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mother's little helper

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Dem Winter den Rücken … 

… gar erfolgreich?

Blickt aus dem Fenster nach draußen, blättert durch die paar Fotos – und Ihr wisst, was gemein(t) ist …

Bangkok empfängt uns mit trockenen 230 C, Vientiane mit 250 C – bei geringer Luftfeuchtigkeit und leicht verdeckter Sonne, dass selbst Willi ungeschminkt durch die Straßen ziehen kann.

 

(Infos zum aktuellen Wetter)

(wikipedia zu Laos)

(Infos der GIZ)

(Reisehinweise des AA)

(Reisemedizin)

(Links zu weiteren Infoseiten)

 

 

 

Hauptstadt mit Dorfcharakter, …

 … so zwischen Montabaur und Münster, vielleicht auch Trier (des südländischen Charmes wegen), mit einigen metropolitanen Einsprengseln um die Auslandsvertretungen und Großbanken herum sowie sympathisch kosmopolitischen Webmustern in Fluchtdistanz zu NGO-Büros oder Guesthouses, ohne dass diejenigen, die diesen  Hauch vermitteln, auch tatsächlich Cosmopolitan lesen, läsen – oder je gelesen hätten,  gibt unseren ersten Eindruck vom Städtchen am Mekong am besten wieder … 

Obwohl unser Hotel in der Touristen(quadrat)meile liegt, sucht mensch morgens wie abends vergeblich nach Partymeile, High Life Stimmung oder Hully Gully. Laute Musik aus den Bars, Cafés, Restaurants oder Biergärten (sic!) ist fremd, ebenso wie aufgebrezelte Britinnen unter 75 (Jahren, nicht Kilo) oder Rolex bewehrte Stelzer mit Rasierklingen im Schritt. Bangkok ist weit, Pattaya auch, und wer sich in Vang Vien zu sehr verausgabt hat, sucht hier zwangfreies Ausruhen. Wir sind im Auge des Zyklons gelandet, ohne dessen Ränder ernsthaft durchflogen zu haben. 

Ob’s am Wochenende liegt, dass sich Leben hier unaufgeregt und gelassen abspielt, wird sich zeigen. Weder in den Gassen noch in den Straßen oder auf den sechsspurigen Avenuen (zahlenmäßig sehr begrenzt) tobt der Verkehr. Hupen scheint ein Fremdwort zu sein, tröten oder klingeln tun die radelnden Händler – und auch das sehr verhalten. Selbst Tuk-Tuk-Fahrer bremsen ab und weichen aus. Kein Zischen, Rufen, Trillern. 

Die Einheimischen, selbst in „unserem Viertel“ deutlich in der Mehrheit, drängen sich alles andere als auf. Freundlich, zurückhaltend, hilfsbereit und aufmerksam (wenn mensch Orientierungsschwierigkeiten nicht verbergen kann) grüßen sie, weisen den Weg, lächeln auf dem "Night Market", mit der Speisekarte wedelnd – und lassen einen herrlich in Frieden, wenn man auch nur den Hauch des Bedürfnisses nach selbigem ahnen lässt. Mentaler Wellnessservice allerorten also?

Im TALAT SAO, dem täglichen Markt für alles, in einem Gebäudeteil vor allem für  Stoffe, Textilien und Verarbeitungszubehör, der nur sehr eingeschränkt von Langnasen frequentiert wird,  nicken die HändlerInnen freundlich, stehen auf, wenn man verweilt, fragen, wenn frau suchend um sich blickt und wenden sich wieder ihrer Näharbeit, dem Sticken oder dem Kartenspiel zu, wenn das Interesse der Kundin erschöpft scheint. Auch vor Siegessäulen oder ebensolchen -toren mit erheblichem Aufkommen an einheimischen Menschen(massen - > 50) begegnet man unsereinem in etwa so wie wir während der Weihnachtseinkäufe BerlinbesucherInnen auf dem Ku’damm, dem Tauentzien, im KaDeWe oder bei Dussmann wahrnehmen, wenn sie uns nicht gerade im Weg stehen oder vor die Füße laufen. Doch heute ist Sonntag : Wir werden sehen – und zu berichten wissen, sobald wir tiefer in das Leben eingedrungen sind und die Sehenswürdigkeiten genauer unter die Lupe genommen haben …

(Fotos von den ersten Eindrücken)

(Fotos vom Vat Sisaket)

(... und vom Vat Ho Phra Keo)

(unsere weitere Reiseroute in Laos )

 

 

 

 

Auch ein gewöhnlicher Werktag 

… hätte uns beim Einstieg ins vientianische Alltagsleben nicht wirklich überfordert. Zwar  bewegen sich erheblich mehr  Menschen auf den Gehwegen und Märkten, auch rollt deutlich mehr Blech durch die Straßen und all die Tuk-Tuk-Fahrer, die am Wochenende einen auf Familie machten, belagern Straßenecken wie Kreuzungen, doch wirkt die Kapitale um keinen Deut lauter, unruhiger, aufgeregter.  

(Fotos von "Straßenszenen")

 

Viele (wenn auch nicht maßgeschneiderte) Anzüge sind unterwegs, auch jede Menge Kostümchen. Ob vor den Garküchen auf den Trottoirs, den Essensständen in Einfahrten oder den günstigen Fastfoodrestaurants, die aber auch gar nichts mit MacDonalds gemein haben, überall wird deutlich, dass auch in dieser Hauptstadt einer Volksrepublik kaum Werktätige zu finden sind, sondern vielmehr Schaffende, die ihr Produktionssoll eher sitzend übererfüllen. Schön, dass sie sehr entspannt bis vergnügt drein schauen, das Leben offensichtlich wirklich genießend, und nicht so bitter und verhärmt wirken wie ihre Brüder und Schwestern aus Bitterfeld (vor 20 Jahren oder so). Allerdings gab’s hier auch fürs einfache Volk schon immer Bananen ...

... spätestens wieder seit sich die Pragmatiker nach dem Scheitern der Kollektivierungskampagnen in den späten Achtzigern durchsetzten, private Landwirtschaft und ungegängelten Einzelhandel zuließen und kapitalkräftige Investoren ins Land holten. So schaukelt jede Menge großvolumiger Chrom durch die Straßen und Mobiltelefone gibt’s auch. Die Kehrseite ist uns in Ansätzen aufgefallen. Sie hockt tagsüber vor den Tempeln und bettelt sich in den Abendstunden sehr vereinzelt von Restaurant zu Restaurant …

(Fotos vom Vat Inpeng)

(Fotos über die Abwehr böser Geister)

(Fotos "Devotionalien")

(Fotos aus dem Vat Simuang)

 

 

Armut in der Stadt entstammt auch hier überwiegend der Landflucht.

Jenseits der Stadtgrenze begegnen wir Hammer und Sichel, die wir bis dato eher als Symbole friedlich neben der Nationalflagge wehend wahrgenommen haben, in realiter: Vom Sägewerk über die Eisengießerei, den Töpfer und den Ziegelbrenner bis zur Autowerkstatt siedeln alle möglichen Gewerbe und Gewerke entlang der Straße. In der zweiten Reihe kultivieren Kleinbauern gleich neben dem satt grünen Golfplatz (Sterne und Sternchen satt auf dem Parkplatz neben dem entsprechenden Hotel) ihre Scholle. Trotz der güldenen Gerätschaften auf rotem Grund deuten keinerlei Anzeichen auf Mangel(wirtschaft) hin … 

Ob im Restaurant, im Reisebüro oder im "Minimarket" an der Ecke: Der Kunde, gleich welcher Ethnie, ist König, auch in der Volksrepublik … Selbst nach nur einem Kaffee während mehrerer Stunden „WIFI for free“ käme keine Bedienung auf die Idee, ein weiteres „Gedeck“ an-, geschweige denn unaufgefordert aufzutragen. Auch zeigt sich niemand, mit dem mensch einen Preis für was auch immer ausgehandelt hat, um Wechselgeld verlegen – wie in manch anderen Gegenden unserer Erde, wo ein „Sorry, no change“ den Anspruch auf Touristenzuschlag für welche Leistungen auch immer manifestiert. So darf es weiter gehen! 

Unaufdringlich, freundlich und kompetent führt uns eine Lady durch ein NGO finanziertes Projekt, in dem Mädchen und junge Frauen aus den nördlichen Provinzen im Färben von Baumwolle und Seide, im Weben von Stoffen mit traditionellen wie modernen Mustern sowie im Nähen von Kleidungsstücken wie Gebrauchsgegenständen unterwiesen werden. Im Houey Hong Centre wird mancher „das Fischen“ beigebracht, statt Fische an sie zu verteilen.

 (Fotos vom Training Centre for Women in Houey Hong)

 

Auch am Cope Projekt, das sich um Körperbehinderte generell, vor allem jedoch um Opfer von Streubomben und Landminen kümmert, ist eine NGO neben dem Roten Kreuz federführend beteiligt. Deren Visitor Centre ist höchst beeindruckend und stimmt mehr als nachdenklich ...  

Sehr viel friedlicher geht es auf einer Anhöhe östlich des Zentrums zu, wo sich der „Ehrwürdige Stupa“ schlicht und gülden - wie die weiter oben erwähnten Werkzeuge der Arbeiter und Bauern - erhebt. Bereits lange vor dem „lupenreinen Demokraten“ aus dem KGB haben die Pragmatiker hier vor Ort Frieden geschlossen mit dem, das sie eh’ nicht erfolgreich verbieten konnten, dem Opium fürs Volk …

(Fotos von That Luang)

 

 

Von der Metropole aufs Dorf 

… braucht der VIP-Bus 20 Stunden. Die Propellermaschine der Lao Airlines schafft die knapp 700 Kilometer in eben mal anderthalb. Der Blick aus der Luft erklärt …

Gleich nördlich von Vientiane ist Schluss mit eben – los geht’s mit den Bergen, die zunächst klein anfangen, als Hügel, nicht sanft, sondern bereits mit steilen Hängen. Und die enden auch ganz abrupt an Bach- oder Flussufern. An ihnen entlang mäandern auch die Hauptstraßen um jeden einzelnen Huckel. So viel Raki kann’s gar nicht geben, Angela, damit Dir während einer solchen Fahrerei nicht schlecht wird …

Beim Einschweben – wir haben auf den Schnaps verzichtet und fliegen über die rakiträchtigen Windungen – nach Luang Namtha löst sich der Blick von den landwirtschaftlich intensiv genutzten schmalen Uferbänken, ebenen Fleckchen und kleinen Talkesseln und fällt auf eine Decke von Sekundär- und noch immer vorhandenem Regenwald, an der zwar nicht die Motten gefressen haben, doch chinesische Investoren: Kautschukplantagen als kurzfristige cash crop für die Bergvölker nagen zunehmend auch am nationalen Schutzgebiet. Die Palmöl- und Biospritmonokulturen aus anderen Ecken der Erde lassen grüßen, eine positive Nachhaltigkeit verabschiedet sich. Reich werden nicht die einheimischen Bergstämme, sondern die ausländischen Geldgeber – und die von ihnen geschmierten volkseigenen Entscheidungsträger …

Genug des Jammerns am Heiligabend! Das Provinznest, ein Reißbrettentwurf aus den 70er Jahren, ist alles, nur nicht quirlig, auch wenn ein reger Personen- und Güterverkehr von und nach China hier durch braust. Doch bereits eine Parallelstraße weiter laufen die Hühner ohne geplättet zu werden über die Straße. Als Ausgangspunkt für diverse Trekkingtouren erfreut sich der Ort jedoch zunehmender Beliebtheit – entsprechend ist das Angebot an Herbergen und „Kulturfolgern“ …

Haben in der Metropole die Mönche aus den benachbarten Klöstern früh morgens zwischen vier und fünf sich, ihren Brüdern und uns über großvolumige Trommeln den neuen Tag angekündigt, so haben in diesem Dorf die Hähne aus der Nachbarschaft zu dieser Uhrzeit bereits zum dritten Mal gerufen. Oh Herr, lass Milde walten …

Kurz darauf säuselt eine sanfte Frauenstimme aus den Lautsprechern der nahe gelegenen Provinzverwaltung wohl klingende Aufweckweisen. Der Entspannungsmusik folgen die von einem Sprecher mit ähnlich ruhiger, sympathischer Stimme vorgetragenen Welt- und Lokalnachrichten. Harsch oder kämpferisch gebellte Durchhalteparolen gegen den Klassenfeind unterbleiben – und mensch könnte weiter wohlig vor sich hin dämmern, wäre da nicht der Tischler, der aus Ermangelung einer eigenen Werkstatt Kreissäge, Abrichter und Hobel im Haus nebenan aufgestellt hat, in dem er den Holzboden verlegt, Dachlatten ablängt und Fenster setzt. Vorbei mit der Ruhe der Hauptstadt, hier tobt das (Dorf-)Leben, und zwar produktiv!   

Dabei gäbe es durchaus Argumente fürs Weiterdösen in unserem netten Guesthouse (aus Touristensicht): Das Wetter renkt sich erst gegen Mittag ein. Bis gegen elf, zwölf Uhr liegen Nebel bzw. tief hängende Wolken über den Hügeln und sorgen für niedrige Temperaturen. Die Wäsche trocknet nicht und guten Kaffee gibt’s auch zum Spätstück.

