... auf Stippvisite in Trieste
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ab dem 13.10.2016 nicht mehr aktualisiert ...
Der Weg ist …
… nicht immer das Ziel, mitunter liegt er nur davor.
Nicht weiter störend, wenn er
Rosenheim als ansehnliche Altstadt erscheinen lässt, die es bei
sommerlichen Temperaturen durchaus zu durchstreifen lohnte, um auf
italienisches Ambiente angenehmer Gassen und weiter Plätze eingestimmt zu
werden. Doch auch bei tief herbstlichen Kältegraden wirkt das
Städtchen noch heimelig.
Wenn einem dann am nächsten Tag
Out of Rosenheim die Sonne bis zum Ziel
lacht und nach jedem Straßentunnel spätsommerliche, früh winterliche und
mitunter frühlingshafte Alpenlandschaften kaleidoskopartig darbietet, lohnt,
auch im Herbst,
selbst der weiteste Weg in die
Stadt der Winde.
Die empfängt uns am späten Nachmittag mit
angenehmen Temperaturen und einer kaum spürbaren Brise aus Südost, einem
Hauch Scirocco. Die VertreterInnen des Ordnungsamtes tolerieren unseren
provisorischen Parkplatz auf der Kaimauer des Canale Grande und tragen so nicht unerheblich dazu
bei, dass wir unseren ersten Caffé und den ersten Bianco in Ruhe genießen
können.
Angekommen fühlen wir uns, als wir aus
unserem geräumigen Zimmer auf die Piazza Ponterosso und den
Kanal blicken, „unsere“ Bar fest im Auge. Zur Ruhe kommen wir einen
Spaziergang später, als wir in einem Buffet unter all den Blaumännern
sitzen, die gerade Feierabend gemacht haben, und nun wie wir auf ein Glas
Wein und ein schmackhaftes Abendessen warten..jpg)
Beruhigt schlafen können wir auch – nachdem
der provisorische gegen einen gebühren- und knöllchenfreien Parkplatz gleich
unter unserem Fenster getauscht worden ist. Sehr zum Leidwesen der acht bis
zehn Moto-Fahrer, die morgen ihr Gefährt wo anders abstellen müssen. Nein,
nein, wir fahren noch immer Roomster, doch angesichts der knappen
Stellplätze gehört es zu den elementaren sozialen Pflichten, Parkraum
unaufgefordert und selbstständig zu optimieren …
(Fotos von der
Piazza Ponterosso)
(Info
über Triest)
(Logistik)
(Info
Triest und Umgebung)
So schräg
von oben herab auf die Stadt blickend …
… können einem die zahlreichen
Gotteshäuser, die überall in den Vierteln mal verstreut, mal dicht
beieinander liegen, gar nicht entgehen. Ausnahmslos römisch-katholisch, alle
– als stünde mensch oberhalb von Granada auf der Alcazaba.
Vom
Castello di San Giusto hingegen lassen sich in
Triest zwar keine hinduistischen oder buddhistischen Tempel ausmachen, doch
ansonsten präsentieren in dieser Stadt
sämtliche alt- wie neutestamentarischen Offenbarungs- oder
Verkündigungsreligionen mit all ihren „Abspaltungen“ ihre eigenen
Gebetsstätten.
Menschen aus allen Himmelsrichtungen mit
ihren Sitten und Gebräuchen, ihren Ausdrücken und Dialekten – und ihrem
Glauben – trieben die Winde herbei, formuliert
Veit Heinichen
in
„Triest – Stadt der Winde“. Recht hat er,
und noch prägnanter ist es kaum zu beschreiben.
Kein Wunder also, dass
diese Stadt ein besonderes Verhältnis zu Grenzen hat, wie
Ilja Trojanow unter "Bericht über das
Gelobte Land" anschaulich erzählt. Danke auch für den Buchtipp, Johanna!
