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... in Myanmar (Birma)

                            ပြည်ထောင်စု သမ္မတ မြန်မာနိုင်ငံတော်

Glossar

Diese Seite wird seit dem 09.10.2016 nicht mehr aktualisiert ...

 

Sollen wir oder sollten wir besser nicht??? 

Seekirchener Kreise, die in den Neunzigern das Land bereisten, haben uns bereits in Patagonien überzeugend vorgeschwärmt, dass Birma „… das Land ist für Euch und Eure Art des Reisens!“ Damit war der Floh im Ohr aufgeschreckt. 

Die, nun ja, nicht ersten „demokratischen Wahlen“ im Lande und die für uns unwägbaren innenpolitischen Folgen lenkten unseren Weg zunächst nach Laos und Kambodscha – im vergangenen Jahr. All die Menschen, die wir während unserer  Reise dort getroffen haben und die „gerade aus Myanmar“ kamen oder „Jahre zuvor vor Ort gewesen waren“, zeigten sich begeistert und rieten uns, so bald wie möglich dort hin zu fahren, bevor „es wird wie Vietnam“ … 

Grundsätzliches gab es zu diesem Zeitpunkt für uns nicht mehr zu entscheiden: Die im Lonely Planet (und nicht nur dort) formulierten Überlegungen hatten wir bereits durch dekliniert, inhaltlich übereinstimmende Aussagen von Kubanern, Vietnamesen, Libyern und von all denen, die zwar nicht in forma, doch de facto in totalitären oder in Systemen leben, die ihr Verhältnis zu den Menschenrechten nach Belieben ökonomischen oder "Sicherheits"interessen unterordnen - Wem untersteht noch mal Guantanamo? - im Ohr: „If you don’t come to our country, you cannot help us ... Tell your people what you see, how we live and how we do!“ 

Werden wir, versprochen …

… auch wenn uns das nicht allzu einfach gemacht werden dürfte – zeitnahe Informationen sind ob des eher eingeschränkten Internetzugangs nicht unbedingt gewährleistet und in wie fern das innenpolitische Klima bereits öffentlich kontrollierte Offenheit jenseits zeitgenössischer politischer Kosmetik hinter vorgehaltener Hand zulässt, warten wir mal ab. Ab Anfang Dezember erfahrt Ihr mehr, hoffentlich …

Werft zur Einstimmung schon mal einen Blick ins Archiv der Süddeutschen und - fast zwanzig Jahre älter - auf eine SPIEGELreportage von Tiziano Terzani ...

Wir wollen am letzten Tag im November ohne witterungsbedingte oder sonstige Widrigkeiten stressarm nach Bangkok gelangen, um nach einer Übernachtung in Flughafennähe am 02.12. in Yangon den Einreisestempel einzufangen, dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen und uns nicht all zu sehr daneben zu benehmen. Und wir schaffen das, wir sind ja noch jung ...

 

(Aktuelles aus dem World Fact Book)

(Was das AA zu unserer Reise meint ...)

(... und die Reisemedizin empfiehlt)

(tourism watch)

(bewaffnete Konflikte im Land)

(im Rück-SPIEGEL: Was sich wie verändert ...)

(amnesty international zur Situation ...)

(... und International Crisis Group)

(Reporter ohne Grenzen)

("Lass uns die Reise beginnen")

(wikipedia zu Myanmar)

(NZZ Reportage)

(tourism watch Juni 2015)

(Literatur zum Einlesen)

 

 

 

War leider nix ...

mit Anfang Dezember: Zwar äußern sich die Einheimischen, mit denen wir intensiver ins Gespräch kommen, auch in der Öffentlichkeit durchaus kritisch über Gott, die Welt und vor allem ihre alten wie neuen "Great Leaders", doch hält die digitale Kommunikationstechnik nicht ganz Schritt. E-Mails ohne großen Anhang lassen sich abrufen und verschicken, ohne dass Willi die Barthaare deutlich länger werden. Heruntergebrochene Bilder über picasa hoch zu laden oder gar auf den Server zu gelangen, erfordern hingegen ein Quantum an Geduld, das er vermutlich erst als Asche aufbringen dürfte. Wie mit dem Lieben Gott hat er halt auch mit Buddhismus wenig am Hut ...

 

(unsere Reiseroute vom 2. bis 28. Dezember - erste Etappe)

 

 

Yangon ...

hat mit uns ein ähnliches Problem wie seinerzeit Brandenburg a. d. Havel: Es müssen Jahrzehnte vergehen, bevor sich der Ort vom Stadtbild her einen Platz in unserem Herzen erobern kann. Dem Morbiden wohnt eben nicht per se der Charme inne, welcher beim Anblick bröckelnder Fassaden, Schimmel befallenen Mauerwerks, schiefer Wände oder architektonischer Ensembles, die mal bessere Zeiten gesehen haben, venezianische Beglückung oder, wie beim Schlendern durch die Altstadt Havannas, hoffnungsschwangere Seufzer auslöst.

Ob leere Fensterhöhlen, morsches Dachgebälk oder abgeranzte Aufgänge dem über Jahre hinweg surreal existierenden realen Sozialismus oder der „Un-splendid Isolation“ des Militärregimes anzulasten sind, sei dahin gestellt. Im Laufe der  Zeit hat chinesisches Kapital nach dem Coca Cola Deal – alles andere als Ping Pong mäßig (es gab und gibt Matchbälle nur für den großen Nachbarn) – Baulücken geschlossen, fünfstöckige Wohn- und Geschäftshäuser mit verspiegelten Glasfronten in den Straßenzügen erstellt und den Handel (gerade auch mit Waren, die dem Boykott unterliegen) fest in die Hand genommen.

Die Beschaffenheit der Gehwege wertet Spaziergänge zu Geländetouren auf, der Fahrbahnbelag erinnert an die Phase, da unsereiner den "Aufschwung Ost" vornehmlich über die Abzüge des Solizuschlags wahrgenommen hat. 

Weil die Geschäftsräume klein und die Werkstätten eng sind, spielt sich ein großer Teil des Berufslebens wie des Gewerbes auf öffentlichem Straßenland ab: „Damespieler“ zocken auf dem Gehweg neben einem Grobmechaniker, der Zylinderkopfdichtungen nach Schablone ausschneidet, und den Jungs, die alle möglichen gebrauchten Gewindestangen im Petroleumbad reinigen. Private öffentliche Telefonzellen bestehen aus Kunststoffsitzmöbeln, welche um einen winzigen Tisch gruppiert stehen, der vier, fünf klassische Telefone (Schnurverbindung) trägt. Wer hier fernmündlich kommuniziert, erzählt alles öffentlich – und erfährt vieles …

Verhungern oder Verdursten sind in unserem Viertel ob der zahlreichen privaten Essensstände (Muttern bereitet vor aller Augen zu – und kocht selbst, wie bei Muttern eben) schlichtweg unmöglich. Ein spilleriges Männchen, das besser sein eigener Kunde wäre, stellt die richtige Mischung Trockenmilch her und der Dealer für Betelnüsse sorgt für die nötige Dosis in der gewünschten Geschmacksrichtung. Ihr ahnt, die Menschen hier sind bereits tief in unserem Herzen angekommen ...

Sie nehmen uns als Fremde wahr, nicht mehr und nicht weniger. Einige, des Englischen mächtig, knüpfen freundlich ein Gespräch an – aus menschlichem Interesse, nicht des business wegen (was sollen wir schon mit Gewindestangen …). Aufdringlich sind weder die Ansichtskartenverkäufe-rinnen vor der Sule Pagode noch diejenigen, welche Blumengebinde für den Buddha an die Frau bringen wollen; nicht einmal die illegalen Geldwechsler nerven ernsthaft.

Situationen, in denen unsere Hände zum „Geldfach“ in der Hose zucken oder in denen wir uns Uniformen herbei wünschten, bleiben uns bis dato erspart – und daran muss sich auch nichts wirklich ändern. Übrigens: In der Stadt nehmen wir so gut wie kein Militär und nur sehr wenige Polizeikräfte wahr. Private Wachdienste hingegen sind nicht nur vor Banken gefragt ...

(weitere Infos zu Yangon)

(Fotos zum ersten Eindruck ...)

(... und bei der Arbeit)

 

 

Auf der Ringbahn 

einmal um die Hauptstadt – der Menschen, nicht der Landschaft wegen. Hier ist allein der Weg das Ziel! 

Vom aus der Distanz arg pompös wirkenden Hauptbahnhof, der bereits vor dem Betreten auf die Größe seiner maroden Bausubstanz zusammen schrumpft, fährt der „Circle Train“ einmal mit der Kirche ums Dorf. Hilfreiche, des Englischen nicht mächtige Finger weisen uns den Weg zu „plattform 75“, wo ein netter Fahrkartenverkäufer uns an der Nasenspitze ansieht, was wir Langnasen möchten. Die Fahrkarte, von Hand gemalt, wäre in Preußen nicht akkurater ausgestellt worden. Unentgeltlich gibt’s den gestikulierten Hinweis auf den richtigen Zug (wir sind auch in diesem Land schlichtweg Analphabeten) und das „angemessene Abteil“ zum Einsteigen. 

Die Rüttelbank im letzten Waggon ist dem Zugabfertiger vorbehalten – und uns – und wird, kaum dass uns ein privilegierter Einheimischer seinen Fensterplatz angeboten hat, mit einer Schnur deutlich wahrnehmbar als Dienstabteil abgegrenzt.

Mit uns in der Holzklasse sitzen all die Einheimischen, welche sich kein Taxi und auch keinen Bus in die entlegene Peripherie der Großstadt leisten können / wollen – oder die Großvolumiges zu transportieren haben, das einen Container erforderte. Gemeint sind nicht die Gemüsekörbe oder Polentaschen, die auf Köpfen balanciert in den Wagen wandern. In riesigen Säcken finden Kubikmeter an PET-Flaschen den Weg in den Mittelgang, um, wo immer auch sortiert, wieder dem Getränke-vermarktungskreislauf zugeführt zu werden. Außer lebenden Tieren in sichtbarer Größe wird alles befördert.

Auf der langen Bank sitzen Menschen aller Alters-, Gewichts- und sonstiger Klassen. Laptoptaschen sind zuhauf, Guccitäschchen eher weniger vertreten. Über den jeweiligen Inhalt möchten wir nicht weiter spekulieren …

Damit niemand "on the railroad" darben muss, pendeln Versorger aller Couleur durch den Zug. Betelnussverkäufer bereiten ihre Droge je nach gewünschter Geschmacksrichtung zu – dass die Rotze immer und überall rote Flecken hinterlässt, was soll’s … Auch Handfestes wie frische Eier, Avocados, selbst gemachtes Eis am Stiel, abgepackte Chips, selbst Gebackenes, Nüsse, Obst, Trinkwasser etc. werden gerne gereicht.

Ausgesprochen angenehm wirken die Umgangsformen: Nicht nur für den Mönch (zu gegebener Zeit später mehr über ihn und seine KollegInnen ...), auch für die ältere, gebückt gehende Frau oder den schwer beladenen jüngeren Mann rückt mensch zusammen. Jung und Alt wird beim Ein- wie beim Aussteigen die Hand gereicht. Und ob der kurzen Haltezeiten hilft jeder jedem – ob schwer, ob sperrig, ob zerbrechlich, mitgeführtes Gepäck wird aus dem Wagen gereicht oder aufgenommen. Hier hat nix Wichtiges eine Chance liegen zu bleiben!

Und wieder am Hauptbahnhof angekommen achtet nicht nur der Zugbegleiter darauf, dass wir aussteigen – und auf dem Bahnsteig in die richtige Richtung laufen … 

(Fotos zur Ringbahn)

 

 

Statt Abenteuer

auf dem Schwarzmarkt risikoarmer Event auf der Bank: Bereits vor dem Gebäude mustern uns drei uniformierte, bewaffnete Cerberusse. Der mit den meisten Pickeln auf der Schulter geleitet uns zu einer Sitzgruppe und gibt uns zu verstehen, dass „bank closed“ ist – dabei wimmelt es von Kunden im Schalterraum. Das freundliche Lächeln auf dem Antlitz gleich zweier holder Maiden braucht schon keiner Worte mehr, um aufzuklären: Die Wechselstube öffnet erst später. Die beiden vermitteln uns das Gefühl, dass sich Bank in einer halben Stunde auf uns ganz persönlich - und weniger auf unsere Devisen - freut.

Wir begeben uns also zunächst in die Obhut eines ernst zu nehmenden Morgen„kaffes“ ins "Tokyo Donut" – hier schafft Willi es auch ins Internet, doch das ist ein anderes Drama ...  

Die Bankhüter zeigen sich sichtlich bemüht, uns die Rückkehr zum "Change" so angenehm wie möglich zu gestalten. Einer geleitet uns zu den Geldwechslern in der ersten Etage: Warteraum wie in der AOK für privat Versicherte, doch mit nobler Auslegware und gepolsterten Sitzreihen ausgestattet, acht unbesetzte Schalter (siehe Deutsche Post). Einer, der „Foreign Exchange Desk“, wartet mit drei hübschen, adrett kostümierten jungen Damen auf, neben denen zwei uniformierte Gouvernanten drachenartig alle Schätze dieser Welt zu hüten scheinen. In Dreilinden wären letztere ohne weiteres als Sächsinnen durchgegangen, gäbe es da nicht die uni sono freundliche Begrüßung und die wohl formulierte Frage, wie frau uns denn helfen (sic!) könne.

Barbara blättert 500 € in großen Scheinen auf den Tresen, erhält gegen ihren Pass einen gestempelten Vordruck, auf dem sie sich erklären darf und sieht, wie die drei Hübschen ihr beim Schreiben zuschauen, während die Drachinnen Schein für Schein genauestens inspizieren. Die ihnen vorliegende Musterkopie in schwarzweiß eignet sich eher nicht für Farbabgleichungen. Dafür wandern Fingerkuppen über die Ränder und Ecken der Hunnies, suchen Risse oder versteckte Falten und geben sich erst zufrieden, als die Karatzahl jedes einzelnen Exemplars der Deutschen Bundesbank exakt bestimmt ist.

Nun darf Barbara sich setzen – ihr Pass ist an der Reihe. Alle fünf (Unter-)Beschäftigte blättern sich von Stempelabdruck zu Stempelabdruck und sobald ihnen das weltweite Umherschweifen der Besitzerin geläufig genug ist, erscheint ein kräftiger Mann mit einem knapp Ziegelstein großen Packen Scheine: Die werden ihr freundlich lächelnd überreicht – mit Plastiktüte und dem Hinweis, der Geldzählmaschine die Mühe zu überlassen, die sie gerade auf sich nehmen wollte. Eine der entzückenden „Drachenbeschwörerinnen“, Tschep, begleitet uns in den Schalterraum, auf dessen Tresen und Fußboden jede Menge „Ziegelsteine“ auf Paletten gestapelt vor den Countern lagern. Hier warten Kubikmeter an Kyatscheinen aufs Gezähltwerden. Barbaras Stapel nimmt sich dagegen mehr als popelig aus ...

Dennoch füttert ein Uniformierter damit die Maschine – und die irrt sich nicht. Noch bevor das Papier in die Tüte wandert, gestattet mir Tschep ein paar Aufnahmen von den offiziell laufenden Transaktionen – und äußert mit hoffnungsvoll verklärtem Blick, dass dereinst Geldgeschäfte auch in Myanmar zumindest via Plastik zu bewerkstelligen sind - die Reinkarnation der Scheine in veränderter Hülle. Sie wünscht uns eine wundervolle Reise und freut sich auf unseren nächsten Besuch – auch persönlich. Wir werden ihn zu schätzen wissen, ohne das Zählen zu verlernen …

(pecunia non olet)

(aktueller Umtasuchkurs)

 

 

With Music on the Bus 

rollen wir gemächlich vom Terminal – nach einer gut vierzigminütigen Fahrt im Taxi, bei der wir einmal mehr erfahren dürfen, warum wir Westler bei Dunkelheit aufs Autofahren in asiatischen Städten verzichten sollen: Die Straßen erinnern an manche Verkehrswege der neuen Länder, als letztere noch ganz neu waren.  Außerdem bewegen sich gegen 5:00 Uhr in der Früh bereits Himmel und Menschen recht unorthodox auf wichtigen Straßen. Und über den Umfang der Beleuchtung ihrer Fahrzeuge entscheiden die jeweiligen Chauffeure selbst …

Der unsere bewegt nicht zum ersten Mal Touristen zum Busbahnhof am Stadtrand und weiß, dass die Kraft in der Ruhe liegt und der Weg allein nicht immer das Ziel ist.

Dort geht es zu wie in einem Ameisenhaufen, in dem wir ohne kundige Unterstützung den Standort unseres Liners wohl erst nach dessen Abfahrt gefunden hätten, obwohl wir mehr als preußisch pünktlich zur Stelle sind.

Um das Wohl der Fahrgäste bemüht sich bereits zu früher Stunde eine Armada an fliegenden wie sitzenden Händlern, welche einem den Tagesbeginn mit Speisen und Getränken aller Art zu versüßen suchen. Mit DIN A 4 großen Farbkopien verehrter Lamas, des Staubes wegen laminiert, in der einen und doppelt so großen Porträts von Aung San Sun Kyi und ihrem Vater in der anderen, drängt sich die Bilderabteilung zwischen den Fahrzeugen und drückt ihre Sympathie für die „Neue Politik“ aus.

(Aktuelles zur "Lady", ...)

(... ihre Dankesrede in Oslo 2012)

(... und die Haltung der Friedensnobelpreisträgerin zu den Rohingyas ...)

 

Eltern aus Prenzlauer Berg dürften die Heiligenbilder angesichts des Reifen-profils der Busse kaum beruhigen. Bar jeglichen ökologischen Dünkels baut ein Obstverkäufer im Auspuffqualm aus seinen polierten Red Apples aus China eine Tetrispyramide. Neben den üblichen fettgetränkten Delikatessen zum Frühstück verbreiten die Zeitungsjungs geistiges Futter. Dreist bauen sich Mönchleins vor dem Einstieg des Busses auf, um zu ihren Scherflein zu kommen – Geld oder keinen Segen. Das Gros der Beute wird also auch hier nicht auf der Pirsch, sondern vom Ansitz aus erlegt (ob mit Anstand?) …

Nachdem Getreidesäcke und allerlei Krämerwaren verladen sind, finden auch unsere Rucksäcke Platz im Gepäckraum. Anders als in Laos erstehen sich nach Verlassen des Busbahnhofs keine Rumhänger einen Gangplatz für lau.

Durch eine weite Ebene entlang zahlreicher Fischteiche zieht sich die vollgestopfte Landstraße. Erst nach gut zweieinhalb Stunden erreichen wir die Hügelkette jenseits des Sittoung. Nachdem wir die Reisfelder und den Wasserspinat verlassen haben, treffen wir auf Gemüse und Obstbäume in den Hügeln und nach gut fünf Stunden in der Pilgermetropole Kinpun ein. 