Allerdings radelt es sich ohne Sonnenschein deutlich angenehmer und die Lebensbedingungen der Menschen auf dem Lande sind unter dem bedeckten Himmel wohl eher in ein realistisches Licht gerückt. Auch wenn die Arbeit in den Reisfeldern, das Asten schwerer Stämme auf den Schultern oder das Schleppen von Wasser zermürbt, die Dorfbevölkerung ist bei aller Zurückhaltung ausgesprochen freundlich, lächelt den Touristen zu und erwidert vielstimmig deren Gruß. Kinder aller Altersstufen spielen miteinander Hopse, Fangen oder mit Murmeln. Selten, dass eine Rangelei „nur aus Spaß“ wirklich aggressive Züge annimmt. Und die Kids sind derart zahlreich in den Dörfern, dass ihnen die Spielgefährten kaum ausgehen dürften. Die Jugendlichen bleiben gendermäßig unter ihresgleichen – Mädels in Haus und Hof, Jungs auf dem Dorfplatz zum Boulespielen. Dass bei einer derart entspannten Stimmung im Ort selbst die Hunde ausgesprochen friedlich sind, dürfte nicht weiter verwundern …

 

(Infos zu Luang Namtha ...)

(auch von wikitravel)

(Fotos  vom Ort)

(Fotos aus der Umgebung)

(Fotos vom Weg zum Wasserfall)

(Fotos von den Ziegelbrennern)

(Fotos von der Radtour durch die Dörfer)

 

 

Der Schnupperkurs …

… „Local Tribes“ – von einem örtlichen Operator angeboten – erfüllt unsere verwöhnten Erwartungen nicht ganz: Die Englischkenntnisse des Guides sind höchst spärlich, sein Wissen um die Besonderheiten der Bevölkerungsgruppen in ihren jeweiligen Siedlungen scheint nicht nur sprachbedingt höchst begrenzt. Und um aus dem Reisehandbuch Stammestypica zu erfahren, muss mensch sich nicht einer geführten Tour anschließen.

Die verläuft jedoch unter dem Aspekt „nette Erlebnisse“ mit der autochthonen Bevölkerung höchst amüsant. Zwar beschränkt sich die Jungle Experience auf schmale Pfade durch Sekundärwald, doch lernen wir einige Pflanzen und Knollen kennen, die durchaus essbar sind, obwohl sie alles andere als so aussehen.

Beim Schlendern durch ein Dorf der Akha fällt auf, dass die traditionelle Holzbauweise Betonstelzen und Ziegelwänden weicht. Die von Fotos bekannte Kleidung wird eher an Festtagen ausgeführt oder von den Frauen angelegt, die „in der Stadt“ ihre Handarbeiten an den Touristen bringen wollen – im Alltag haben sich abgetragene Armeeklamotten eingebürgert.

In einem Dorf der Lanten treffen wir auf zwei Ladies, die sich beim Nähen von Hosen(-beinen) kein bisschen durch neugierige Blicke oder Fragen aus ihrer Gelassenheit bringen lassen.

Um Näheres über die verschiedenen Ethnien in der Umgebung zu erfahren, planen wir einen Ortswechsel, dichter an die Grenze zu China.

 

(Fotos  aus dem Busch)

(Fotos aus dem Dorf der Akha)

(Fotos aus dem Dorf der Lanten)

(Fotos von der Reistour

 

 

 

 

Auch „without music on the bus“  … 

… lässt sich die Fahrt im Minivan von der Provinzhauptstadt nach Muang Sing laotisch friedlich und unaufgeregt an. Eine halbe Stunde vor Abfahrt finden sich sämtliche vorgebuchten Reisenden, darunter zwei Falang aus Deutschland, erst auf den Schalensesseln der offenen Wartehalle und dann im Wagen ein. Hier muss weder ein Platz für Hühner im Innenraum gefunden noch eine Ziege auf dem Dach vertäut werden. Für beides gäbe es auch kein freies Fleckchen mehr, scheinen doch die Einheimischen in der zweitgrößten Stadt der Provinz mehr zu wollen als nur zu überwintern: Außer polnischen Plastiktaschen aus Birma türmen sich auch unsere Rucksäcke auf dem rooftop, Handlicheres klemmt hinter der Rückbank.

Nachdem sich der Fahrer ordnungsgemäß an der Umfassungsmauer des Busbahnhofs entleert hat und die Uhrzeiger auf die fahrplanmäßige Abfahrtszeit vorgerückt sind, geht’s los – gemächlich. Hier muss keiner mehr zum Zug …

Im Kleinbus riecht es nach Holzfeuer und, nach dem Tankstopp gleich am Stadtrand, auch ein wenig nach Diesel.

Hier endet die musikfreie Phase - und die Beinfreiheit: Gleich hinterm Ortsschild werden den neun „Normaltariflern“ drei weitere Fahrgäste zugeladen, die am Straßenrand stehen und winken (standby also). Deren Gepäck, u.a. mehrere leere Fünfliterkanister, die eher nach lokalem Brandy denn nach Naphta oder Leitungswasser riechen, erfordert ein Umstrukturieren der Beiladung. Nach dieser Aktion spielt zwar noch der CD-Player, doch springt der Wagen nicht mehr an. Ein Blick unter die Motorhaube schafft Abhilfe.

Auch danach spielt noch die Musik, Lao-Pop, zwischen nicht unangenehm bis Kaufhaus, und interferiert mit dem Smalltalk, den eine Zugestiegene auslöst, die in ihrem früheren Leben ihren Unterhalt offensichtlich als Frisörin verdient hat, und den wagentypischen Geräuschen, die auch durch die alles andere als ebene Straßenoberfläche verursacht werden.

Als ein wenig lauter und harscher klingend entpuppt sich ein nach „Chinese“ aussehender Mitreisender, der sich in weiser Voraussicht bereits eine Art laotischen Red Bull einflößt - statt Raki. Der Verlauf der Straße wird zeigen, dass er Recht hat. Gut, dass hier die Ehre der Busfahrer nicht in Beinaheunfällen gemessen wird oder in Überholvorgängen vor Kuppen oder Kurven – es gibt mehr als genug von allem. Die Gelassenheit, der wir bei den Menschen bisher begegnet sind, strömt auch der Fahrer aus. Gehupt wird für umherirrende Hühner und ignorante Hängebauchschweine – wohl aus Haftungsgründen – lautlos gebremst wird für Hunde und Menschen.

Die Straße führt zunächst durch Sekundärwald, der arg von Kautschukplantagen zersetzt ist, später durch primären Regenwald, der jedoch auch im Naturschutzgebiet hässliche Flecken der Brandrodung aufweist, auf denen demnächst "rubber trees" gedeihen dürften …

Die nicht unspannende Fahrt wird ein wenig anstrengend, weil Willi für den größten Teil der Strecke konzentriert seine rechte Hand auf der rechten Hosentasche halten muss, nachdem sich sein rechter Sitznachbar für deren Reißverschluss interessiert hat …

Für Willi sah er ein wenig chinesisch aus.

Ja, ja, ihr merkt schon, weitgereist und vorurteilsfrei wie wir nun einmal sind, können wir partielle Vorbehalte gegen manche "Chinesen an sich" nicht unbedingt ausschließen

Gute zehn Kilometer vor der Grenze zu China liegt in einer Ebene auf sieben-hundert Metern Höhe die zweitgrößte Stadt der Provinz, Muang Sing, ein ausgesprochenes Nest mit durchaus sympathischen Ecken – und Menschen, die noch zurückhaltender sind als in Luang Namtha, doch nicht weniger hilfsbereit, auch wenn kaum einer Englisch spricht.

Ob Wohnhäuser, Läden, Tempel, Restaurants oder Guesthouses – alles gibt es hier ein bis zwei Nummern schlichter. So quartieren wir uns in lt. Reiseführer „luxuriösen“ Bungalows ein, zahlen ein wenig mehr und fühlen uns hinten und vorne sauwohl … 

Yod, ein junger Tai Lu, führt uns einen Tag lang durch die umliegenden Dörfer, die von jeweils unterschiedlichen Ethnien bewohnt sind. Er hat weder Berührungsängste noch Sprachprobleme, ist sehr smart und seiner Regierung gegenüber recht kritisch eingestellt, weil diese Minderheitenrechte kaum achtet, geschweige denn stärkt. Und um Fundiertes über die verschiedenen Volksgruppen zu erfahren, müssen wir nicht im Handbuch blättern – Zuhören reicht ...

So erfahren wir auch den Grund, warum zwei benachbarte Dörfer der Akha so sehr unterschiedlich aufgeräumt und gepflegt aussehen: Es liegt am Chef, ob der Laden verwahrlost – fast wie im richtigen Leben.

Nicht nur am Chef des Dorfes liegt es, ob Landflächen zum Anbau von Zuckerrohr oder Kautschuk an chinesische Investoren verkauft werden. Das vermeintlich schnelle Geld rächt sich bitter: Es fehlt an Anbauflächen für den eigenen Bedarf, so dass Feldfrüchte für teuer Geld hinzu gekauft werden müssen - und Großtieren, die Fleisch liefern (Rinder, Wasserbüffel) fehlt es an Weidefläche. Bitter auch für diejenigen Bewohner, die sich – ohne Land – als Tagelöhner bei den chinesischen Unternehme(r)n verdingen: Von ihrem geringen Lohn müssen sie ihre Lebensmittel gegen Bares kaufen. Sozialer Sprengstoff also, der sich von Jahr zu Jahr potenziert …

Noch ist in den sehr gepflegten und recht wohlhabend wirkenden Dörfern an der Hauptstraße allerdings nichts vom Präkariat zu erkennen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Der eröffnet, dass die Einheimischen ein wenig verständnislos den Falang hinterdrein blicken, die, reich wie sie sind, durch ihr Dorf radeln, statt sich zumindest auf dem Moped fahren zu lassen. "Good Kharma" wäre gewiss eine durchs Opium fürs Volk gelieferte Erklärung, warum die einen es nicht (mehr) nötig haben, fahren zu lassen, und andere es sich nicht leisten können. Vielleicht ist uns deswegen bisher kein Neid entgegengeschlagen. Und um für ein gutes Kharma zu sorgen, sind auch die Gläubigen in diesem Teil der Welt bereit, Opfer zu bringen - in jeder Beziehung ...

Die Tempel, Thats und Klöster lassen es deutlich werden.

 

(Fotos  aus Muang Sing)

(Infos zu verschiedenen Etnien der Umgebung)

(Fotos aus dem Dorf der Tai Lue)

(Fotos aus den Dörfern der Akha)

(Fotos von Yao)

(Fotos vom That Xieng Tung)

(Fotos vom Fischen im Nam Thang)

(travelfish zu Muang Sing)

 

 

 

 

 

Wenig erbaulich“ … 

… seien Busfahrten in den etwas entlegenen Gegenden von Laos, auch wenn sie durch landschaftlich reizvolle Gebiete führten, verheißen verschiedene Reiseführer. Reizvoll präsentieren sich sowohl die Landschaften zwischen Luang Namtha und Muang Sing als auch – ganz besonders – zwischen Luang Namtha und Oudomxai. Doch lässt bereits die Rückfahrt von Muang Sing die Behauptung der "guide books" in einem gar nicht so falschen Licht erscheinen:

Statt wie auf der Hinfahrt erst unterwegs die zulässige Personenzahl zu überschreiten, wird der Minivan bereits an der Busstation mit sechzehn (sic!) Passagieren voll ausgenutzt. Gut, dass neben uns zwei sehr zierlich gebaute autochthone Damen höchst unterschiedlichen Alters sitzen, die nicht für allzu große Enge sorgen. Leider wird ihnen ob der etwas rabiaten Fahrweise unseres Coach Captains, der zahlreichen Bodenwellen und Schlaglöcher und der sich in engen Kurven bergauf windenden Straße noch vor dem Pass speiübel – gut, dass an den Haltegriffen der Rücklehnen reichlich Plastiktüten hängen, durchsichtige …

Die Szene wird zwar nicht von einheimischem Pop begleitet, doch von volkstümlichen Musikvideos, die auf dem im überdimensionierten Innenspiegel integrierten Monitor so ziemlich alles zwischen Wiegeschritt und Hüftschlenkern zeigen – wohl die laotische Antwort auf Hansi Hinterseer und Konsorten.

 

Sehr viel anders ist schon das Gefährt, das uns von Luang Namtha nach Oudomxai transportieren soll. Ein kleiner Bus mit 26 Sitzplätzen (grober Richtwert) steht bereit und deutet in seinem Innern bereits an, was uns streckenmäßig erwartet: Mehr als zahlreich hängen an den Haltestangen unterm Himmel Plastiktüten, rasch greifbar und – durchsichtig. Sie sollen sich während der Fahrt erheblich lichten …

Eine der nördlichen Hauptverbindungsstraßen nach China ist zwar zunächst gut ausgebaut, breit und ohne Schlaglöcher, doch windet sie sich entweder rakiwürdig am Flussufer entlang oder schraubt sich, das vegetative Nervensystem auf harte Proben stellend, die steilen Hänge rauf und runter. Auch in diesem Teil der Provinz bedecken Kautschukplantagen und zunehmend Teakholzanpflanzungen weite Landstriche.

Der dämpfende Teerbelag endet am Abzweig  nach Boa Ten (chinesische Grenze), doch wir rollen weiter auf dem chinesischen Geld, das die Edelhölzer, die bis vor wenigen Jahren noch anstelle der "rubber trees" standen (und nun als Möbel in China stehen), eingebracht haben: Die Straße wird komplett neu ausgebaut, mit fester Packung und selbst in den Kurven so breit, dass Langholztransporter (nach China) reibungslos aneinander vorbei kommen. Bis auf weiteres fehlt allerdings die letzte Schicht, die Teerdecke. Ob die Bäume dafür nicht gereicht haben? Laos verfügt ja noch über ein wenig Primärwald …

Nicht nur unser Bus hüllt alle Nas’ lang gemischte Trupps, die nicht in die Felder ziehen, in Staubwolken. Rotten von StraßenbauarbeiterInnen ziehen aus ihren Camps, Zeltplanen, die unmittelbar neben der Piste gespannt sind und in denen sich eher hausen denn wohnen lässt, zu ihren Einsatzorten. Dort gart bereits das Spätstück auf dem Feuer, neben dem Betonmischer, der Halde Felsbrocken, die noch zu zerkleinern sind und den Kieshaufen, die verteilt werden müssen. Weit genug von der Straße entfernt stehen die massiven Unterkünfte der chinesischen Bauleitung und ihrer Vorarbeiter.

