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Mittwoch, August 01, 2007

Annäherung ...

… an die Wirklichkeit – oder „Das Verlassen des Paradieses“ …
Nach paar netten Stunden unter netten Menschen am Flughafen in CROWN POINT, Tobago, wird es in PIARCA auf Trinidad gleich etwas schwüler. Auch die Taxifahrer sind hier deutlich anders drauf und schieben sich gegenseitig unsere Fuhre zu, die ihnen nicht weit genug scheint.

Endlich erbarmt sich jemand; vielleicht ist er auch nur von den Kollegen ausgeguckt.
Es fällt ihm unsäglich schwer, auf die Idee zu kommen, Barbaras Reisetasche in den Kofferraum zu hieven – wer schwitzt schon gerne für 10 US$? Er schafft es …
Auf diesen Gnadenerweis folgt ein weiterer: Nach etwa einem Kilometer Fahrt fließt der Verkehr etwas zäher, kein Stau wohlgemerkt. Und unser Inder jammert von traffic jam und dass er zum Airport zurückkehren müsse, damit wir vom Hotelservice abgeholt würden. Schließlich habe er keine Zeit im Stau zu stehen und was sein Manager wohl zu der Verzögerung sage etc. V.S. Naipaul lässt grüßen ...

Ob auch seine Landsleute immer an ihren Ausgangspunkt zurück gebracht würden, wenn sich paar Autos langsamer bewegten, frage ich - und füge hinzu, dass es auch auf Tobago vom Flughafen in Richtung downtown traffic jam gäbe, doch hätte ich noch keinen Taxifahrer getroffen, der mich deswegen zurückbringen wollte …

Nach dem Grund des „starken Verkehrsaufkommens“ befragt, führt unser Kutscher den public holiday an, vor dem alle ihre Hamsterkäufe tätigen. “You know, the Africans are celebrating their Emancipation Day, the end of the slavery“. Womit er nicht Unrecht hat, doch sollte es der NATIONALfeiertag sein – für etwa 53 % der Bevölkerung Trinidads und gut 97 % Tobagos. Unser 3. Oktober etwa???

Jedenfalls kommen wir im Airport View Inn an, seeeehr viel bescheidenere Hütte als unser Villa in Charlotteville – es soll ja auch nur für eine Nacht sein.

Deutlich fällt auf, dass die Menschen, mit denen wir hier zu tun haben, sehr viel distanzierter, am Geschäftlichen orientiert und darauf fixiert erscheinen. Herzlichkeit und Lockerheit spüren wir kaum. Es geht alles sehr korrekt zu, nicht mehr …

Das heißt, abends im Hard Rock, nee, nee, Pub, nicht Café, läuft’s gewohnt locker, vor allem an den afrikanisch besetzten Tischen. Doch auch die Inder amüsieren sich köstlich – und damit sind wir als Touristen der Teilung (oder gar Spaltung) der Gesellschaft auf den Leim gegangen – oder?

 

 

Donnerstag, August 02, 2007

Geduld ...

… ist heute ein wenig stärker gefragt.

Der Five O’ Clock Tea (am, not pm) lässt uns fast so wach werden wie andere das morgendliche Bad im Meer. Ein früher Transport zum Flughafen Piarca wird durch keinen traffic jam beeinträchtigt, und die Nachricht, dass unsere Maschine nach Caracas erst um 11:15 Uhr statt gegen 8:00 fliegen soll, schockiert uns nun wirklich nicht mehr, schließlich steckt die Lektüre im Handgepäck und Willi kann endlich mal einen hot spot ausprobieren. Die Zeit wird lang, doch uns wird nicht langweilig.

