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... in Chile
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… lässt sich
ARICA nennen – und wir können dem dann uneingeschränkt
zustimmen, wenn wir an unsere Eisheiligen denken … Just als wir eintreffen,
gibt es eine kleinere klimatische
Verstimmung:
Unsere Bekannte aus Lima, La Garúa, jener Küstennebel, der dort für ein
halbes Jahr Sonne und Mond verschwinden und frisch gewaschene T-Shirts nicht
trocknen lässt, herrscht auch hier und beschert uns einen eher „kühlen
Empfang“.Auch das Stadtbild des „historischen Zentrums“ kann uns noch nicht so recht
erwärmen – fehlt doch der obligatorische zentrale Platz - und hätten die
Straßenzüge ebenso in einer grenznahen Kleinstadt New Mexicos liegen können:
ein- bis zweistöckige, verschiedenfarbige Schuhkartons mit Billigläden wie
in der Karl-Marx-Straße, ein offen verlaufendes Chaos an Stromleitungen und
quer aufgehängte Ampeln.
Doch: Die Ampel springt auf GRÜN, keiner fährt – und NIEMAND hupt … Bei ROT
wird sogar angehalten. Wer um die Ecke will, setzt den Blinker – und hält
sich an die angekündigte Richtung, Zebrastreifen haben einen deutlich
höheren Stellenwert als in Berlin …
Abends in der Fußgängerzone erinnert aber auch gar nichts mehr an „Zone“ –
geöffnete Läden mit reichhaltigem Angebot aller Arten von Konsumgütern,
entspannt flanierende Menschen, nette Restaurants, in denen aufgeräumte,
mehrsprachige Kellner freundlich bedienen. Und als hätten die Aricenas es
geahnt, zelebrieren sie gerade an diesem Abend den Carnival del Sol.
In mehr oder weniger traditionellen Kostümen, die auch in Rio nicht
unangenehm aufgefallen wären, tanzen, trommeln oder pfeifen sie, wenn schon
nicht den ewigen Frühling, so doch die Sonne herbei.
Mit Erfolg:
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen scheint die Sonne auch in der Fußgängerzone, in der die
Einheimischen jeden Quadratmeter genießen. Überwiegend modisch chic
gekleidet bummeln sie „in Familie“. Väter schieben Kinderwagen, führen die
Kleinen an der Hand oder tragen sie, im Gestell von Storchenmühle, vor der
Brust. Man, eher Frau, jeden Alters, zeigt ausgiebig, was sie hat,
modebewusst – das hebt auch die Stimmung.
Allerdings ist weiße Haut DIE FARBE.
Anders als selbst noch in Arequipa, fallen hier kaum Indigene ins Auge. Hier
leben fast keine „Ureinwohner“ (mehr) – vertrieben?, ausgerottet?,
weggezogen??? Der einzige Mensch mit indianischen Zügen scheint uralt und
ein wenig daneben. Er sitzt an einer Ecke in der Sonne, spielt indianische
Weisen misstönig auf einer Panflöte und interpretiert den Hinweis der
Passanten „Verpfeif dich!“ ein wenig eigen ...
Einige, wenn auch nicht überragende,
Sehenswürdigkeiten im kolonialen Sinne
bietet Arica
schon:
die aus eisernen Fertigteilen zusammengeschraubte Kirche, die niemand anders
als Gustave Eiffel konstruiert hat und die in Frankreich angefertigt wurde,
das alte Zollgebäude, das er gleichfalls entworfen hat und den
Fischereihafen, der mit Pelikanen, Seelöwen und Seebären aufwartet und uns
endlich HIER richtig ankommen lässt.
HIER ist eben nicht mehr PERU, und wir werden uns alle Mühe geben (müssen),
uns daran zu gewöhnen. Aber wir sind ja noch jung und mit der einheimischen
Währung kommen wir bereits weitgehend klar: ausgewiesener Betrag geteilt
durch 700 (SIEBENHUNDERT) gleich Betrag in Euro, ganz einfach – die erste
Mail, die uns
rechnerisch
richtig sagt, wieviel Euro wir hier auf den Tresen legen müssen, um als
Millionär angeredet zu werden, ist der Gutschein für einen Drink in Berlin …
(erste
Eindrücke)
… haben so etwas wie die in ländlichen Regionen unserer Republik: Die Läden
sind überwiegend geschlossen und werden nur durch heftiges Klopfen an der
Haustür, Stammtischkontakte, Familienbande oder klammheimliches Betreten
durch die versteckte Hintertür zugänglich …
Die meisten Reklameschilder sind von den Gehwegen geräumt; somit ist der
Blick auf all das, was sich hinter den Hieroglyphen vor den Läden verborgen
hat, weitgehend unverstellt und meist recht ansehnlich.
In den Straßen hier findet sich weit und breit keine LAUNDRY – was gewiss
nicht daran liegt, dass die Menschen in ungewaschenen Klamotten herumlaufen,
auch nicht daran, dass fremdländische Touristen in diese Stadt nicht in den
Scharen einfallen wie in Cusco oder Arequipa; schon eher daran, dass sich
hier fast jeder (s)eine eigene Waschmaschine leisten kann (warum sonst so viel
Reklame für „playstation xy“ und Sony handycams …) und kaum jemand darauf
angewiesen ist, sich außer um die eigene, auch um die schmutzige Wäsche
anderer Leute zu kümmern …
Dafür fällt die aus peruanischen Orten (oder auch aus denen im Westerwald)
bekannte hohe Dichte an Apotheken auf – und in den Apotheken hier, die im
Durchschnitt 24 Stunden am Tag geöffnet haben, gibt es nicht nur Aspirin,
sondern auch CASH – aus dem Automaten – beides nicht
verschreibungspflichtig.