Nach gut einer Stunde Fahrtzeit macht die „Yunnan Sunny Road“ dem zweiten Teil ihres Namens alle Ehre. Die Berglandschaft wirkt ohne Nebel weniger grau, auch wenn überall längs der Straße eine fingerdicke Staubdecke auf allem, auch der trocknenden Wäsche, liegt. Die Dörfer wirken sauber, gepflegt, aufgeräumt, überwiegend wohlhabend. Ausgesprochen ärmlich ausschauende Siedlungen sind höchst selten. Dass Geld vorhanden ist, zeigt sich an den vielen neuen Betonbauten, die in chinesischem Stil (kalt und ein wenig protzig) gehalten, neben traditionellen Holzhäusern (ent-)stehen.

Die Durchgangsstraße ist Dorf- und Handelsplatz zugleich. Alles, was sich versilbern lässt, wird auch verscherbelt. Neben industriell gefertigten Produkten von der Wäscheklammer bis zum nagelneuen Moped über landwirtschaftliche Erzeugnisse (noch aus selbst angebauten Beständen) bis zum verbrauchergerecht geschlagenen Feuerholz und riesigen Matten aus Schilf oder Bambus für’s Dach oder die Wände der traditionellen Hütte findet sich fast alles, was mensch so braucht.

Auch Verhungern wird hier zum Kunststück, sind doch die Garküchen am staubigen Straßenrand  aneinander gereiht wie Perlen auf dem Faden. Das Knirschen zwischen den Zähnen gibt’s frei Mund dazu.

Kurz hinter einem Polizeiposten, an dem ein Behelmter Gesichtskontrollen nach dem Zufallsprinzip durchführt, hat das Holz wieder gereicht: Teerdecke bis ins Herz der Provinzhauptstadt. Am gelassenen Fahrstil unseres Piloten ändert das nichts. Anders die BMW- und KIAfahrer (Zahn- oder sonstigen Fachärzten im CAYENNE begegnen wir nicht), die in ihren Abziehbildern von Geländewagen diesen Streckenabschnitt nutzen, um durch die Kurven zu kacheln – global behaviour???

Trotz der staubfreien letzten Kilometer genehmigen wir uns nach dem Einchecken in unser nettes Guesthouse noch vor dem Duschen, Ihr ahnt es schon, „one beer and two glasses“ … 

Wie frühmorgens im buddhistischen Kloster folgt der inneren die äußere Reinigung, bei der mensch sich gern auf „die kleinen Dinge hier unten“ verlässt. Doch darüber irgendwann später einmal mehr.

(Info wiki Provinz Oudomxai)

 

 

Die „chinesisch-pragmatische Ästhetik“, 

die lt. Loose das spröde Antlitz des Städtchens mit seinen staubigen Straßen prägt, ist rasch durchschritten. Dieser Terminus ist ähnlich wohlwollend wie die Bezeichnung der Gewinne der Deutschen Bank durch einen Herrn A. als Ausführungen einer seelenvollen Bilanz. Traut Euch, schaut die Fotos an!

Unterschiedlich großer mit Beton umbauter Raum hat die traditionellen Holzhäuser bis auf einzelne Ausnahmen verdrängt. Im Erdgeschoss wird verkauft, was sich verkaufen lässt und selbst hier ist das Schlafzimmer vom Geschäftsraum nur durch einen Vorhang abgetrennt – ein Grund, warum hier die Läden abends so lange geöffnet haben …

Lit, der uns als Guide von Samlaan Cycling auf einer Tagestour durch Khmudörfer führt, bringt uns die Ästhetik „auf dem Lande“ näher. Er denkt sowohl ans Kulturprogramm (Besuch in einer Dorfschule in Ban Bo) als auch an die volkswirtschaftliche Ebene (Besichtigung des Produktionsprozesses mit anschließender Verkostung des Lao Lao in einer Schnapsdestille.

Führen die ersten gut dreißig Kilometer über Beerlao trächtige, holperige Feldwege, so ziehen sich die reichlich zwanzig Kilometer auf dem Teerband der Hauptstraße über heftige Steigungen elend in die Länge. Auch in diesen Dörfern grüßen die Menschen ausgesprochen freundlich und lassen sich gerne auf einen von Lit gedolmetschten Schnack ein. Recht freimütig erzählen sie von ihren Lebensbedingungen.

 

(Fotos  aus den Khmudörfern)

(Fotos vom Kulturprogramm)

(Fotos vom Wirtschaftshilfeprogramm)

(Fotos Rücktour)

(Religiöses zementiert)

 

 

 

 

Faustrecht am Fahrkartenschalter - … 

… Friede im Bus, wo die Laoten wieder zu ihrer höflichen, hilfsbereiten Gelassenheit zurückfinden und unsere Utensilien als Platzhalter akzeptieren. Mittlerweile schaffen auch wir es, gut eine Stunde vor Abfahrt am Bus zu sein, als Erste die Tickets zu ergattern (nachdem wir alle Drängler erfolgreich durch Körperdrehungen mit Rucksack auf dem Rücken auf Distanz gebracht haben) und um eben nicht in die letzte Reihe (de-)plaziert zu werden. Ist natürlich nur in Arbeitsteilung möglich: Einer entert den leeren Bus, schaut, auf welchen Sitzen noch nichts abgelegt ist und hinterlässt seine Marke, der andere macht sich am Counter breit.

Über eine Magen schonende Straße rollen, resp. kriechen wir (ob der Steigungen) durch eine anmutige Hügellandschaft und passieren propere Dörfer, in denen fast keine Betonbauten zu finden sind nach Muang Khoua.

Im Straßendorf am Zusammenfluss von Nam Phak und Nam Ou herrscht tagsüber das rege Leben eines Marktflecken, mit Einbruch der Dunkelheit werden dann die Läden heruntergelassen und die Bürgersteige hochgeklappt. Hier gehen selbst die Hühner deutlich früher schlafen als in Muang Sing.

Dominieren bei Tag Fußgänger und Mopeds den Fähranleger, um mit Sack und Pack auf die westliche Seite des Flusses zu gelangen, so sind es zwischen Abenddämmerung und 19:00 Uhr schwere LKWs, die, aus Vietnam kommend, über setzen und auf freie Fahrt im Dunkeln hoffen.  

 

(Fotos aus dem Ort )

(Fotos vom Fähranleger) 

 

 

 

 

Es geht abwärts  … 

… auf dem Nam Ou, dem längsten Binnenfluss des Landes. Haben wir gestern dem bunten Treiben am Fähranleger zugeschaut, so werden wir heute Teil davon. Bereits lange vor dem Ablegen und deutlich bevor wir die Tickets in den Händen halten, verladen Paolo und Willi unser aller Gepäck ins auserkorene Boot – damit wir „auf jeden Fall dabei sind“. Wer weiß, wie viele Fremde heute mit uns nach Muang Ngoi Kao wollen …

Während Paolo mit unserem Kip-Anteil versorgt auf die Fahrkartenverkäufer und auf seine Lara wartet, gönnen wir uns das Frühstück. Danach, an der Verkaufsstelle, bietet uns der Skipper erstmal einen LaoLao an, „to make it a good day“ …

Derart gestärkt können wir den voll besetzten Schalter ertragen, an dem es die Billets pünktlich ab 8:30 Uhr gibt – für uns vier zuerst; ob des gemeinsamen Tributs an Rasmus, der Reihenfolge des Erscheinens oder der Höflichkeit den ältesten ausländischen Gästen gegenüber wegen, bleibt ungeklärt ...

Fahrplanmäßig gegen 9:00 Uhr legen wir mit reichlich Platz im "slow boat" ab – zwei Lao unter zehn Falang. Doch das wird sich ändern wie im Minivan …

Nach und nach steigen unterwegs mehrere Fahrgäste zu, der ein oder andere Einheimische aus. Das Leben am Fluss bietet uns von Goldwäscherinnen, Holzverkäufern und Schweinehändlern bis zum Fischer, der seinen 15 kg kapitalen Fang an unseren Bootsführer versilbert, den puren Alltag, der sich so nur im Linienboot erleben lässt. Auf den Sandbänken wiederkäuen Wasserbüffel aller Couleur, in den Hängen tuckern Dieselgeneratoren, doch keine Mopeds: Die Dörfer sind an keine andere, außer der Wasserstraße angebunden. Entsprechend sieht die Ladung aus, welche die Lao mit sich führen. Elektronisches Gerät wird durch o.g. Stromerzeuger versorgt – oder per Dynamo, den ein Propeller im Fluss antreibt.

Ganz so jenseits von Gut und Böse wie der erste Blick vermuten lässt, sind diese Siedlungen jedoch nicht. Hier wohnen modisch gekleidete junge Damen, die per Boot nach Luang Prabang zu ihrem Job zurückkehren, keinen Hauch von Dorftrampel an sich haben und nach einem Vierteljahr in der Großstadt in Hotpants gekleidet für den einen oder anderen Kulturschock im heimatlichen Nest sorgen. Ihre jüngeren Geschwister im Vorschulalter trauen sich vorsichtig zur Anlegestelle und praktizieren von Vorbeifahrenden erworbene  Fremdsprachenkenntnisse.

Knapp eine Stunde vor dem Ziel tauchen die ersten Karstkegel auf und gaukeln eine trockene Halongbucht vor. Die Täler hier sind allerdings deutlich enger, die Hänge steiler – der Primärwald, auf den wir so lange gewartet haben, hatte und hat hier alle Chancen, weitgehend unberührt zu bleiben – zu unzugänglich, selbst für Chinesen ...

Alles andere als unberührt ist unser Ziel. Für Muang Ngoi Koa ist der Tourismus längst Haupteinnahmequelle geworden. Obwohl nur per Boot zugänglich, ist hier alles, was das Travellerherz begehrt (und noch viel mehr), käuflich zu erwerben. Dienstleistungen vom Wäschewaschen übers Schuhsohlenreparieren bis zum Vermitteln spiritueller Tänze werden angeboten. Trotz der deutlichen Überzahl von Falang vor und im Ort haut keinerlei Party auf die Stimmung. Die Einheimischen gehen in Seelenruhe auch ihren nicht am Tourismus orientierten Arbeiten nach: Ob an Schiffspropellern gefeilt, Fischernetze geflickt oder Snacks aus Flussalgen getrocknet werden, das wahre Leben spielt sich hier noch gemächlicher ab als an all den anderen Orten, die wir bisher heimgesucht haben.

 

(Fotos von der Bootsfahrt auf dem Nam Ou)

(Fotos vom Ort

(Fotos vom Bootsanleger)

 

 

 

 

Wer mit den Hühnern schlafen geht, … 

… will nicht unbedingt mit den Hähnen aufstehen - gehen letztere, verglichen mit denen in bisher besuchten Orten, doch mindestens um eine gute Stunde vor.

In Muang Ngoi  ist die öffentliche Stromversorgung zwischen 18:00 und 21:30 Uhr relativ gesichert. Mit der Abenddämmerung flammen die Lichter auf, lassen sich Akkus aufladen und gibt es die warme Dusche „für den Tag“, die bis zum nächsten Abend reichen muss – Ihr erinnert Euch an „die kleinen Dinge hier unten“? Das (wirklich) heiße Wasser strömt allerdings nicht aus der Brause, sondern schwappt im Zwanziglitereimer, muss mit kaltem entschärft werden, kostet einen Euro extra und reicht für zwei Personen – personan non olet …

Weil hier selbst der Parteisekretär nicht über eine Sonderration Elektrizität verfügt, der Fortschritt lt. Stalin also durchaus etwas eingeschränkt ist, gehen wir ohne linientreues Schlaflied zu Bett und stehen ohne Weckruf auf. Das kalte Wasser sorgt eh’ nachhaltig für „Hallo Wach“.

Auch im spätmorgendlichen Dunst haben die Karstberge noch etwas leicht Mystisches. Wir sind fest entschlossen, zwischen ihnen zu wandeln – Fahrräder sind ob der unebenen, sich die Hügel auf und ab schlängelnden Feldwege nicht verbreitet. Nach einer Karsthöhle, die während des zweiten Indochinakrieges von den Einheimischen als riesiger Wohn- und Lagerraum genutzt wurde, öffnet sich das Tal zu einer weiten Ebene. Abgeerntete Reisfelder auf denen Büffelherden weiden, liegen zwischen den Dörfern.

Im ersten, Ban Nakhan, dröhnen laotische Hip-Hopbässe in fröhliches Gelächter und in Beifallsrufe beim Ballspiel: Dorfhochzeit ist angesagt, und Jung und Alt sind auf den Beinen, manche Ältere bereits auf recht stark schwankenden. Schick herausgeputzt präsentieren sich alle Altersstufen; die Jungs mit gestylten Haaren, welche ihnen Einlass in jede Neuköllner Arabszenedisco verschafft hätten.

Woher die Youngster wissen, wie ihnen der örtliche Barbier die Haare schneiden, waschen, legen soll, ohne dass sie in ihrem Kaff je ein Modejournal oder eine Illustrierte in die Hand bekämen? – auch das hinterletzte Nest gehört nicht mehr zur Derek freien Zone!

Statt öffentlicher Stromversorgung im Dorf, sorgen private Dieselgeneratoren hinter der Hütte oder Miniturbinen am Wasserfall für die gefragte Stromstärke – für die nötige Spannung hingegen sorgen chinesische, thailändische oder laotische Soaps, deren Gekreisch zu gegebener Zeit aus entlegenen Häusern dringt und deren Protagonisten die Modelinie vorgeben.