Der Ort am Fuße der Kyaikhtiyo Pagode ist zwar deutlich kleiner als Lourdes oder Fatima, weist jedoch sämtliche wallfahrtstechnisch wichtigen Merkmale auf: Hotels für besser Betuchte wie unser zwei, Absteigen für jene, die mühselig sind und beladen, eine endlose Gasse, in der sich Futterstation an selbige reiht, Tante Emma Lädchen, welche alle nur erdenklichen Fertig- und Halbfertiggerichte sowie sämtlichen weiteren Wallfahrerbedarf feil bieten, Heiligenbildchen- und Votivgabenverkäufer sich an ihre Konkurrenten lehnen und Andenkenetablissements, in denen es nichts gibt, was es nicht gibt. Die ersten fünfhundert Meter des Pilgerweges sind nicht nur verkehrsberuhigt, über ihm liegt trotz der Menschenscharen eine ausgesprochen friedliche, gelassene Atmosphäre, die selbst durch das entfernte Hupen der zahlreichen ankommenden oder abfahrenden Busse nicht gestört wird. Einzig der Propagandawagen der Mönche, aus dessen leistungsstarken Lautsprechern lautes Stimmengeplärr statt zu erwartenden meditativen Singsangs erschallt, sorgt für Ungemach – Fundamentalisten unter den Buddhisten oder nur Geldeintreiber der Aktion "Unser Buddha soll schöner werden"?

(Fotos von der Drosselgass)

 

 

Sagt Buddha, dass wir kommen … 

... allerdings nicht zu Fuß den Berg hinauf, sondern im Truck, den wir an der Pilgerverladestation artgerecht über eine Rampe betreten. Zehner Vierkanthölzer (nicht gefast) bilden die Sitzreihen für 40 bis 50 Wallfahrer – in Fatima leiden die Knie, hier die Backen. Doch besser schlecht gefahren werden als selbst unter Mühen gut bergan zu pilgern.

Kaum haben wir unsere nicht nummerierten Plätze in der vorletzten (hart) und letzten (Kante der Ladeklappe, härter) Reihe eingenommen, geben zwei gelüftete Sonnenbrillen zwei ungeliftete Gesichter frei, die wir aus Berlin kennen. Mitunter ist die Welt doch klein …

Die Fahrt im Kleinlaster zur Bergstation verläuft nicht nur rasant, sondern mindestens so halsbrecherisch und Gesäß verachtend holperig wie in der einschlägigen Literatur verbreitet. Gut, dass Willi nicht wegen eines Bandscheibenvorfalls pensioniert worden ist … Ob der kurvenreichen Buckelpiste und dem unter diesen Bedingungen nur unzureichenden Gleichgewichtssinn, können wir mit Fotos vom „dschungelartigen Bergwald“ leider nicht dienen.

Nach einem Kassenstopp an der Mittelstation, an der nicht nur das Beförderungsentgelt verlangt, sondern von den Gläubigen auch eine Spende erwartet wird – ich glaub’ nix, also geb’ ich nix – fährt’s noch steiler und haarnadel-kurviger bergan. Die letzten Höhenmeter bis zur Endstation brettert der Lkw über eine Lehmpiste.

Wir verlassen das Gefährt über eine verchromte Gangway und finden uns als foreigners von einer Gruppe Sherpas privilegiert umringt. Unsere Tagesrucksäcke schultern wir alleine; die beiden "anderen Berliner" vertrauen ihr Reisegepäck einer zierlichen Trägerin an, welche es auf dem Kopf eine Stunde bergan balanciert.

Zunächst noch auf einer Betonpiste winden wir uns in der grellen Mittagssonne (Grüße auch an Ewers) dem legendären Felsen entgegen. Den ersten Teil der Strecke säumen die üblichen Stände, welche vor Verdursten, Verhungern, bösen Geistern und Langeweile bewahren. Zweimal vier Träger mit ihren Sänften begleiten uns für eine Viertelstunde - in der Hoffnung, eine der Langnasen möge doch schlapp machen. Geier über Golden Rock ...

Ein „Short Cut“ führt über Treppen an „Lädchen“ vorbei, in denen nicht nur fürs körperliche Wohl gesorgt wird, sondern auch alle möglichen Requisiten und Utensilien zur Abwehr aller Übel sowie zur Förderung des Good Karma ausliegen. Allein der Anblick abgehackter Ziegen- und Affenköpfe, verwundener Tausendfüßler sowie undefinierbarer Innereien ermuntert zu einem kräftigen Schnaps; am besten aus dem Flachmann mit eingelegten Schlangen, fetten Raupen und Sandelholz …

Wieder auf der Piste, stehen wir in der Registrierungsstelle für einheimische Pilger und, einen Steinwurf weiter, in unserem Hotel. Das Zimmer im „Mountain Top“ passt, die Betten sind altersgerecht und der Duschstrahl ist vom Feinsten. Die „Kleinen Dinge“ stimmen schon mal. 

(Fotos vom Aufstieg)

 

  

Oh Buddha  

ich bin hier – nach einer heißen Dusche und dem Erwerb der „Foreigner Entrance Fee Card“.

Knapp zehn Minuten schlendern wir am späten Nachmittag bis zum Tor des Pagodenbezirks. Wallfahrer, Träger, Schulkinder und ganz gewöhnliche Bewohner der Pilgerdörfer kommen uns entgegen.

Barfüßig betreten wir die Heilige Erde, zu erkennen an den fehlenden roten Flecken der Betelnussrotze (statt "Kodak Points" gibt's "Spit here" spots) – no shoes, no sex, no drugs, no Rock’n Roll, statt dessen nicht unbedingt meditationsfördernde birmesische Heimatklänge.

Der Findlingsblock, so gülden er auch schimmert, nimmt sich zunächst nur wenig aus unter all den gleichfalls gülden schimmernden Gebetshallen. Auf der „Plaza“ lagern reichlich Pilger in ihren Bezugsgruppen – frisch verliebte Pärchen, gestandene Familien, wild bunches of youngsters, Betriebsgruppen und kollektive Glaubensbekenner. Manche ruhen, andere picknicken, viele tratschen, wenige schauen sich von innen an. Auch auf der Plattform unterhalb des Goldstücks spielt sich normales Alltagsleben ab: Wie beim Sonntagsausflug nach Maria Laach posieren Jung und Alt, Männlein und Weiblein für ein ungestelltes Foto vor einer der heiligsten buddhistischen Stätten Birmas.

Business as usual auch in den shops, die Opfergaben feilbieten oder an den Schaltern, an denen Abziehbildchen mit Blattgold zu erwerben sind – der Monolith hat an einigen Stellen tatsächlich eine Nachtönung bitter nötig.

Erst auf den kleinen Terrassen und vor der Altarmauer in Höhe des Golden Nugget geht es besinnlicher zu: andächtig Betende, still in sich Versunkene, leise vor sich hin Singende, weltentrückt Meditierende vermitteln religiöse Ernsthaftigkeit und eine stille Bescheidenheit.

Von ihr ist an der den Männern vorbehaltenen Blattgoldaufklebestelle aber auch gar nichts zu spüren: Handy in der Linken wird, wem auch immer, mitgeteilt, dass die Rechte soeben ein Goldplättchen festrubbelt – gut dass die Linke weiß, was die Rechte tut … Auch ältere ehrwürdige Vertreter der Lehre lassen sich nicht ganz uneitel mit ernstem Gesicht und aufgesetztem Heiligenschein beim Goldkleben (geklaubt wurde es vorher, von wem auch immer) ablichten, nicht selten mit I-Phone …

So weit, so Lourdes – doch inmitten all des Gewusels aus Geschäftig-, Frömmlich-, Oberflächlich- und Frömmigkeit schwingt zwischen all den höchst unterschiedlichen Menschen vor Ort eine ausgesprochen friedfertige, entspannte Stimmung. Kein entrücktes Dauerlächeln zwischen ausgebreiteten OMM-Handflächen, doch freundliches Zulächeln, gelassenes Zur-Seite-Treten, zum Foto ermunternde Gesten. Dafür allein lohnt sich für viele selbst der weiteste Weg, gerade auch in einem geschundenen Land, in welchem offen gezeigte Religiosität über Jahrzehnte hinweg die einzig geduldete Form von Opposition war …

(nachmittägliche Fotos) 

(weitere Infos zur Kyiaiktyo Pagode)

 

Auch wenn die Dunkelheit den Disneylandrummel keineswegs schluckt – die light show der Kioske und Hallen kommt erst jetzt zur vollen Wirkung – ihr ist ein gut Teil der feierlichen Stimmung geschuldet, die sich ungeachtet allen Treibens  und aller LED-Heiligenscheine über die Felsenpagode legt. 

(Fotos am Abend) 

Der Pilgerstrom reißt auch am folgenden Morgen nicht ab, sämtliche Flecken und Fleckchen sind belagert von Schaulustigen wie von Andächtigen. Skurril anmutende Alchemisten bewegen sich in kontrollierten, zeitlupenartigen Tip-Top-Schritten durch die Menge, ein Korb an ihrer Schultertrage fürs Bargeld, der andere für Sachspenden, pendelnd. Ihre lederne Kopfbedeckung und die goldene Glocke glänzen in der Morgensonne ebenso wie der vergoldete Königskopf.

(morgendliche Impressionen)

 

 

Auf den Boden … 

der Tatsachen bringt uns der „downhill truck“, dessen Höllenfahrt vor allem in den engen Kurven untermalt wird durch jugendlich weibliches Gejuchze von der letzten Bank. Sobald die "Wilde Maus" zu Ende ist, ertönt gar lieblicher Gesang aus den Kehlen der männlichen Begleiter. Im Ort warten bereits Schlepper der konkurrierenden Busgesellschaften, um für einen reibungslosen, doch keineswegs verzögerungsfreien Weitertransport zu sorgen.

Am Spätnachmittag hat sich die Wallfahrerszene im Ort etwas beruhigt. Mangels der Pilger versuchen Kellnerinnen verschiedener Lokalitäten uns in ihr Etablissement zu locken. Die jugendlichen Busanimateure halten derweil auf Kreuzungen oder freien Parkplätzen gar akrobatisch kunstvoll einen geflochtenen Kunststoffball in der Luft und die Verkäuferinnen in der Ladenzeile schauen in Ruhe zu.

In den Seitengassen setzen sich die logistischen Stützpunkte für Aufstiegswillige fort: weitere Läden und vor allem hühnerfarmmäßig lang gezogene Unterkünfte, die sich hinter Speisegaststätten verbergen. Auch hier begegnen uns zurückhaltende, freundliche Menschen.

Heimarbeiter werkeln an Beistellmöbeln aus Bambus; überwiegend gefragt scheinen kleine Stellagen.

Auch die Malariaprophylaxe betreffend gibt es keinerlei Beschaffungsprobleme. Einzig die Preise zwingen uns an den Ortsrand – sobald wir auf Supermarktniveau angekommen sind, riskieren wir ein Auge … 

 

 

Malerisch eingebettet 

in sanft geschwungene, grüne Hügel“ (Loose) liegt Mawlamyaing (auch: Mawlam-yine) tatsächlich. Um jedoch der Stadt mit ihren ausgesprochen zuvorkommenden, liebenswürdigen Menschen, die einem gerne und völlig uneigennützig helfen, einen „verträumten, exotischen Charme“ (auch Loose) abzugewinnen, muss mensch entweder Nachtwächter oder auf Trip sein. Wie in so vielen asiatischen Städten kolonialen Gepräges verkommen auch hier die einst prächtigen oder doch zumindest ansehnlichen Fassaden zusehends – oder werden im Boom-Town-Wahn geschleift. Singapore ist für uns Nostalgiker ein abschreckendes Beispiel, das allerdings überall dort Schule macht, wo Kommunalpolitiker mittels Spiegelglasfronten Prosperität und sich zur Schau stellen - wollen.

Dennoch finden auch wir hier in der Verwaltungsmetropole des Mon-States den ein oder anderen Straßenzug, der unser verwöhntes ästhetisches Empfinden nicht all zu sehr auf die Probe stellt.

Unbestritten malerisch eröffnen sich Blicke von einer der zahlreichen Pagoden, die auf der Kette der Heiligen Hügel liegen, welche die Stadt von Norden nach Süden durchzieht. Das Licht in dem alten Moulmein bei Sonnenuntergang entschädigt für vieles. 

(Fotos von der Stadt)

 

 

Illiteraten … 

sind wir um so mehr, je weiter wir uns nach Süden begeben. Begegneten uns in Yangon noch Erklärungen und sogar Orts- wie Straßennamen mit englischen Untertiteln, auf dem Goldenen Felsen zumindest wichtige Hinweise wie „Toilettes for Foreigners“, so finden wir hier bestenfalls unverzichtbare Dont’s in lesbarer Druckschrift.

Von unseren Mototaxijungs, die uns birmesisch pünktlich (der zeitliche Korrekturfaktor entspricht dem der Air Berlin) gegen ZEHN zwei Sturzhelme überstülpen, spricht einer kein, der andere kaum Englisch – doch bleibt ihr Wille, unsere Wünsche und Fragen zu verstehen und sich selbst verständlich zu machen bis zur Verabschiedung im Hotel ungebrochen - erfolgreich.

So knattern wir auf der Hauptverkehrsstraße weiter nach Süden, durch Kautschukplantagen, zwischen denen aufgeräumte Dörfer liegen, bis Kyaikmayaw, um uns von der Pagode gleichen Namens beeindrucken zu lassen. Schmuck schaut sie aus, auch wenn uns die im Loose versprochenen „mehrfarbigen Glasfenster“ verborgen bleiben. Selbst diese hätten wohl nicht bewirkt, jenen Bau in ernsthafte Konkurrenz zur Shwedagon Pagode in Yangon treten zu lassen.

Dafür bieten die sonntäglichen Familienbanden, die sich am Ufer des benachbarten gesegneten Sees (Baden nur für Männer) amüsieren, reichlich Kurzweil.

Der auf 180 m Länge hingelegte Betonbuddha in einem Nachbartal bei Mudon ist in seinem Innern von Kopf bis Fuß begehbar. Auf jeder seiner zwei bis vier Ebenen veranschaulichen ästhetische Beleidigungen in Form von Reliefs oder Skulpturen Entwicklung und Bedeutung der Lehre. Bei allem Respekt gegenüber Luthers Kritik an Tetzel und Konsorten lob’ ich mir die Sixtinische Kapelle und ihr gesamtes Drumherum …

Eine Kleinausgabe des Berges Athos, hier steht allerdings eine weitere Pagode auf dem Gipfelplateau, lockt uns nicht wirklich, zumindest nicht zum Aufstieg.

Für den Rückweg wählen die Jungs Nebenstraßen, die uns den Blick auf ausgedehnte Reisfelder und bizarre Karstformationen gewähren. Die Dörfer sind etwas kleiner, die Holzhäuser nicht. In einigen der Flecken leben Buddhisten, Hindus und Muslims gemeinsam, wie es ihre nebeneinander stehenden „Gottes“häuser vermuten lassen. 

(Sehenswürdigkeiten im Mon Staat)

(Fotos von der Landpartie)

 

 

Menschenfresser 

treffen wir auf der Insel gleichen Namens, Bilu Kyun, eine halbe Bootsstunde flussabwärts der Großstadt nicht. Stattdessen begegnen wir sehr freundlichen, höflichen Einheimischen, die sich für unsere Herkunft interessieren, ihre Hilfe anbieten und kein bisschen verschnupft reagieren, wenn wir ihrer nicht bedürfen, sondern uns einen schönen Tag wünschen und nachwinken.

Bereits auf der Fähre zeichnet sich ab, dass nicht nur Mon auf dem Eiland (ein Viertel der Fläche Berlins) leben. So ziemlich alle in der Provinzhauptstadt vertretenen Ethnien haben sich auch hier niedergelassen, bestellen die weiten Reisfelder oder arbeiten auf den Kautschukplantagen, welche sich fast ausnahmslos in Privatbesitz befinden.

Wir müssen uns beim Hafenmeister preußisch penibel registrieren lassen und treffen danach im wirklichen Leben auf eine ländliche Welt, in der Zeitchen sehr viel langsamer zu vergehen scheint. Die Holzaufbauten der LKWs und Busse können schlecht rosten, die Motoren leicht repariert werden – Modelle aus den vierziger und fünfziger Jahren, die laufen und laufen und laufen … PKWs gibt’s nicht – Mopeds entstammen dem vergangenen Jahrtausend. Pferdedroschken und Ochsengespanne bewältigen den ÖPNV und wenn hier Zeit Geld wäre, bewegten wir uns unter lauter Millionären.

Gewiss, nach der Ankunft eines Bootes „tobt“ das Leben im Hafenviertel; eine Nebenstraße weiter träumt der Ort still vor sich hin.

Ein vorgezeigtes Schießgummi weckt beim Hafenmeister die gewünschte Assoziation: Er nennt uns den Ort, schreibt sogar den Namen auf, in dem es produziert wird, ruft zwei Mototaxis herbei und instruiert die jungen Fahrer, was sie uns auf dem Weg ins Innere der Insel sonst noch zeigen sollen. Einmal mehr ist Zeichensprache die lingua franca …

Eine gute halbe Stunde lang holpern wir auf einem schmalen Teerstreifen durch ausgedehnte Reisfelder (von frisch geflutet über satt grün bis abgeerntet braun), ziehen die Aufmerksamkeit der Einheimischen auf uns, ernten Lächeln und Winken sowie das ein oder andere „Hello“, bevor wir in einem Dorf hinter einer Hügelkette auf „Mr. Dunhill“ treffen, der nach den Abbildungen eines Katalogs dieser Marke Pfeifenköpfe dreht und drechselt. In Yangon werden sie vermarktet, nicht von ihm …. In seiner Freizeit schnitzt er Schäfte für Kugelschreiber. Die verkauft er auf eigene Rechnung.

Die Schießgummiproduktion im Nachbardorf ist fest in Familienbesitz und wird uns vom Sohn des Hauses, der auf seine Zulassung als Anwalt wartet, recht anschaulich und in gutem Englisch nahe gebracht. Nicht alles, was fast so aussieht (innen feucht und außen trocken), ist auch ein Fromms. Erklärungsbedarf wird in Berlin bei einem Glas Wein gedeckt …

Übrigens, diese Gummis gehen in die ganze Welt, auch nach Europa, über Yangon!

Auf dem Rückweg leistet Barbara mit einem Fotoausflug in ein Reisfeld einen erheblichen Beitrag zur Kurzweil bei „Bauers Leut“.