Ratz fatz checken wir unser Gepäck bis LIMA durch, die Inderin am counter ist höchst hilfsbereit und die Liebenswürdigkeit in Person (so viel zu meinem kleinen Rassismus); die Bordkarten für die Strecke Caracas – Lima sollen wir während des Zwischenstopps ergattern, so Chavez es will. Schaffen wir nach einem verspäteten Abflug auch, doch etwas zeitverzögert, weil die TACAstaff sich viel Zeit lässt, bevor sie am transit counter in CARACAS erscheint. Kaum aufgekreuzt, sind wir auch schon versorgt – ratz fatz, eben …

Der deutlich verspätete Abflug lässt uns seitenzahlmäßig kräftig vorankommen und ermöglicht, unsere Unterkunft in Lima in aller Ruhe telefonisch zu reservieren. Dabei bietet sich die Chefkassiererin der Telefongebühren an zu dolmetschen. Auch dieses Problem löst sich, nachdem sie die richtige Telefonnummer ermittelt und Willis Spanisch mit viel Wohlwollen korrekt interpretiert wird ...


So zäh sich das Warten auf TACA auf dem Boden gestaltet, so fit ist der Service über den Wolken.

Einreisegedöns wie Zollformalitäten und Passkontrolle werden in Peru rasch erledigt. Bleibt noch die Fahrt ins Hotel nach MIRAFLORES – unkonventionell. Ein "Taxifahrer", der den Preis bis auf drei US $ genau aushandelt, scheucht seinen privaten altersschwachen Toyota (was fantastic …) und lässt keine Lücke ungenutzt - wie ein Profi eben.

Tja, und die
Hütte, die wir uns ausgeguckt haben, lässt gleich ein feeling at home aufkommen: Nette Begrüßung, Bier zu später Stunde für uns im Patio, paar aufmunternde Worte nach der zeitaufwendigen Kurzstrecke und eine altersgerechte Matratze …

Endlich in Südamerika …

 

 

 

Freitag, August 03, 2007

Richtig ankommen ...

… ist das Ziel, nicht etwa der Weg …

Eine mückenstichfreie, kühle Nacht, ein ausgiebiges Frühstück und das rasche Auffinden zweier entscheidender Orte: a) Bankomat, der auch wirklich Geld rausrückt, b) ein Café mit richtig gutem Kaffee - schaffen die besten Voraussetzungen.

MIRAFLORES wird als relativ edler, moderner und vor allem sicherer Stadtteil geführt. Dieses Attribut ist wohl der enorm starken Präsenz von allen möglichen privaten wie öffentlichen
Sicherheitskräften zu „verdanken“.

Dennoch leben die meisten Menschen hier hinter vergitterten Fenstern und in „Käfigen“. Gibt richtig schnuckelige Straßenzüge, hinter denen zig Meter hohe Bausünden aus Beton in die zweite Reihe gerotzt wurden – alles in Käfigen. Mensch gewöhnt sich relativ schnell an diese Version der kleinen Tierschau und genießt die recht lockere Stimmung auf der Straße.

Paar Blocks von unserem Hostal entfernt bieten Indigenos aus den "umliegenden Dörfern" (bis zu 300 km entfernt ...) ihre meist handgefertigten Textilien an – vom klassischen Mützchen über Pullis mit bekannten Mustern und Taschen, die ihren Weg bis in berliner Läden finden, bis zu den unverkennbaren Decken. Hier
kaufen nicht in erster Linie Touristen, sondern viele Einheimische zu "korrekt guten Preisen".

(
Marktszenen)

Noch ein Stück weiter finden sich Reste einer heiligen Stätte der Huaca (Lima-Kultur), Stufenpyramiden aus senkrecht gestellten Lehmziegeln.

Nachdem der Hügel jahrzehntelang als Mountainbike- und Motocrossstrecke genutzt worden war, wird er seit den Siebzigern archäologisch nach und nach aufgepeppt und zeigt, nicht ganz ohne Kitsch, Altes mitten im Neuen …

Die Anlage ähnelt der in Pachacámac, ist jedoch sehr viel kleiner und weit weniger gut erhalten.

(
Altertümer)

(wikipedia zu Lima)

(weitere Infos zu Lima)
 

 

 

 

 

Samstag, August 04, 2007

Lima ...