Lange vor Einbruch der Dunkelheit ziehen voll gefressene Wasserbüffel und mehr oder weniger abgefüllte Hochzeitsfestler zurück in ihre Dörfer.

Die Abendstimmung bei uns am Bootsanleger wird von all den Dorfbewohnern untermalt, die hier vom Zähneputzen bis zum Zehnägelschneiden ihre Abendtoilette verrichten, Frauen am Fuß der Treppe, Männer ein wenig weiter - flussaufwärts …  

 (Fotos von der Wanderung

 

 

Business Class 

… statt Holzklasse widerfährt uns Dank Barbaras laotischer Gelassenheit auf der Kurzstrecke nach Nong Kiau. Frühzeitig und ganz ohne Laolao wird das Billet erworben, gefrühstückt und auf der Treppe zum Anleger gewartet. So mancher late comer steigt vor uns ins Boot mit den Sitzbrettern. Als das schließlich bis auf den letzten Platz besetzt ist, kommt ein Halbschwesterschiff zum Einsatz, das über vier Pullmannsitze verfügt, zwei für uns, zwei für Paolo und Lara – berechtigter Seniorenbonus, liegt doch der Altersdurchschnitt knapp unter 30 …

Kurz nach dem Ablegen lupft der Morgendunst sein Röckchen und gibt den Blick frei auf die Karstkegel, die für eine passende Kulisse für das Alltagsleben am Ufer sorgen.

Mit Nong Kiau ist nach gut einer Stunde Fahrt die Bezirkshauptstadt erreicht. Sie empfängt uns mit einem bunten Treiben an der Anlegestelle. Fast so viele Einheimische wie Fremde wollen weiter flussabwärts nach Luang Prabang oder aufwärts nach Muang Ngoi.

Tuk-Tuks stehen bereit, Touroperator preisen ihre "One and More Day Treks" an.

Wir verzichten auf beides, nachdem wir unser Zimmer im Riverside bezogen haben: großzügige Räumlichkeiten, Liegewiese unterm Moskitonetz, Glasfront zur Terrasse, die über dem Fluss schwebt, heiße Dusche, stabile Internetverbindung (die kleinen Dinge mal wieder…) halten uns zunächst von längeren Fußwegen ab.

Sehr viel später dann, als keine Boote mehr zu erwarten sind, entdecken wir, dass der Ort in „strategisch interessanter Lage“ wieder in Schnarchhaltung gefallen ist. Baumaßnahmen unterhalb der Brücke über den Nam Ou führen zum Menschenauflauf auf selbiger. Ansonsten wirkt es in den staubigen Straßen wenig geschäftig.

Weil uns auch nach der ersten Nacht die atemberaubenden Gebirgsformationen im Dunst und bei stark bedecktem Himmel nicht den Atem rauben, verzichten wir auf eine Fortsetzung der Reise per Boot und wählen die de- Luxe-Variante im privaten Minivan. Sagt dem Weltkulturerbe, dass wir kommen …

 (Fotos aus Nong Kiau )

 

 

 

 

Entzückend 

… ist die Stadt zweifelsohne und reizvoll gelegen ist sie auch. Doch leider haben wir die tief hängenden Wolken und die leicht unterkühlten Temperaturen aus Nong Kiao mitgebracht, so dass wir beim Eintreffen im „Juwel des Mekong“ nicht gleich auf Anhieb ins Schwärmen kommen – wie uns sowohl Seekirchener als auch Steglitzer Kreise bereits vor Monaten prophezeit haben.

Die Halbinsel an der Mündung des Nam Khan in DEN Strom Südostasiens, eine Touristenhochburg von gut anderthalb Quadratkilometern, hat ob der von der UNESCO verfügten Denkmalschutzauflagen als Weltkulturerbe ihr Antlitz als gestalteter Raum wohl weitgehend bewahren können, auch wenn die Hauptstraße Sisa-vangvong / Sakkarine eine Ladenmeile ist, die weniger den alltäglichen Bedarf der Einheimischen, denn alle möglichen Gelüste der Fremden bedient: vom feinen Restaurant über die Garküche, vom Touroperator über die Wechselstube, die auch wirklich alles zu Kohle macht, vom Silberschmuck - über den Textilwarenladen bis zur Apotheke - hier fließen cash und plastics. Die Geschäfte sind jedoch nicht riesig und Ladenketten, die Marken vertreiben, findet man nicht. Durch die kleinen Läden wird gewiss nicht nur der optische Erhalt des alten französischen Kolonialflairs erheblich finanziert …

Pecunia non olet, auch nicht in einer People’s Democratic Republic!

Der Tourismus, zweifelsohne DAS Standbein auch der kleinen Leute hier, hat den Ort bisher zumindest weder zu einem Rummelplatz noch zu einer Partymeile machen können. Viel vom traditionellen Leben scheint sich in den Seitenstraßen und Sackgassen noch recht unverfälscht zu bewahren. Die Klöster mögen dabei eine nicht unwichtige Rolle spielen, auch wenn die Einnahmen durch Eintrittsgelder die Spenden der Gläubigen übertreffen dürften …

Bei aller Geschäftigkeit verläuft das Leben in der Stadt jedoch völlig unhektisch ab - no "Disneyworld Laos". Aufgeregtheit scheint ein Fremdwort zu sein. Die Ruhe und Gelassenheit, die uns bereits seit Wochen einige Gänge zurückschalten lässt, begegnet uns auch hier. Selbst wenn "business" nicht zu kurz kommen darf und die "locals" gut rechnen können, in der alten Königsstadt geht’s gedämpft zu.

Rechnen hat man auch in der Administration gelernt, wo man unsere Visa für 2 U$ pro Tag so unbürokratisch erledigt, dass uns vorsichtige Zweifel kommen: 120 Dollar cash per pax ins Portefeuille des Chefs, Pässe abgeben, „no photo“ – doch auch "no receip" – „Come back in one hour!“ Machen wir – und erfahren, dass der Captain auf einem "Meeting" und daher unabkömmlich sei. Wir erinnern uns der Lektüre über korrupte Staatsbedienstete in Ländern der Dritten Welt und über Behördenwillkür nach dem Hinweis "Come back later!" Later überreicht uns der Captain lächelnd unsere Pässe mit den verlängerten Visa. Ach ja, das Preußen-Gen, Herr Sarrazin …

Doch färben Entspannt- und Gelassenheit, denen wir tagtäglich begegnen, so ganz allmählich ab, vielleicht ja auch nach(t)haltig ...

Der morgendliche Gong aus benachbarten Klöstern weckt uns jedenfalls nicht mehr wirklich, Hähne fehlen oder krähen erst im Hellen, bestenfalls das Gamelankonzert aus den Tempelbezirken treibt uns am späten Nachmittag zum nicht nur rituellen Sundowner (ob mit oder ohne Sonne) – sind wir doch von uns wohl gesonnenen Menschen aus der Lepsiusstraße auf die am Ufer des Mekong erhältlichen Mittel zur Prophylaxe gegen alles hingewiesen worden - hippokratischen Dank auch!

Spätestens nach dem downer ist ein Stück der Sisavangvong zu einem Nachtmarkt mutiert, der eher auf die Bedürfnisse der Falang denn auf die der Lao zugeschnitten ist. Auch hier lässt sich, nur beeinträchtigt von den fast winterlichen Temperaturen, ungestört bummeln. Aufdringlichkeit? Fehlanzeige … 

Watt nu, wo Vat satt? Lässt man halt die Tempel Tempel und die Klöster Klöster sein und begibt sich über die Bambusbrücke ans andere Ufer des Nam Khan. Eine halbe Stunde zu Fuß ist es bis in die „Handwerkerdörfer“, in denen Seiden- und Baumwollstoffe gewebt und Sa Papier geschöpft wird. Auch wenn Klingeln und Klappern zum Handwerk gehört, viele Kassen schlucken bereits Plastik – völlig lautlos …

Oder mensch entdeckt die Schätze des Palastmuseums und stellt fest, dass es auch hier die Sieger sind, die mal wieder (die) Geschichte schreiben …

Sehr empfohlen sei die knappe, kompakte Ausstellung des Traditionell Arts and Ethnology Centre (TAEC), die einen hervorragenden Überblick über die teils recht unterschiedlichen Lebenswelten verschiedener ethnischer Gruppen bietet.

Langweilig muss hier niemandem werden – wer bereits alles gesehen hat, setze sich zum Lipton Tea oder zur Prophylaxe in eine der Bars am Mekong oder am Nam Khan, schaue – und genieße …

 

(wiki zu Luang Prabang)

(Fotos  aus der Stadt)

(paar Fotos vom Nachtmarkt)

(Fotos vom Spaziergang zu den Handwerkerdörfern)

(Fotos von einigen Vats)

 

 

 

 

De Zoch kütt 

… und wie so manches beginnt auch das Mönchegucken mit einem Vorspiel, das die gesamte Bandbreite von spannend über aufregend bis grotesk abdeckt. Noch vor dem ersten Dämmerlicht – die Gongs aus den umliegenden Klöstern ersetzen hier die Hähne -  umringt uns eine laut schnatternde Frauenschar, die Klebereis, Energieriegel und Bananen (dazu später mehr) offeriert: „For the monks, you know. Only ten thousand Kip!“ Unser entschlossenes „No!“ – wir haben schließlich „How to respect the Tak Bat“, das an jeder Tempeltür hängt, aufmerksam gelesen - verschafft uns Ruhe – bis zur nächsten Kreuzung.

Hier ist der Gehweg auf einer Straßenseite mit Bambusmatten und Rattanflechtwerk ausgelegt, verstreut finden sich einige Sitzkissen und in regelmäßigem Abstand sind Körbe mit "sticky rice" aufgebaut. Das Geschenkpaket „Morgengabe“ ist für 15.000 Kip zu haben, weiches Sitzen inklusive. Wir folgen dem Ritualknigge und nehmen auf der anderen Straßenseite auf einem Holzbänkchen Platz, das bereits seit Tagen an der Ecke steht – gebührenfrei.

Uns gegenüber hockt eine Gruppe Koreaner im Dunkeln, Kameras und Körbchen fürs mönchische Frühstück vor sich. Die Höckerchen neben ihnen mit den Reisbehältnissen davor ist für die Reisegruppe reserviert, die per Limousinen angeliefert wird, just in time. Ja, ja, dass wir zu Fuß zum cat walk gekommen sind, macht uns auch nicht zu (viel) besseren Menschen …

Erst im Hellen schreiten die orange gewandeten Mönche in langer Reihe die Hockenden ab. Kämen sie im Dunkeln, sie würden nach wenigen Schritten im Blitzlichtgewitter erblinden. Bananen werden gereicht, aus allen Rohren wird fotografiert, des besseren Schusses wegen oft nur Objektivlängen von den Gesichtern der Ehrwürdigen entfernt. „Monks and monkeys are not different“ soll ein hochstehender Vertreter der Geistlichkeit dazu bemerkt haben … Doch stellt sich die Frage, ob es ausschließlich an den Touristen liegt, den Almosengang, eine der wichtigsten religiösen Handlungen, doch zu einer Disneyshow verkommen zu lassen …

Neben den Mönchen laufen kleine Jungs, an die, sobald die Almosenschalen überquellen, Hände voll Reis weiter gereicht werden. Auch das ein oder andere kleine, ärmlich aussehende Mädchen, hinter einem großen Korb in der Reihe der großherzigen Gläubigen auf dem Boden kauernd, empfängt so manche milde Gabe aus der Hand der Gottesmänner, auch Bananen …

Nachdem die fast endlose Reihe der Mönche an uns vorbei gezogen und in eine ruhige Seitenstraße Richtung Kloster eingebogen ist, machen wir uns auf den Weg zum Frühstück – nicht ohne vorher nach einem Sticker mit der Aufschrift „Oh Buddha, ich war dabei!“ Ausschau gehalten zu haben. Es gibt ihn – noch – nicht; eine Marktlücke, die beim Erscheinen der Neuauflage des Loose vielleicht bereits geschlossen sein dürfte … 

 

N.B.:

Ab dem kleinen Sträßchen vor unserem Guesthouse, etwas Abseits vom Schuss, sitzen einheimische Gläubige und reichen den Mönchen ihre Gaben, fast ungestört von Schaulustigen. Hier, auf den letzten Metern, widerfährt der stillen religiösen Zeremonie die angemessene Würde …   

 

(wiki Buddhism in Laos)

(Fotos zum Tak Bat

 

 

 

 

 

 

 

 

No more Whiskey in the Jar(s) … 

… ein wenig anders also als Ihr es skiffelt, lieber Horst. Wird wohl schon jemand vor uns hier gewesen sein und in den Steinkrügen nur noch etwas lauwarme Luft und eine Pfütze Regenwasser übrig gelassen haben. Und das, nachdem wir gut sechs Stunden im public Minivan durch eine landschaftlich reizvolle Gegend zwar, doch auf rakiträchtigen Straßen gefahren sind, die anfällige Menschen stante pete in die Alkoholabhängigkeit getrieben hätten.

Zum Glück sind wir Selbstversorger – in diesem Ort mit etwas viel Lauferei und höheren finanziellen Belastungen verbunden – liegt Phonsavan doch an einer wichtigen Straßenkreuzung auf dem Weg nach Vietnam. Weniger einheimische Erzeugnisse als (ja, ja, auch alkoholische) Produkte aus dem Nachbarland sind in den Läden des elend langen Straßendorfes zu finden. Und kalt ist es hier wie winters in der Kaiserstraße, wenn die Heizung ausfällt. Die Provinzhauptstadt liegt in einer weiten Hochebene auf knapp 1400 Metern.