Über Folgen und Nebenwirkungen …
Überhaupt wird hier viel Spielzeug angeboten, gerade auch für Kinder – vom
Plüschtier über Puppen, ferngesteuerte Autos etc., alles Dinge, welche die
Kleinen in Peru kaum in den Schaufenstern oder an Marktständen zu sehen
bekommen, auch nicht in den Innenstädten, weil …
Sonntags ist Arica weitgehend geschlossen. Ein paar kleine Restaurants „für
Einheimische“ bieten ihr Mittagsmenü für 1.400 $ an (ja, das Pesoszeichen
hat sich den U$ zum Vorbild genommen und anfangs zu gewissen Irritationen
beigetragen), in der Fußgängerzone herrscht Totentanz und nur die Apotheken
sind geöffnet. Selbst im Fischereihafen mit all seinen „Frischfischbuden“
bleiben die Rollläden unten.
DIE Gelegenheit also, die Siesta auszudehnen, ohne das Gefühl zu haben,
etwas zu versäumen, und sich so entsprechend auf die nächste längere Tour
vorzubereiten …
… haben nicht nur dringend geraten,
eine Tour durch den chilenischen
ALTIPLANO
zu unternehmen, sondern gleich einen kompetenten Guide empfohlen. Ihnen
sei an dieser Stelle aufs heftigste gedankt – die Landschaft war mehr als
spektakulär, die Route in mitunter recht entlegene Winkel oftmals
atemberaubend und der Führer durchaus beschlagen …
Auf der ersten Etappe von
Arica nach Putre …
… geht’s gleich nach der Provinzstadt ins Tal des Lluta, ein Fluss, der
ganzjährig Wasser führt und viel Grün bis dorthin spendiert, wo er noch
Felder
berieseln kann. Ein klassisches Beispiel für eine Flussoase mithin – für
all diejenigen, denen das Niltal aus der Grundschulzeit noch nicht zu weit
entfernt ist …
An den Hängen in Serpentinen rasch auf gut
1.000m
geklettert und alles, was feucht ist, hinter uns gelassen, wartet die in
bestimmten Bereichen dem Sinai ähnliche Landschaft neben großen
Steinbrocken auch mit riesigen
Kandelaberkakteen auf.
Pro forma finden sich paar Kilometer weiter einige Ruinen in
Pukara,
aus angeblich präkolumbialen Zeiten; wie auch immer, der Blick aus der
Trockenheit in ein Tal mit fruchtbaren, weil bewässerten Feldern, bringt
etwas Grün, mithin etwas Gutes für die Augen.
Das kleine Dorf
Socorama, etwas abseits der
Hauptstraße, leidet zwar nicht unter der allseits grassierenden Landflucht
und ist somit „voll bewohnt“, doch lässt sich hier kaum ein Einheimischer
blicken – ganz anders als in Peru, wo selbst in den entlegensten Käffern,
gleich zu welcher Tageszeit, die Hölle los war …
Die unterschiedliche Formation der Landschaft kann einen schon fesseln und
eine
knappe
halbe Stunde vor Putre, dem Ziel der ersten Etappe, sichten wir die mit
Neugier erwarteten ebenfalls wild lebenden Verwandten der Vicunas, die
Guanacos, die bereits im Beitrag zum Colca-Canon
versprochen wurden. Erheblich größer als ihre zierlichen Schwestern leben
sie „nicht ganz so auf der Höhe“ (bis max. 3.500m).
Am frühen Nachmittag erreichen wir einen wichtigen Stützpunkt, um Tank und
Kühlbox aufzufüllen:
Putre
– trotz der
zahlreichen
Tourigruppen eine recht sympathische Siedlung, in der sich die mitunter
noch nomadisch lebenden (vor zig Dekaden)
Aymara
auf die Fremden und deren Wünsche traditionsverträglich eingestellt haben
…
(Fotos von
ETAPPE 1
durch den Altiplano)
Die zweite Etappe von Putre zum Salar de Surire …
… wartet nicht nur mit gewissen Höhenrekorden auf, sondern auch mit höchst
respektablen Landschaftsformationen, für die kein Mensch etwas kann …
Einige Kilometer hinter Putre beginnt der
Lauca-Nationalpark
mit all dem Sehenswerten, das mensch nicht immer zu Gesicht bekommt, weil
es einfach zu scheu ist ...
Doch
sind das Zweigestirn von
Parinacota
und
Pomerape, zwei erloschene Vulkane, durchaus
sehenswert; und vor dem Hintergrund der „malerisch gelegenen Lagunen“
Cotocotani und
Lago Chungará holt mensch
am Ufer des angeblich höchsten Sees der Welt ob all der erhabenen Natur
(und der Höhe) tief Luft …
Die Strecke zum
Salar de Surire, einem
großen Salzsee, ist staubig und lässt einen nicht zur Ruhe kommen, sind
doch die An- und Ausblicke grandios. Und die
Thermalquellen
von
Polloquere, in deren unmittelbarer Nähe wir unser Lager
aufschlagen, verbreiten nicht nur Schwefeldüfte, sondern auch warmes Wasser …
Und Flamingos schimmern hier
ebenfalls rosa in der salzhaltigen Gegend.
(Fotos von
ETAPPE 2
durch den Altiplano)
(Fotos zum
Salzsee)
Die dritte
Etappe vom Salzsee zur Grenzstadt Colchane …
… bringt uns nach einer eiskalten Nacht im Zelt (minus 6 Grad, das Wasser
im
Vorratsschlauch
wird zum Klumpen) und einem morgendlichen Bad (ja, wir sind Warmduscher …)
einmal mehr durch höchst
unterschiedliche Landschaften von Halbwüste bis
Hochweide, in denen uns außer einem „einheimischen Fahrzeug“ nichts und
niemand begegnet – also nur Gegend …
Verständlich,
dass viele Orte komplett verlassen sind und die
ehemaligen Bewohner nur noch an Wochenenden und
Festtagen buchstäblich zum Saufen zurückkehren. Nach dem Gelage
muss hier niemand aufräumen – und so sieht’s auch
aus … OK, wir PFLEGEN unseren kleinen Rassismus!!!