Zurück am Fähranleger sorgt die Ankunft eines Lastkahns für weitere Verteilungskämpfe unter den TrägerInnen. Sobald die Vehikel auf dem Vorplatz beladen sind, tuckern sie ins Innere der Insel. Kaum ist der Spuk vorbei, versinken Mensch und Tier wieder im Halbschlaf – aus dem uns ein höchst kommunikativer pensionierter Beamter aus der höheren Verwaltungsebene holt, der bestens über das aktuelle Geschehen in der Welt informiert ist und den „Great Leadern“ seines Landes keineswegs unkritisch gegenüber steht. Zum Dank für das Gespräch und weil wir Gäste sind in seinem Land, lädt er uns auf eine Cola ein. 

(Fotos von der Menschenfresserinsel)

 

 

Kartoffelfeuer 

sind es nicht, die in dieser Gegend flackern, gut 50 Kilometer von Mawlamyaing entfernt, mitten auf dem platten Lande. Drei Stunden quält sich der Bus über die brettebene Karikatur einer Landstraße, welche durch Reisfelder, Kautschuk- und Cashewplantagen nach Hpa An führt. Der Ort liegt im Kayin-State an einem Knie des Tanlwin, umgeben von Karsthügeln, die wer auch immer einstmals beim Bleigießen hier vergessen hat.

Unser "Zimmer mit Aussicht" zeigt bei Sonnenuntergang, woher unser Guesthouse seinen schmückenden Namen "Golden Sky" entlehnt hat - zu jedem anderen Zeitpunkt wäre ein leicht angeschmuddeltes "Earl Grey" eher angemessen. Dagegen schimmert die Schwe Yin Pagode in unmittelbarer Nachbarschaft tatsächlich gülden. Im Abendprogramm legt sich allmählich leichter Dunst über den breiten Fluss und die weiten Reis- und Gemüsefelder. Er mischt sich mit dem Rauch der in der Dunkelheit auflodernden Strohfeuer, die auch der Nase zu verstehen geben, dass hier das Land die Stadt dominiert.

Dieser Eindruck bestätigt sich am nächsten Morgen beim Schlendern durch die belebten Straßen, in denen es zwar geschäftig zugeht, die Uhren jedoch mindestens einen Schlag langsamer ticken als in den Orten, die wir bisher kennengelernt haben: Deutlich weniger Pickups und fast gar keine Personenwagen zwängen sich durch die von Verkaufsständen eingeengten Gassen, Fahrradrikschas sind zahlenmäßig ebenso stark vertreten wie Mototaxis, es ertönt kaum Gehupe - und nur selten Geklingel, die Einheimischen bewegen sich "mitten auf dem Damm" - und das sehr gemächlich. Sie schauen uns ausgiebig an, wohlwollend freundlich, ein wenig neugierig vielleicht, was uns Langnasen wohl in ihre Stadt geführt haben mag.

Wohlwollend freundlich begegnen uns auch die Menschen auf dem Markt. Sie grüßen lächelnd, ob Gemüseverkäufer oder Fischhändlerin. Barbara wird das Päckchen Waschpulver, nach dem wir uns von Stand zu Stand durchgestikulieren, als Präsent überreicht. Und der Wirt eines Restaurants lässt uns eine Cola vom Stand gegenüber besorgen, die wir an einem seiner Tische leeren dürfen - froh (und vielleicht ein wenig stolz) darüber, dass wir seine Gäste sind, denen sein Land mit all den Menschen so gut gefällt.

(Infos zum Volk der Karen)

(... und zu Sehenswürdigkeiten)

(Fotos aus dem Ort)

(morning grey and golden sky)

 

 

Wirklich beeindruckend

ist auch beim „vielleicht schönsten Höhlen-Heiligtum (!) der Welt“ (so bei Loose) vor allem die Landschaft, in welcher die Felsengruppe liegt: Inmitten einer weiten Ebene des Thanlwin, in der großflächige Reisfelder in allen hellen Grüntönen im frühen Sonnenlicht schimmern, wachsen bizarr geformte Karstberge in den Himmel.

Die zahllosen Reliefbuddhas, die zu verschiedenen Ornamenten gruppiert an Wänden und der Decke des Felsentempels Kawt Gon kleben, sind weniger ihrer fein ausgearbeiteten Details als ihrer Menge wegen faszinierend – mitunter macht’s halt die Masse. Auch ansonsten waren bei der Gestaltung der unterschiedlichen Buddhafiguren und Altarbilder keine Meister à la Riemenschneider am Werk.

Wichtiger für die Anhänger der Lehre ist der Ort, weniger das Gegenständliche eines Symbols. Und heilige Orte gibt’s hier ebenso zahlreich wie in Bayern, wo auf jedem Maulwurfshügel ein Gipfelkreuz thront – hier sind’s halt Stupas oder Pagoden ...

In der neben unserer Unterkunft hätten wir unseren letzten Sonnenuntergang im Ort verbracht, wären wir nicht noch auf den Ba Bhu, einen der zahlreichen Maulwurfshügel jenseits des Flusses gestiegen. Nach gut vierzehn Tagen beenden wir unsere Exkursion in die südlicheren Gefilde des Landes und kehren zunächst nach Yangon zurück.

(Fotos von Höhlen und Landschaft)

("Augen"blicke vom Ba Bhu)

 

 

Downtown Yangon 

erschlägt uns bei der Rückkehr weitaus weniger denn bei unserer ersten Ankunft aus wohlgeordneten, übersichtlichen und rasch einzuordnenden mitteleuropäischen Stadt-, Sozial- und Verhaltensstrukturen, klar umrissenen Hygienestandards und ausgefeilten ästhetischen Normen, die uns nicht erst die Renaissance hinterlassen hat ...

Morbide Bausubstanz haben wir während der vergangenen drei Wochen straßenzügeweise auch in anderen Orten erlebt – und gelernt, dass Auf- bzw. Erbauen die eine Sache ist, Werterhalt persönlichen wie gesellschaftlichen Eigentums  (nicht nur im Sinne der Denkmalpflege) hingegen eine ganz andere. Tja, die DDR so nah … Auch in anderen Städten ist der Gang über Gehwege oder Straßen zum Crosslaufen mutiert. Und den Straßenzügen in der Hauptstadt, die auf einer Länge von 100 m im Laufe von zehn Minuten die jährliche Feinstaubbelastung in der Silbersteinstraße um ein Vielfaches übertreffen, schlagen wir zwei Schnippchen, indem wir in die Seitengassen ausweichen.

Hier tobt das Leben, das wir schätzen, eher leise vor sich hin: Kaum Autoverkehr, paar zaghaft klingelnde Trishaws, doch jede Menge Einheimischer, die „auf Einkaufsbummel“ in ihrem Marktviertel unterwegs sind, und die sich an uns, welche nur gaffen und nix kaufen, kein bisschen stören. Im Gegenteil: Auch hier wird uns vermittelt, dass mensch sich freut, uns "foreigner" in ihrem Viertel willkommen zu heißen. Ihr „Minga la bar“ ist mehr als eine bloße Grußformel – sie ist sehr viel aufrichtiger gemeint als so manches „Grüß Gott“.

Paar Schritt vom Hotel entfernt begegnen wir einmal mehr höflichen und freundlichen Leut’, welche uns notfalls bei der Hand nähmen, um uns zum gesuchten Ort zu führen. Verirren wäre theoretisch möglich, nicht wieder zurück zu finden mit Sicherheit nicht.

Am Fahrkartenschalter der Fähre durchs Delta treffen wir auf Profis, die uns gleich ansehen, wo unsere langen Nasen lang wollen. Unausweichlich landen wir im Büro einer Respektsperson, die erst ihren Buddha mit Wasser und Räucherstäbchen beglückt, bevor sie uns ausgesprochen zuvorkommend über Abfahrtszeiten und Fahrpreise informiert. Korrekt wie er es von den Briten gelernt hat, stellt der Senior Chief die Tickets aus, brieft uns das Prozedere des Einschiffens und wünscht uns noch „a nice stay in my city“.

(Fotos aus einer Seitenstraße)

 

 

Push Key!“ …

weckt, wenn nicht als Aufforderung verstanden, zumindest bei Berlinern gewisse Assoziationen – und in der Tat hat es etwas mit dem „Häuschen“ zu tun, resp. dem Zugang für Touristen dazu, denen man für ihr Vermögen, welches die Kabine auf der Fähre nach Pathein fordert, zumindest eine „Special Toilet for Foreigners“ angedeihen lassen möchte. Der Schlüssel zum Auftritt im Abtritt ist ins Schloss zu drücken, nicht, bis es zu spät ist, in selbigem zu drehen

Vor dem ersten Versuch sind bereits Stunden vergangen: persönliche Begrüßung durch den Senior Chief am Counter der IWT, Einweisung zur richtigen Jetty (von wegen Zielangabe in vereinfachter Schulausgangsschrift …), gesittetes Gedrängel vor der Landungsbrücke, ungezählte helfende Hände, welche uns erst an Bord, dann, nicht zuletzt unseres Aussehens wegen, aufs upper deck (Cabin Class) helfen und schließlich der „purser on duty“, der uns „Suite # 5“ zuweist. Schön, dass er sich auch ganz ohne Englischkenntnisse einen sehr englischen Humor angeeignet hat, noch schöner, dass er während der gesamten Fahrt ein wohlwollend aufmerksames Auge auf uns richtet, welches unsere Wünsche abliest, noch bevor wir sie uns bewusst machen – und am schönsten, dass alle anderen Passagiere (wir sind nur vier foreigner an Deck) ebenso ticken.

Unglaublich, auch wenn es den Anschein hat, jeder kümmere sich nur um sein durch seine Bambusmatte ausgelegtes Revier: Hier achtet auch in der Holzklasse jeder auf jeden, jeder auf alles und alle. Zwar rückt niemand unbedingt auch nur einen Zentimeter zur Seite, doch wenn ein Schritt gesetzt werden muss, ist Platz für zwei. Wenn mensch sich bei der Suche nach einem Bier in die Teestube (für Frauen) verirrt, zeigen hundert Finger und lächelnde Gesichter in die richtige Richtung (aufs Achterdeck hinter dem Maschinenraum) – und auf dem Rückweg wird Raum geschaffen für einen ungefährdeten Alkoholtransport …

Während der Dämmerung laufen wir in den Twante-Canal ein, kolonialer Durchstich, um den Weg  von Yangon ins westliche Delta auch während der „Trockenzeit“ über den Hauptstrom des Ayeyarwady (auch: Irrawaddy) deutlich zu verkürzen.

Nach einem Halt in Twante, bei dem wenige Reisende von, viele an Bord kommen, einiges an Waren umgeschlagen und vor allem körperlichen Bedürfnissen nach Nahrung und Flüssigkeit in allen Formen nachgekommen wird, treibt es weiter in die Nacht. Boote, die auch nur ein Licht gesetzt haben, sind Kulanzerscheinungen – die Jungs am Scheinwerfer, die Ufer wie Strom ausleuchten, die am Ruder und die graue Eminenz auf der Brücke dürften alle Augen voll zu tun haben, um den Kahn im Fahrwasser zu halten, ohne all die dunklen Lasten, welche entgegen kommen, zu versenken. Sollen sie – wir ruhen derweil auf den altersgerechten Unterlagen und kriegen dabei alle Augen zu!

Der Morgen präsentiert uns die Landschaft des Deltas wie sie im Loose steht: üppiges Grün, wohin das verschlafene Auge blickt. Hinter den Mangroven-wäldern oder dem Bambusdickicht am Uferstreifen schimmern unendlich weite Reisfelder zwischen zart grün und abgeerntet braun. Wasserbüffel passen ins Bild. Wohlhabend wirkende Siedlungen aus massiven Holzhäusern wechseln mit notdürftig auf Stelzen errichteten Behausungen aus Bambus-matten und Laubdächern. Fruchtbar ist diese, naja, von den Kolonialisten urbar gemachte Landschaft zweifelsohne. Drei Reisernten bei entsprechendem Wasserstand sind möglich. Doch gibt’s hier eher zuviel denn zuwenig des kostbaren Gutes: Einen satten Meter über der Hochwassermarke liegen die gut 15.000 km2 (!) – erinnert Euch an die Flut 2008. Hamburg unter seiner Eminenz Helmut Schmidt war nichts dagegen. Von der Oder und dem Freund eines "lupenreinen Demokraten" ganz zu schweigen …

So lange der Wasserstand stimmt, legen die örtlichen Fischer ihre Stellnetze aus. Auch bei ihnen ist Teamarbeit angesagt. Aus den „Krabbenfallen“ kurz oberhalb der Niedrigwassermarke dürften all die Köstlichkeiten stammen, die nicht nur in der Hauptstadt eher als delikate Selbstverständlichkeit denn als Besonderheit auf den Speisekarten aufgeführt sind …

Unsere mentalen Speicherplätze mehr als belegt von den Eindrücken aus dem Delta, gibt’s als Zugabe den Halt in Myaung Mya – bis auf eine gute Handvoll Passagiere verlassen alle die Fähre. Reichlich zwei Stunden nimmt das Löschen der in Yangon aufgenommenen Ladung in Anspruch.

Die Mengen an Waren, die auf dem Ponton zwischen gelagert werden, entsprechen Großhandelsdimensionen … Es mag verwundern, warum hier massenhaft Steigen von Eiern gelöscht, andere – als einzige Zuladung - an Bord genommen werden (Experten der entsprechenden EU-Kommission dürften um eine Antwort nicht verlegen sein). Doch in dieser Stadt endet so ziemlich der Weg aller erdenklichen Handelsgüter aus der Kapitalen: "Broilerfeed CP 910" ist volumenmäßig der Renner neben Kohlköpfen (aus heimischer, nicht aus pfälzischer Ernte), Red Apples (from where so ever), Weizenmehl, Knabberzeug, Getränkepäckchen, Keksdosen und Rainbow-Sprayer (zum Versprühen der Giftmischung aus Bhophal oder so …) werden durch legitimierte Träger von Bord gehievt.

Die vermeintliche Unordnung hat ein Lademeister im Griff, dem das digitale Chaosprinzip nicht ganz fremd sein dürfte: Erst alles raus aus dem Ladedeck, dann vorläufiges Ordnen auf dem Ponton, dort, wo (Speicher-) Platz ist, schließlich der Abtransport durch private Träger an den Adressaten. In diesem wohl organisierten Durcheinander geht absolut nichts verloren – preußischer Ordnungssinn ließe dieses System mit Sicherheit kollabieren.

Zwischen dem „Wenn alles getan ist“ und dem Ablegen des Bootes gibt’s kein Schultheiss vom Fass, sondern eine Runde Betel vom Feinsten. Die schmalen Schultern, die unvorstellbare Lasten gestemmt, die unterschiedlich alten Köpfe, welche selbige aufrecht von Bord balanciert, die frischen bis verwelkten Hände, die immer dann, wenn es notwendig war oder sie darum gebeten worden sind, zugepackt und geholfen haben, sie ruhen ein wenig vor dem Anlegen des nächsten Lastkahns. Und die Träger haben immer ein Lächeln für uns, einen mitunter derben Scherz (von der Gestik her) für ihre Kollegen parat und freie Hände für jeden Mitträger, der ihrer bedarf. Lange her, dass wir ein derartiges Bewusstsein von und für Gemeinschaft in dieser Form erleben konnten – so selbstverständlich als würde uns das Wechselgeld hinterher getragen …

Gewiss, der Obulus von 42 U$ per pax per cabin bed klingt nicht gerade geschenkt – doch er ist jeden Cent wert, was die netten Begebenheiten und die Erfahrungen während der Bootstour betreffen;  one way reicht allerdings …

(Fotos aus dem Delta)

(weitere Infos über das Delta)

 

 

Per Cyclo ins „Paradise“ …

- nach dem Sündenfall. Vor beidem kommt zunächst der „Immigration Officer“, der auch nach der Unabhängigkeit vor über sechzig Jahren hier noch immer so heißt. Als "registrated foreigners" lassen wir uns also per Trishaw in unsere Hütte radeln, die, hätte sie ihren Namen verdient, zu einer Anhäufung von Kirchenaustritten führte. Doch die Geschichte über Unterkünfte (nicht nur auf dem Lande) soll ein andermal erzählt werden.

An unsere Malariaprophylaxe kommen wir problemlos, „Grand Royal Whisky“ (!) ist hier so verbreitet wie bei uns Coca Cola. Waschpulver zu finden gestaltet sich nicht ganz so einfach. Zwar werden unsere Gestik und Mimik auf Anhieb verstanden, doch oft mit Kopfschütteln oder, wenn wir auf rudimentäre Englischkenntnisse stoßen, mit „No have!“ erwidert. Andernorts hat man uns ans Händchen genommen und in den entsprechenden Laden vors richtige Regal geführt, hier deutet eine Kopfbewegung in die Richtung, die Chancen verspricht – bei chinesischen Ladenbesitzern. Ja, ja, ich hör schon auf, auch wenn unsere Wirtsleute einmal mehr ins Bild passen …

Bis auf diese wenigen Ausnahmen landen wir Exoten einmal mehr unter Einheimischen, denen "foreigner" allenfalls auf der Durchreise (zwischen zwei Bussen) auffallen. In Pathein, mit über 300.000 Einwohnern das größte Zentrum des Ayeyarwady Deltas, begegnen wir Menschen, die unser Anblick überrascht, vielleicht ein wenig irritiert. Doch nach einem Lächeln oder einem netten Gruß schlägt uns eine angenehme Aufmerksamkeit entgegen. Mensch nickt uns zu, probiert alle bekannten Varianten englischer Grußformeln aus, möchte wissen, aus welchem Land wir kommen und kann’s nicht fassen, dass wir nur seine Stadt besuchen, nicht etwa weiter „to the beach“ wollen. Was Wunder, wenn wir bereits am ersten Abend zumindest im Zentrum stadtbekannt sind?

Nach einer Nacht wie in Abrahams Schoß finden wir auf der Suche nach einem „real good coffee“ ein „Cafe and Cake House“, in dem wir den sichtlich verlegen kichernden Mädels nicht entlocken können, ob ihre Maschine auch einen Espresso hergibt. Ein freundlicher Herr im Laden nebenan kann uns zwar auch keine Auskunft geben ("I have never been to that shop!"), doch übersetzen – und so kommen wir zu einem ausgezeichneten Frühstück; nicht dem letzten in dieser netten Umgebung. Auch hier zeigt sich einmal mehr, dass, sobald die Leut’ ihre Scheu vor uns fremden Wesen verloren haben und uns als Existenzen aus Fleisch und Blut wahrnehmen, Verständigung über elementare Bedürfnisse kein Problem mehr darstellt. Und der eine oder andere herzliche Lacher auf beiden Seiten hilft über Missverständnisse, die nie peinlich sind, hinweg. Man unterstellt eben niemandem Böses!