Auf dem Weg von Luang Prabang rücken die Berge nach gut fünf Stunden Fahrt auseinander und machen Platz für breitere Täler, in denen Reis angebaut wird und die Dörfer wieder wohlhabender wirken: Statt ärmlicher Bambushütten wie in den Bergdörfern finden wir hier solide Holzhäuser, erste Ziegelbauten, verglaste Fenster, „Beerlao“ Leuchtreklamen und Läden, die auf Anhieb als solche zu erkennen sind. Ziegen grasen am Straßenrand, große Rinderherden streifen über die noch nicht gefluteten Reisfelder. Neben weiten Grasflächen fällt der Blick auf Pinienwäldchen, junge Eukalyptushaine (!) und einige Flecken von satt grünen Bergwäldern.

Phonsavan, von einem Gürtel deutlich ärmerer Dörfer umgeben, wurde 1975 mit vietnamesischer Hilfe nur wenige Kilometer von der von US-Streitkräften in einem „Racheakt“ komplett zerbombten ehemaligen Königsstadt Xieng Khouang nach einem Reißbrettentwurf errichtet. Geschäftig geht’s hier zu, doch ohne ansprechendes Flair. Zwei große von Chinesen und Vietnamesen dominierte Märkte zeigen, wo das Geld herkommt. Wo es hingeht, lässt sich an den protzigen Neubauten in der Stadt erkennen.

Noch bevor wir den ersten ausgehöhlten Sandsteinbrocken in der „Pleine des Jarres“ zu Gesicht bekommen, holt uns der Zweite Indochinakrieg wieder ein. Vor dem Tourismusbüro, in dem wir die Besuchsgenehmigungen erhalten, erinnern Kartuschen, Bomben, Tankbehälter und Bordkanonen an den unter dem Deckmantel der CIA geführten „Secret War“. Die Perfidie, die in dem Anspruch einer Nation liegt, demokratische Freiheiten und Menschenrechte zu verteidigen mit Mitteln, die und deren Folgen wir als „Hardware“ in Ausstellungen gezeigt, und als „Software“ auf der Straße humpelnd oder im Waisenhaus lebend veranschaulicht bekommen, erfordert viel mentale Arbeit, um sehr böse Gedanken nicht auszuschreiben – Ihr seht mir bitte nach: „Isch binn KAIN (!) Boerliner“ …

Klickt Euch mal durch die links zur „Plain of Jars“ – die „Ebene“ ist recht hügelig, Photos von früher zeigen, dass auch „Agent Orange“ (nicht nur hier) ganze und vor allem nachhaltige Arbeit geleistet hat.

Wikipedia und Co bieten alle möglichen Erklärungen, was sich hinter den ausgehöhlten Brocken aus Sandstein, Konglomerat oder sogar Granit verbirgt. All die Hypothesen bereichernd gibt es sie nicht nur besuchergerecht leicht zugänglich aufgereiht, sondern auch mühsame Holperstraßen entfernt auf Huckeln im Kiefernwald – als Steinmetzwerkstätte deklariert …

Damit der weite Weg für diejenigen, die nicht nach Vietnam weiter reisen möchten, im Reiseführer als „lohnend“ deklariert werden kann, steht auch der „Buddha or Turtle Cave“ im Programm. Die Antwort auf die Frage, warum die Buddhas in der Tropfsteinhöhle fast alle kopflos sind, sollte Euch nicht verwundern. Unsere gepflegten Vorurteile haben sie sorgsam vorbereitet: „Chinese Bandits, you know, were looking for gold inside the Buddhas“ … Nach dem einen oder anderen Laolao setzt sich die Unterhaltung fort: „These days, the Chinese are not looking for gold inside the Buddhas anymore – but they are still bandits“ …   

(Info zu MAGinternational)          

 (Fotos zur  Ebene der Steinkrüge)

 

 

 

 

Urlaub machen … 

… vom Reisen – nach knapp fünf Wochen im Norden des Landes geben wir den vielen neuen Eindrücken die Chance, sich in Ruhe zu setzen. Für paar Tage zur Ruhe setzen wir uns in Luang Prabang mit seinem französischen Flair, einer hervorragenden Infrastruktur und den kleinen Dingen, die sehr zum Wohlgefühl beitragen, genau der richtige Ort. Seit unserer Rückkehr aus Phonsavan, wo Berliner  Temperaturen herrschten, verwöhnt uns die alte Königsstadt mit T-Shirtwetter – nun auch am Abend.

Laut „Travelhandbook“ haben wir hier bereits mehr gesehen als es zu sehen gibt, können uns also ohne jeden Besichtigungsdruck frei zwischen den Flüssen und in den Gassen bewegen und die Atmosphäre ganz gelassen genießen. Auch wenn deutlich mehr Reisegruppen unterwegs sind als noch vor einer Woche (irgendwer hat wohl eine Tür auf gelassen), die heimliche Hauptstadt wirkt (noch) nicht überlaufen und die Einheimischen kein bisschen genervt.

Schön zu beobachten, wie Nachbarschaftshilfe auch in der Gastronomie funktioniert: Sind in einem Café die Papayas für den Mixed Smoothie ausgegangen, geht der Bartender zum Nachbarladen und lässt sich die Bestellung mixen – oder bringt zumindest die Papaya zum eigenen Tresen. Auch die Frau im Kramladen besorgt einem die Tube Zahnpasta, die seit dem letzten Reisenden „no have“ ist, oder schickt einen gleich zur Konkurrenz. Diese Einstellung, dass schon für jeden etwas abfällt, trägt nicht unerheblich zu der entspannten Stimmung bei. Einzig die Tuk-Tukfahrer sind Gangster – wie alle Taxifahrer überall auf der Welt … (Ja, ja, die Chinesen haben bereits ihr Fett weg. Doch uns fallen immer neue Gruppen ein …)

Beim Schlendern auf dem von den Bewohnern keinesfalls als störend empfundenen Weg durch deren Wohnzimmer – den Straßenraum vor ihrem Anwesen – fällt einmal mehr auf, dass jeder alles macht. Männer waschen ihre Kleidung ebenso im kalten Wasser wie die Frauen, Väter tragen, schaukeln, wiegen ihre Kleinsten, Frauen schlagen Holz „ofenfertig“ zu.

Auf der Fahrt über Land haben wir beobachtet, wie schwer und wie hart Menschen jeden Alters arbeiten. Schon Kinder tragen schwere Lasten, ob Bündel Holz, Säcke voll Mais oder voller Süßkartoffeln. Hinter grob zurechtgezimmerten Ständen verkaufen vor allem Frauen, was die Erde so her gibt – Gemüse, Kräuter, harziges Pinienholz und geflochtene Bambusmatten, gegrillte Fische. Jung und Alt beiderlei Geschlechts schlagen am Straßenrand mit Wucht lange Gräser, um sie später zu Besen zu binden.

Der öffentliche Straßenraum wird von jedem genutzt und keinem streitig gemacht. Wer paar Quadratmeter zum Trocknen von Chilischoten oder Reis braucht, nimmt sie sich. Der Sandhaufen oder die angesetzte Betonmischung bleiben so lange vor der Hütte, bis sie verbaut sind – und der Holzstapel bis er verkauft ist. Um die Kartenspieler macht selbst der VIPbus einen Schlenker – ohne zu hupen … Und auf Wasserbüffel oder Rindviecher wird aus Gründen der Selbsterhaltung Rücksicht genommen.

Mit härteren Bandagen, doch überwiegend fairen Mitteln, kämpft man um die besten Plätze in den Transportmitteln. Nach den Wochen hier im Lande okkupiert Barbara ohne ernsthafte Skrupel erfolgreich die „front seats“ im Minivan. Dürfte gegen Ende der Woche wieder notwendig werden …

Doch vorher genießen wir noch extensiv die kleinen Dinge des Lebens: verlässlich heißes Wasser in satten Strahlen aus der Dusche, eine stabile Internetverbindung, weiche Betten ohne Hähne in der Nachbarschaft, den selbst für uns Nespresso verwöhnte Verschwender ausgezeichneten  Mokka im Croissant d’Or, dessen Pain au Chocolat auch eine Sünde wert ist, das große Beerlao, an jeder Straßenecke (und dazwischen)  verfügbar, angstfreies Fahrradfahren etc.

Und nachdem wir ein Eckchen ausfindig gemacht haben, wo wir den Mönchen beim morgendlichen Almosengang nicht auf den Wecker fallen – und Fremde wie wir uns nicht auf die Nerven gehen – schauen wir uns das Treiben gerne noch mal an. Mönchsbrüder aus Thailand haben ihren Spaß, den hiesigen Kollegen die Sammelschalen voll zu stopfen und fotografieren ebenso ungeniert mit Blitzlicht wie die Touris …

  

(Fotos Almosengang)

 

 

 

 

Die Auszeit… 

… in Luang Prabang gestaltet sich als ausgesprochen erholsam. Sehr früh morgendliche Gong“konzerte“ aus den umliegenden Tempeln signalisieren, dass es noch lange nicht an der Zeit ist, zu frühstücken, und lassen uns noch vor dem letzten Schlag wieder sanft entschlummern. Nachmittags „läuten“ sie den rezitierenden Gesang der Mönche und Novizen von gegenüber und den sundowner ein und sorgen für eine meditative Stimmung, die nur hin und wieder von einem Tuk-Tuk unterbrochen wird. Ihr seht, die höchsten Stufen der Versenkung (oder der Ignoranz von Umwelteinflüssen) haben wir noch nicht ganz erklommen – doch wir arbeiten daran …

Willis ernsthafte Bemühungen, seine dogmatische Haltung gegenüber vorgeblich marxistisch-leninistisch fundierten Strukturen der Ausübung von Herrschaft und ihres Machterhalts aufzuweichen, sind kläglich gescheitert. Das Studium einschlägiger Literatur hat sie im Gegenteil noch verfestigt. Dass dies der höchst subjektiven Auswahl der Lektüre geschuldet ist, weist er weit von sich. Stattdessen sei sie Reinhard vom Tischtennis als Einstimmung ans Herz gelegt … 

(Fotos vom Gongschlag)

 

 

 

„Only local busses“ … 

… bedienten unseren Zielort, gibt die Lady im Reisebüro zu bedenken und fügt hinzu: „There are not many tourists going to Xaignabouri“ … - die Stadt, deren Name uns im Office, im Busbahnhof und am Bus selbst in fünf verschiedenen Schreibweisen der vereinfachten Ausgangsschrift begegnet. Laotisch geschrieben könnten wir selbst die einzig richtige Version wohl nicht lesen. Unser leicht verunsicherter Gesichtsausdruck weckt mütterliche Gefühle, so dass uns die junge Frau die Sitzplätze 1 und 2 (front seats …) gleich mit bucht – und es preußisch korrekt auf der Quittung vermerkt.

Gut so, sind die „best places“ doch bereits von Laoten besetzt, als wir über eine Stunde vor Abfahrt in das Gefährt steigen. Ob Willis impertinenten Drängens und seiner wiederholten Forderung, das Buchungsbüro anzurufen oder den „Chief on Duty“, sucht das für laotische Verhältnisse höchst genervte Mädel vom Schalter den Bus auf und erklärt den verdutzten Passagieren auf den Plätzen eins und zwei, sie säßen auf reservierten Sitzen. Ist ihnen bereits klar, haben sie vorher ja selbst ihre Klamotten drauf gelegt ... Mit verständnislosen, doch keineswegs bösen Blicken räumen sie schließlich das Feld und dürften sich wundern, wieso jetzt schon im local bus für Falang VIP-Regeln gelten. Wir  wollten ja keine neuen Sitten einführen, aber Ordnung muss sein, oder …

Gut 45 Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit setzt sich der Bus in Bewegung. Damit zu rechnen, dass er um gleich viele Minuten früher sein Ziel erreicht, wäre höchst fahrlässig, gibt es doch zahlreiche Parameter und Unwägbarkeiten, die das zeitliche Schicksal des Ankommens bestimmen:

Zunächst trödeln wir vom Hof, halten auf der Hauptstraße, um die ersten halblegalen Mitreisenden aufzunehmen. Diese zahlen nicht fürs Ticket, sondern ins Portefeuille der cabin staff …

Danach wird die Tankstelle angesteuert – auch für den Bus gibt’s alles frisch (wie für uns im Restaurant).

Wenn dann auch die letzten freien Plätze („No people allowed standing on the bus“) so belegt sind, dass auch beim scharfen Bremsen keiner der im Mittelgang Stehenden umfallen kann, nimmt der wahre HINO Fahrt auf.

Ein schwacher Motor, mitunter lange, steile Anstiege, zahlreiche Kurven und nicht unproblematische Abfahrten lassen keinerlei Anflug von Geschwindigkeitsrausch zu.

Da Straßenland zum öffentlichen Raum zählt, den jeder wie er denkt für sich nutzt, gleichzeitig der Respekt vor dem (Über-)Leben anderer Kreaturen elementarer Bestandteil buddhistischer Weltanschauung ist, kommt kaum „Speed“ auf.