… ist ganz bestimmt ein Moloch - mit seinen mehr als 12 Millionen Einwohnern, einer Portion Feinstaub, die täglich die Jahresbelastung der neuköllner Silbersteinstraße in den Schatten stellt, den wild hingeklotzten Bauten und den Käfigen, in und hinter denen all die Menschen, die irgendetwas zu verlieren haben (gleich, in welchen Stadtvierteln), leben … müssen.

Hinzu kommt La Garúa, jener dicht bewölkte Himmel, oft mit leicht tröpfelndem Nebel einhergehend, der selbst Schockfarben eher grau erscheinen lässt und auch für nicht depressive Menschen eine ernste Herausforderung ans Gemüt darstellt. Dem Lärm halten empfindsame Lehrerohren, die sich schon bei einer vorbei fahrenden „türkischen Hochzeit“ zusammen ziehen, nicht stand …

Doch gibt es, neben den höchst liebenswerten Menschen, gleichartige Oasen, die gar nicht einmal so rar gestreut sind. Dazu muss frau nicht erst ins
Museo Larco nach Pueblo Libre fahren. Diese Privatsammlung, didaktisch nicht ungeschickt aufbereitet, vermittelt einen guten Überblick jenseits der in Europa überbetonten Epoche der Inka. Hier liegen Kultur und Entspannungskultur auf kleiner Fläche gerade mal 30 Meter auseinander - und entrücken den Genießer um Jahrhunderte …

Reichlich Zeit, um darüber nachzudenken, warum in diesem Teil der Welt Fruchtbarkeit nicht in weiblichen Allegorien dargestellt wird …

Auch der Hektar des vom Straßenverkehr umtosten Parque Central in
Miraflores, gleich um drei Ecken, bietet nicht unbedingt eine Oase der „Stille an sich“, doch der Ruhe und des kontemplativen Müßigganges.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit vor allem das Dorado der Schuhputzer, die einem anbieten, jeden Wildlederschuh, gleich welcher Originalfarbe, ballettschuhmäßig zu tönen und zum (Er-) Scheinen zu bringen, wird die Grünfläche in der Dämmerung zur universellen Knutschzone von Paaren jeden Alters und jeden Geschlechts.
Eine ausgesprochen friedliche Stimmung herrscht hier (in welchem Umfang von der allgegenwärtigen Security, die die schöngeistigen Darbietungen zumindest nicht stört, herbeigeführt, sei dahin gestellt).

Und davon gibt’s an Freitagabenden im Rondell einige Sehens- und Hörenswerte: Frauen wie Männer rezitieren zeitgenössische oder klassische, nationale wie internationale Poesie, Literatur oder was auch immer wer auswendig gelernt hat – und können sich, sofern sie überzeugt haben, eines ehrlichen und deutlichen Beifalls sicher sein. Die Zuhörer lauschen, mucksmäuschenstill - auch Langweilern - und machen jeden Gast nieder, der sich erdreistet, mit Popcorn, Döner oder tapas der Aufführung beizuwohnen – Realität eben, kein Kinoerlebnis. Menschen, die nicht brillieren, sich jedoch erkennbar Mühe geben, dürfen zumindest einen Achtungsapplaus erwarten. Buhrufe hört man nicht. Höchst zivilisiertes Ambiente also, oder äußere ich mich wieder mal politisch unkorrekt …

Und weil mitunter auch die am härtest gesottenen Schöngeister nicht unbedingt zwei Rezitationsabende in Folge ertragen, bietet der Samstagabend TANZ: zunächst nach traditioneller Musik aus der Konserve, die zahlreiche Menschen deutlich oberhalb unseres Pensionsalters auf die Fläche holt. Frau trägt schicke Kleidung, vom neuen Jogginganzug über Jeans und Opernfummel bis (fast) zum Ballkleid.
Später wird life music geboten, u.a. Beatles & Co, von Interpreten, die zu Zeiten des “I want to hold your hand” noch nicht einmal in Planung waren. Doch so sind sie nun einmal, die Alten hier, swingen, twisten auf der Tanzfläche oder zucken rhythmisch mit den Schultern. Man zollt Respekt, auch wenn einem die Art der Musik zu fern ist.