Der Markt, der sich nicht nur in eigens dafür errichteten Gebäuden, sondern im Kern der Innenstadt abspielt, offeriert alles, was mensch so braucht: vom Angelhaken über komplette Fischernetze, vom I-Phone über Wecker zum Aufziehen, von der Ingwerwurzel bis zur Chipstüte - freundliche Gesten, die zum Verweilen einladen und ein Lächeln (obwohl wir weiter gehen) inklusive. Eine Stadt zum Wohlfühlen, keine Frage …

Auch die Füße sind uns dankbar, bewegen wir uns doch zum ersten Mal auf sicherem Terrain: betonierte Straßen und Gehwege fast ohne Tücken. Eine reiche Kommune also? Von wegen, wie wir später erfahren: eine Stadt mit paar reichen Leuten, die 80% der Mittel für die Sanierung und Instandsetzung der Fahrbahnen und Gehwege aufbringen. Den Rest steuert „the government“ bei.

Hier begegnen uns auch zum ersten Mal Mönche, wie wir sie in Laos kennen- und respektieren gelernt haben: keine Betelnuss kauenden Gestalten mit Kopfhörern in den Ohren, die in Latschen noch nach Mittag mit ihrem vierstöckigen Henkelmann vor Restaurants herumlungern oder am Abend mit einer rosa gekleideten Nonne Arm in Arm durch ihren Klostergarten schreiten, keine Betschwestern, die mit Körbchen zum (Geld-)Scheinesammeln in Läden aufkreuzen und ihre Heilssprüche murmeln, bis die Besitzer um der lieben Ruhe Willen paar Kyat locker machen. In der Morgenstunde schreitet ein Abt, gefolgt von seinen Mitbrüdern, barfuß durch die Straßen. Er wartet weder provokativ vor einem Speiselokal noch vor irgendwelchen Läden. Erst wenn Menschen mit Gaben auf ihn zu treten, bleibt er stehen. Seine Gruppe wirkt diszipliniert, ernsthaft, Respekt vermittelnd. Das Bild vom verluderten Mönchswesen in diesem Land wird ein wenig gerade gerückt. Bleibt die Frage, welche Einflüsse zu einer solch laxen, oberflächlich wirkenden Haltung eines großen Teils der "Glaubens"brüder beigetragen haben und ob ihnen die Einheimischen außer an Heiligen Stätten die Achtung entgegenbringen, wie wir es in Laos und Kambodscha wahrgenommen haben…

Eine andere Wirklichkeit erklärt uns eine ältere chinesische Dame, die in ihrem Umbrella Shop einige hübsch anzuschauende Exemplare aufspannt und uns detailliert den Fertigungsprozess schildert, der auf mehrere Familien und viele Hände verteilt ist. Dem Bambusschirm, dem berühmten pathein hti, wollen wir auf einem Ausflug in die entsprechenden Werkstätten außerhalb des Zentrums näher kommen.

(weitere Infos zu Pathein)

(Fotos aus der Stadt)

 

 

Mit Rad, Charme, …

doch ohne Melone geleitet uns  U Sein Pe auf einer Velotour zu den Handwerkern, die seine Stadt berühmt gemacht haben. Wohl kaum jemand, der diese in alle Welt exportierten Schmuckstücke erwirbt, weiß, woher sie eigentlich stammen. Weder auf dem Nachtmarkt in Luang Prabang noch in den Souvenirshops südost-asiatischer Flughäfen baumelt „Made in Pathein“ an den filigranen Werken, die in der Sonne verblassen und einem tropischen Regen kaum standhalten.

Doch schön anzuschauen sind sie schon – und dass selbst die Feder zum Öffnen und Schließen der Parasols aus Bambus gefertigt ist, dürfte nicht nur Imre faszinieren. Einer der zahlreichen Familienangehörigen führt uns durch seine Werkstatt und scheut weder Mühen noch (gewählte englische) Worte, um uns den Herstellungsprozess zu veranschaulichen. Dass wir uns dafür interessieren, genügt ihm. Er möchte uns keines seiner Produkte aufdrängen …

Unser Vorradler ist ein krekeliger älterer Herr, der uns humorvoll, doch mit dem gebotenen Ernst, Land und Leute, Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Lande, vom neuen Regime erhofften Segen und erfahrene Unbill durch das letztere näher bringen will. Jeden Morgen erweitert er über die BBC seine Englischkenntnisse – dass ihm die Namen „unserer“ Kanzlerin sowie des Bundespräsidenten geläufig sind und er über „the recent troubles“ informiert ist, beschämt uns: Den Namen seines neuen Regierungschefs finden wir nicht in der alten Auflage unseres Loose, auch nicht auf Anhieb in unserem Kopf …

Irgendwo am Wegesrand sehen wir einige Halbwüchsige, die sich gegen die Zugkräfte von langen Kunststoffbändern stemmen – Heiligabend auf der Reeperbahn. Ausschließlich mit Körperkraft werden hier die Strippen zu Seilen und Enden verzwirbelt, die wir im "Bauhaus" oder bei "Niemeyer" gegen teuer Geld erstehen. No education – no chance, children have to work for their parents …

Im nächsten Dorf lebt der größte Teil der Bevölkerung von irdenen Waren. Jüngere Familienmitglieder wechseln sich ab, eine Drehscheibe per Fuß in Gang zu halten, auf der die Großmutter grobe Gebrauchskeramik hochzieht, welche sich nicht einmal mehr in Birma in die Haushalte bringen lässt. Chinese plastic sells – entsprechend bescheiden sind die Lebensverhältnisse.

Nach dem Mangel an Bildung, sowohl seitens ihrer Förderung durch staatliche Stellen als auch der fehlenden Orientierung weiter Bevölkerungsschichten („First you have to fill your belly!“) macht Sein Pe Vetternwirtschaft, Korruption und den absoluten Machterhaltungswillen seitens der Eliten für den Zustand seines Landes verantwortlich, welches er ebenso wie „my people“ über alle Maßen liebt. Reichlich Tobak zum Nachdenken am letzten Abend in einer sehr lieb gewonnenen Stadt.

(Fotos vom Ausflug mit Sein Pe)

 

 

 

 

„Fish for the People“…

prangt wohl eher als Auf- denn als Forderung über den zahlreichen Toren zu Fischzuchtanlagen, die sich kilometerweit an der Hauptstraße zwischen Pathein und Yangon entlang ziehen. Bei so reichlich Wasser wird die Not zur Tugend erklärt und statt Brot und Spielen eben Proteine und Reis versprochen. Letzterer gedeiht auf der anderen Straßenseite. Unterbrochen wird dieses Ensemble durch weite Gemüsegärten, in denen von Brechbohnen bis Wasserkresse alle „veggies“ zu finden sind, durch Maisfelder, Kokospalmen und Erdnüsse. Die Schwemmlandebene, mit die fruchtbarste Region Myanmars, ist eben mehr als nur die Reiskammer des Landes.

Hungern werden die Siedler in dieser Gegend außer nach ungewöhnlichen Überschwemmungen wohl kaum. Reichtümer anzusammeln dürfte ihnen ebenso wenig gelingen. Einheimische Agrarerzeugnisse sind billig – welcher Anteil zur Tilgung der angehäuften Schulden beim großen Bruder aufzuwenden ist, dürfte eher einem CIA Report zu entnehmen sein, denn offiziellen inländischen Statistiken. Aus dem Busfenster nehmen wir kaum äußerlich verwahrloste Menschen wahr. Vielleicht auch wegen des hohen buddhistischen Feiertags (Neujahrsfest der Karen) sind nur festlich gekleidete Dorfbewohner auszumachen. Allerdings stehen deutlich mehr einfache, Stroh gedeckte Hütten mit Wänden aus Bambusmatten am Straßenrand als massive Stelzenhäuser aus Teakholz .

Beim Einrollen in die Hauptstadt passieren wir zahlreiche „fenced areas“, Neubaugebiete mit augenscheinlich hochwertigen Wohnhäusern, die auch hier durch hohe Mauern und Natodraht gesichert nur an bewachten Eingängen zugänglich sind – hübsche neue Welt …

In Yangon treffen wir mit unserer Wahl der Unterkunft diesmal ins Schwarze: „Schöner Wohnen“, ein wenig angejahrt, doch sehr gepflegt – um mit Loose zu sprechen: „Der Holzfußboden schmeichelt den Füßen, die Holz verkleideten Wände den Augen“. Schön, sich vor dem Ende unserer ersten Etappe noch einmal in einem absolut nicht angeschmuddelten Zimmer wohl zu fühlen und in blütenweißer Bettwäsche zu nächtigen – nights in white satin

Dass wir beim Frühstück auf der Dachterrasse mit Herbie und Moni, die mit uns bereits vor knapp drei Wochen den Goldenen Felsen gerockt haben, am selben Tisch sitzen, dürfte kaum jemand als „bloßen Zufall“ abkaufen – iss aber so!

 

 

Etwas Besonderes

bleibt die Shwedagon Pagode auch beim zweiten Besuch – nicht nur des Ensembles höchst vielfältig gestalteter Gebäude (vom gigantischen Stupa über unzählige Schreine bis zu diversen Gebetshallen) oder der z.T. aufwändigen Ornamente an Fassaden und Innenwänden (hier findet man sie noch, die Kunst am Bau), sondern vor allem der Stimmung wegen, die wie ein leichter Schleier über dem Nationalheiligtum Myanmars liegt - keine spürbare Unruhe, auch wenn sich gefühlt mindestens ebenso viele Menschen auf dem „gesegneten Hügel“ bewegen wie auf dem Areal des Golden Rock.

Nicht, dass die Gläubigen unbeweglich in Andacht versunken auf den Marmorplatten verharrten oder vor sich hin schwiegen. Hier wandelt man, gemessenen Schrittes, hier picknickt man auch mit Kind und Kegel, oft adrett bis festlich gekleidet, hier erzählt und gestikuliert man – gedämpft. Kein Fußgängerdurchgangsverkehr stört, keine quäkenden, ferngesteuerten Spielzeugautos kurven einem um die Zehen, kein Gewusel zwischen den Betenden oder Meditierenden, die sich vor ihren persönlichen Schutzgeistern, den Nats, verneigen oder vor der Nische tief verbeugen, die ihrem (Geburts-)Wochentag gewidmet ist. Blumen, Schirmchen, Obstkörbe werden als Gaben dargebracht. Einzelne, Freundes- oder Familiengruppen oder gar Fabrikbrigaden fegen, schrubben, wienern den Boden der Plattform – eine gute Tat. Andere schlummern oder schnarchen – zumindest keine wirklich schlechte …

Jedenfalls liegt etwas Feierliches, Erhabenes, tief ernst gemeinte Religiosität über dem Plateau; etwas, das selbst einen abgebrühten Agnostiker, der zudem aber auch gar nichts mit Esoterik am Hute hat, ein wenig ergreift und vermittelt, was es mit der „Heiligkeit bestimmter Orte“ an sich haben könnte.

(Eindrücke vom Heiligtum)

(Abendstimmung)

 

 

Huch, …

wäre uns ob der mittäglichen Temperaturen um die 28 Grad C (plus) und des fehlenden einschlägigen Gedudels sowie mangelnder Hinweise auf unbedingt zu besuchende „ganz andere Weihnachtsmärkte“ doch fast entgangen, dass eben jenes Fest bei Euch so aktuell ist wie hier die Informationen zum aktuellen (Hoch-)Wasserstand in den Tiefebenen.

Allerseits eine "Stille Nacht" gehabt zu haben wünschen wir all denen, die uns klassisch, digital, mental oder telepathisch ein "Frohes Fest" gewünscht haben oder schon immer mal hätten wünschen wollen  und erst zu Ostern, zu Bunny's Zeiten, dazu kommen …

Aus Kambodschas Hauptstadt, wo die digitalen Kommunikationswege nicht nur frei, sondern auch leidlich schnell sind, setzen wir noch einen drauf: 

Frohes Neues und einen witterungsunabhängigen "Guten Rutsch"!

 

 

Urlaub von den Ferien …

verspricht der erste Tag in einer nicht ganz unvertrauten Umgebung nicht unbedingt, haben wir doch kurz nach unserer Ankunft in Phnom Penh von der birmanischen Botschaft die telefonische Auskunft erhalten, die Wartezeiten für die Ausstellung von „Tourist Visa“ bewegten sich zwischen drei und vier Wochen. Das lähmt uns ein wenig, schließlich möchten wir zum einen nicht so lange in Kambodscha verweilen. Zum anderen wollen wir uns noch keine ernsthaften Gedanken darüber machen, welche alternativen Reiseziele unser harren könnten, ohne dass wir es denn auch ahnten …

So genießen wir den Blick vom FCC auf die Mündung des Tonle in den Mekong selbst bei Sonnenuntergang nicht ganz so unbeschwert wie im Frühjahr – und auch unser hochprozentiges Mundwasser will uns am Abend nicht so recht munden. Nicht einmal das weitgehend unproblematische Hochladen der Website trägt ernsthaft zur Entspannung bei.

Mit Zeus (steht auf seinem Motorradhelm), „unserem“ Tuktuk-Fahrer, der bereits im Februar für uns den Bärenführer gespielt hat, steuern wir am Morgen die Botschaft Myanmars an, wo uns die Auskunft vom Vortag bestätigt wird. Allerdings erhielte man ein „Visa on Arrival“, so mensch mit einer birmesischen Airline Yangon anfliege. Zwingend notwendig sei allerdings die Absprache mit der Fluggesellschaft. Eine entsprechende Telefonnummer soll ein wenig trösten. Ansonsten sind die MitarbeiterInnen der Auslandsvertretung weitaus muffeliger als ihre liebreizenden und entgegenkommenden Landsleute bei ihnen daheim …

Unsere Jungs an der Rezeption leisten seelsorgerische Erste Hilfe und telefonieren sich die Finger wund, bis wir endlich einen kompetenten Salesmanager der MAI erreichen. Der macht seiner Funktion in seiner Agentur alle Ehre: Kompetent, smart, effizient bucht er uns für die fünfte Woche nach erneuter Einreise auf einen Flug von Yangon nach Siem Reap …

… nicht weil wir uns dort auch sehr wohl gefühlt haben, sondern weil die Stadt in Kambodscha liegt und damit die Bedingungen für ein weiteres „Visa on Arrival“ für unseren geplanten dritten Besuch des Landes im Februar erfüllt sind: Einreise mit birmesischer Fluggesellschaft von einem kambodschanischen Abflugort aus mit OK gebuchtem Weiterflug nach 30 Tagen außer Landes.

Kreditkarte auf den Tresen, Tickets, Zusage für das Visum bei Ankunft und die dazu gehörenden Formblätter entgegen nehmen – und schon sieht die nicht ganz unvertraute Welt über dem Mekong wieder ganz anders aus. Von wegen Ferien nur noch in der Schweiz …

Auch wenn diese Aktion nach ’ner Mark mehr verlangt, der ungetrübt unbeschwerte Blick auf die Flussmündung beschert uns eine „Happy Hour“ lange vor ihrem offiziellen Beginn …

 

Die folgenden Tage in der Hauptstadt verlaufen entsprechend geruhsam und während unseres Ausflugs nach Kep ist Entspannung pur angesagt: Speicherplätze im Hirn werden frei, Nervenenden  gehen nur zögerlich neue Verbindungen ein und selbst der Jahreswechsel raubt uns nicht eine Mütze wohl verdienten Schlafes: Wir begehen ihn zeitgleich mit der Einnahme unserer Malariaprophylaxe – und das ist auch gut so.

Mental aufgerüstet kehren wir nach Phnom Penh zurück, finden das FCC und unsere „personal waitress“ wohl geordnet und harren dem Morgen, wenn mit der Rückkehr nach Yangon der „Ernst des Reisens“ in Myanmar seine zweite Auflage erlebt. Ihr erlest Euch spätestens in vier Wochen mehr darüber, sobald wir wiederum ein neues Visum beantragen (müssen) – auch an einem Ort, der uns nicht ganz unbekannt ist.

 

 

„Ich bin drin!“ …

juchzte vor gut 15 Jahren der Traum mancher Schwiegermutter (so er sich nicht gerade mit anderer Mütter Töchter in der Besenkammer vergnügte). Auch wir sind drin – nicht im Netz wie einst der Tennisstar (das ist hier noch immer so zeitaufwändig wie vor fünf Wochen), sondern in der „Union von Myanmar“.

Für ein vom Verständnis der Herrschenden her sozialistisches Land verlaufen Ausstellung des „Visa on Arrival“ wie Einreisekontrollen problemlos, fast schon unbürokratisch. Uns werden keine Fingerabdrücke per Scanner genommen, so geschehen bei der Ein- und Ausreise nach/aus Kambodscha, und auch der sächsische „Gänsefleisch-Blick“ fehlt! Vermutlich sind sämtliche relevanten Passagierdaten bereits mit der Buchung der Flugtickets im digitalen System der Einwanderungsbehörde gespeichert – wie bei der Einreise in den Hochsicherheitstrakt USA eben.

Unsere Lady aus dem Kung Lay Inn geleitet uns vom Flughafen in ihre Teakholzsuite - sanfte Wiederkehr in eine nicht ganz unvertraute Umgebung. Sehr wohltuend der herzliche Empfang hier wie bei Mr. Phillip, "unserem Thailänder" tschechischer Herkunft, der einen britischen Pass sein Eigen nennt.

Dennoch ist uns Yangon auch während unserer vierten Stippvisite vom Stadtbild her kein bisschen liebenswerter geworden. Wir teilen die Beobachtungen, die Cees Nooteboom vor vierzig Jahren notierte: „Der Verfall ist unübersehbar (…)“ oder „Der Chef der Abteilung Straßenpflasterung muss entlassen werden“, wollen seinem Schlichterspruch jedoch nicht folgen, wonach es „ … etwas für sich (hat), wenn Gehen nichts Selbstverständliches mehr ist …“.

Beim Organisieren unserer Weiterreise stolpern wir also über die Reste des Pflasters (wenn darunter wenigstens der Strand läge, nicht die offenen Eingeweide des Abwassersystems …) und (emp-)finden, dass es weniger fehlende Urbanität ist, die uns hier ein fröhliches Leben erschwert denn fehlende „Oasen“, in denen wir uns wohl fühlen - wie im FCC zum Beispiel. Vermutlich sind unsere fehl angepassten ästhetischen Standards hier eben fehl am Platze. Und ob wir einen gewissen Dünkel leugnen sollten, da wir doch die Viertel asiatischer Städte, ob in Hanoi, Yogjakarta, Batavia, selbst in Hongkong besonders reizvoll fanden, die kolonialen Ursprungs sind und vor dem Verfall geschützt werden? Es bleibt ja noch ein wenig Zeit, uns auch auf die Städte hierzulande einzulassen - wir sind ja noch jung ...

Zum Glück machen die Begegnungen und das Wiedersehen mit Einheimischen die fehlenden Wohlfühlorte mehr als wett!