Wenn dann mal außerorts und hinter einer Kurve die ebene Strecke über mehr als fünfhundert Meter einsehbar ist, hindern Bodenwellen, Schlaglöcher, plötzlich aus dem Nichts einbiegende Mopedfahrer etc. am Beschleunigen. Gewiss, für Bernhard und Beate nichts Neues: Der Weg ist das Ziel …

Damit diesmal auch ja niemandem übel wird, bleibt die Vordertür geöffnet. In ihr lümmeln sich die Jungs vom Begleitpersonal – Trittbrettfahren als Preis für halblegal eingenommenes Beförderungsentgelt …

So unbeteiligt sie auch scheinen, sie wissen jederzeit um jeden Kubikzentimeter ungenutzten Raumes: Der viertel Quadratmeter Stehfläche für den Dazusteigenden ist mühelos ausgeguckt, die Bestimmungsorte für seine zahlreichen Gepäckstücke werden (für uns unverständlich) in den Gang gerufen – und jedes einzelne Stück wandert durch viele Finger an den zugewiesenen Platz. Und landet am Ende der Reise in den Händen des Besitzers – in Mittel- und Südamerika nicht unbedingt selbstverständlich …

Warum der ein oder andere von ihnen mit Mundschutz fährt, erklärt sich knapp hundert Meter nach dem Abzweig von der Hauptstraße: Die Fahrbahn wird zur "dirt road", dass es nur so staubt – von wegen Schutz vor der Hühnergrippe … 

Nach dem mühevollen Überwinden der Gebirgskette um Luang Prabang beginnt die Landschaft, von der im Reiseführer zu Recht geschwärmt wird. In weiten Tälern strahlen uns Reisterrassen in frischem Grün an, Bananen- und Orangenplantagen ziehen sich die Hängen hinauf, wohlhabend wirkende, sehr gepflegte Dörfer liegen an der Straße und im Hintergrund bilden Berge von gut 1.700 m Höhe eine beeindruckende Kulisse. Der Gegenverkehr sorgt mit seinen Staubfahnen hin und wieder für Bildstörungen.

Fast unmerklich sind wir in einem Tal auf gut 1.400 m geklettert. Auf dem Pass wird einem der Jungs vom Begleitpersonal die Rolle des Bremsers zuteil: Mit Händen und Füßen stemmt er sich gegen den Schaltknüppel und sorgt dafür, dass der erste Gang nicht raus springt - die Motorbremse funktioniert nicht und die Fußbremse steht nur kurze Abfahrten durch  - oder Manöver, die Hühnern wie Hunden eine vorzeitige Reinkarnation vermasseln sollen. Nach zehn bangen Minuten ist dann auch die Frage positiv beantwortet, ob der Junge am Hebel denn auch genug zum Frühstück bekommen hat – wir erreichen wohl behalten die nächste Ebene. Lokal, nicht mental …

Nach knapp drei Stunden halten wir vor dem Fähranleger am Mekong und setzen nach kurzer Wartezeit über. In der nächsten Flussschleife stehen bereits die Pfeiler für eine Brücke. Der Gedanke, ob sich diese bei dem geringen Verkehrsaufkommen rechnet, was aus den Fährleuten wird und womit sich die Betreiber der zahlreichen Garküchen und Krämerstände ihren Lebensunterhalt verdienen, sobald die ersten Fahrzeuge ohne Unterbrechung über den Fluss rollen, ist noch nicht zu Ende gefasst, als wir eine Stelle erreichen, ab der die holperige Landstraße völlig neu (und dreispurig) ausgebaut wird – in den Kurven so breit, dass …

... richtig vermutet, geneigter Leser – nach weniger als fünf Minuten Fahrt erstrecken sich Teakholzplantagen entlang der Trasse, so weit das Auge tränt. In fünf, spätestens acht Jahren kann der Einschlag beginnen, und dann muss die derzeit noch „nur saisonal befahrbare“ Piste auch in der Regenzeit Holztransporter aushalten, muss die Brücke stehen. Short cut to China … 

Wir teilen Looses Ansicht, die Anfahrt in die Provinzhauptstadt sei ein Genuss – aus landschaftsgeografischer Sicht. Bei der Erforschung der Stadtgeografie beschränken wir uns auf Beobachtungen während der Fahrt mit dem Tuktuk vom Busbahnhof ins Zentrum (die Verwaltungsgebäude sind in sozialistischer Manie<r> überdimensioniert, auf den Magistralen, die durch die Kleinstadt führen, könnten Achtspänner wenden …) und auf die während eines Spazierganges vorbei am Amtsgebäude der Provinzverwaltung und der Parteizentrale zur Kultstätte eines anderen Entrückten: Im Vat Sisavangvong wird beim Klang von Diskomusik, die nicht unbedingt Enthaltsamkeit vermittelt,  von Hüften schwingenden Novizen die Zufahrtsstraße zum Heiligtum betoniert – der Weg ist das Ziel … 

Die meisten im Tourismus involvierten Einheimischen sind von selbigem schlichtweg überfordert – weil es ihn ernst zu nehmend kaum gibt. So ist die nette junge Damen an der Rezeption unseres volkseigenen Hotels, das sehr an fortschrittliche Errungenschaft des Sozialismus erinnert (oder umgekehrt), die einzige Person im Ort, die einen Hauch Englisch spricht. Tja, was haben wir hier auch zu suchen ohne Kenntnisse der Landessprache, liebe KollegInnen aus der GEW …

Auch beim Schlendern durch die Straßen fühlen wir uns als Analphabeten, ist doch der einzige laotische Schriftzug, dem wir Bedeutung beimessen, die Reklame von Beerlao – den würden wir auch als Leuchtreklame in Keilschrift verfasst im Dunkeln wiedererkennen …

Schön, dass die Menschen hier ihren Spaß daran haben heraus zu finden, was wir denn eigentlich mit Hilfe unserer Hände und Füße vermitteln möchten. Noch schöner, dass sie es meist auch schaffen - gewisse Kommunikationsprobleme beim Bestellen des Abendessens inbegriffen. Sprecht Barbara mal auf das Gericht „Morning Glory“ an …

 

Der folgende „Morning“ beginnt auch nicht gerade mit „Glory“: Hier wartet kein Tuk-Tuk vor dem Hotel, und es ist keinesfalls selbstverständlich, das eines vom Burschen an der Reception herbei geholt wird. Schließlich bietet der Fahrer eines solchen Gefährts an, uns zur „bus station for Pak Lei“ zu fahren – macht er auch. Doch die Station entpuppt sich als Sammelstelle der Songtheos. Das sind aufgeblasene Tuk-Tuks, vier- statt dreirädrig, stärker motorisiert, mit größerer Ladefläche (wie bei einem Pick Up), Sonnendach, doch mit offenen Seiten und offenem Heck – und Sitzbänken, die für Kinderpos wie geschaffen sind. Angeblich steuern keine „big busses“ unsere Richtung an.

So schlucken wir über fünf Stunden hinweg jede Menge Schlaglöcher und noch mehr Staub. Der wird im kleinen Hafen“städtchen“ am Mekong mal eben runter gespült ... Das Handtuch im Guesthouse hingegen erzählt die ganze Wahrheit.

Wollten wir nicht per Boot nach Vientiane, wir wären nie in diesem verschlafenen Pak Lei hängen geblieben. Einzig an der Anlegestelle, im „Hafen“ geht es ausgesprochen lebhaft zu. Komplette Wohnungseinrichtungen, Mopedflotten und Kinderfahrräder gelangen aus bauchigen Lastkähnen an Land. Umgekehrt verschwinden mächtige Edelholzstämme, Tonnen von Reis und Mais in den Laderäumen. Im letzten Sonnenlicht macht ein weiteres Flussschiff fest, nicht zu erkennen, welche Ladung es unter den Planen führt. Und der Hahn, der als Maskottchen backbords auf einem Flaggenstock über der Brücke sitzt, verkräht nichts. Was wird morgen sein?

 

 (Fotos aus Pak Lei

 

 

 

 

Paris – Dakar … 

… führt durch heißen Wüstensand. Pak Lei - Vientiane leider nicht auf dem Mekong, wie erhofft (der Linienverkehr mit public boats ist zumindest während der Trockenzeit eingestellt), sondern über eine Nationalstraße, die, verdiente sie diesen Namen, kein gutes Licht auf die Nation würfe. Zwischen zwei, drei gut ausgebauten (ja, ja, dreispurigen …) Abschnitten führt sie durch roten Sandpuder, dem kein Filter welcher Klimaanlage auch immer gewachsen ist. Gut, dass wir im öffentlichen Minivan unterwegs sind, nahezu hermetisch abgeschlossen, und nicht im Songtheo.

Die letzten sechzig Kilometer vor der Hauptstadt legen wir nicht auf einer Piste, sondern auf einer Kollektion von Schlaglöchern und Bodenwellen zurück, die uns darüber spekulieren lässt, welche (partei-) politischen Unkorrektheiten sich die Bevölkerung dieser Provinz wohl hat zu Schulden kommen lassen, um gute drei Stunden bis in La Capitale durchgerüttelt zu werden. Willi vermutet, dass die Zentralregierung auf Geheiß vietnamesischer oder chinesischer Holzhändler die „Locals“ weichkochen will, weil diese sich weigern, auf ihre Landtitel zu verzichten. Überall dort, wo Teakholz- oder Kautschukplantagen gedeihen, sind die Straßen nämlich eben wie ein Spiegel …

Irgendwann endet auch dieser Trip an einem Minibusbahnhof, der knappe 40.000 Kip von unserem wohl bekannten Domizil in Vientiane entfernt liegt. Der warme Empfang und die heiße Dusche entschädigen für fast alles …

 

 

Zur reinen Deppentour 

… artet eine unserer „Kleinen Fluchten“ aus der Kapitalen nicht aus, auch wenn wir gut zwei Minivanstunden nördlich der Hauptstadt ohne Briefing, doch mit all unseren „valuables“ in wasserdichten Säcken (Ortlieb lässt grüßen) und uns in Schwimmwesten verpackt in zwei Kajaks steigen – front seats. Achtern paddeln unsere guides – und ob die auf unser Zutun aus Respekt vor dem Alter, Mitleid oder auf Anordnung von „Green Discovery“ verzichten, bekommen wir bis zum Schluss nicht heraus. Wahrscheinlich wollen sie nur ein Paddel(n) frei haben, um uns in letzter Sekunde so in die Stromschnellen zu steuern, dass wir ordentlich überholen und nach gut einer Stunde auf dem Nam Lik unsere Plünnen freiwillig zum Trocknen auf die Balustrade ihres „Outposts“ hängen.

Waterproofed wie wir sind, nehmen wir’s gelassen, genießen unseren Lunch über dem Fluss und steigen den Hügel zum Übernachtungsplatz mal mehr, mal weniger schnaufend, hoch. Ein herrlicher Blick bietet sich uns übers Tal.

Noch bevor wir unseren „Dome“ beziehen, fördern die Jungs unter der Rinde eines abgestorbenen Baumes fingerdicke Proteinspeicher hervor. Gut, dass wir auf dem Buchungsformular  „vegetarian food“ angekreuzt haben – so entgehen wir dem Angebot, von der Delikatesse zu kosten. Deutlich mehr als nur die fünf, sechs fetten Maden, die erbeutet wurden, tun sich am Baumstamm gütlich – vom späten Nachmittag bis zum nächsten Morgen können wir mithören, wie die unentdeckten Raupen den Stamm unbekümmert und vor allem nimmersatt zerlegen …

UNSER Abendmahl enthält deutlich mehr Vitamine als Proteine und bringt uns hervorragend durch die Nacht. Nach einem guten Briefing auf nüchternes Omelett klinken wir uns auf der ersten Plattform für unsere „Zipline-Tour“ ein. Wir rauschen nicht nur zwischen dem Bambus durch den Sekundärwald, sondern bewältigen auch „füßische“ Geschicklichkeitsübungen, bei denen das Hirn oft mehr gefordert ist als die unteren Extremitäten. Da die Jungs geduldig und wir voller laotischer Gelassenheit sind, haben wir alle vier gemeinsam den Spaß, für den wir zwei bezahlt haben – und dürfen nach dem Mittagessen noch auf einer Extra-Tour die zweite Runde der Zipline wiederholen. Ohne Wertsachen zu ortlieben tuckern wir im Langboot flussabwärts, nehmen problemlos jede Schnelle und gelangen per Truck auf dieselbe in die Rummelzone von Vang Vieng

 

  

 

 

 

 

(Fotos vom Junglefly)

 

 

 

 

 

 

Bumsen, Saufen, Cha Cha Cha … 

… (auf popdeutsch: Sex & Drugs & Rock’n Roll) mag durchaus einer der entscheidenden Gründe sein, warum vor allem jüngere Reisende – obwohl wir älteren dem ein oder anderen Part des Mottos nicht allzeit bedingungslos abgeneigt gegenüber stehen – diesen Ort aufsuchen. Ursprünglich wohl ob der grandiosen Landschaft (chinesische Tuschezeichnungen sind ein Federstrich dagegen) in die Streckenführung der Ameisenstraße des Tourismus einbezogen, ist er auf die Landkarte der world wide musts all der coolen „traveller“ gerutscht, die sich vor allem von Party zu Party bewegen und auf dem Weg dort hin schlafen, lesen oder die Fortentwicklung des game boy spielen …

Entsprechend breit gefächert ist das Angebot an Schlafstätten. Und so überfordert, die für uns probate Malariaprophylaxe aus dem Überangebot auszusuchen, waren wir noch nie. Der Kilopreis, den die Waschfrauen für ihre Tätigkeit fordern, treibt uns in die Suhlen der Wasserbüffel. Allein die Bierpreise bewegen sich im landesüblichen Rahmen.

Hier macht es die Masse, die an die Abhänger losgeschlagen wird, welche sich von Mittag bis Mitternacht auf den Liegewiesen der einschlägigen Läden die B-Pictures und Seifenopern einer (flächenmäßig) großen Nation reinziehen – sorry, gibt hier weder Tuk-Tuk-Fahrer noch Chinesen, über die wir herziehen könnten. Ja, ja, Ihr habt ja so Recht – niemand hat uns gezwungen, diesen Ort heimzusuchen – genug gejammert.