Colchane
gehört zu einem der Orte, in dem wir auch unseren
ärgsten Feinden nicht wünschen, tot über dem Zaun zu
hängen – hier, an der Grenze zu Bolivien, gibt es
nicht einmal ein gekühltes Bier als „Bückware“ …
Dafür lädt unsere „einfache Unterkunft“ zu
„soziologischen Feldstudien“ über „Umgangsformen der
Arbeiter im Baugewerbe fern der Heimat“ ein …
(Fotos von
ETAPPE 3
durch den Altiplano)
Die vierte Etappe von
Colchane nach Iquique …
… führt abseits der Hauptstraße durch ein Stück
Pampa zu
Riesenkakteen, die
stachelig
im Geröllboden stehen und von weitem mal eben nett
aussehen. Dicht daneben kommt sich nicht nur frau
recht klein vor …
Paar Kilometer weiter finden wir in
Cariquina
einen auf den ersten Blick recht intakten Ort mit
gepflegten Häusern und Straßen, Spielplätzen für die
jüngeren und älteren Kinder, einem großen
Schulgelände …
Die Kollegin
Schulleiterin, keine Aymara …, öffnet uns die Augen
für den zweiten Blick: Abwanderung der „mobilen
Familien“ in den UNort Colchane (Polizeistation,
ärztliche Versorgung, Verkehrsanbindung an die
Großstadt, Höhere Schule etc.). Im Schuljahr 2006/07
besuchten 85 SchülerInnen die Klassen 1 bis 8, in
diesem Schuljahr sind es 33 (!), im kommenden
rechnet sie mit knapp 20 zu unterrichtenden kids –
die regionale Schulverwaltung ist preußisch wie die
in Berlin: Aus derzeit acht KollegInnen (davon vier
Aymaras) werden wohl …?
Sergio,
unser Ab-, Um- und einsame Wege kundiger Guide
chauffiert uns auf touristenfernen Pisten bis es
nicht mehr anders fährt und wir auf der
„Bundesstraße“ das Hochland verlassen, um uns in die
„Niederungen der nur noch Wüste“ zu bewegen – gut
190 Kilometer, um von viertausend Metern Höhe auf
reichlich tausend zu gelangen, „sanfter Abstieg“
würden Taucher sagen …
Kurz vor der Panamericana lockt der
Gigante del Atacama,
eine Geoglyphe, und überzeugt nicht nur seiner Größe
wegen …
Die verlassene „Salpeterstadt“
Humberstone
vermittelt einen Einblick in
„gesicherte
Arbeitsverhältnisse und –bedingungen“ im
Salpeterabbau. Die kleine, in sich geschlossene
Stadt mit eigener Währung (damit das erarbeitete
Geld auch wieder beim Arbeitgeber landet), war bis
in die Sechziger des vergangenen Jahrhunderts
Grundlage und Sinn des Lebens für fünfstellige
Zahlen an BewohnerInnen …
Olle Kalle aus
Trier mag uns diesen Hauch von Zynismus verzeihen …
Den Rutsch nach
Iquique
durchs Nowhere (Wüste und sonst rein gar nichts)
„lockern“ die Geisterhäuschen für „tödlich
verunglückte Verkehrsteilnehmer“ auf. Sie können mit
all den „Grabbeigaben“ (vom Reifen auf Felge über
hintere Sitzbank bis zum getragenen Schutzhelm in
WEIß und dem transportierten – mittlerweile
geleerten – Bierkasten) mühelos mit allen Exponaten
einschlägiger Museen konkurrieren …
Über den
„Grabschmuck“ (Vergissmeinnicht bis Rosen aller
Couleur und roten Nelken, Fahrzeugmodellen aus
Kunststoff und Gedenksteinen, die einem
Architekturwettbewerb alle Ehre gemacht haben,)
wollen wir erst gar nicht schreiben - und die
Pietät verbietet jedes Foto …
(Fotos von
ETAPPE 4
durch den Altiplano)
(Fotos von
Riesenkakteen)
(Fotos von
Humberstone)
(wikipedia
zu
Salpeterkrieg)
… haben wir
(einstimmiges Urteil ohne vorhergehende
Grundsatzreden) in
Iquique
in einem kleinen Restaurant auf der Landzunge
Cavancha zu uns genommen, das in keinem
Reiseführer erwähnt und daher auch hier nicht
genauer lokalisiert wird. Der nächste
Sonnenuntergang wird seinen „downer“ schon noch
erleben …
… auch wenn er nicht täglich zu beobachten ist,
weil der Küstennebel (hier kein alkoholisches
Getränk, sondern eine klimatische Erscheinung,
La Garúa, Ihr erinnert Euch …) limamäßig die
Sonne verhängt.
Iquique liegt wie ein riesiger Kuhfladen auf
einer schmalen Uferplattform und frisst sich
allmählich den Kordillerenrand hoch. Relativ
schmale Hauptstraßen, viel Verkehr und noch mehr
Abgase vernebeln den ersten Blick.
Auf den
zweiten, beim Schlendern durch die
„Fußgängerzone“ in der Av. Baquedano, wirkt sie
dann wie im Reiseführer beschrieben, durchaus
sehens-
und
bis zu einem gewissen Grad liebenswert. Wofür
der Denkmalschutz nicht alles gut ist.
Ähnlich wie in Arica sieht man hier mehr
Privatautos denn Taxis, entsprechend weniger
colectivos. Das Angebot in den Schaufenstern und
die flanierenden Menschen zeigen, dass hier Geld
steckt – deutlich mehr als in den Städten Perus
– und dass hier eine starke Mittelschicht
einkaufen geht …
Vielleicht eine Erklärung dafür, dass den
Menschen hier zwar nicht die Höflichkeit, doch
die Herzlichkeit, die wir überall in Peru
wahrgenommen haben, ein wenig abhanden gekommen ist?