Der Audioguide am Ohr führt uns, ohne
Dönekens zwar, doch höchst sachlich informativ, durch recht unterschiedliche
Bereiche der Stadt – auf kleinstem Raum und jederzeit zu unterbrechen, ohne
unhöflich zu wirken.
Die
Piazza dell’Unità lässt uns, auch wenn
sie sich sehr weiträumig gibt und großzügig öffnet, kein bisschen klein oder
einsam vorkommen. Die beeindruckenden Fassaden der verschiedenen Paläste
betten ein, schließen nicht aus – wir sind schließlich nicht auf dem Alex …
Und auch abends herrscht hier keineswegs gähnende Leere, sondern ein
munteres Treiben.
(Fotos von der
Piazza della
Unità)
Durch die Altstadt mit ihren verwinkelten
Gässchen und einer Hommage an die Bora geht es bergan zur
Cattedrale di San Giusto, die uns
Schlag Zwölf mit weit mehr begrüßt.
Vom Burgberg steigen wir die Treppen der
Viá Guiseppe Rota an der Porta Cucherna vorbei zu den Resten
des
Römischen Theaters, das am Fuß des
Castellos liegt. Ganz
recht, die Anlage ähnelt der in Malaga.
Durch das
Borgo Teresiano mit seinen
schachbrettartig angelegten Straßenzügen schlendern wir „so wie der Turm
zieht“ zurück zum Canale Grande – in „unsere Bar“, um dort, draußen
und am Ufer in der Sonne sitzend, Nerven und Gedärm zu beruhigen.
(Fotos zum
Spaziergang)
Der ausführliche, kompakte
Spaziergang hat uns nicht nur von der
Bebauung wie von den Bewohnern her verschiedene „Viertel“ eröffnet, sondern
auch die Furcht genommen, uns könnte beim Schlampern irgendwann einmal die
Zunge am Gaumen kleben oder ungewollt der Magen knurren – von wegen: Bevor mensch selbst beim bergan Steigen außer Atem kommt, verhindert ein Tresen,
über den gut trinkbare Weine gereicht werden und der nette Kleinigkeiten
wider das Absinken des Blutzuckerspiegels bereit hält, ernsthafte Probleme.
Da in dieser Stadt zumindest während
unserer nachtaktiven Phasen die Bürgersteige nicht hochgeklappt werden,
müssen wir uns bei Hunger- oder Durstgefühlen auch nicht auf nächtliche
Notdienste verlassen, sondern einfach nur vor die Tür gehen. Für Leib und
Seele wird in kleinen wie großen Bars, ob szene- oder kiezmäßig
frequentiert, gesorgt – bisher ohne Ansehen der Person und (fast) der
Kleidung, scheint es.
Triest könnte also eine unserer Städte
werden … .jpg)
Und das um so mehr, als Touristen derzeit
eher in homöopathischen Dosen und weniger in Reisebussen anzutreffen, die
Einheimischen ausgesprochen chic anzuschauen sind und der Alltagsbetrieb in
den Straßen und Gassen keinesfalls als hektisch zu bezeichnen ist. Gut, hier
bewegen sich Menschen zielstrebig, mitunter etwas eilig, doch kaum jemand
hetzt. Auch wenn der Gehweg vor einschlägigen Bars oder Cafés oft mehr als
„zugestellt“ wirkt, hier rempelt keiner, zwängt sich niemand durch die
Cocktails oder stolpert durch die Schar der Raucher.
Auch am Tresen entscheiden weniger die
Ellenbogen oder die Lautstärke der Bestellung, nicht einmal Parfum oder
Dekolleté, als vielmehr Beobachtungsgabe und Aufnahmefähigkeit des baristas
über die Reihenfolge der Lieferung.
Nur der "Kleine Caffé Zwischendurch",
den es in derart zahlreichen Varianten gibt, dass vier, fünf, gängige
Genussgewohnheiten stellvertretend für alle anderen auf der Preistafel
stehen, steht im Zeichen der (genussvollen) Eile: Rein in die Bar, ran an
den Tresen, runter mit dem Schwarzen Glück, raus auf die Straße. Bezahlen?