 

(unsere Reiseroute vom 4. Januar bis 1. Februar - zweite Etappe)

 

 

Als Exoten

mag mensch uns in Pathein angeschaut haben, in Sittwe sind wir, den Blicken der Einheimischen nach zu urteilen, offensichtlich vom Himmel gefallen. Mit uns ist noch eine Handvoll „Foreigners“ gelandet, die jedoch gleich nach dem Eintrag ins dicke Buch der „Immigration“ weiter reist nach Mrauk U. Hellhäutige Touristen begegnen uns bis zum Abend fünf oder sechs, was unseren Alienstatus hinreichend erklärt.

Das Städtchen am Kaladan, schon seit über zweitausend Jahren ein wichtiger Hafen und seit knapp zweihundert Verwaltungszentrum, vermittelt beim ersten Hinschauen einen durchaus aufgeräumten Eindruck: Breite Hauptstraßen, von massiven Stein- oder Teakhäusern gesäumt, Läden mit gut gefüllten Regalen und Truhen, betonierte Fahrbahnen, leidlich begehbare Gehwege. Pickups sind spärlich, Pkws fehlen ganz, Tuktuks finden sich vereinzelt – Trishaws dominieren das Bild und klingeln sich durch die Fußgänger, welche die Straßen ungeniert in Besitz nehmen.

Unser „Noble Hotel“ verdient sich seinen Namen durch die Zimmerpreise – die Gegenleistungen sind weniger nobel; doch auch daran wird die Welt nicht zu Grunde gehen. Und hier, auf dem Weg durch die Nebenstraßen zum Markt, auf dem es alles gibt, was es gibt, begegnet uns zum ersten Mal in diesem Land ganz offensichtliche Armut. Vor allem aus den Gesichtern der als Tage- oder Stundenlöhner schuftenden Lastenschlepper schauen einen Mattheit und Hunger an, trotz der vom Betel geröteten Lippen – wohl dem, der Cyclo fährt, etwas zu verkaufen hat, ein Stückchen Land sein Eigen nennt oder eines der zahlreichen Taxiboote rudert.

Obwohl es hier ganz offensichtlich auch Wohlhabende gibt, locker sitzt das Geld nicht, locker wird es auch nicht verdient, was Wunder, wenn die meisten Menschen hier nicht locker drauf sind? Das Leben in dieser Stadt, die Leute, alles wirkt sehr viel härter als wir es in den bisher bereisten Orten wahrgenommen haben. Es wird gegrüßt, höflich genickt, mitunter auch gelächelt, doch fehlt, verständlich, die Unbeschwertheit, der wir bisher überall begegnet sind.

Die Gesichter nicht nur der Erwachsenen scheinen verhärmt, Kinder fordern auf dem Markt ganz unverhohlen „Money!“, ohne dass ein Älterer eingreift, Mütter mit ihren Säuglingen auf dem Arm betteln nachhaltig uns Fremde an und ihre Sprösslinge im Grundschulalter laufen so lange gestikulierend und zischend hinter uns her, bis sie sich doch noch von einem Erwachsenen eine saftige Schelle einfangen. Die organisierten „Bettelgangs“ bedienen einmal mehr das Klischee, welches uns beim Anblick ausgestreckter Hände südost-europäischer Mitbürger auf dem Tauentzien umfängt – Indien ist nicht weit und Bangladesh noch näher.  Hier wird zudem Wasser auf die Mühlen derer gegossen, welche die muslimischen Rohingya auch weiterhin nicht als Volksgruppe in Birma akzeptiert wissen wollen …

(wiki zur Volksgruppe der Rohingya)

(AlJazeera zur ethnischen Minderheit ...)

(die ZEIT zum Thema)

(... und bei CNN)

(Feature: Exil im eigenen Land)

(wiki zum Rakhaing Staat)

(Sehenswürdigkeiten im Rakhaing Staat)

(aus dem Ort und Hafenszenen)

 

 

 

„Das Land mit viel Reis“ …

wie Mrauk U, die untergegangene Hauptstadt des letzten Rakhine Reiches früher hieß, verdient diesen Namen auch heute noch: Während der gut vierstündigen Bootsfahrt nehmen die Reisfelder im Schwemmland kein Ende; mehrere Ernten im Jahr sind möglich. Warum UNICEF in Sittwe dennoch us-amerikanischen Reis anlanden lässt, vielleicht kennt (und nennt) Transparency eine Antwort.

Das „local ferry boat“ nötigt uns morgens bereits vor dem Aufstehen in ein unbeleuchtetes Tuk-tuk, welches uns durch die dunklen, fast menschenleeren Straßen karrt. Hier beginnt der Alltag deutlich später als in den südlich gelegenen Orten. Dafür ist es am Anleger um so belebter: Mehrere Fähren liegen im Saykonakanal, klar zum Auslaufen.

Zwei kräftige Jungs schultern unser Gepäck und balancieren es über zwei schmale Planken gleich aufs Oberdeck eines Seelenverkäufers, der uns allerdings mit zwei „kingsize wooden chairs“ verwöhnt. „Senator“ sind wir - in der Holzklasse. Diese teilen wir uns mit zunächst noch scheuen OberschülerInnen, ihren am frühen Morgen auch noch nicht so gesprächigen Lehrkörpern und deren Familienangehörigen. Wochenendausflug zu Studienzwecken, wie uns ein bei den jungen Damen recht beliebter Junglehrer zuschmunzelt, in ein Stück Vergangenheit ...

… zumindest in ein kleines, ruhiges, recht verschlafen wirkendes Städtchen mit niedrigen Häusern, in dem selbst der Sekundenzeiger nicht aufgeregt weiter springt – und die ob der angekommenen Touristen interessiert schauenden Einheimischen schon gar nicht. Eine Handvoll aufgemotzter Willys aus WW II verkehrt zwischen Jetty und „Downtown“, ansonsten bestimmen Cyclos, was auf der Straße geschieht, oder Radfahrer und Fußgänger.

Dass wir nicht in einer Derek freien Zone gelandet sind, zeigen nicht nur zahlreiche Satellitenschüsseln, sondern auch die Frisuren einiger Youngster. Schräge Schnitte auf dem Kopf, doch die Beine stecken noch immer in Longyis … Traditionell ist auch die Höflichkeit, mit der uns die meisten Menschen hier begegnen: Freundliches Grüßen gerade auch in den engen Gassen der Wohnbereiche, Eltern, die ihre Kleinkinder zum Winken animieren, Lächeln allerorten. Wir sind wieder auf dem Lande, wo nicht jeder viel hat, doch genug, um nicht zu hungern …

(wikitravel zu Mrauk U)

(Fotos von der Bootsfahrt)

(Fotos aus Mrauk U)

(... und der Tobacco Road)

(Infos zu Cheroots)

 

Weniger ob der von sehr unterschiedlichen Baustilen und Anordnungen her interessanten Pagoden als einmal mehr der ländlichen Idylle wegen lohnt sich eine Tour durch das Städtchen, das aus vielen einzelnen kleinen Dörfern entstanden ist. Unsere Cyclofahrer kutschieren uns durch holperige Gässchen zurückgezogener Wohngebiete, in denen das Leben noch einige Takte langsamer abläuft als in „Downtown“. Am Straßenrand wird gewürfelt, gemeinsam vor dem einzigen Fernsehgerät der Nachbarschaft gehockt, gekocht, getratscht, gegrüßt. Letzteres mitunter etwas verhaltener, abwartend, ob sich denn ein Lächeln auf unseren Gesichtern abmalt, welches dann meist erwidert wird.

Auch hier schuften Jung und Alt – ob Wasserträger, die mehrmals am Tag im Laufschritt zwischen Brunnen und Haushalten eilen, Marktfrauen, die ihre Waren, von der Chipstüte bis zum Babystrampler, in riesigen flachen Körben auf dem Kopf von Dorf zu Dorf balancieren oder Lastenfahrer, welche vom Reissack bis zum Dachbalken alles, aber auch wirklich alles, auf ihren Trishaws durch die Schlaglöcher ruckeln. Mehr als verständlich, dass nicht jeder entspannt den Fremden anschaut, der hier Urlaub macht und für ein, zwei Übernachtungen einen Betrag aufwendet, mit dem Einheimische einen ganzen Monat auskommen müssen. Dennoch schwingt keinerlei Missgunst in ihren Blicken, eher Gleichgültigkeit, weil man eh nicht dazu gehört …

(Sakralbauten bis zum Abwinken)

(Fotos von der ländlichen Idylle)

 

 

Der Spinnenfrau

selbst sind wir nicht begegnet, doch einigen ihrer Schwestern, deren nicht mehr ganz taufrische Züge dennoch ihre Ebenmäßigkeit behalten haben und eine Ahnung früherer Schönheit andeuten ...

Vor den Chin Dörfern liegt eine gerüttelte halbe Stunde im Tuk-tuk durch die morgendlichen Dunstschleier über vom Tau feuchten Reisfeldern bis zur Ablegestelle in einem Dörfchen am Laymyro. Dort herrscht der an Fährstellen übliche Betrieb. Im Nu versammeln sich alle Altersgruppen um Bernhard, einem Mitreisenden, der die Zuschauer ob seiner Jonglierkünste mitreißt. Noch bei unserer Rückkehr am späten Nachmittag drängen die Kinder begeistert auf "Zugabe"!

Wir tuckern, nachdem sich die Nebel gelichtet haben, gemächlich flussaufwärts. An den zunächst noch recht hohen Steilufern werden statt Reis Mais, diverse Gemüse, winzige Kartoffeln und Erdnüsse angebaut – viel Grün fürs noch müde Auge.

Behäbige Lastensegler transportieren Flusskiesel nach Sittwe – die neue Jetty frisst jede Menge Material. Die Hafenstadt ist auch das Ziel der zahlreichen Bambusflöße, die von dort „gebündelt“ in die Papiermühlen nach Bangladesh verfrachtet werden.

Ein Pee Stop führt uns zu einem Chin Dorf, in dem kaum Fremde anlanden. Entsprechend improvisiert wirkt der Marktstand, den einige ältere Frauen aus ihren Plastiktüten zaubern. Vordringlich scheint ihnen jedoch eine gebührende Begrüßung in ihrem Ort. Sie begutachten jeden Einzelnen von uns und lassen sich ebenso ungeniert und ganz ohne Scheu betrachten. Ihre Tätowierungen tragen sie so selbstverständlich im Gesicht wie die überzeugten Anhänger jener Modeerscheinungen in unseren Breiten.

Nachdem die Ladies (und nicht nur die) sichtlich Spaß an Bernhards Künsten gefunden und sich als durchaus geschickte Assistentinnen für den nächsten Auftritt auf großer Bühne geoutet haben, verlassen wir ihr aufgeräumtes, ausgesprochen gepflegtes Dorf.

Eine knappe halbe Stunde flussaufwärts betreten wir eine weitere Siedlung, an deren Strand bereits einige Touriboote liegen. Bis zu acht Gruppen besuchten täglich diesen Ort steckt uns Nyi Chay, unser guide. So präsentieren sich Hütten wie BewohnerInnen entsprechend herausgeputzt und routiniert. Aufmerksam die Begrüßung auch hier, doch kommt frau rasch zum Geschäft: Muschelketten, gewebte Schals, geknüpften Armschmuck – verbrämtes Bargeld im Tausch gegen Fotos. Plastiktüten werden bereit gehalten für erwartete Gastgeschenke. Der Umgang mit Fremden und das Sich-ins-rechte-(Kamera-)Licht-Rücken gehören zu den Routineübungen. Selbst die Schule vermittelt einen ungewohnt ordentlichen Eindruck – Potemkin lässt grüßen …?

Auf der Rückfahrt gleiten wir einmal mehr an schwer beladenen Booten vorbei, auf denen Muskelkraft Strömung und Wind unterstützen.

Sicher, solche Ausflüge haben oft etwas von Deppentouren, doch gewähren sie jener Spezies immerhin einen vorsichtig dosierten und ausgewählten Einblick ins Tagesgeschehen unterschiedlicher Volksgruppen jenseits größerer Siedlungen ...

(wiki zum Chin Staat)

(Fotos bis zum Anlegen)

(Eindrücke aus dem ersten Dorf)

(Portraits der ersten Tattoos)

(Fotos aus dem zweiten Dorf)

(… und von ausgewählten Einwohnerinnen)

(Absegeln …)

 

 

Off the beaten tracks …

wandelten wir vorvorgestern. Seit unserer Landung in Bagan – der Flughafen nennt sich Nyaung U – folgen wir den Spuren, die Generationen des internationalen Tourismus vor und mit uns in dieser archäologischen Schatzkammer leg(t)en. Dank sachdienlicher Hinweise aus der Bevölkerung und antizyklischen Abklapperns der laut einschlägigen Reiseführern zu besichtigenden sakralen Bauten gelingt es uns immer öfter, Erklärungs- und Fotostaus zu vermeiden.

Und selbst dort, wo wir mitten hinein geraten, lohnt sich jede Minute (Ab-)Wartens: Gut 40 Quadratkilometer Tempelareal bieten 2230 aufgelistete Monumente und mit ihnen eine architektonische Meisterleistung, die wir in den von uns angesetzten sieben Tagen selbst optisch nicht einmal ansatzweise bewältigen werden. Einige Kleinode wollen wir uns herauspicken – doch bereits die Auswahl überfordert uns hoffnungslos. Klickt Euch durch die Infos und die Bilder, so werdet Ihr verstehen …

(Reiseinfos zu Bagan)

(lokale Infos zum alten Bagan)

(erste Eindrücke per Rad)

 

Beeindruckend sind eben nicht nur die Vielzahl der erhaltenen Bauten, sondern auch deren unterschiedliche Formen. Hinzu kommt, dass sie unregelmäßig übers Land verteilt zu finden sind, mal als einzeln stehende Tempel oder Stupas, mal in größeren Gruppen, umgeben von Buschwerk, Sesamfeldern oder weiten Gevierten voller gelber Bohnen. Die Ziegelbauten gehören zum Alltag wie die Kreuzwegstationen in katholisch geprägten Landstrichen. Und sie stehen nicht nur an befestigten Wegen: Tiefer Sand macht das Radfahren zu einem Bußgang und lässt uns auf Pferdekarren umsteigen – hier werden zwar auch nur zwei Räder bewegt, jedoch von vier Beinen, welche nicht die unseren sind …

(Pagoden aller Orten)

 

Balloons over Bagan

gesponsert von, mal ganz unbürokratisch notiert, Frau und Kindern zu Willis Sechzigstem. Sein Kommentar nach der Landung: „Ich möchte noch mal sechzig werden!“ Euch Vieren nochmals ein ganz heftiges Dankeschön!!!

Noch vor dem Wachwerden karrt uns ein Bus, der fast so alt ist wie die jüngsten Ruinen, jedoch in deutlich besserem Zustand, zum Startplatz. Dort lässt man uns dem Vorspiel des Aufklarens beiwohnen: Nachdem die Ballonhülle mittels eines Gebläses mit Luft gefüllt ist, wird vorgeglüht (wir haben das an diesem Morgen an uns selbst wohl weislich unterlassen), bis sich das Luftfahrzeug nebst Korb aufrichtet.

Chriss, voll des britischen Humors, arbeitet zunächst seinen pre flight check ab, bevor er uns an Bord bittet. Zwölf im Korb und ab geht die Luzie. Ein Hauch von Sonne kriecht über den Horizont und rückt morgendlichen Dunst wie alt ehrwürdigen Backstein in ein angemessenes Licht. Der Gott des Windes lässt uns sanft über die Pagodenfelder schweben. Den Atem raubt uns der Anblick des Areals voller Altertümer, die mehr und mehr im Licht der frühen Sonne (er-)strahlen. Unvorstellbar, wie reich dieses (ohne die Touristen wohl recht verschlafene) Nest Bagan als königliche Residenzstadt einmal gewesen sein muss – vielleicht ein Beispiel für die anicca, den Teil der buddhistischen Lehre der Unbeständigkeit (für Willi eher nachvollziehbar als die neubuddhistische der unendlichen Geduld mit dem und im Internet).

Nach unendlich vielen unausgesprochenen AAHS und OOHS und noch immer im mentalen Schwebezustand ob der faszinierenden An- und Ausblicke setzen wir hart in einem Stoppelfeld auf. Ein wohl temperierter Champaign Rosé und leichtes französisches Gebäck zwischen einigen Stupas dürfte nicht nur für Nichtraucher die Zigarette danach gebührend ersetzen – ein runder Tag, bereits gegen acht Uhr morgens ...

Übrigens: Die motorisierten Andenkenverkäufer sind schneller an Ort und Stelle als die Jungs vom Bergungskommando

(Fotos von der Ballonfahrt)

(Blicke von unten)

(unsere Spuren auf google earth)

 

 

 

 

Zwei Welten mindestens …

er- und durchleben wir hier (einmal mehr): Den vierfachen Tageslohn unseres Kutschers geben wir für einen Tag mit ihm in der Kalesche aus – 4.000 Kyats nimmt er nach sechs Stunden mit nach Hause, 11.000 streicht der Fuhrunternehmer ein. „Wer hat, dem wird gegeben werden“ ist also auch mit der buddhistischen Lehre kompatibel …

Vielleicht zu unserem Glück: Nehmen es die Einheimischen doch zumindest äußerlich gelassen und – wie Buddha es wollte – neidlos hin, dass wir Touristen für zwei Übernachtungen das Monatsgehalt eines Grundschullehrers über den Tresen reichen. Die Postkarten-, Andenken-, Laquerwareverkäufer bleiben freundlich und scherzen ebenso wie die unzähligen „I am a painter, you know“, wenn man ihnen partout nichts abkaufen möchte und nach dem x-ten „special price only for you“ ein müdes „No interest!“ entgegnet. Sie erzählen einem über „ihren“ Tempel alles, was sie wissen, zeigen verborgene Winkel, die bestenfalls im Dumont beschrieben werden, weisen einem versteckt liegende Treppenaufgänge, die Terrassen erschließen, welche herrliche Blicke auf das Pagodenfeld eröffnen, und leuchten dem Besucher filigrane Wand- und Deckenmalereien in dunklen Winkeln aus, ohne dass sie die Hand für ein Bakschisch aufhielten. Auf Nachfragen erzählen sie von und aus ihrem recht harten Leben, ohne zu jammern, ohne auf „small money“ zu spekulieren – von Frau zu Frau, von Mann zu Mann …

An der Bootsanlegestelle hingegen hocken Mütter mit ihren Kleinkindern und halten den Ankommenden Schalen entgegen: organisierte Bettelei um Geld. Gerade vor den bekanntesten Tempeln posieren sie und verweisen mit eindeutigen Gesten auf ihre Hunger leidenden Säuglinge. Nahrungsmittel werden allerdings abgelehnt.

Nebenan schuften Jung und Alt von Früh bis Spät auf den Feldern, winken, grüßen freundlich, schieben paar nette Brocken Englisch rüber, wenn man vorbei fährt und lächelt.