Erst wenn’s gar zu fremd wird, verabschiedet man sich angemessen von den Bekannten aus dem Viertel – und hier kennt jeder jeden, gerade auch in der Großstadt.

Auch das „La Favorita“, wo wir täglich Willis Bruder
PISCO treffen (DNA entschlüsselt auch im Reise Know-How PERU auf S. 426) ist solch eine Oase inmitten des traffic jam, der unseren Taxifahrer in Trinidad sofort hätte umkehren lassen.

Ein Blick in die Straßen zeigt, dass es hier so gut wie keine bettelnden Menschen gibt, kaum welche, die Chiclets, Erdnüsse oder andere Dickmacher verkaufen, niemanden, der auf dem Gehweg Rad schlägt oder auf dem Zebrastreifen eine Galerie Eimer auf der Stirn balanciert.

Bei allem Respekt vor derartigen Darbietungen, die meist auch in Centavos honoriert werden, in „unserer Gegend“ verdient Mann sich eher etwas als Parkwächter, der mit rotem Leuchtstab den Verkehr stoppt, um seinen Kunden ein sicheres rückwärts Ausparken zu ermöglichen. Oder als inoffizieller Parklotse, der, kaum dass er jemanden erfolgreich in die Parklücke gewunken hat, Scheiben putzt und Lack zum Glänzen bringt, lange bevor er dieselbe Fahrerin sicher rückwärts ausparken lässt – nicht ohne ein angemessenes Trinkgeld durchs offene Fenster gereicht zu haben.

Schäbig, wer Dienste in Anspruch nähme, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen. Arbeit wird hier respektiert …

Wie anders ist es zu erklären, dass eine Indigena dem bronzefarbenen Mimen paar Centavos in ein Gefäß wirft, um ihn aus seiner Starre zu roboterhaften Bewegungen zu veranlassen, die in einem Handkuss oder einem Kusshändchen enden? Einmal mehr leben und leben lassen …?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, August 06, 2007

Die Stadt ...

 
… verlockt gerade zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt zu langem Verweilen.
Die GARúa macht jeder Hoffnung auf ein Foto der Altstadt mit Sonne den GARaus. Schöne Bilder des gewiss an vielen Orten recht malerischen Centro also bitte selbst im Internet suchen.

Es bleibt den Tag über grau in grau. Hin und wieder tröpfelt es so leicht, dass man es nicht mal fühlt, sondern nur an der klammen Kleidung spürt. Blieb einem auf Tobago die Kopfhaut stets feucht, weil man ständig schwitzte, so trocknet sie hier nicht, weil die Luft so feucht ist. Auch die Wäsche lässt sich Zeit – Ideen sind gefragt, den Trocknungsprozess zu beschleunigen.

Dennoch lohnen außer einem ergiebigen Rundgang durch das alte Zentrum die Besichtigung einiger Museen, des Convento San Franciso und der Präinkaruinen
Pachacámac. Juancito bringt einem auf deutsch nicht nur die ollen Trümmer näher, sondern auch, was an Ideen hinter all dem steht (bei weitem nicht nur für Esoteriker).

In BARRANCO finden wir einen weiteren Stadtteil, in dem hinter den Käfigen die Welt noch in Ordnung scheint: gut erhaltene, oft liebevoll restaurierte Kolonialbauten aller Ausmaße, Szenekneipen und –restaurants, funktionierende neighbourhoods.

Auch wenn es uns nicht langweilig geworden ist, freuen wir uns auf den Norden – Sonne, klare Luft, „richtige Landschaft“ …
 

(gegoogelte Fotos zum Centro)

 

 

 

Dienstag, August 07, 2007

Endlich ...

… wieder Sonne!!! Nach fünf wettermäßig trüben Tagen lächelt uns die Sonne ermutigend zu, kaum dass wir den relativ schmalen Küstenstreifen bei PATIVILCA verlassen und einige Kilometer den Rio Fortaleza aufwärts gefahren sind.
Aus dem Lächeln wird ein deutlicheres Lachen, je höher wir uns schrauben, und in CONOCACHA, Passhöhe bei 4.100m, umfängt uns breites, wolkenloses Lachen – mit Ausblicken wie beim Flug über die Alpen, nach BORMIO z.B. ...