Ist doch bereits während der Bestellung gelaufen …
Draußen hingegen, nachdem drinnen alles
getan ist, haben die Leut’ dann wieder alle Zeit der Welt für ein
Pläuschchen und vermitteln alles, außer Eile ….jpg)
Und auch die Schriftsteller, die qua
lebensgroßer Statuen zu Dichtern gemacht worden sind, eilen als Version in
Bronze mit viel Weile über Brücken und Gehwege. Zu den bekanntesten ihrer
Zunft, die in Triest gelebt, gewirkt und getrunken haben, zählen wohl
Umberto Saba,
Italo Svevo und
James Joyce, welche einem auf Schritt und
Tritt begegnen.
Claudio Magris begegnen wir in
Zeitungsberichten ...
(Fotos einiger
Begegnungen)
Geschäftige Ruhe fließt auch durch die
engen Straßen und die Gässchen der Altstadt und des Ghettos, die alle
mit der gewohnten Café- und Bardichte aufwarten und somit zahllose
Beobachtungsstationen für’s sanfte Treiben bieten, reichhaltige
Knabberplatten zum Wein inklusive.
Durchs Borgo Teresiano hingegen strömt
Geschäftigkeit, ohne dass die zahlreichen Paläste oder Patrizierbauten
Wellenbrecherfunktion wahrnehmen müssten. Hier befinden sich einfach mehr
Geschäfte und mehr Büros, so dass der Wellengang erst gegen Abend abebbt.
Die Ufer des
Canale Grande
mit all ihren kulinarischen Rückzugseckchen hingegen sind ein einziger
beruhigender Streifen, in dem Eile noch seltener als sonst anzutreffen ist.
Und genau da
wohnen wir …
(Fotos vom
Canale Grande)
(aus der
NZZ)
Mit moderner Technik …
… schippern wir nach unserem Ausflug über
die
Molo Audace und den Rive entlang ins
(fast) Mittelalter - soviel zum ersten Eindruck nach Verlassen
der
Fähre und dem Betreten des Inner Circle von
Muggia,
welches unter dem Löwen von San Marco zwar „groß“ und wohlhabend geworden,
nicht jedoch geblieben ist.
Die Gässchen sind hier noch enger als in
Triest, die Häuschen noch kleiner, die steilen Anstiege zum Castello
noch kürzer. Die Menschen hingegen bleiben gleich freundlich und höflich und
scheinen sich darüber zu freuen, dass wir uns in ihrem Ort ausgesprochen
wohl fühlen und kaum eine Gasse auslassen.
(Fotos zum
Ausflug nach Muggia)
(Fotos
entlang der Rive)
Drei über Par…apluie -
… mindestens dürfte die Überraschung in
Windstärken gemessen lauten, mit der die
Bora ahnungslose wie verwegene Regenschirmnutzer spätestens an
einschlägigen Straßenecken feucht erwischt. Über die amüsanten wie
schadensmäßig eher zu vernachlässigenden Risiken und Nebenwirkungen der
leichten Form des Fallwindes befragen Sie die eineindeutigen Nachtaufnahmen
…
(zu Risiken und
Nebenwirkungen der Bora)
Die Stadt der Winde …
… bleibt uns, auch wenn sie uns eine kräftige
Kostprobe von letzteren geschickt hat, in sehr angenehmer Erinnerung: italienischer
Straßenverkehr ohne Gehupe, wenig Eile und kaum Gedränge in gedrängt vollen Geschäftsstraßen, geruhsames, unaufgeregtes Ambiente mit Gemurmel, ohne
lautes Rufen, in und vor den Bars, eine mit ihren Gebäuden auch jüngeren
Datums fast heimelig anmutende Altstadt und überall einladende Cafés, Bars,
Buffets.
Für eine Stippvisite
mithin sehr zu
empfehlen, durchaus auch für mehr …
Bis demnächst
panther & co