Sobald frau die Abhängeschuppen hinter sich gelassen hat, die sich allenfalls durch die präsentierten Videos oder die Lautstärke der jeweils bevorzugten Musikrichtung voneinander unterscheiden, und über eine der zahlreichen Fußgängerbrücken, die über den Nam Xong führen, gewandelt ist, steht sie nach einer halben Meile inmitten der Reisfelder vor einer bemerkenswerten Kulisse höchst bizarr geformter Karstberge, findet ihre Ruhe und bleibt vom TTT (Tubing, Trinken, TV) der innerstädtischen Partymeile weitgehend verschont. In diesen Gefilden findet auch noch Leben statt, dass nicht nur nach den Bedürfnissen der Touristen tickt …

Vor allem auf dem holperigen Weg zur einer der zahlreichen Höhlen in der Umgebung begegnet mensch ländlichem Leben, das zwar auf Fremde eingestellt ist, sich jedoch nicht überwiegend davon finanziert.

Nachdem wir uns zwischen den Karsthöckern über eine staubige Piste durchgeradelt haben und knapp zehn Minuten über spitzes Felsgestein aufgestiegen sind, genießen wir den Blick im Dämmerlicht auf eine liegende Buddhastatue inmitten einer gut 200 m weiten Halle der Tham Pou Kham.  

 

(Fotos von der Karstlandschaft)

(Fotos vom Party- und wirklichen Leben)

(Fotos von Touri-Events)

(Fotos vom Ausflug zur Tham Pou Kham)

 

 

 

 

Ins Jahr des Hasen 

… sind wir heute gerutscht, und die Menschen chinesischer Herkunft zelebrieren ihr Neujahrsfest gebührend. Kein Geisterhäuschen, das nicht entsprechend bestückt würde, kein Ahnenschrein, der nicht angemessen drapiert wäre, und auf den Gehwegen sowie vor den Tempeln häufen sich die ess- und trinkbaren Opfergaben, die in Mengen herbei gekarrt und nach den Segenssprüchen ihrem eigentlichen Sinn und Zweck zugeführt werden – im Kreis der erweiterten Familie und der im Haus(-halt) Bediensteten.

Klar, dass gerade an solch einem Feiertag die Hauptstadt mit ihrem relativ hohen Anteil chinesisch stämmiger Bevölkerung Vang Vieng gegenüber wie ein Luftkurort wirkt – wenig Verkehr in den Straßen, keine konkurrierenden Ghettoblaster, western styled Pop dezent aufgespielt, festlich gekleidete Einheimische, denen gegenüber die soeben per Bus eingetroffenen Falangeindringlinge aus VV, Bierflasche noch in der Hand, wie die letzten Penner wirken …

Unsere „Landlord-Familie“ erklärt bereitwillig die Gepflogenheiten des heutigen Festtages, freut sich ob der (Er-)Kenntnis, dass Willi vor schlappen sechzig Jahren im Tierzeichen des Hasen geboren wurde, und nötigt uns immer wieder auf höchst unaufdringliche, liebevolle Weise, unsere festgefügten Vorurteile gegenüber Angehörigen ihrer Volksgruppe zu revidieren und unseren „Chinesen an sich“ auf den Müllhaufen unserer Erfahrungen zu werfen …

Und wenn dann noch die Tuk-Tuk-Fahrer zu uneingeschränkt ehrlichen Menschen mutierten, könnten wohl wir gleich Hause fahren!!!

Doch zuvor möchten wir noch die zweite Verlängerung unseres Aufenthaltsvisums auskosten. Gestern beantragt, dabei viereinhalb Menschen beschäftigt und nur für Willi bezahlt – Barbara kommt in den Genuss des Seniorenbonus und atmet ab Mitte Februar die Luft im Lande gebührenfrei ...

So schlendern wir ins "Makphet", einem NGO-Projekt entsprungenen Restaurant, in dem für nahezu „Berliner  Pizzeriapreisen“ überirdisch Kulinarisches auf den Tellern und in den Schüsseln landet – unbedingt am Tag zuvor reservieren und in klein(st)er Gruppe hingehen, Reinhard!

 

 

 

 

 

 

 

Homestay“ … 

… oder doch eher „stay home“ ??? Ihr werdet später zu entscheiden haben.

Nach recht geruhsamen Tagen in Vientiane, mit einem Hauch von Länge drin, hat man uns nebst Gepäck und drei überzeugend wirkenden Mountain Bikes in den Bus gesetzt und in Nahin in Zentrallaos aus selbigem gefischt, bevor wir nach Vietnam durchrauschen konnten.

Wirkt die Landschaft am Mekong eher dröge und gerade am frühen Morgen Schlaf fördernd (zu gut ausgebaut, keine Kurven, keine Höhenunterschiede, nichts anderweitig Aufregendes), so gestaltet sie sich nach dem Abzweig in Ban Vieng Kham recht spannend: Es geht ab in die Kalkberge, deren Konturen vom letzten Bleigießen übrig geblieben sind und noch bizarrer wirken als das Umland von Vang Vieng.

Unser Zielort ist mindestens so unspektakulär wie im Loose beschrieben, die Menschen hingegen zeigen sich an uns interessiert, auch wenn keiner der locals Englisch spricht.

Entsprechend einsilbig gestaltet sich die kurze Wandertour, der während der Regenzeit Begegnungen mit wilden Elefanten und Phytons nachgesagt werden, zum hoch gepriesenen Wasserfall Tad Namsanam, dem die Trockenzeit jedoch mehr als arg zugesetzt hat. Allerdings ist der Sekundärwald gut erhalten – und die vielen mächtigen Stämme der Edelhölzer sind zumindest bisher von aufgesprühten Kaufzuschlägen verschont geblieben.

Unser Guesthouse, g(u)estern noch eine Bambushütte am Rand der Verbindungsstraße Hanoi - Vientiane, heute bereits eine angenehme zweistöckige Holz-Ziegelsteinkonstruktion, sorgt für viele der kleinen Dinge, die wir so zu schätzen gelernt haben – vor allem, wenn sie fehlten

Bei Zeiten brechen wir mit NID, unserem guide, auf nach Kong Lor. Die gut 45 km legen wir auf ebener, geteerter, kaum befahrener Straße zurück. Die Fahrräder (sämtliche 27 Gänge sind schaltbar …) bescheren uns im Tal des Phou Hin Boun Tour De France Momente: Jung und Alt stehen im Sonntagsstaat am Fahrbahnrand (oder sitzen vor ihrem Haus daneben – bzw. in der Kneipe dichte bei) und grüßen, klatschen Beifall oder feuern uns mit „Go, Go, Go“ an. Kein Wunder, dass wir durch das immer enger werdende brettebene Tal fliegen, in dem während der Regenzeit Reis, in der Trockenzeit hingegen Tabak angebaut wird. Schön, dass die Kinder nicht nach „pens, money, sweets“ fragen, sondern den verrückten Falang, die strampeln statt sich ein Tuktuk zu leisten, begeistert wie fragend zuwinken.

Der Lunch in Ban Kong Lor  im „Enjoy Boy“ – der sexuellen Orientierung unseres guides nicht gar zu fern -  kommt gerade recht, bevor wir im long tail boat die Höhle Tham Kong Lor  durchqueren. Gewiss, wir haben schon faszinierendere Tropfsteinformationen gesehen, doch diesen „unterirdischen Fluss“ auf gut sieben Kilometern zu befahren, hat etwas …

(ergänzend zur Tham Kong Lor)

Nach einem Beerlao als Prophylaxe tapsen wir gut drei Kilometer durch knöcheltiefen Staub bis Ban Natan. Die Erde wird hier während der Trockenzeit zu weniger als Sand.  

Im Ort werden wir zum „Homestay“ geführt – soll heißen, wir übernachten als Gäste einer Familie. Von der ist bei unserer Ankunft nichts zu sehen. Dennoch geleitet uns ein Dorf“manager“ (NGOs vermitteln auch verwaltungssprachliche Grobheiten) in den ersten Stock eines aus Holz errichteten Stelzenhauses und heißt uns „absatteln“, hinsetzen und warten – warten bis eines der Familienmitglieder vom Feld kommt.

Das erscheint schließlich in Gestalt der achtzehnjährigen Enkeltochter unsers Gastgebers.

Wir nutzen die Gelegenheit zum Spaziergang durch die Tabakpflanzungen, die von der Weltbank durch Mikrokredite finanziert werden. Ob wir zu irgendeinem der UN üblichen Jahrestage einmal den Aufdruck auf einer Zigarettenpackung finden: „Eine dieser Zigaretten ernährt einen halben Menschen in Laos für einen Tag“?

Nach unserer Rückkehr aus dem (Tabak-)Felde finden wir unseren „Host“ mit einigen Freunden und in einer Schar Enkel vor. Der recht herzlichen, formellen Begrüßung folgt ob der Sprachprobleme eine wohl gesonnene Einsilbigkeit, die der Fernseher (das Nest ist vor knapp drei Monaten an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen worden) auch nicht ernsthaft auflockert.

Die ritterlich anmutenden heldenhaften Aufopferungsszenen auf dem Bildschirm werden durch höchst profane, uns verständliche Wetterprognosen unterbrochen, und verleihen dem Verfolgen dieses Mediums eine gewisse Sinnhaftigkeit. Ansonsten erinnert die Fortsetzung des Abends an alte Tage der Hausbesuche bei unserer wohl vertrauten Schülerklientel …

Leider steht uns unser guide erst nach dem Abendessen als Dolmetscher zur Verfügung. Und da gibt’s eine Menge auszutauschen zwischen unserem siebenundsechzig-jährigen, höchst agilen und geschäftstüchtigen Gastgeber und uns. Nach dem ein oder anderen Schnaps, der die Verdauung ob der eingelegten Tiere (Angela bitte weglesen) eher hemmt denn fördert, suchen wir Zuflucht unterm Moskitonetz, das auf stabiler Matratze und unter einigen Decken unsere Nachtstatt bietet. Kein wie immer abgetrenntes Terroir – open space. Hier schläft jeder neben jedem auf derselben Ebene …

Vor allem das Einschlafen wird zur Herausforderung: Als wir bereits selig einzunicken drohen, zetteln Hunde einen Bellwettbewerb an, kommen Freunde des Gastgebers zu Besuch und übertönen die Fernseher (den eigenen wie die der Nachbarn, die alle unterschiedliche Programme verfolgen), besinnt sich die nähere Umgebung auf eine Dorfdisko mit Karaoke, kehren die letzten Bauern auf ihren Treckern von den Feldern zurück – Oropax, ick grüße dir.

Als das zweite Huhn an diesem Abend einige Schritt entfernt von uns geschlachtet wird, horchen wir nur kurz auf und schlummern weiter. Doch gegen vier Uhr in der Früh krähen die ersten Hähne unter und neben uns nach ihren Hennen. Unseren Blasendruck unterdrücken wir ob der steilen Stiege hinunter zum Toilettenhäuschen, dem einzigen, wenn auch nicht stillen, Örtchen übrigens, an dem es so etwas wie „nicht öffentliche Intimität“ gibt …

Nachdem dann nicht nur auf „unserer Etage“, sondern auch bei Nachbars die thailändischen morning soaps ihren Schwachsinn über den Monitor streuen und die Sonne Licht vom Himmel wirft, stehen wir auf und sind nach dem Rührei richtig angerührt: Unser Gastgeber verabschiedet uns ganz traditionell mit einer Zeremonie, während der er den Segen über uns spricht – zum Gelingen und glücklichen Ausgang unserer Reise. Alle Männer im Haus nehmen daran teil, werden die guten Wünsche doch mit einem tierischen Schnaps besiegelt.

 

Mit besten Empfehlungen und einem Armband aus dünnen Wollfäden versehen wandern wir zum Einsetzpunkt der Boote zurück. Unsere „valuables“ im „drybag“ sicher verstaut, klettern wir ins Kajak und überlassen uns dem Nam Hin Boun. Im Dunkel der Höhle helfen uns die guides über manche Schnellen hinweg, auch über die ein oder andere Untiefe – und ihrer gibt es viele. Leider leuchtet auch hoch gepriesene LED-Technik nicht die letzten Winkel des Styx aus, so dass manche Tücke recht erfolgreich auf uns lauert. Und wie bei der christlichen Seefahrt führen Kommunikationsprobleme zu Abweichungen vom rechten Weg und Festsitzen auf Sand- oder Kiesbänken. Darauf angesprochen werden sich weder Barbara noch Willi verschließen, die jeweils eigene Sichtweise dieses Abenteuers näher zu erläutern  …

Dennoch, die Paddeltour durch diese Höhle ist, auch wenn sich ihre gewaltigen Ausmaße im dürftigen Licht unserer Funzeln oft nur erahnen lassen, höchst beeindruckend  – allen Aufsetzern, feuchten Hosen oder unterschiedlichen Interpretationen zum Trotz … 

Wir ersparen uns das Radeln in der Mittagshitze und kehren im Kleinlaster zurück. Nach unserer ausgiebigen Grundreinigung im Badezimmer des Guesthouse (heiße Dusche, starker Strahl – die kleinen Dinge eben, Ihr versteht) lassen auch die letzten Fliegen von uns ab. Die öffentliche Reinigung an der öffentlichen Wasserstelle im Dorf unseres „Homestays“ haben wir nämlich geflissentlich vertagt …

  (Fotos aus Nahin)

(Fotos von der Radtour)

(Fotos von Kong Lor)

(Fotos aus Ban Natan)

(Fotos vom homestay

 

 

 

 

 

 

„A very sleepy town“ … 

… sei seine Heimatstadt Thakhet, warnt uns Nid als er uns zum Überlandbus begleitet. Im Loose wird sie als unaufgeregt charakterisiert – beide haben mehr als Recht … Durchaus ein Ort also, um die Eindrücke der vergangenen Tage sacken zu lassen, ohne auf einen Hauch städtischen Lebens verzichten zu müssen.

Der internationale Grenzübergang per Fähre über den Mekong beschert dem „Verwaltungszentrum“ regen Güterverkehr, ohne dass es sich ernsthaft regen müsste. Rohstoffe wie Holz und Zuckerrohr verlassen Laos, Fertigprodukte aller Art gelangen herüber. Hier setzen mehr Waren als Menschen über den Fluss.