Im Dorf Minnanthu vermarkten die Bewohner den in der Zeit zurückgebliebenen Teil ihres Fleckens. Frau geleitet uns durch ein Freilichtmuseum, in dem das wirkliche Leben nicht ehrenamtlich vorgeführt, sondern tagtäglich praktiziert wird. Dabei schielen die Alten nicht auf Scheine: Sie spinnen, weben, rollen ihre Cherots und nehmen Besucher als nicht weiter störende Abwechslung hin. Die Jüngeren deuten dezent an, dass „a small donation for the village people“ gerne entgegengenommen würde. Doch geschieht das alles unaufdringlich und ohne zu insistieren - mit Würde eben ...

Bei alledem bleibt Bagan zwar ein ausgesprochen touristischer, doch immer noch sympathischer Ort, an dem mensch je nach Tageszeit an den meisten in Reiseführern beschriebenen Stätten weitgehend ungestört verweilen kann. Bleibt zu hoffen, dass sich daran auch fürderhin nicht all zu viel ändert …

(Fotos vom südöstlichen Pagodenfeld)

(Auszüge aus dem Landleben)

(Fotos aus dem Dorf)

(portrait of a girl)

(Ansichten vor dem sundowner)

Seitenanfang

 

 

Zum Leben ...

in der (heimlichen) Hauptstadt treffen unserem ersten Eindruck nach Weill und Brecht mit ihren harten Weisen wohl den rechten Ton. Gerade auch an den Ufern des Ayeyarwaddy dürfte das Leben der LastenträgerInnen kein Zuckerschlecken sein. Auch die Familien, die vom Bambus (ob vom Transport, Verkauf oder von seiner Weiterverarbeitung) leben, nennen Behausungen ihr Heim, die eher nach Provisorien ausschauen und doch ihren gesamten Besitz darstellen.

Und dennoch begegnet uns kein verärgerter oder gar missgünstiger Blick, als wir durch ihre Wohnzimmer, Werkstätten, Arbeitsplätze, Spielwiesen, Wäschebleichen, Garküchen am Ufer ihres Flusses entlang schlendern. Auch hier ein Lächeln oder ein freundliches „Hello!“ – mit Stolz präsentieren sie ihre Jüngsten, erklärt man uns ob der Falten auf unserer Stirn, wozu die soeben hergestellten Produkte eigentlich gut sind (mit Händen und Füßen – des Englischen ist hier niemand mächtig).

Straßen und Gebäude in „unserem Viertel“ wirken beim ersten Schlendern weniger herunter als in Yangoon, Gehwege stellen eine geringere Herausforderung dar, ohne dass dieses Ensemble einen größeren Charme verströmte. Das Preisgefüge vom Bier bis zum „public transport“ orientiert sich (saisonabhängig) am Touristenstrom, wobei die Universaldienstanbieter hier (anders als „bei uns“ in der Nachwendezeit) den Realitätsbezug nicht verloren haben – die Wachtel in der Hand ist …

Nach dem Aufspüren von Orten, an denen ernst zu nehmender Kaffee gereicht wird, widmen wir uns den kulturellen Sehenswürdigkeiten – und sind tief beeindruckt von der Hingabe, mit denen Gläubige völlig unaffektiert die Mahamuni Statue verehren. Dennoch: Für uns kommt jene Stimmung, die wir in der Shwedagon empfunden haben, (noch) nicht auf (Sorry, Tommy!), doch wir sind ja (noch) jung – und (noch) einige Tage vor Ort. Und vielleicht treffen wir ja noch Kiplings Burma Girl, so die Dame von Moulmein hierher gefunden haben sollte ...

(Peter Dawson singt Kipling)

 

Unsere Universal-undsoweiter wittern unsere verhalten skeptische Einstellung ihrer Stadt gegenüber und kutschieren uns in ihren Trishaws durch höchst unterschiedliche Viertel. Vom mandalayischen Wedding über Tempelhof bis Dahlem und das neue Kreuzberg kriegen wir alles mit. Prenzl’berg lassen sie aus, die Schwaben fehlen noch und Kinder gibt's überall in der Stadt auch so zuhauf …

Die beiden setzen uns in einen pick-up zum Mandalay Hill, der selbst von Apotheken wie Jan Ullrich einiges abverlangte - und uns ob des diesigen Himmels nicht den versprochenen „beautiful view“ beschert. Dafür erleben wir "Einsegnungszeremonien", schreiten das „größte Buch der Welt“ ab und bestaunen, schon ein wenig matt, vor der Siesta wie 32 Gramm Gold (am Stück) von kräftigen Männern zu den hauchdünnen Folien gehämmert werden, welche auch den Mahamuni-Buddha bis zur Unförmigkeit verändert haben. Am Nachmittag lassen sie uns Markt- und Handwerkerszenen in Vierteln erleben, die selbst im Lonely Planet noch nicht beschrieben sind. Reichlich Erlebtes also, um uns einen tiefen Schlaf zu bescheren.

 

(Sehenswürdigkeiten in Mandalay)

(Fotos vom Mahamuni Buddha)

(Rundfahrt im Trishaw)

(Fotos vom Shwein Bin Kloster)

 

 

 

Zu einem guten Karma …

trägt der morgendliche Besuch des Mahamuni-Buddhas rein fahrzeugtechnisch nicht wirklich bei. Vielleicht, weil wir auch dieses Mal nicht „die Heiligkeit seiner Stätte“ verspüren, lässt er uns, nachdem wir einen Blick über die Schultern der Steinmetze geworfen haben, welche mit Flex, Holzspatel und Stahlschwämmchen Buddhafiguren nach Maß in Szene setzen (und kolorieren), mit einem Getriebeschaden unseres „Blue Taxis“ in der Straße der „Buddhafactories“ liegen bleiben.

Bis zum Eingeständnis des Fahrers, dass er die Zahnräder ohne fremde Hilfe nicht mehr gerade gebogen bekommt, und wir besser das Fahrzeug wechselten, verbleibt reichlich Zeit, das lokale Handwerk hautnah zu erleben. Zum ersten Mal demonstriert uns ein Glaswerker, ganz richtig, kein Glasbläser, wie aus Bruch (ob Fensterscheibe oder Bierglas) jene Diademe entstehen, die sowohl Kronleuchter als auch (vor allem) die Schirme (htilis) der Pagoden schmücken und im Sonnen- wie im abendlichen Kunstlicht glitzern – crazy diamonds

Trotz Panne erleben wir Panne: Im Mahagandhayon Kloster geraten wir in die täglich stattfindende Mönchsspeisung, die zu einem für Touristen frei gegebenen Event ausgeartet ist. Von wem und warum sei zunächst dahin gestellt. Das Zurschaustellen der Austeilung des „Mittagessens“ ruft nicht nur bei abgesprungenen Katholiken Bilder der Fütterung von "Knuth at its best“ hervor, es weckt auch schmerzliche Erinnerungen an den Almosengang der Mönche in Luang Prabang und die leicht zynische Anmerkung eines ihrer hohen Repräsentanten: „Sometimes monks are like monkeys, you know …“ Aus meinem zutiefst antiklerikalen Unbehagen stellt sich allerdings die Frage, wer sich warum und auf wessen Geheiß hier so zum Affen machen lässt, tagtäglich …

Zur Beruhigung des Gemüts gucken wir uns noch das ein oder andere Pagödchen in Amarapura an, erklimmen, reichlich eine halbe Autostunde entfernt, den Sagaing Hill mit seinen zahlreichen Heiligtümern, frönen Willis Hasen (Jahrgang ’51) und einem Frosch (warum Männer Hüte tragen, Felix - Willi hingegen keine …) ein wenig Aufmerksamkeit und lassen uns auf Inwa herumgiggen.

Unser Kutscher fährt den „Deppentrail“ ab – in der von der Droschkeninnung festgelegten Reihenfolge. Dazu gehören auch Heiligtümer, die im Loose ignoriert werden. Unser vergebliches Suchen in selbigem kommentiert der Mann auf dem Bock mit einem Werturteil: "No orange book - look Planet!" (Lonely ..., Anm. d.  Redaktion). Das aus Teakholz errichtete Kloster Bagayon hingegen ist auch für das "orange book" das highlight - zumal sich paar junge Mönchlein für zwei Dosen Cola vor einheimischen Fotoprofis verbiegen. Wir profitieren davon ganz parasitär … Das Gebäude selbst strahlt allerdings etwas Ehrfurcht Gebietendes aus.

Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir die U Bein Brücke – leider gibt der niedrige Wasserstand des Taungthamansees all die Zwiebel- und Bohnenfelder frei, die bei dem beliebten Fotomotiv  üblicherweise unter Wasser stehen. Dennoch, das Bauwerk aus Teakholz bleibt beeindruckend und die Stimmung ist trotz des Touristenstroms, der sich mit dem der Einheimischen mischt, ausgesprochen friedlich, ruhig, unaufgeregt. Dieser Ort verströmt weitaus mehr Besinnlichkeit als die örtlichen Pagoden …

Die Rückfahrt, dem Mahamuni Buddha sei Dank, findet im ersten Drittel ohne funktionierende Scheinwerfer statt. Erst später wird die nötige Sicherung erfolgreich ausgewechselt …

(Buddha factory und crazy diamonds)

(feeding the monks)

(Fotos auf Inwa)

(U Bein Brücke)

 

 

Das Leben am Fluss

wirft wiederum ein anderes Licht auf Mandalay: Im „Bambushafen“ landen nicht nur all die Flöße, hier werden sie auseinander genommen, stangenweise getrocknet, weiter verkauft und zum Teil auch verarbeitet. Ob zu Matten oder Hauswänden geflochten, zu Essstäbchen oder Spießchen geschnitzt – Menschen leben von ihnen …

Im Ölhafen, am Holzpier oder an der Verladestation für Gebrauchskeramik (100 Liter fassende Krüge dominieren), überall schleppen vor allem Frauen die schweren Güter von Booten an Land oder auf LKWs – die Männer sitzen am Ufer und zocken.

(Leben am Ufer)

 

Bei aller Betriebsam- und Geschäftigkeit geht es in der größten Stadt des nördlichen Landesteils jedoch ziemlich unaufgeregt zu. Unsere Trishawfahrer tun uns Gegenden auf und bringen uns zu Menschen, welche uns die sanften Weisen von Elton John zu Mandalay verständlich machen. Angenehme Begegnungen und Begebenheiten verleihen selbst unserem Viertel in der alten Königsstadt plötzlich einen gewissen Charme: Einmal mehr auf der Suche nach Waschpulver, das sonst an jeder Straßenecke zu finden ist, geraten wir in ein Lädchen für Tierfutter. Die ältere Dame lässt uns in perfektem Englisch vor einer Tasse Tee, einem netten Plausch auf der Couch und einem aus den eigenen Vorräten abgefüllten Tütchen "detergent" nicht mehr los. Außer guten Wünsche für unsere Reise gibt sie uns noch mit auf den Weg, in Zukunft nach "soap powder" zu fragen. Das sei linguistisch zwar nicht korrekt, "but people here will better understand, you know …".

Eine Straßenecke weiter führen uns Jugendliche durchs Angebot der "Family Bakery", unterscheiden die Geschmacksrichtungen der Leckereien nach sweet, meat, hot, machen uns auf die Espressomaschine aufmerksam (real good coffee), räumen ihren Schattenplatz draußen auf dem Gehweg, lassen unsere Bestellung in der Mikrowelle aufwärmen, erklären uns die Rechnung Position für Position per Taschenrechner, wünschen uns einen "Bon Appetit and have a nice stay!" und ziehen zu ihrem nächsten Treffpunkt. Ist doch charming, oder ...

 

 

Ein lohnender Abstecher ...

(lt. Loose) führt uns ins gut drei Busstunden entfernte Monywa, einer Großstadt im Chindwin-District, in der die einzigen von uns zu deutenden Schriftzeichen mal wieder vor Kneipen hängen, welche Myanmar Beer ausschenken .

Der Wortschatz der hier gebräuchlichen lingua franca besteht überwiegend aus Lächeln, Zuwinken, freundlichem Nicken und hin und wieder ein paar Brocken Englisch. Alles kein Problem, da die meisten Einheimischen im Stande sind, uns an der Langnasenspitze abzulesen, was oder wohin wir gerne möchten.

Bereits am Busbahnhof stürzen sich die Tuktuk-Geier mit einer gewissen Zurückhaltung und einem sehr fairen Angebot auf uns. Die Jungs im birmesischen Straßenrestaurant gegenüber unseres einfachen, doch professionell geführten Hotels verstehen kaum Englisch, dafür unsere Zeichensprache: Churchills "Victory" endet mit zwei frisch Gezapften auf dem Tisch - wie benötigt, peanuts inklusive - Bye, bye, Herr Ackermann!

Ein wenig Verwirrung stiftet am zweiten Tag, nachdem die locals unsere Trinkgewohnheiten bereits ausgiebig studieren konnten (Fassbier beim Birmesen, Essen gleich nebenan beim Chinesen, abendliche Malariaprophylaxe zum Mitnehmen wieder vom Birmesen), unsere Order zum Abendessen: Um das Abnagen von Knochen zu vermeiden, bestellen wir beide „two times Fried Noodles, no meat, with Mixed Vegetables“. Nun gut, das gibt die zweisprachig (eine können wir nicht deuten und schon gar nicht lesen) abgefasste Speisekarte so nicht her. Also rücken wir grundschullehrermäßig das für uns Wichtige ins Blickfeld und decken den Rest per Daumen ab. Serviert werden einmal „Mixed Vegetables“, die uns bereits am Mittag hervorragend gemundet haben und – auch einmal: „Fried Noodles with Mixed Vegetables“. Tja, acht Wochen im Lande und nix dazu gelernt: Selbstverständlich werden fried noodles hier fast immer mit vegetables serviert, ob mit oder ohne Fleisch jedweden Tieres. Mithin meint unsere Bestellung lokaler Logik folgend: Der eine will „Fried Noodles, no meat“, die andere „Mixed Vegetables, no meat“. Um Barbara nicht nur köstliches Gemüse anzutun, bestellen wir „some rice“. Nach verständnisvollem Nicken des Kellners kredenzt er uns ein Glas Bier vom Fass aus der Kneipe nebenan. Wir sind also durchschaut und unsere wirklich wichtigen Bedürfnisse jenseits des Hungers bekannt. Unter ausgedehntem Schmunzeln wird Barbara schließlich doch noch eine Schüssel Reis gereicht. Und beim Bezahlen am Biertresen greift der Barkeeper unaufgefordert hinter sich in die Apotheke. Schön, bedeutende Wünsche von den Augen abgelesen zu bekommen. Den Namen dieser Kneipe möchtet Ihr gerne erfahren? Tut uns leid, können wir noch immer nicht lesen …

  

Ach ja, …

Kultur gibt's hier ja auch noch - in Form der Höhlen von Hpo Win Taung. Per „Special Boat“, das als ordinary boat Einheimische über den Chindwin transportiert, für einen deutlich niedrigeren Preis allerdings, gelangen wir ans andere Ufer nach Nyaung Bin. Für 2.500 K$ sind wir die einzigen an Bord und deutlich schneller als das local boat gleicher Bauart …

Dort im Westen werden wir in gutem Englisch korrekt aufgeklärt: „Limousine, Taxi, Pickup or Jeep to Minzu same price!“ Also lassen wir uns im Geländewagen zu den Höhlen kutschieren, die vor über sechshundert Jahren in den Sandsstein geschlagen wurden. Das einspurige Teerband erspart uns all zu viel Staub.

Im Eingangsbereich warten Affen und Ticketverkäuferin – lediglich letztere erhält eine kleine Aufmerksamkeit. Mit einem aufgeweckten, leidlich Englisch sprechenden jungen Guide arbeiten wir uns durch die Nischen, Kavernen, Grotten, die sämtlich durch schmale und niedrige Eingänge zu betreten sind, sich dann oft großzügig erweitern, um Buddhastatuen in allen Positionen zu beherbergen: Aus dem gleichen Stein, vor Ort in der selben Höhle gemeißelt hocken, sitzen, stehen oder liegen sie, oft umrankt von filigranen Wand- und Deckenmalereien. Da unser „Buddhacaveerklärer“ deutlich mehr zu deuten weiß als das „orange book“, sind wir gerne bereit, ihm heimlich in einer Nische, durch Buddha verdeckt, ein paar Scheine zuzustecken, die er vor der örtlichen Andenkenmafia verbergen kann, bevor er offiziell sein Salär kassiert, welches er mit wem auch immer teilen muss.

Fast zurück am Fähranleger treffen wir auf einen Umzug anlässlich einer Novizenfeier. Die herausgeputzten Frauen und Kinder freuen sich über uns als Zuschauer mindestens ebenso wie wir über ihre farbenfrohe Erscheinung, winken und lächeln uns zu und lassen sich bereitwillig fotografieren. Das uns am Ufer zugerufene „See you next year!“ fassen wir als Kompliment auf, auch wenn andere Ziele locken ...

(Fotos vom Ausflug nach Hpo Win Taung)

 

Nichts ist so schlimm, ...

dass es nicht für etwas gut wäre: Dank des um acht Stunden auf den Nachmittag verlegten Abflugs von Yangon nach Siem Reap - des neuen Visums wegen, Ihr erinnert Euch - verbleibt reichlich Zeit nach den Dateien auf dem Rechner zu spüren, welche plötzlich samt und sonders unauffindbar verschwunden waren. Johannes, gleichfalls Gast im Motherland und Experte, entdeckt sie alle nach trickreichem Suchen an Orten, wo sie nicht hingehören, rettet Willis bisherige Arbeit, sämtliche Fotos und lässt eine Fortsetzung der website wahrscheinlicher werden. Nochmals ganz herzlichen Dank nach Freiburg!!!

 

 

Gute Entscheidung, ...

nach Siem Reap zu gehen, um sich zu erholen. Die nähere Umgebung der "Pub Street", der alte und auch der neue Nachtmarkt sind nach wie vor ein Touristenbums, allerdings finden sich abseits dieser Ameisenhaufen, vor allem an dem Ufer des Siem Reap River, durchaus ruhige Fleckchen. Andere Oasen als das FCC haben wir zwar noch nicht entdeckt, doch ist auch unser guesthouse, Bayon Garden, ein Wohlfühlort: ausgesprochen heimelige Zimmer, in denen auch die "kleinen Dinge" stimmen, und, mit Tanja und Frank, richtig liebe landlords, die unsere Wünsche ahnen, bevor sie aus unserem Unterbewusstsein auftauchen.

 

(unsere Reiseroute vom 4. Februar bis 7. März - dritte Etappe)

 

 

Luftveränderung …

auf 1.100 m Höhe nach fast zehn Wochen im Tiefland hat schon etwas: mildes Klima, erträgliche Temperaturen, (fast) saubere Luft und jede Menge Grün fürs Auge. Gut nachvollziehbar, warum einst die Briten hier in ihrer „Hill Station“ an der Burma Road Schutz vor der feuchten Hitze Rangons und Mandalays suchten.