In HUARAZ dann, wieder im Tal, lassen sich die Fünf- und Sechstausender der Cordillera Blanca nicht mehr unters Röckchen, sondern nur noch aufs weiße Mützchen schauen, und das von morgens bis abends.

Waren in Lima auf 30m NN Pulli und Jacke angesagt, bei 18 Grad C, so schreit es hier auf 3.500m bei 23 Grad
nach T-Shirt. Die Luft ist so trocken, dass all unser klammes Zeugs im Nu in Trockenstarre fällt.

Mit unserer Unterkunft haben wir es mal wieder gut getroffen: Nettes Ambiente, große Zimmer, rührend bemühte Leute, die einem nicht einfach etwas verkaufen wollen, sondern handfeste Informationen rüberreichen – dabei wird der Seniorzuschlag bei der Akklimatisation für diese Höhe nicht schamvoll verschwiegen, sondern offen begründet. Das nenn' ich offensives Umgehen mit dem Alter (nicht: mit den Alten …)

Entsprechend ist der erste Tag nach dem Ausschlafen auch ausschließlich der Stadt gewidmet. Hier gibt es nichts zu besichtigen, doch viel zu sehen. Das sogen. Leben pulsiert hier anders als in Lima, logo, wir sind zwar in der Stadt, doch auf dem Lande.
Alles läuft hier deutlich gemächlicher ab, die Überzahl der Indigenos wird deutlich, die zahlreichen Touristen fallen eher auf. Die Läden sind kleiner, die Zahl der Banken bleibt unverändert, ihre flächenmäßige Größe auch, und voller Kunden sind sie bis nach Schalterschluss – welch Schulterschluss mit denen Limas.

Die Menschen wirken nicht ärmlich, in den Straßen voller Leben gibt’s jede Menge Ich-AGs, vom üblichen Verkauf hausgemachter Textilien (jede Frau, die hier irgendwo wegen irgendetwas sitzt, wartet, geht oder gerade nichts anderes mit ihren Händen anzufangen weiß, strickt, strickt, strickt) über das fotogene Umherführen persilweißer Lamas, nett geschmückt, bis zur Eisverkäuferin.

Daneben spielt sich das Leben in den (Markt-) Straßen ab, und überall dort, wo mensch sitzen und plauschen kann, und dazu bieten sich hier recht viele Orte und noch mehr Gelegenheiten.



(wikipedia zu
HUARAZ)

(weitere Infos)

(
Fotos von den Menschen hier)

(
Wandertouren um Huaraz)




 

Freitag, August 10, 2007

Willkawain ...

… wartet mit durchaus sehenswerten Ruinen (Mausoleen) der Prä-Inkazeit (Wari-Kultur) auf und ist fast so das Ziel wie der Weg dort hin.

Der führt nämlich auf wenig befahrener
(zum Glück, staubig ist’s, dass es mit dem Cusquena knapp werden könnte) Piste durch eine Handvoll Dörfer, die sich, recht gepflegt, der Straße entlang ziehen. Nur wenige Menschen sind auf der Gass’, einige arbeiten im Hof, einige auf dem Feld. Doch alle, denen wir begegnen, grüßen, fragen wie es uns geht und aus welchem Land wir kommen und wünschen einen besonders schönen Tag, wenn Sie als Antwort "Alemana" hören.

Sie erklären uns bereitwillig den Weg, nennen Abkürzungen und begleiten uns einige Schritt weit, um sicher zu gehen, dass wir uns auch wirklich nicht verlaufen.


Oft ergibt sich ein kurzer Plausch, und dafür lässt Mutter auch mal die Stricknadel sinken, Vater das Ochsengespann ruhen oder ein Drei-Generationen-Team die Axt beim Holzhacken sinken. Die Leut’ mühen sich, Willis Spanisch zu verstehen und erzählen gern von dem, was sie gerade machen und für was es gut ist.