Die Transporter bahnen sich ihren Weg durch die Stadt über die einzige "Haupt"straße. Eine Ecke weiter dösen die Hunde auf Fahrbahnen, auf denen Überlandbusse wenden könnten …

Die kleine Altstadt, ein Quartier von vier, fünf Blocks, trägt die typischen Züge französisch südost-asiatischer Kolonialarchitektur und ist trotz des Wütens der weißen Herren im ersten Indochinakrieg noch recht gut erhalten.

Nur wenige Fremde genießen die ausgesprochen entspannte Atmosphäre - Durchreisende für eine Nacht, denen die Strecke Vientiane – Paksé einfach zu lang ist, Besucher der Nationalparks, die hier Etappe machen, Traveller auf dem Weg nach Thailand, Thailänder auf dem Weg in ein kostengünstiges Bordell ...

All derer und dessen ungeachtet lässt sich ein spannend entspannter Tag in den Straßencafés am Ufer des großen Flusses verbringen, das wirkliche Leben vor dem realen, die Planung der kommenden Woche vor dem geistigen Auge …

(Fotos aus Thakhek

 

 

 

 

 

 

Karl Valentin 

… hat bereits angemerkt: „Es ist schon alles gesagt worden – nur noch nicht von jedem.“ Ergo enthalten wir uns eines Kommentars und präsentieren einige nicht untypische Fotos zur Versorgungslage auf Überlandstrecken …

(Fotos von der Busfahrt)

 

 

 

 

Nix wie weg hier 

… denken wir bereits im Laufe des ersten Tages in Paksé. Die Stadt wirkt zwar nicht hektischer oder weniger freundlich als andere, doch ist sie schrecklich laut und unruhig, voll lärmender Motorfahrzeuge und ohne erwähnenswerte Sehenswürdigkeit, welcher Art auch immer. Zudem fehlt ein Rückzugseckchen, in dem mensch ungestört, in und mit Ruhe die Gedanken um wen oder was auch immer kreis(s)en lassen kann. Selbst die Tempel sind hier nicht mehr das, was sie in anderen Orten mal waren. Wer hier von hör- und spürbaren Äußerlichkeiten abschalten kann, besitzt einen höheren Abschluss in Meditation …

Geplant war, die Stadt zum Ausgangspunkt für eine Tour aufs Bolavenplateau zu machen. Willis vorübergehende Bindung an ein brauchbares, rasch erschleichbares Häuschen lässt einen solchen „Ausflug“ jedoch (noch) nicht zu

Also entfliehen wir der bisher ersten Stadt auf unserer Reise, in der wir uns kein bisschen wohl fühlen (Colin Cotterill sieht sie als "Gesäßklappe der königlichen Unterhose"), und ziehen aufs Land: Eine knappe Stunde per Minivan weiter südlich finden wir in Champasak Ruhe am Großen Fluss.

Der Ort zieht sich als zwei Parallelsträßchen, auf denen nur wenig Verkehr herrscht, über gut fünf Kilometer am Mekong entlang und bietet am Ufer bewirtschaftete wie selbst zu bewirtschaftende gemütliche Fleckchen. Und wenn uns auf unserer kleinen Terrasse vorm Zimmer das Beerlao umkippt, tropft es gleich in den größten Fluss Südostasiens …

Mehr oder weniger gut erhaltene Residenzen verweisen auf eine ehemalige Königsstadt, typische Verwaltungsgebäude erinnern an französische Administratoren und zahlreiche hübsche Holzbauten verdeutlichen, dass hier noch immer Geld fließt. Die weitläufigen Gärten wirken gepflegt, und ob des bevorstehenden jährlichen Vat-Phou-Festes werden sie ebenso wie die dazu gehörenden Wohnhäuser herausgeputzt.

Trotz seiner günstigen Lage zum Weltkulturerbe (eine knappe Stunde per Fahrrad), ist das noch recht verträumte Städtchen alles andere als von Fremden überlaufen.

Bereits am Sonntag, zum Vorabend des Makha Bousa, besuchen zahlreiche Einheimische den Vat Phou und bevölkern den Prozessionsweg zu den Palästen ebenso wie die drei Treppenabschnitte, die unter blühenden Frangipani zum Heiligtum auf der höchsten der drei Ebenen führen.

Ungeachtet der vielen bunt gekleideten Menschen und der entstehenden Fressmeile, die bereits gut bestückt scheint, strömt der Ort etwas Erhabenes aus. Vor allem das Sanktuarium – hier geht es zu wie in einem laotischen Bienenstock (Gelassenheit ist alles, niemand drängelt, jeder kommt dran mit und in seiner Andacht) – vermittelt ein höchst stimmungsvolles Bild.

Das stören auch die Lastenträger nicht, die schwer beladen mit Beerlaokästen (und Wasser) die steilen Stufen bergan hecheln.

Schade, dass über die Festtage weit und breit kein Zimmer mehr zu bekommen ist – auch die verfügbaren Zelte auf den improvisierten Campingplätzen sind bereits seit Wochen vergeben - Rom zu Ostern 

 

Noch sehr viel entspannter geht es auf Don Daeng zu, der großen Insel im Mekong, gleich vor unserer Terrasse. Hier gibt’s paar Feldwege, doch keine Autos, jede Menge Wasserbüffel und noch mehr lachende Kinder. Nicht, dass jemand die Uhr angehalten hätte – Mopeds hüllen einen in Staubwolken und die Internetverbindung in der Fünfsterne-Lodge ist stabil, der Bierpreis eher nicht – für einen eintägigen Tapetenwechsel per Rad also durchaus geeignet. Und als Vorbereitung auf die "Wetlands", zu denen wir morgen aufbrechen.

 

(info  travelfish Pakse)

(info  travelfish Champasak)

(Fotos aus Champasak)

(Fotos vom Vat Phou)

(Fotos von Don Daeng)

 

 

 

 

 

 

 

 

East of Africa 

… und das im südlichen Laos – gibt’s alles.

Von der Kultur auf dem Lande zur Natur am Rande - des Xe Pian NP - sind es im Minivan bequeme sechzig Minuten, die Überfahrt per Fähre eingerechnet.

Unsere Lodge grenzt ans Phapho Feuchtgebiet, einer weiten Fläche satten Grüns: Feuchtwiesen, Buschwerk, Schlammtümpel, „richtiger Wald“. Von all den Spezies, welche die GTZ hier ausgemacht haben will, verlustieren sich vor unseren Augen Herden von Wasserbüffeln in den Suhlen, umgeben von zahlreichen ständigen Begleitern, Kuhreihern, und deren Namensgebern. Hin und wieder bimmelt einer der ehemaligen Arbeitselefanten über die Weidefläche. Morgens und abends lassen sich alle möglichen komischen Vögel hier hören – und blicken, auch "Kingfisher". Offensichtlich darben die Menschen in diesem Landstrich nicht, so dass sie Vierbeiner und Fliegendes in Ruhe lassen. Schön fürs Viehzeug und für uns. Paar Gnus, eine Herde Zebras, Antilopen und wir könnten Fotos einer „Game Farm“ aus Afrika präsentieren …

Die Einheimischen aus dem nahe gelegenen Ban Khiatngong nehmen den Segen des Tourismus (Trekking, Elefantenreiten, homestay) billigend in Kauf, pflegen ihn jedoch nur eingeschränkt. Die „Verantwortlichen“ sind zwar alle locker drauf, doch verhindert allzu viel laotische Gelassenheit mitunter das Einhalten von Vereinbarungen. Der Manager unserer Lodge hat uns leicht resigniert vorgewarnt.

Doch wir wären nicht in Laos, kämen wir nicht irgendwie zu und auf Elefanten. Während ihre KollegInnen am Fest im Vat Phou teilnehmen dürfen, müssen vier hier Gebliebene auf ihrem breiten Rücken Touristen auf die Kuppe des Phou Asa schleppen, einer Anlage, die mit Stonehenge verglichen wird – von Menschen, die einen von beiden Orten noch nie gesehen haben …

Nach zwei Stunden Deppentour bekommen die Dickhäuter dann auch ihre Streicheleinheiten – über den Rüssel.

 

(Fotos zur Anfahrt)

(Fotos vom Ritt auf dem Elefanten)

(Nachschlag zur "Game Lodge")

 

 

 

 

 

Reif für die Insel … 

… sind wir nach der Überdosis Natur und Idylle im Reich der tausend Elefanten noch nicht, doch haben wir uns eine unter den viertausend Inseln ausgeguckt, um ein wenig das „laotische Tahiti“ zu genießen. Auch wenn jede Menge Palmen an den Ufern der zahlreichen Kanäle stehen, in die sich der Mekong gliedert, und die Menschen hier höchst einträgliche Geschäftsideen entwickeln (Brückenmaut, Parkgebühren für Fahrräder …), der Begriff ist mal wieder von jemandem gesetzt worden, der noch nie auf Tahiti war.

Der spannenden Landschaft tut das keinen Abbruch, auch wenn sich die Bambushütten auf „unserer Insel“ Don Khon ob der steigenden Zahl der Touristen konkretisieren (concrete ...) und die Betten nicht nur für Backpacker bereits am frühen Nachmittag knapp werden. Wir machen da nicht mit und schlafen in einer luxuriösen Bambushütte AUF dem Fluss – man gönnt sich …

 

Die Radtour rund um die Insel führt über erdfarbene, noch nicht geflutete Reisfelder – von wegen erholsam fürs Auge – zu den Wasserfällen von Kone Pa Soi, die Booten den Weg wie Mauern versperren.

Durch dichten Sekundärwald radelt es sich im Schatten weiter – die Sonne brennt mit deutlich über 30 Grad aufs Hirn – zur Südspitze nach Ban Hang Khon - findet man auch nicht im Diercke Weltaltlas. Die ehemalige (Schiffs-)Verladerampe der Franzosen ist noch gut erhalten. Die „Gunboats“ wurden auf Waggons der Schmalspurbahn verladen, um auch die Wasserfälle von Somphamit zu überwinden, und an der Nordostspitze der Nachbarinsel Don Det wieder in den Mekong gelassen zu werden.

Die alte Eisenbahntrasse, zur Piste ausgebaut, ermöglicht steigerungsfähiges, doch gefällefreies Radeln und führt zu den auch in der Trockenzeit beeindruckenden Somphamitfällen.

Hat man erstmal den Drahtesel (gegen Gebühr) geparkt, die Meile der Fressstände und Tuchwarenhändler hinter sich gelassen und die Massen an thailändischen Touristen umschifft, zeigen sich die Falten und Runzeln im Gestein in aller Deutlichkeit.

Das Dekompressionsbier zum Sonnenuntergang auf unserer Terrasse ist nach der Tour mehr als verdient.

 

(Skizze

(Fotos zum Ort)

(Fotos Rund Done Khone)

 

 

 

 

 

Auch gut neun Wochen Laos … 

… haben nicht ganz ausgereicht, uns all die „Highlights“ vor Augen zu führen, welche in einschlägigen Reiseführern als „Musts“ klassifiziert werden – mal lagen sie zu weit vom Schuss (wie Vieng Xai, die „Höhle der Revolutionäre“ im Zweiten Indochinakrieg), mal passten uns die winterlichen Temperaturen in Phongsaly nicht, um dort zu trekken, oder wir hätten zuviel umwerfen müssen, um doch noch per Boot auf dem Mekong von Houay Xai nach Luang Prabang zu schippern und mal, beim Bolaven-Plateau, spielte ein Magen nicht so recht mit.

Gründe genug, um in diesem oder einem der nächsten Leben noch einmal in dieses kleine Land zu reisen, in dem wir uns bis auf ein, zwei Ausnahmen (an die zweite erinnern wir uns bereits nicht mehr) ausgesprochen wohl gefühlt haben.

Gewiss, wir säßen nicht mehr den ersten recht gefälligen Eindrücken auf: Selbstverständlich bellen hier die Hunde, vor allem, wenn sie einen Job zu erledigen haben. Auch wird gehupt – und so mancher Coach Captain hat bereits vergessen, dass er sein vorheriges Leben als Busfahrer vor einer Bergkuppe in Mexico ausgehaucht hat. Goldkettchen tragen Männer hier auf ihrer unbehaarten Brust nicht, sie greifen sich auch nicht arabisch in den Schritt, doch sind wir schon dem einen oder anderen Stelzer über den Weg gelaufen. Und dass manche hübsche Laotin ein Antlitz aufsetzt, welches frustrierten Berliner Lehrerinnen an Kretas Stränden eher zu Gesicht stünde, was soll’s?

Ihr könnt also beruhigt feststellen: NOCH reisen wir nicht quer durchs Paradies - Heaven Can Wait ...

Tief beeindruckt hat uns die Grundehrlichkeit all der Menschen, denen wir begegnet sind, auch wenn wir viele nicht oder nur am Rande wahrgenommen haben, ihre zurückhaltend freundliche Art, ihr behutsames Interesse an uns Falang, das wir nie als fordernd oder gar distanzlos empfunden haben, ihre Bereitschaft, immer dann Hilfe anzubieten, wenn sie ihrerseits angebracht schien – und sich unbeleidigt zurückzuziehen, wenn wir sie dankend ablehnten. Aufdringlich schienen uns weder die Souvenirverkäufer noch die Eventler, denen der Reisgeist paar Kontrollmechanismen außer Kraft gesetzt hatte.

Es war eine mental fordernde, doch technisch recht unkomplizierte Reise, während der wir uns jederzeit mindestens so sicher wie im tiefsten Westerwald gefühlt haben – gewiss gewichtige Gründe, um hier noch mal vorbei zu schauen, bevor sich das ändert …

 

 

 

 

Bis gleich aus Kambodscha ...  

panther & co

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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