.jpg)
Hier werden wir sehr zuvorkommend behandelt,
doch nicht „in die Küche gebeten“, um mit Herrn
Keuner über
"Zwei Städte"
zu sprechen …
Bisschen (zu-)viel Europa nach den Monaten im
nördlichen Nachbarland, doch uns bleibt ja noch
ein wenig Zeit zum „Umgewöhnen“ - wir sind ja
noch jung …
(Fotos aus
Iquique)
…-Ihr ahnt es schon- kann sich
San
Pedro de Atacama hinsichtlich
der
Fachwerkbauten
sicherlich nicht messen, wohl aber hinsichtlich der Besucherzahlen – und das
nicht ohne Grund: Sind doch die recht unterschiedlichen
Landschaftsformationen in der Umgebung „mitten in der Wüste“ und das Museum
„Le
Paige“
verlockend genug, um Reisepassbesitzer aller Couleur eher zu Exkursionen
denn zu Deppentouren zu animieren …
Und wenn sich der Individualreisende schließlich damit abgefunden hat, dass
dieser „reizende Ort“ mittlerweile aus mehr als drei Quer- und vier
Längsstraßen besteht, wie manche gedruckte Reiseführer noch immer weis
machen wollen und dass
es
in dieser Siedlung außer der Polizeistation (ein architektonisch
bemerkenswerter Bretterbau) ausschließlich
Adobebauten (aus großen
Lehmziegeln errichtet) gibt, allerdings so gut wie keine indigene
Bevölkerung mehr (was „die Spanier“ damals nicht erledigt haben, schaff(t)en
geschäftstüchtige Menschen chilenischer Herkunft mit überwiegend hell
pigmentierter Haut sowie die internationalen Bergbaugesellschaften, uns
Individual- wie Gruppenreisende nicht zu vergessen …), wird er diesen
„bekanntesten Wüstenort in Chile“ mit Klobrillen und Toilettenpapier
allüberall sehr schätzen.
Wir jedenfalls tun es, ohne dass die Kreuze auf dem letzten Wahlzettel als
Tatoos verlogen auf unserer Stirn blinken.
Der Ort verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur, sieht mensch einmal
davon ab, dass die beiden wichtigsten Einrichtungen zwar rund um die Uhr an
sieben Tagen in der Woche geöffnet sind, doch oftmals ab Freitag nicht mehr
funktionieren: Ist erst der letzte Pesoschein aus dem Geldautomaten gezogen,
kehrt pekuniäre Dürre bis zum Auffüllen am Dienstag ein …
Die
Restaurants, Herbergen aller Preisklassen, Internetcafés und Touroperator,
die den Stadtkern bevölkern, den der o.e. Reiseführer meint, laden zu mehr
als nur einem kurzen Bummel ein. Die indigene Oma dagegen, die in der
„Innenstadt“ für ein Stück Butter denselben Preis bezahlt wie europäische
Reisende (…), mit ihrer traditionell gekleideten Enkelin an der Hand, wirkt
mithin eher pittoresk – in ihrem eigenen Ort …
Iss’ ja gut, ab jetzt wieder leichte Kost:
.jpg)
Wo wir schon mal hier sind, lassen wir die Standardtouren selbstverständlich
nicht aus. Alle drei bieten von der Streckenführung wie von den Guides her
einsame Klasse,
COSMO ANDINO an dieser Stelle ein dickes
Dankeschön!
Die erste Tour führt über das
Valle de la Muerte ins
Valle de la Luna.
Abgesehen von der „tödlichen“ Hitze, die noch spätnachmittags herrscht,
erschlagen einen die bizarren Formationen aus Salzkristallen, vermischt mit
anderen Mineralien und Sand. Was Wind und bisschen Regen seit Jahrmillionen
aus dem aufgefalteten Boden eines ehemaligen Sees bildhauerten, kann sich
sehen lassen.
Die
zweite Tour zeigt den
Salar de Atacama keineswegs
als brettflache, blendend weiße Salzfläche, sondern eher als krustigen
mineralischen Stoppelacker, in dessen Lagunen sich verschiedene
Flamingoarten (auf 2.300m Höhe) wohl fühlen.
Die Lagunen
von Miscanti und
Meniques, malerisch am Fuße
von Vulkanen gelegen, bezirzen durch ihr tiefblaues bis schwarzes
Wasser,
die zahlreichen unterschiedlichen Arten von Vögeln und schlichtweg ihr
reizender Anblick vor dem Hintergrund der hohen Berge …
Die Tour zu den
Tatio
Geysiren erfordert frühes Aufstehen und schüttelt
die Schlaftrunkenen ab 4:30 Uhr für zwei Stunden über Wellblech auf das
höchstgelegene Geysirfeld der Erde in 4.300m Höhe. Die Kälte
(Oberflächenwasser, wenn nicht soeben heiß aus der Quelle gesprudelt, ist zu
Eis erstarrt) und der schon fast kitschige
Anblick
der Dampfsäulen vor dem Hintergrund der Vulkane, machen schlagartig
hellwach.
Als dann die Sonne noch ihr Licht (und
ihre Wärme) dazu gibt und das Frühstück bereitet ist, könnten wir glatt
„drei Hütten bauen“.
Mit zunehmender Außentemperatur geraten die Fumarolen (und die Hütten) zusehends in
Vergessenheit – Zeit zum Aufbruch.
Vicunas und Nandus lockern die
Hirnzellen auf, die Wellblechpiste unsere Muskeln. Unterwegs stehen
Flamingos in kleineren Lagunen, die zarten Beine im eisigen Wasser.
Kurz vor San Pedro führt ein Abstecher zu einem Wald von Riesenkakteen –
gleiche Sorte wie vor einer Woche, doch mit noch bizarreren Formen. Direkt
daneben,
am Bachesrand wachsen mächtige Schilfbüschel, satt grün – so weit das
Grundwasser reicht …
Nach all dem Gerüttel und Geschüttel kommt ein Stuhl, der nicht wackelt und
an dem ein kühles Bier gegen den rötlichen Staub serviert wird, gerade
recht. Darf ruhig unter den Arkaden im Schatten stehen …
(Fotos vom
Valle de la Luna)
(Fotos von der
Salares-Tour)
(Fotos von der
Tatio-Tour)
… wir ziehen weiter.