Bevor wir jedoch die Annehmlichkeiten von Pyin Oo Lwin in den Shanbergen genießen können, liegen knapp anderthalb Stunden holperiger, kurvenreicher, stetig ansteigender Strecke hinter uns, deren Folgen und Nebenwirkungen nicht mit nur einem Raki abgetan sind, Angela: Mindestens eine mittlere Alkoholvergiftung scheint angezeigt, drischt unser Heizer doch einen Reifen, der ihn bis zu unserer unversehrten Ankunft vor dem guesthouse dem Verdacht aussetzt, Reinkarnations(ver)helfer welcher buddhistischen Schule auch immer zu sein …

Die Uhren in diesem Provinzstädtchen, selbst die im Purcell Tower, ticken einmal mehr langsamer als in den Großstädten, vor allem ein wenig abseits der Hauptstraße. Statt der Kicks in Gigs gibt’s welche in Gharrys, jenen vierrädrigen „Postkutschen light“, welche die wichtigsten Transportmittel des hiesigen ÖPNV ausmachen. Und die sind gut so: keine blockierenden Türen, keine versagenden Bremsen, keine eingefrorenen Weichen – dazu per se zuvorkommendes, freundliches Personal, dem berliner Kotterigkeit nicht erst für teuer (west-deutsches Steuer-) Geld ausgetrieben werden muss …

Die Einheimischen, ein ethnischer Mix fast aller Volksgruppen vom östlichen Indien bis zum südwestlichen China und einer entsprechenden Vielfalt an Glaubensgemeinschaften, unter denen unserer Beobachtung nach lediglich animistische fehlen, sind etwas zurückhaltend, können allerdings ein Lächeln nicht unerwidert lassen.

Obwohl (oder gerade weil?) der Ort keinen ärmlichen, sondern eher einen wohlhabenden Eindruck macht, trifft mensch auf bettelnde Kinder, vom Krabbel- bis zum Grundschulalter, die noch vor „Mama“ oder „Papa“ Englisch gelernt haben: “Money???“ Auch wenn die Bettelei gut organisiert wirkt, es sind diesmal keine Bangladeshi, die einem die ausgestreckte Hand entgegen halten …

(Fotos aus der Hill Station)

 

 

"Very interesting, Sir!" ...

ist das Prädikat, das Arun,  einer unserer Motojungs nepalesischer Herkunft jedem wie auch immer gemauerten Steinhaufen zukommen lässt, um unsere Aufmerksamkeit auf Gebäude mit kolonialistischem Flair, gülden getünchte Stupas, oder andere Bauwerke zu richten, die vom "orange book" bis zum "planet" geflissentlich (und zu Recht) ignoriert werden.

Nach dem Besuch einer Schule, in welcher blinde Kinder bis zur Hochschulreife geführt werden sollen - allein ein Hauch Bildung und die garantierte tägliche Versorgung mit Nahrung, in einem Landstrich, in dem jegliche körperliche Behinderung als Strafe für Verfehlungen während eines früheren Lebens geächtet wird,  ist schon eine Spende wert - stehen wir vor einer Pagode, die unser guide als "very powerfull, Sir, donation good!" hervorhebt. Glasvitrinen voller Geldscheine fürs good kharma; am Fuße des Berges hoffen die Blinden auf den ersten Computer. Ja, ja, ich hör schon auf und schreib auch nicht weiter, welche Messer mir in der Tasche auf gehen. Ich reise schließlich als "foreigner" in ihrem Land ... Sollen sie zum Vollmond im November doch ihre aufwändig und für teuer Geld gebauten Ballons steigen lassen - "de Zooch kütt" gibt's auch nicht für umsonst und Ausgaben für Benny XVIth's Sessions für seine Fans (nicht nur in Rom) ließen sich für ernsthaft Notleidende und Bedürftige gewiss nachhaltiger anlegen ...

Die "small waterfalls", Pwe Kauk, erlaufen wir uns noch alleine: Hier können wir uns schließlich nicht verirren. Beim fast einstündigen Abstieg zu "the big falls", den Anisakan Fällen, vertraut man uns drei Schutzengeln an, deren Job noch lange nicht erledigt ist, nachdem sie uns sicher zur Talsohle geführt und uns eine Cola verkauft haben: Sie fächeln uns beim Aufstieg frische Luft zu, verhindern telepathisch jeden (füßischen) Fehltritt und bringen uns sicher an unseren Ausgangsort zurück. Zweieinhalb Stunden zu dritt in der Hoffnung, dass some small money abfällt - auch hier verschieben sich Dimensionen ...

(Fotos vom Motoausflug)

 

 

Vor der Entdeckung der Langsamkeit …

bleibt mensch während der Bahnfahrt von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw nicht verschont. Sie beginnt bereits in aller Früh am Fahrkartenschalter, der zwar offen, doch nicht geöffnet ist. Ein Umweg für „foreigners“ führt später über den Bahnsteig durch ein Hintertürchen zu einem verkürzten Verfahren, welches allerdings ob des akribischen Notierens vieler Daten aus dem Reisepass ein wenig länger dauert: Hier werden gegen U$ die Tickets für Touris verkauft. Allerdings sind jene für die „upper class“ erst mit Einfahrt des Zuges zu haben: Die noch freien der (wie im ICE) nummerierten Plätze werden an Ort und Stelle ermittelt, damit es zu keinen Buchungspannen kommt (wie beim ICE). Wesentlich unpünktlicher als das Flaggschiff der Deutschen Bahn ist unser „Train Up“ mit einer halben Stunde Verspätung auch nicht.

Kaum hat sich der „Up“ durch einen langen Heulton angekündigt, strömen aus allen Richtungen Frauen herbei, die auf ihren Köpfe große Bleche und riesige Körbe voller schmackhafter Köstlichkeiten anbieten, um die seit vier Stunden darbenden Reisenden aus Mandalay am Verhungern und Verdursten zu hindern.

Wichtiger als das Einhalten der Abfahrtszeiten scheint das Einhalten der Haltezeit. Pünktlich nach einer guten halben Stunde ruckelt der Zug an. Je nachdem, ob er über die nicht verschweißten Schienen up oder down rumpelt, nimmt er an Fahrt und Geschaukel ab oder – zu …

Unser Großraumabteil ist gut zur Hälfe besetzt; Fremde und Einheimische halten sich die Waage. Die Polster (grün fürs Auge) sind abgewetzt und durchgesessen, die Fenster seit der Jungfernfahrt nicht mehr geputzt, die Wände angeschmuddelt und die Flecken auf dem Boden erzählen Geschichten. Doch sonst ist’s recht gemütlich – viel Beinfreiheit, frische Luft ob offener Türen und nicht zu schließender Fenster, nette Aussicht, angenehme Mitreisende.

Auf den Hügeln und in den Ebenen werden Gerste, Bohnen, Erbsen, Zuckerrohr, Gemüse, Erdbeeren und Erdnüsse angebaut. Die Dörfer wirken aufgeräumt, nicht unbedingt besonders wohlhabend, doch keinesfalls ärmlich. In den Kleinstädten, die wir durchfahren wird baulich ein wenig mehr geprotzt. Bei jedem Halt rauscht die Reizüberflutung an Essbarem persönlich vorbei. Hin und wieder verweilt auch eine Gruppe Schülerinnen (die sind, wie bei uns, wohl fleißiger als Jungs) im Abteil, um ihre Englischkenntnisse an den „foreigner“ zu bringen. Ein schriller Pfiff kündigt die Weiterfahrt an und leert den Mittelgang.

Der Gokteik Viadukt beeindruckt als Stahlkonstruktion, die sich gut 800 m lang über einen Fluss spannt und den Weg nach China erheblich verkürzt. Nach reichlich sechs Stunden Langsamkeit erreichen wir schließlich Hsipaw. 

(Fotos von der Bahnfahrt)

(... und vom Viadukt)

(Paul Theroux zu seiner Zugreise über den Viadukt)

(... und paar Hinweise auf Sehenswürdigkeiten)

 

 

Die Burma Road

führt mitten durch den kleinen Ort, in dem mensch „umgeben ist von Hügeln, Wäldern und freundlich zurückhaltenden Bergbewohnern“ ( lt. Loose), allerdings auch vom Diesel, den die unzähligen LKWs in die Straßen blasen. Durch Hsi-paw flutet alles an Menschen und Waren, was von China kommend auf den Weg nach Mandalay geschickt wird. Eine besondere Dröhnung verabreichen die zahlreichen Schwertransporter, welche Stahlröhren anliefern für die Gaspipeline, die als China-Myanmar-Pipelines-Project über viele Kilometer an der Bahnlinie entlang geschweißt wird. So richtig in Bann gezogen, wie Loose es gerne hätte, wird " der Traveller" mithin nicht, zumindest nicht auf Anhieb ...

Ein wenig Charme hat sich der Flecken allerdings in seinen Seitenstraßen bewahrt. Um die vielen Marktstände herum herrscht das übliche bunte Treiben, alle möglichen Handwerker arbeiten draußen vor der Tür und in kleinen Werkstätten werden Blusen mit Perlen bestickt, Cheroots gerollt oder Reisnudeln aufs Trockengestell gehängt. Und unten am Fluss findet sich im Black House Coffee Shop zwar kein guter Kaffee, doch eine herrliche Oase der Ruhe mit Aussicht über den Dothawady, in dessen Fluten sich spät nachmittags nach der Arbeit auf dem Feld Mensch und Wasserbüffel aalen. Und Bier gibt's dort auch - ein wichtiger Grund, sich nicht auf Wandertour zu begeben, zumal die trockene Landschaft mit ihren abgeernteten Reisfeldern nicht unbedingt dazu verlockt. Verschieben wir eben auf Kalaw und Pindaya ...

(alte "Nebensächlichkeiten" aufgewärmt)

(Greg Adams: Burma Road)

(Fotos aus dem Ort)

(... und vor der Rückfahrt)

 

 

Ein wenig Erholung …

ist nach der Anreise aus der weiten Ebene um Mandalay in den ehemaligen britischen Luftkurort durchaus angezeigt, auch wenn wir die fast 1.300m Höhenunterschied nicht per pedes überwunden, sondern uns im share taxi hinaufgeschraubt haben: Das oft recht schmale Sträßchen windet sich über viele Kilometer als einspurige Großbaustelle in unzähligen Serpentinen die westlichen Shanberge hinauf, verpasst dem Reisenden jede Menge Staub und lässt ihn ob der Fahrweise des Chauffeurs und der entgegen kommenden LKWs hin und wieder den lieben Gott anrufen, an den er schon lange nicht mehr glaubt …

Die intensiv betriebene Landwirtschaft in der Zentralebene wird vor allem durch eines bewegt: Muskelkraft – von Mensch und Tier. Ochsengespanne begegnen einer so häufig wie Mopeds in Mandalay, auch vor dem klassischen Hakenpflug oder der durch Kinder beschwerten Egge trotten Zebus. Und alles, was Menschin stemmen kann, wird auch durch sie von A nach B transportiert – und darüber hinaus …

An den Berghängen lösen Gerste, Kartoffeln, Zwiebeln, Blumenkohl, Salat, Chili und andere „Suppenkräuter“ die „Früchte des Feldes“ aus dem Tiefland ab (Mais, Reis, Baumwolle, Gemüse, Sesam). Die Häuser sind aus Holz gebaut, die Siedlungen wirken weniger wohlhabend. Die Kinder tragen hier allerdings Gummistiefel, keine Latschen mehr …

Nach den Schlaglöchern und den Spitzkehren im Nirgendwo taucht dann endlich Kalaw auf: Etwas kühler (auch temperaturmäßig), mit einigen Reminiszenzen britischer Kolonialarchitektur und einem bemerkenswerten Querschnitt durch alle möglichen Ethnien, die gerade heute, zum „Fünftagemarkt“, die Gassen füllen. Da wir, auf der Ameisenstraße des Tourismus, lediglich eine Volksgruppe unter vielen darstellen, fallen wir nicht weiter auf, werden also genau so behandelt – und das ist gut so!!!

Die zahlreichen Gesichter im Markttreiben sind offen, uns zugewandt, lassen sich auf’s halbherzige Feilschen ein, freuen sich über hellhäutige, bärtige, grauhaarige Abwechslung und bedeuten uns ein derartig herzliches Willkommen, dass Menschin die gewechselten Worte gar nicht mehr verstehen muss. Diesen Ort, obwohl alles andere als vom Tourismus verschont, schließen wir heute auf Anhieb ins Herz!

Mal sehen, was uns Morgen bringt …

 

(Infos zur Volksgruppe der Shan)

(Infos zum Shan State)

(... und Hinweise zu Sehenswertem ...)

(Fotos aus dem Ort)

(Gesichter vom Fünf-Tage-Markt)

 

… na gut, die Realität zurück: Die Menschen bleiben liebenswert. Der Ort hingegen wirkt außerhalb des alle fünf Tage stattfindenden Marktes, welcher die Bewohner der umliegenden Weiler sowohl als Händler wie als Käufer anzieht, derart was von verschlafen, dass es uns einmal mehr in Pagoden und zu Bambus-Buddhas treibt. Wird also Zeit, endlich mal wieder etwas Richtiges zu unternehmen …

 

 

Unterwegs mit Mr. Charles …

durch verschiedene Dörfer der Palaung und Daung wird allein schon dadurch zum Erlebnis, dass unser Guide (in unserem Alter) nicht nur jeden Pfad und jeden Gartenzaun kennt, sondern auch all diejenigen, die ihn benutzen bzw. dahinter leben. So erfahren wir nicht nur Näheres über die Sitten und Gebräuche der jeweiligen Ethnien, sondern auch einiges über Lieb und Leid der Familien, von denen wir „auf einen Tee“ in ihre oft bescheidenen Behausungen gebeten werden. Ihr Interesse an uns, unserer Familie und unserem Leben ist mindestens so groß wie umgekehrt und wird ohne Scheu formuliert.

Ebenso unbedarft erzählen sie von sich, von ihren Freuden und Nöten, bevorstehenden Hochzeiten und enttäuschenden Verbindungen einiger ihrer Töchter mit „Birmesen“. Palaung dürfen nur Angehörige ihrer Volksgruppe, die in der Umgebung von Kalaw auf neun Dörfern verteilt lebt, ehelichen – ansonsten müssen sie ihre Siedlung verlassen. Lediglich an den beiden höchsten Feiertagen im Jahr ist es ihnen gestattet, ihre elterliche Familie über Tag zu besuchen …

Da ihre traditionelle Kleidung aufwändig herzustellen und somit recht teuer ist, tragen jüngere Menschen ihre Trachten nur an Feiertagen. Jeans und T-Shirts sind sowieso cooler …

Die Männer sitzen während der Trockenzeit einmal mehr genüsslich faulenzend zu Hause herum, weil nur wenig auf den Feldern zu arbeiten ist. Sie flicken ein wenig an der Hütte herum oder bekochen ihre Familien. Die Frauen hingegen stellen Besen her, ernten in den Steilhängen Teeblätter oder sammeln Holz – eine Knochenarbeit, eher was für Männer …

Weben per Hand gehört „selbstverständlich“ zu den Frauenarbeiten, wird uns auch immer wieder vorgeführt, obgleich die meisten der zum Verkauf angebotenen Produkte offen-sichtlich maschinell erstellt worden sind. Gut, dass keine der Ladies darauf besteht, dass wir eine ihrer "handgefertigten“ Waren erwerben. "When you see it, they are dream catchers. At your home they will be dust catchers" meint Mr. Charles dazu ...

Die Webvorrichtung teilt sich das Erdgeschoss mit der offenen Kochstelle, die Fliegen fern hält und einen ungetrübten Blick unmöglich macht. Tränen in die Augen treibt es uns auch, wenn wir mit Maßstäben der Kaiserstraße auf die Einrichtung der „Wohnung“ blicken: Als Kleiderschrank biegt sich eine Bambusstange von Wand zu Wand, auf der die Alltagskleidung von der Winterjacke bis zum T-Shirt und darunter hängen. Ihr wächst die Vorratskammer (der Jahresbedarf an Reis, in Säcken gestapelt) vom Holzfußboden aus entgegen. Oberhalb der Feuerstelle schwebt ein Gestell, auf dem Gemüse, Obst, Fisch etc. gedörrt, Fleisch und Teeblätter getrocknet und all die Dinge aufbewahrt werden, die keine Feuchtigkeit abkönnen, doch wärmebeständig sind. In Griffnähe stehen Kochtöpfe und Kasserollen aller Größen. Das Geschirr ist auf dem einzigen wahrnehmbaren Regalbrett gestapelt. Schneidewerkzeuge und Besteck, Essstäbchen eingeschlossen, finden Platz in einem Bierglas (0,5 l). Hygieneartikel füllen das zweite Bierglas, welches neben einem Wasserkanister zu finden ist. An den Wänden verteilt, oft an Pfosten verkantet, lehnt Werkzeug, vom Sägeblatt bis zur Spitzhacke. Da, wo wir gerade sitzen, wird abends eine zusätzliche Bambusmatte ausgerollt – das Bett. Und dabei ist die Familie, bei der wir gerade Tee trinken und Bananen essen, keineswegs ärmlich, im Gegenteil: „They just think different about things they really need and like …“

Hiking mit U Charles setzt einem eine ganze Menge Haken ins Hirn! U ist übrigens die birmesische Anrede für uns Männer ü 60 - U Felix, U Siggi, U Bernhard, U Jürgen, U Ndsoweiter.  

(Fotos von den Wanderungen)

(unsere Wanderroute auf Google Earth)

 

 

 

 

Na ja, Pindaya -

… kann ja eher wenig dafür, dass es eine für Myanmar weitere mit Buddhafiguren vollgepfropfte Tropfsteinhöhle aufzuweisen hat und damit Anhänger jener Weltanschauung selbst aus dem fernen Italien anzieht: „Che Buddha illumine il gruppo di Gubbio.“ Hat er hoffentlich. Wir hingegen stellen auch nach dem Besuch der berühmten Pilgerstätte unverfroren unsere transzendentale Erleuchtungsresistenz fest und finden olle Kalles Bemerkung zum "Opium des Volkes" einmal mehr bestätigt ...

Der Blick auf die Landschaft allerdings lohnt die unzähligen Stufen. Vermutlich deshalb sind die Höhlen auch ein „beliebter Wallfahrtsort für viele Birmanen aus der Zentralebene“ – hier gibt’s wenigstens Gegend zu sehen. 

Und die beginnt bereits hinter Auban mit sanften Hügeln, einzelnen Baumgruppen und frisch bestellten Äckern – ein Stückchen Voralpenland mit Blick auf steile Höhenzüge am Horizont, wären da nicht die zahlreichen Pagoden, die einem weiß oder gülden entgegen leuchten ...

