bis Hovden. Der Ort stellt in schneefreier Zeit seine Narben in den Hängen der Winterskigebiete recht unverblümt zur Schau. Ein wenig abseits am Hartvatnet finden wir ein sonniges und windgeschütztes Plätzchen, das uns ein wonniges Verweilen auch über Nacht ermöglicht.

 

Auch wenn morgens gegen zehn die Bürgersteige noch hochgeklappt sind, geben die Angestellten der Touriinfo freundlich und bereitwillig Auskunft, blättert der Bankomat einem die gewünschte Summe an Kronenscheinen in den Schacht, blinzelt auch mal die Sonne hervor.

Das Setesdalen wartet auf uns - ein landschaftlich ausgesprochen schönes, abwechslungsreiches Tal; mal schmal wie eine Klamm, mal weit mit ausgedehnten Weideflächen, zwischen reißendem Bergbach und trägem Fluss schwankend, Fichten-, Erlen- und Birkenhaine bietend, auch schroffe, abgeschliffene Felswände, über die Wassermassen strömen - eigentlich die perfekte Einführung in die Vielfalt, die mensch in Südnorwegen erwartet. Wir lassen unsere Reise hier ausklingen, auch nicht schlecht ...

 

In Neset, am Byglandsfjord (der allerdings "nur" ein See ist), gibt's auf einem gemütlichen Campingplatz ein nettes Fleckchen in der ersten Reihe.

 

(wiki zu Setesdal)

 

(Rustikales aus Rygnestadtunet)

 

(... und paar Infos dazu ...)

 

(paar Bilder vom Campingplatz)

 

 

Im Windschatten unsere Gefährts finden wir die Muße zum Entspannen, genießen den Blick über den See und nehmen nach zwei Nächten vor Ort im Licht des späten Abends Abschied von einem Land, das uns vor allem durch seine Landschaften faszinierte.

 

 

 

 

30. Juni 2014

 

Einen Abgesang auf Gegend …

 

… eröffnet die Strecke auf der R 9 nach Süden, vor allem, wenn man den Abstecher nach Røyknes zum Endpunkt der Setesdalbahn wagt. Mal wieder ein schmales Sträßchen, welches durch eine liebliche Landschaft zum sonntäglichen Treffpunkt von Dampflokfans führt - und auch uns gebührend belohnt.

 

Die Fahrt nach Kristiansand gestaltet sich völlig unkompliziert und die Stadt lädt zu einem entspannenden Spaziergang über die Strandpromenade ein, bevor uns diesmal ein Fährschiff der Colour Line schluckt.

 

Wie rasch sich "Dinge" ändern zeigt sich, als wir beim Stande von 1:0 für Mexico in der siebzigsten Minute ins Fahrzeugdeck hinabsteigen und beim Endergebnis von 2:1 für die Niederlande auf dem vertrauten Campingplatz in Hirtshals einchecken. C'est la vie ...

 

(nicht nur für Liebhaber von Dampfeisenbahnen ...)

 

(google maps, die Letzte - nor6)

 

(und nochmal zum Nachfliegen)

 

 

 

Nach Verschnaufpausen in Hirtshals und in Wackerballig (in der Geltinger Bucht), während der sich so Einiges an Eindrücken setzen kann, kehren wir zurück in heimische Gefilde. Zur rechten Zeit, da sich auch hier die Sonne wieder gegen die Wolken durchsetzt und für sommerlichen Temperaturen sorgt, welche wir unterwegs doch verschiedentlich vermisst haben.

Auch wenn's uns abends ob des steten, kühlen Windes oftmals in unser Kunststoffgehäuse getrieben hat, steht für uns fest, was wir bereits vor der Reise ahnten:

 

Norwegen ist mehr als eine Reise wert ...

 

 

 

 

 

Bis demnächst

 

panther & co