Über der Vulkankette steht bereits seit dem frühen Morgen eine fast
geschlossene Wolkendecke. Zum Glück zieht sie nicht weiter; doch dimmt ein
leichter Schleier die Sonne. Mit dem recht starken Westwind zusammen, der
Sand und Staub aus der Wüste mitbringt und hier durch die ungeteerten
Straßen in die Augen von Einheimischen wie Reisenden treibt, fallen die
Temperaturen (auf 25 Grad - plus …). Zeit also, um die Hotelrechnung zu
begleichen …
Der Betrag treibt uns, wie der Wind, die Tränen in die Augen und weckt
Erinnerungen an Nachwendetage auf dem Darß, als die ostdeutschen Wirtsleute
mit dem westdeutschen Begriff „Gast“ noch nichts anzufangen wussten. Nicht,
dass wir hier hätten renovieren müssen, um aufgenommen zu werden, auch waren
die Betten bereits bezogen und Klempnerarbeiten, anders als von den
Werktätigen, werden von uns nicht erwartet.
Doch den Mülleimer zu leeren, mal
durchs Privatbad zu wischen, die Handtücher zu wechseln oder gar die Betten
zu machen, hätte den hiesigen Wirtsleuten schon gut angestanden, kassieren
sie für das Quartier doch schließlich den gleichen Betrag, mit dem wir uns
in Iquique einen Vier-Sterne-Palast leisten konnten. Hochburg auch
chilenischer Touristen eben, die alle die katholischen Feiertage nutzen und
seit Mitte der Woche frei haben oder machen, alle, bis auf den Mann im
„Grader“, der das Wellblech von den Dorfstraßen nimmt …
Dennoch hat es uns hier, ebenso wie damals auf dem Darß, saugut gefallen und
wir verstehen Latinos wie Gringos, die es ob der grandiosen und
überwältigenden Umgebung hierher zieht – auch wenn uns die indigene
Großmutter mit ihrem Enkel auf der Plaza im "Backpacker Paradise" irgendwo
Leid tut …
… Made in Chile, scheint es. Kölner
Kreise haben uns mental darauf eingestellt,
sodass
uns zwar eine gewisse Überraschung ereilt, sich der Kulturschock jedoch in
Grenzen hält ...
Den Sand und den Staub der Atacama,
der uns in den Augen brennt und aus den Ohren herauskommt, tauschen wir
ebenso wie die Stille der Wüste gegen den Straßenstaub, der unsere
Lachfalten besetzt, und den Straßenlärm, der in unsere Ohren dringt …
Doch macht uns das auf den „ersten Blick“ wenig aus, wohnen wir doch in
einem Viertel,
Brasil, in dem die
Straßen
so voller Grün sind wie die in Berlin. Und weil hier gerade der Frühling
ausbricht, blühen nicht nur die Bäume ...
Die Häuser stammen aus dem 19. Jahrhundert und sehen auch genauso aus, von
einigen hingerotzten Bankgebäuden einmal abgesehen. In einem der leicht
antiquierten, einstöckigen Gemäuer finden wir unser
Hostal
– nette, geräumige Zimmer mit hohen Wänden, einem super Service und
herzlichen Menschen an der Rezeption …
Beim Erkunden des Terrains stoßen wir auf Straßenzüge à la PrenzlBerg
(sowohl um Rosa als auch Schönhauser oder Helmholtzplatz – Barbara
plädiert eher für Zille- oder Bergmannstraße …), mit Bars, Restaurants,
Clubs voller junger Leute, unter denen wir "ältere Semester" nicht
unangenehm auffallen. Tische und Stühle stehen auf dem Gehweg, T-Shirt-
und Top-Zeit bis zum späteren Abend, Frühling eben …
Die
Plaza Brasil, eher ein Park
mit uralten Bäumen und größeren Rasenflächen, ähnelt von der „Nutzung“ her
stark an „Kennedy“ in Lima oder den Kreuzberg – nette Atmosphäre.
Dank des Fliegers, der uns in gut zwei Stunden von
Calama
hierher gebracht hat, bleibt uns gleich am „Anreisetag“ entsprechend viel
Zeit, uns ein wenig umzusehen – der Bus hätte reichlich 24 Stunden
gebraucht. Und die Ausblicke auf Wüste, gepuderzuckerte Andenkette mit
massiven Sechstausendern und zugefrorenen Stauseen aus der
Vogelperspektive haben uns kein Auge zu tun lassen …
SANTIAGO hält auch dem
zweiten Blick stand (hatten wir schon einmal …), ist
diese
Stadt doch quirlig, ohne hektisch zu wirken. Die Fußgängerzonen, sehr
gepflegt, laden nicht nur zum Bummeln ein (europäisch gestylte große wie
kleine Läden aller Art mit einem wohl sortierten Angebot), sondern auch
zum Verweilen auf Sitzmöbeln, die nicht aus Waschbeton bestehen, in netten
Cafés oder kleinen Restaurants – Mc Donald’s brauchen wir nicht, auch die
Toiletten „der anderen“ sind tiptop …
Eine Frau, die auf der Straße
Weihnachtsmänner aus Plastik anpreist, überrascht uns - es muss bei ALDI
wohl schon Dominosteine zu kaufen geben... Dennoch hasten die Menschen
nicht, sondern schlendern in Familie um die Blocks an der Plaza.
Hier rauchen die Köpfe der Schachspieler, hängen die der bildenden
Künstler und hüpfen die der TänzerInnen.
So ein bisschen Stadtluft tut gar nicht schlecht, stellen wir fest – und
geniiiiießen sie für ein paar Tage …
.jpg)
(Fotos aus
Santiago)
(fotografischer
Nachschlag)
… könnte mensch fast meinen, auch
wenn der Hals beim Blick auf die Bucht ein
weniger
länger werden muss, ein zu kurzer Hals hingegen viel an geschmacklosen
Neubauten ins nicht ganz so rechte Bild rückt …
Die
Hafenstadt fügt sich so gar nicht dem
ersten Eindruck, den die Landschaft auf dem Weg vom Flughafen
vermittelt hat: Verirrt in Mittelschweden (Roland möge uns verzeihen),
Seen, feuchte Wiesen, blühender Ginster in heideartigen Flächen,
später Viehweiden, dann blühende Rhododendronbüsche und Apfelbäume
kurz vor den ersten bunt gestrichenen Holzhäusern des Ortes, Hecken
zwischen den Grundstücken – vielleicht doch eher Westirland?