Das Städtchen ist mindestens so verschlafen wie im Loose beschrieben; die Einwohner begegnen uns „foreignern“ zwischen freundlich grüßend bis ungestört ihrer Wege gehend. Viele davon führen zum künstlichen See mit seinen zahlreichen Waschplätzen. Die Erfindung der Waschmaschine hat bei uns zur Zerstörung wichtiger Kommunikationszentren und –möglichkeiten geführt, die kein Chatroom ersetzen kann: Männlein wie Weiblein waschen gemeinsam unter regem Geplausche jeweils ihre eigene schmutzige Wäsche und dann sich selbst – beides scheint allen Beteiligten sehr zu gefallen. Schön für sie - was bleibt uns also anderes übrig, als Höhlen und Teakholzklöster aufzusuchen …

(Verschlafenes aus dem Ort)

 

Leben ins Dorf

bringt der Fünftagemarkt, der pünktlich zum Rosenmontag jede Menge Volk herbei ruft. Bereits gegen Fünfe in der Früh ist unsere Unterkunft umlagert von Kohlköpfen, Zwiebeln, Knofel und deren Verkäuferinnen: Die Bauern aus der näheren Umgebung bieten all die Feldfrüchte feil, die auch während der übrigen Tagen an festen Marktständen zu erstehen sind, heute jedoch in Großhandelsmengen direkt vom Erzeuger - und somit frisch.

Andererseits decken sich die Angehörigen der „hill tribes“ mit all der „Hardware“ ein, die ihnen kein fliegender Händler in ihre Bergdörfer bringt: Plastikschüsseln, Kunststoffrohre, Wellblech fürs Dach, Bambusmatten.

Auch wenn bereits gegen Mittag die Ersten den Flecken schwer beladen Richtung heimatlicher Siedlung verlassen, das Gewusel hält bis zum frühen Abend an. Die letzten mobilen Stände sind jedoch noch nicht abgebaut, einige Trecker und Pick-ups werden noch mit den wenigen unverkauften Kohlköpfen und neu erworbenen Gütern beladen, schon lässt Dornröschen für die nächsten vier Tage herzlich grüßen – Zeit, sich auf die Suche nach neuen Gestaden zu begeben …

(Eindrücke vom Fünftagemarkt - für Geduldige...)

 

 

 

 

 

Zu neuen Gestaden …

geleitet uns Mr. Charles. Mit Wäsche zum Wechseln, einer warmen Jacke für die kühlen Nächte, etwas Wasser (auf 1200 m ist Malaria kaum mehr verbreitet) und einer Notration Nüsse im Rucksack brechen wir von Kalaw auf – und höhenmetern uns über Pfade und staubige Pisten bis Lut Pyin, einem Dorf der Taung Yoe, in dem wir zu Mittag speisen.

Unser Koch zaubert in der Küche unserer Gastfamilie ein Viergängemenue vom Feinsten – zubereitet aus all dem frischen Gemüse und Obst, welches er heute früh auf dem Fünftagemarkt erstanden hat. Nach dem Mahl gesellen sich einige Freundinnen unserer 75jährigen Hausherrin dazu und freuen sich mit ihr, mehr über uns und unsere Familie zu erfahren. Selbst erzählen sie sehr freimütig über sich und die Ihren.

Ebenso wie unterwegs begegnen wir auch im Dorf freundlich grüßenden Einheimischen, die, kaum dass Mr. Charles einen Plausch begonnen hat, unverhohlen und unverstellt alles Mögliche von und über uns wissen wollen. Wir hören dafür mehr über die aktuellen Preise für Reis, warum es sich endlich lohnt, Erdnüsse anzubauen und Details über den letzten Kuhhandel.

Wieder op pad bewegen wir uns durch eine sanft hügelige Landschaft, die weniger in die Knochen geht als die Berg und Tal Tour am Vormittag.

Den Abend und die Nacht verbringen wir bei Freunden von Mr. Charles in Lamaing. Nach dem Abendessen bei Kerzenlicht in Homestayatmosphäre führen wir mit dem Hausherrn ein durchaus angenehmes Streitgespräch über Gott und die Welt. Einigen können wir uns auf den Minimalkonsens „Everybody wants to be happy!“ Einigkeit herrscht bei der Einschätzung der politischen Lage und dessen, was "eigentlich geschehen müsste". Mehr darüber in Berlin …

(Fotos vom ersten Tag der Wanderung)

(unsere Wanderung auf Google Earth)

 

Den folgenden Tag wandern wir durch eine Landschaft, die, würde man die Pinien, Banyons etc. gegen Zypressen tauschen und statt der Pagoden Landhäuser errichten, stark an die Toscana erinnerte – bis auf die fruchtbare rote Erde.

Auch in dieser Gegend scheint Mr. Charles jeden zu kennen: Kein Gartenzaun, an dem nicht geplauscht würde, keine Gruppe, zu der er sich nicht gesellte und der er uns nicht vorstellte. Wir erleben mal wieder hautnah den Unterschied zwischen einem Guide und einem, der anderen nur den Weg zeigt …

Eine alte Dame in einem Dorf der Pa O beglückt er mit dem Überreichen von Fotos, die er, unsere Kamera in der Hand und das Geräusch des Auslösers imitierend, aus der Brusttasche zaubert. Die Lady freut sich riesig über ihr Konterfei, geht auf das Spielchen ein und möchte sogleich die Bilder, die ich von ihr aufnehme …

Nach einer Runde durchs Dorf legen wir im nächsten unsere Mittagsrast ein.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Kloster Hti Tain, wo uns der Abt fast schon zeremoniell begrüßt. Unser Abendessen – der Koch hat schon wieder gezaubert - nehmen wir im Refektorium der Novizen ein. Geschlafen wird, jugendherbergsmäßig bescheiden, in der Versammlungs- und Gebetshalle, in der durch Bambusmatten „Schlafzellen“ parzelliert sind. Die Kraft der Gebete, mit denen uns der „Chief Monk“ eine ruhige Nacht bescheren wollte, reicht bis zu den Vorbereitungen der Meditationsgesänge gegen 4.30 Uhr. „You won’t need an alarm clock!“ hat uns Mr. Charles gebrieft …

(der zweite Wandertag im Bild)

 

Entsprechend früh sind wir auch wandermäßig auf den Beinen. Leider führt der Weg vom Kloster zum Inlesee über weite Strecken auf einer staubigen Schotterpiste durch eine ausgetrocknete Landschaft, die keinen Augenschmaus bietet.

Erst in Indain am Kanal wird’s wieder lieblicher. Das zieht natürlich jede Menge ausflügelnder Touristen an. Die Bootsfahrt, zunächst durch Kanäle, dann über den See, schließlich wieder durch einen breiten Kanal nach Nyaung Shwe entschädigt für die etwas öde Strecke am Vormittag.

Nachdem uns Mr. Charles wohl behalten und gut untergekommen in unserem Guesthouse weiß und wir unser gemeinsam Erlebtes haben Revue passieren lassen, macht er sich auf die Rückfahrt nach Kalaw. Der Abschied nach drei Tagen recht intensiver Gespräche - weniger über Gott als über die Welt -  hat schon etwas Rührendes. Die Chemie zwischen uns stimmte eben …

(zum dritten Tag)

(wiki zum Inlesee)

 

 

Hier steppt der Bär …

nicht wirklich, doch sprüht das alte Fürstenstädtchen Nyaung Shwe auch außerhalb des Fünftagemarktes vor Leben. Es ist was los, auch wenn nichts los ist, und das liegt nicht an den zahlreichen Travellern, die, den Inlesee heimsuchend, hier wohnen. Der Ort ist (noch) nicht vom Tourismus deformiert. Auch wenn jede Menge „Guesthouses“ und „Inns“ gerade in diesem Jahr so ziemlich alle Betten mehr als los werden, die Einheimischen dominieren noch immer die zahlreichen kleinen Teehäuser, Restaurants und Straßenstände - als Gäste ...

Und von außerhalb kommen Angehörige der Hill Tribes und bringen mit ihren Trachten jede Menge Farbe in die Sträßchen. Die bunte Mischung macht’s, welche tagtäglich ihre landwirtschaftlichen Produkte in der Stadt an die Frau bringt und sich selbst mit dem für sie Notwendigen eindeckt.

Der recht quirlige Ort, in dem Hektik allerdings noch ein Fremdwort ist, lebt von und mit seiner Lage an DER Wasserstraße dieser Region. Der Inlesee ist nicht nur die A1, sondern auch Nahrungsquelle und Klimawächter. An den Anlegestellen und Löschplätzen steht von früh bis spät kein Muskel still – und der Austausch eines Stützpfeilers der einzigen Brücke über den Hauptkanal führt zu erheblichen Verkehrsstaus – und zum „cinema for free“. Wir fühlen uns in diesem Ort so wohl, dass wir hier glatt unseren Urlaub verbringen könnten.

(cinema for free)

(einige Gesichter)

(DER SPIEGEL zum Inlesee)

(weitere Infos zum Inlesee)

 

Auch in den Nebenstraßen und an den Nebenkanälen ist keineswegs Trauer angesagt. Unglaublich viele Waren werden per Boot herbei geschafft und von Trishaws, push carts oder auf dem Kopf den Empfängern zugestellt.

Was Wunder, wenn ein solches Städtchen, das alles andere als arm sein dürfte, zahlreiche Klöster beherbergt – der Teufel scheißt schließlich immer auf denselben Haufen …

Einer dieser Haufen liegt eine knappe viertel Radstunde außerhalb: In einem Kloster aus Teakholz, Shwe Yan Pya, lernen und albern junge Mönchlein vor sich hin, finden Gefallen an ihren unbuddhistischen Blödeleien wie an umher schweifenden „foreigners“ und genießen ihre Pausen wie dereinst unsere neuköllner Klientel …

(Fotos aus dem Kloster)

 

Zumindest die Novizen im Htut Aing Kloster sind noch nicht auf Fremde genordet und posen ganz unbefangen. Ihr älterer Kollege greift gleich zur Taschenlampe, führt uns in die Meditations- und Gebetshöhlen im Karstgestein und trägt die „donation for Buddha“ unverfroren in welchen Laden nebenan auch immer.

(caves & wines)

Dank ortskundiger Helfer finden wir zum Weingut auf gut 1.000 m Höhe. Die Lese des Sauvignon Blanc hat vor zwei Tagen begonnen - Ende Februar! Warum auch immer lassen wir uns nicht verführen - und trinken in unserer Stadt in unserer Kneipe ein Gezapftes …

 

 

 

Keineswegs für Deppen

ist die Bootstour über den Inlesee, auch wenn sie auf den ersten Blick wie eine Verkaufsfahrt für Rentner aufgezogen wirkt. Unser Skipper steuert zunächst den Fünftagemarkt in Phaung Daw Oo an, auf dem es neben den Früchten des Feldes auch jede Menge unterschiedlichen Fischs in allen essbaren Zuständen zu erhandeln gibt. Da sich kaum ein „foreigner“ über die ersten beiden Reihen Stände hinaus wagt, sind wir zwei wunderbar alleine unter all den Locals.

(zum Fünftagemarkt in Phaung Daw Oo)

 

Natürlich werden Produktionsstätten des örtlichen Handwerks angelaufen. Bis auf die Silberschmiede produzieren die auf dem goldenen Boden mit Mitteln und Werkzeugen aus dem vorletzten Jahrhundert. Niemand aus der jeweiligen Verkaufsabteilung drängt jedoch zum Erwerb ihrer Waren, so dass wir diese Runde Heimatmuseum in aller Ruhe genießen.

Die Beete der „Floating Gardens“ erleben wir in den verschiedensten Vegetationsphasen, von unbestellt über gerade umgegraben bis reichlich Tomaten, Erbsen, Bohnen, Gemüse tragend. Gegärtnert wird vom Nachen aus, das Bewässern erledigt sich von selbst. Der kommende Fünftagemarkt bringt die Erträge ins Städtchen – per Boot.

Im in allen Reiseführern hinreichend beschriebenen Kloster der "jumping cats" herrscht Mittagsruhe. Jedenfalls liegen die Vierbeiner träge in der Versammlungshalle und lassen sich kaum zum Sprung durch den Reifen bewegen – "Sleeping Cats Monastery". Wir können die Bartputzer nur zu gut verstehen, verfallen wir nach unserer Rückkehr ins Guesthouse doch in einen ähnlichen Zustand ...

(von Handwerkern und Katzen)

(und vom ruhigen Treiben auf den Seitenkanälen)

(Fremdvideo zu "Floating Gardens")

 

 

Der weiteste Weg lohnt

nicht zu Möbel Tegeler, sondern ins alte Pagodenfeld von Kakku. Die recht lange Fahrt führt bereits kurz vor Taunggyi durch eine spannende Hügellandschaft und später durch mehrere Pa O Dörfer. Eines wartet mit einer weiteren Version des Fünftagemarktes auf: Viehmarkt. Den bestreiten ausnahmslos Männer.

In der Hauptstadt des Shan States erhalten wir problemslos unser permit und eine ausgesprochen reizende Begleiterin, die uns als "language conductur" mit reichlich Ahnung durch die Altertümer führen soll.

Auf einem knappen Quadratkilometer stehen gut zweieinhalbtausend Tempelchen, Stupas und Gräber dicht an dicht und verwirren das Auge im flirrenden Licht. Einige Stupas sind unverputzt geblieben, so dass der Ziegelkörper deutlich zu erkennen ist. Andere sind über und über mit Glück bringenden oder Böses abwendenden Skulpturen und Reliefs verziert. Die Geschichte der Anlage liegt im Dunkeln - und mit ihr das genaue Alter. Ist auch egal, ist der Anblick doch schlichtweg sehr beeindruckend ...

(Fotos vom Pagodenfeld in Kakku)

(unsere Ausflüge auf Google Earth)

 

 

Der Abschied vom Inlesee

fällt insofern nicht ganz leicht als sich sein Zugang von Land aus recht schwierig gestaltet. Wege, die vermeintlich an seine Ufer führen, enden an Pagoden im Bambus, einem Gehöft oder im Sumpf. Wenn man den richtigen Riecher hat, leiten sie einen zu einem Resort, das den Zugang zur "Aussichtsterrasse" nicht verweigert.

Unsere Suche führt uns per Rad über den Fünftagemarkt in Maing Tauk, wo endlich mal Männer hinterm Warensortiment stehen, bevor wir uns über die U Bein Brücke light dem Stelzendorf nähern, welches wir per Einbeinruderer erkunden. In seinem Nachen können wir uns davon überzeugen, dass die schmalen Beete gut bestellt sind - und als Packung aus "weed" und Erdreich tatsächlich auf dem Wasser schwimmen, mit langen Bambusstangen am Grund verankert. Wohlschmeckend sind die Tomaten, Zwiebeln und Knoblauchzehen, die dort gedeihen, wie uns der Salat im kleinen Restaurant überm Wasser zeigt. Den See selbst sehen wir nicht, wir hören ihn. Er liegt dort, wo die Motorboote knattern ...

(Fotos aus Maing Tauk)

 

 

Knapp dreizehn Wochen…

nach unserem ersten Besuch vertiefen sich selbst jetzt, zum Vollmond im Tabaung, dem Höhepunkt des höchsten und wichtigsten Festes der Shwedagon Pagode, unsere Eindrücke: Trotz Zehntausender Gläubiger, die das Plateau brechend voll erscheinen lassen, herrscht zwar Gewusel, doch keine spürbare Unruhe, mitunter zügiges Schreiten, doch keinerlei Eile – es bleibt bei der feierlichen, erhabenen Atmosphäre. Und es wird einmal mehr deutlich, dass sich hier profanes nicht so einfach vom sakralen Leben trennen lässt: In Tempeln, Gebets- und Versammlungshallen ebenso wie unter freiem Himmel verharren Menschen in Andacht, in Meditation oder im Gebet während andere lagern, picknicken, ruhen, schlafen, miteinander reden oder einfach nur dem Film zuschauen, der soeben an ihnen vorbeiläuft.

Und dieser Film ist, vor anderer Kulisse, eine Retro dessen, was wir während der vergangenen drei Monate immer wieder erlebt haben: friedfertige, unaufgeregt wirkende Menschen, die uns warmherzig, hilfsbereit, freundlich und offen begegneten. Ja, ja, wir weilen nicht im Paradies, wir haben durchaus hinter einige Kulissen schauen können …

Die Menschen, ihre Art, darin sind wir uns einig, sind das Faszinierende an und in diesem Land. Spektakuläre Landschaften wie in Südamerika (oder selbst im alpinen Bereich der Schweiz) sind uns in den Gegenden, die wir hier bereist haben, nicht untergekommen, recht reizvolle schon. Und - nein, weder lassen wir unser Auto verschrotten noch treten wir aus der Krankenkasse aus – mit welch einfachen Mitteln Leben gestaltet (oder auch improvisiert) werden kann, gibt eine Menge zu denken; könnte ja helfen, den nächsten Kratzer am gewohnten Lebensstandard nicht gleich als Totalschaden einzustufen.

Einmal mehr ist uns bewusst, was für ein verdammtes Glück wir hatten, zu dem Zeitpunkt an eben jenem Ort auf der Erde das Licht der Welt zu erblicken, an dem wir damals geboren worden sind - und dort leben zu können wo wir leben.

Genießen wir’s, gerade weil wir nichts dafür können …

 

Bis demnächst

panther & co

 

 

 

 

 

 

 

Glossar:

Aung San Sun Kyi
Ayeyarwady-Delta
Bagan
Bagan, Ballonfahrt
Bilu Kyun
Busbahnhof
Chin Dörfer
circle train
Fünftagemarkt, Pindaya
Geld tauschen
Gokteik Viadukt
Golden Rock
Gummibänder
Hpa An
Hpo Win Taung
Hsipaw
Inlesee
Inlesee, Bootstour
Inlesee, Floating Gardens
Inlesee, Trekking
Inwa
Kakku
Kalaw
Kawt Gon
Kayin State
Kinpun
Kyaikmayaw
Kyiaiktyo Pagode
Leben am Fluss, Mandalay
Mahagandhayon Kloster, Amarapura
Mahamuni Buddha, Mandalay
Mandalay
Mawlamyaing
Minnanthu
Mon People
Monywa
Moulmein 
Mr. Charles
Mrauk U / Mrauk Oo
Nyaung Shwe
Pa O People
Palaung People
Pathein
pathein hti
Pindaya
Pyin Oo Lwin
Reeperbahn
Ringbahn, Yangon
Rohingya
Shwe Yan Pya
Shwedagon Pagode
Sittwe
Tattoo Ladies
The Lady
Trekking zum Inle See
U Bein Brücke
umbrella
Visa on Arrival
Yangon
Yangon, dowtown
Zugfahrt nach Hsipaw
 

 

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