Beim „Sprung über die Kante“ auf den schmalen, ebenen Landstreifen in
der
Bucht
ein wenig Ernüchterung: neben alten, niedrigen Holzbauten Stahlbeton
und Glas, die in den Himmel ragen – na ja …
Und „downtown“, gleich einen Block von unserem äußerlich recht
abgetakeltem, im Innern jedoch komfortablen und großzügigen, wenn auch
nicht schmucken, Hotel Colina, beginnt die Prollo-Area – die
Karl-Marx-Straße in Neukölln ist eine Prunkallee mit Haute-Couture-Läden dagegen …
Dafür ist (na gut, WAR) der Himmel bis auf ein paar Wolkenpakete
strahlend blau – und täuscht: Auch ohne Wind und den im Reiseführer
angedrohten Regen gibt sich das Thermometer mit knapp 14 Grad
zufrieden, der Hälfte dessen, das uns am Sonntag Abend noch im T-Shirt
wohlig die Plaza in Santiago bei einem Pisco genießen ließ. Kühler
Süden eben …
Allerdings hat diese Stadt neben der beträchtlichen Zahl an Menschen,
die klima- oder arbeitsbedingt auf Saugfüßen die unebenen Gehsteige
bewältigen und um keine Handbreit Entgegenkommenden auszuweichen
bereit sind,
nette
Ecken zu bieten:
Angelmo zum Beispiel
ist ein Stadtteil „hinter dem Hafen“, doch keineswegs hinter dem Mond:
Hier wird exzellenter Fisch, frisch oder geräuchert oder frisch
geräuchert, verkauft und in kleinen schnuckeligen Garküchen serviert -
auch bei bedecktem Himmel, der entgegen der Wettervorhersage heute
nicht weint, ein Lichtblick also …
(Fotos von
Puerto Montt)
(Fotos aus
Angelmo)
… Vulkane wie in Japan, nur ohne
blühende Kirschbäume davor,
Wassermühlen
wie im Schwarzwald, Vorgärtchen wie in Lichtenrade – ganz klar, wir
sind am
Lago Llanquihue, dessen
Uferzone deutsche Kolonisten Mitte des 19. Jahrhunderts (wieder) urbar
gemacht haben.Hübsch anzusehen, dieser Kurort mit Strandpromenade ohne Penner,
"deutsch gepflegten" Straßen, einer Marlene Dietrich Fotoausstellung
im Theater und kurz geschorenem Zierrasen all überall …
Da
beruhigt ein Blick über den See auf den Bilderbuchvulkan
Osorno
…
(wikipedia zu
Frutillar)
(Fotos aus
Frutillar Bajo)
Windstärke sechs bis
sieben ...
... in der Bucht, dazu Regen, gut, dass wir nicht in der Stadt geblieben sind, sondern im
ÖPNV-Bus über
Puerto Varas diesmal am Südostufer
des Lago Llanquihue entlang bis nach
Petrohué (paar
verlorene Häuser am
Lago Todos
los
Santos) fahren.
Die Siedlung am Ende der Straße
wirkt um diese Jahreszeit ziemlich verloren – außer dem Andenkenladen
und einem winzigen Supermarkt ist alles dicht, nicht mal lauwarmen
Pulverkaffee gibt es hier – Ihr ahnt es schon, wie damals im …
Alle Heiligen können es unter
diesen Umständen ungefährdet bleiben. Doch im Sommer muss,
den Picknick-, Park- und Liegeplätzen nach, die Hölle los sein – das Ende
von heilig ... Außer dem höchst lohnenswerten Blick über den See (der auch in der
Schweiz liegen könnte) auf die vernebelten, schneebedeckten Berge und
auf die Ahnung des Osorno, hält einen nur der nicht aufkreuzen
wollende „Linien“bus länger als nötig an diesem Ort.
Die Wasserfälle hingegen (Saltos
de Petrohué) und der sich anschließende „Auwald“ sind
nach den wenig gepflegten Holzhäusern Puerto Montts mehr als eine
Augenweide und die zweistündige Anreise allemal wert …
(Fotos von
Petrohué)
(Touren um
Puerto Montt)
… gibt’s
in
Puerto Montt an
jeder besseren Straßenecke …
Wer jedoch seinen Morgentrunk mit Eis
anreichern
möchte, das bereits lange vor Magellan still vor sich hingefroren
hat, begebe sich an Bord eines Fährschiffes und lasse sich gut 500
Seemeilen gen Süden verfrachten, vorbei an zerfransten Küsten,
hügeligen, bewaldeten Inseln und Inselchen, die sehr an die
Schären erinnern, teils schroffe, Schnee bedeckte Berge im Blick,
wie in japanischen Zeichnungen gestaffelt, und den zahlreichen
Lachs- und Muschelfarmen, die zwischen Fjorden liegen, welche dem
Menschen hinterm Fernglas Norwegen vorgaukeln.
Doch bevor wir uns an Jahrtausende altem Eis in Jahrzehnte altem
Whisky laben, wirft das Fischernest
Angelmo mit seinem
Samstagsmarkt
das einzig positive Licht auf den Unort Puerto Montt. Durch ein
ausgezeichnetes Lachsfilet, unaufgefordert als Familienportion
gereicht, und einen Pisco Sour, der eine gewisse Schwerelosigkeit
bewirkt, seefest gemacht, schweben wir nachmittags an Bord der
„Puerto Eden“.
Trotz recht starken Windes (6 und mehr)
bleibt die See ruhig – es hätte deutlich mehr als einen Pisco
gebraucht, um uns ins Wanken zu bringen ...
Gute
zwanzig Stunden später führt ein Landgang in
Chacabucco in den Regen. Ein Bus schaukelt uns durch
Schleswig-Holstein, Oberösterreich, den Oberwesterwald und ein
Stückchen Lappland nach
Coyhaique (womit wir in
der Traufe landen) - eine Stadt, die man getrost auslassen kann –
der Weg ist das Ziel …
Noch in der Nacht legen wir wieder ab und rammen in der
Morgendämmerung die ersten Eisschollen. Der
Chef
persönlich manövriert uns in die
Laguna San Rafael –
und dort wird uns glasklar, dass „Glättscher“ von „glatt“ kommen
muss, sind wir beim Anblick der Glättscherzunge nämlich glatt von
den Socken: leichter Nebel, leichter Regen verleihen dem Eisstrom
etwas Mysthisches, dazu einige kleinere Eisberge in Babyblau und
eine Stille, die nur hin und wieder vom (Ab-)Brechen der
Eisbrocken unterbrochen wird.
Pünktlich mit Ablegen der Rettungsboote setzt stärkerer Regen ein,
der der Partystimmung unserer chilenischen Mitreisenden jedoch
keinen Abbruch tut. Sie kommen aus Santiago oder Antofagasta, und
dort ist Regen Mangelware. Allenfalls das unsanfte Berühren
einiger Eisschollen, die vor dem Bug trieben, führen zu
Hundertstel Sekunden der Stille.
Als
Johnnie Walker dann schließlich die aus der Bucht gefischten
Eisstückchen umspült, gibt’s kein (Aus-)Halten mehr. Nach der
Nationalhymne muss Chile mehrfaches Hochleben über sich ergehen
lassen - selbst „verfeindete“ chilenische Regionen und Vorstädte
verbrüdern sich.
Ins „zweite Glas“ flutscht ein neues Stückchen Eis, und JOHN?NIE!
lässt uns
ernsthaft
darüber nachdenken, ob das imposante Gebilde aus gefrorenem Wasser
nicht vielleicht doch „Glutscher“ heißt, zumal kleinste Ableger
dem ein oder anderen im selben Boot aus den Händen flutschen.
Erst als ein paar sehr Fröhliche auf dem regennassen, glitschigen
Deck nicht mehr so ganz felsenfest stehen, zwingt uns Mr. Walker
zu der Überlegung, dass auf Wasser in diesem Aggregatzustand in
diesen Breiten doch wohl eher die Bezeichnung „Glitscher“
zutreffen dürfte.
Sehr viel später, nachdem wir an Bord der Fähre weg von allem
Rummel die Landschaft ausgiebig genießen und die letzten Spuren
von Johnnie aushauchen, bringt uns das Rechtschreibprogramm von
Bill Gates den Gletscher wieder etwas näher.
Mit vorsichtiger Hand entrückt ihn uns der Capitan, als er
das Schiff mit „dead slow“ durch die Untiefen des
Rio Rafael aus der Lagune in den Fjord steuert.
Strahlend blauer Himmel lässt auf der Rückfahrt nach Puerto Montt
die Landschaft noch einmal im besten Licht erscheinen und hellt am
fünften Tag auch die sonst eher trübe Hafenstadt deutlich auf.
.jpg)
(Fotos aus
Angelmo)
(Fotos zur
Tour)
(Tourbeschreibung)
(Fotos vom
Gletscher)
Samstag,
November 17, 2007
… verliert Zeit“,
scheint das Motto zu sein, unter dem sich die Bewohner der Insel
Chiloe nicht nur
bewegen …
Und das hat durchaus etwas für sich - nach Puerto Montt, unserer bisher
einzigen
Stadt in Chile, in der es nicht nur geschäftig, sondern ausgesprochen
angespannt und hektisch zugeht.
Menschen mit verkniffenen Gesichtern,
hochgezogenen Schultern, leicht stur wirkend, die eher „hartes Leben“ spiegeln
denn easy going - nicht, dass sie einem hier in
Castro
auf dem Gehweg auswichen oder beim Einsteigen in den Bus den Vortritt ließen –
warum auch – doch läuft hier vieles gemächlicher ab, wirken die „Städter“
entspannter.
Und dennoch ist der Pisco Sour nicht nur ebenso gut, sondern auch
genau so schnell auf dem Tisch wie überall sonst in diesem lang gestreckten
Land.
Wer sich nicht beeilt, lautet der
Umkehrschluss, wird schneller nass.
Wären wir nicht bei strahlend blauem
Himmel hier angekommen und nicht bei sternenklarem an der Uferpromenade
zurück in unsere Kemenate über dem Wasser geschlendert, wir hätten dem Verfasser unseres
Reiseführers mindestens aus dem Ruder gelaufenen Euphemismus unterstellen müssen,
heißt es doch in seinem Werk, dass es auf Chiloe „häufig regnet“ …
Aus unserem Zimmer blicken wir auf das gegenüberliegende Ufer der
Schlei,
viel
blühender
Ginster dieses Jahr - ach, und den Landungssteg der chilenischen Kriegsmarine
haben sie auch neu gebaut …
Das Wochenendwetter ist wie in Lübeck, wenn Bernhard nicht in Berlin weilt,
und die Wirtsleute sind aufmerksam freundlich (Spätstück gegen elf Uhr ist
kein Thema), auch wenn der Zimmerservice eher an Nachwendezeiten in
Ahrenshoop erinnert …
Das Leben im Ort scheint unaufgeregt, die Menschen wirken nicht gerade
wohlhabend, doch wird am Wochenende kräftig gekauft – eher Billigzeugs aller
Art (Karl-Marx-Straße eben), auch wenn die Geschäfte hier durchaus luxuriös
anmutende Waren anbieten – zu minimalen Preisen – die Fixierung auf
„Marken“ fehlt, wie fast überall in Chile.
Und an Weihnachten erinnert derzeit
ausschließlich der „Schnäppchenplastikweihnachtsbaum" zu umgerechnet sieben
Euro - und zwei, drei Weihnachtsmänner, die sich an den Fallrohren der
Dachrinnen hochhangeln …
Das Stadtbild wird von ein-, höchstens zweigeschossigen Holzhäusern geprägt,
die bis auf wenige Ausnahmen mehr Pflege vertrügen. Farbe ist reichlich und
das gesamte Spektrum abdeckend im Spiel, doch blättert sie all überall.
(Fotos von
Chiloe)
(sonnige Chance für
Castro)
… ganz herzlichen Dank fürs Denken an und
die Glückwünsche zu Willis Geburtstag.
Es tut uns ja Leid, dass in diesem November keine der beiden Identität
stiftenden
Suppen verabreicht werden können, doch muss es auch ohne uns in der
Kaiserstraße hoch her gegangen sein, wie uns Bernhard zu verstehen gibt ...
Einige Längengrade weiter westlich und paar Breitengrade südlicher geht es
etwas gelassener zu. Suppe gibt es zwar auch keine, doch etwas gegen die
schwächelnden Temperaturen und den halbstarken Regen ...
Zurück in Pto. Montt begeben wir uns am folgenden Morgen, leider nicht über
LOS, zum Einschiffen (das heißt wirklich so und hat nichts mit dem
fortschreitenden Alter zu
tun) auf die „Magellanes“ nach Puerto Natales, gut 1.500km weiter südlich.
Von dort aus „hört“ Ihr mehr ...
EVANGELISTAS
TRIFFT PIUS XI IMMER MITTWOCHS ABENDS!!!
… und das nicht etwa klammheimlich oder gar im Jenseits, sondern
regelmäßig von
Anfang
November bis Ende März vor ausgesuchten Beobachtern. Wir dürfen
miterleben, dass bei solchen gesegneten Begegnungen der Himmel nicht
etwa weint, wie neulich bei der Audienz zu
San
Rafael, sondern mit ein paar Strahlen Abendsonne den
Gletscher just zu dem Moment ins rechte Licht rückt, als sich die Fähre
mit dem Namen der Frohen Botschafter der Jahrtausende alten Eismasse
nähert.
Pio XI
ist deutlich mächtiger als San Rafael, gut doppelt so breit und stärker
zerklüftet. Außerdem scheut er sich nicht, vor aller Augen zumindest
kleinere Kälber ins eisige Wasser zu entsenden und dafür angehimmelt zu
werden. An diesem Abend hat er außerdem zartes Blau
aufgelegt,
wohl um von ein paar Staubflecken auf seinem weißen Gewande abzulenken …
Die ergreifende Szenerie und das Ambiente werden selbst von der
Küchenmannschaft gebührend respektiert, so dass reichlich anderthalb
Stunden später als üblich zum Nachtmahl geläutet wird …
Darauf stürzt sich dann auch die durch die „Naturschönheit“ aufgekratzte
international bunt gemischte Schar der Passagiere, die sich auf ihrer
Pilgerreise für Freunde der unberührten Natur nach
Puerto
Natales bereits vorher an vielfältiger Landschaft mit
beeindruckenden Stimmungsbildern ergötzt hat …
Nach den zwar hohen, doch eher lieblich in Grün getauchten Bergrücken,
die sich an den
Canales de Morlada und
Messiers
entlangziehen, gibt nacktes Gestein entlang der Fjordküsten südlich von
Puerto Eden aber auch jeden Einschnitt
und
jede Falte preis.
Und bei dem Engel gleichen Wetter lässt sich die geballte Schönheit der
Natur auch auf einem Schiff gut über Tage hinweg ertragen. Na gut, der
Pisco zur „Happy Sour“ hilft nicht unerheblich, die oftmals
überwältigenden Impressionen zu verkraften - und die gesegnete Nachtruhe
zu finden…
Doch ach, auch die Engel sind nicht mehr das, was sie einmal versprochen
haben …
Noch in der Nacht nach dem atemberaubenden Anblick (ja, ja, diese
Wendung taucht hier erstmals auf …) von Pius XI weint der Himmel ob des
Abschieds zum Erbarmen. Und der folgende Tag zeigt, was gemeint ist,
wenn Kenner prophezeien, dass hier ein Tag alle Jahreszeiten in sich
bergen kann …Der Landschaft tut es keinen Abbruch und uns auch nicht, nachdem gegen
Mittag endlich wieder der Hochsommer ausbricht, der sich bis zur Ankunft
am späten Abend in Puerto Natales hält …
.jpg)
(Fotos zur
Tour)
(Routenbeschreibung
- Navimag)
(wikipedia zu
Puerto Natales)
Nach sechs Wochen ...
...
über achtunddreißig Breitengrade hinweg durch Chile erreichen wir den
Landstrich, den Forscher, Siedler und Reiseschriftsteller nicht nur mit
Legenden umrankt haben - und in dem wir schon immer einmal unsere
Schlafsäcke ausprobieren wollten ... Wind und Wetter haben uns an Deck der
Evange-listas die
ein oder andere Kostprobe dessen gegeben, was uns "draußen" erwarten könnte.
Doch wir sind ja noch jung ... panther & co
(Strecke zum
Nachfliegen)
Orts- und Sachregister
Hier finden sich einige Stichworte zu
den Städten und Regionen, in denen wir uns ein wenig länger aufgehalten haben,
in der Reihenfolge aufgeführt, in der wir sie besuchten.
Arica,
Altiplano,
Iquique,
San Pedro de Atacama,
Santiago de Chile,
Puerto Montt,
Chiloe,
Schiffstour nach
Puerto Natales
Altiplano
Altiplano, 1. Tag, Arica - Putre |
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Altiplano, 2. Tag, Putre - Salar de Surire |
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Altiplano, 3. Tag, Salar de Surire - Colchane |
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Altiplano, 4. Tag, Colchane - Iquique |
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Altiplano, gesamte Tour |
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Cariquina, Landflucht |
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Cotocotani |
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Gigante del Atacama |
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Humberstone |
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Parinacota |
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Polloquere |
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Pomerape |
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Salar de Surire |
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Orts- und Sachregister
San Pedro de Atacama
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Orts- und Sachregister
Puerto Montt
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Orts- und Sachregister
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