Ein Damenduo, das gerade rohe Schafwolle
säubert, lädt Barbara zu einem Tratsch ein, von Frau zu Frau. Dass ein Mann ein wenig beim Übersetzen hilft, damit der Gesprächsfluss nicht versiegt, stört keineswegs (Rubrik: Hilfswissenschaften …)

Ich-AG auch in den Ruinen: Nach dem Eintrittsgeld gibt’s einen guide, so mensch möchte, der einen durch die Anlage führt – Preis ist Ermessenssache. Der Junge hat viel Ahnung, bereitet die Tour didaktisch geschickt auf und unterscheidet klar und deutlich zwischen Kenntnis, Erkenntnis und Spekulation. Doch auch als Positivist vermag er eine Menge über die alten Ideologien zu erzählen. „So ‚ne jungen Menschen in solch einem Kaff …“

Wer weiß wozu es gut ist.

In Begleitung eines Blasorchesters, seines Managers und des Hoffotografen sowie einer dazu gehörenden Ehefrau mit Kind kehren wir in einem colectivo (Minibus, bei uns für 9 pax zugelassen) mit Pauken und Trompeten in die Stadt zurück (gezählt: 23 Personen plus Fahrer …)

Uns beeindrucken die Menschen und wir mögen die Landschaft – morgen mehr, nur zur Akklimatisation, versteht sich …


(
wikipedia zu Willkawain)

(Fotos von Willkawain)

 



 

Samstag, August 11, 2007

Viertausend Jahre, ...

… pardon, sechstausend Meter blicken auf Euch herab ...

Statt einiger Schritte sollten es heute einige Höhenmeter werden, die uns ohne EPO per Kanüle bergtauglich machen. Der Weg ist nicht als Ziel auserkoren, vielmehr die Lagune 69, die uns von 3.900m (Ausgangspunkt) auf 4.200m lockt.

Zunächst lohnen die Ausblicke auf die Gipfel der
Cordillera Blanca (aus dem Taxi) das frühe Aufstehen.

Wohltuend zu sehen, dass eine Menge Menschen mindestens ebenso früh wie wir auf den Beinen ist – ob Frauen UND MÄNNER, die im Fluss ihre Wäsche waschen, die zahlreichen Verkäufer am Straßenrand, die alles, außer ihrer Schwiegermutter zum Verkauf anbieten (wer weiß, wer die bereits erstanden hat) und, abseits der Hauptstraße, bereits im „Landesinnern“, die hart schuftenden Menschen beiderlei Geschlechts und jeglichen Alters.

Die Piste führt uns durch ein breites Tal, dessen Erde vom Flusslauf bis auf die Höhenrücken bestellt wird, teils terrassiert, teils auf Äckern in sanfteren Hängen, auf gut 3.700m. Wasser wird hier allenfalls bei starken Regenfällen zum Problem – wenn die weitgehend unbefestigten Hänge abrutschen.

Der Nationalpark empfängt uns nach höchst freundlichen „Guards“ mit gebührend steilen und hohen Felswänden. Das Türkis der Laguna Llaganuco haben sie vergessen reinzuholen. Also ergötzen wir uns an dem Postkartenkitsch der Motive wie der Farben.

Ein weites Tal, auf beiden Seiten von tosenden Bächen eingerahmt, grasenden Rindern und wandernden Touristen viel Raum bietend, von hohen Bäumen (auf 4.000m …), lichtem Buschwerk und blühenden Pflanzen geschmückt, erinnert eher an den Hohen Westerwald oder die Voralpen …
… doch (der) Ernst schlägt zu. Solange der Pfad nur sanft ansteigt, lassen wir uns zu gerne von den monumentalen Gipfeln beeindrucken (und ablenken), die teils frei, teils wolkenverhangen über uns thronen. Auch malerische Wasserfälle zeitigen "Aaahs" und "Ooohs".

Nach gut einer halben Stunden warming up geht’s dann zur Sache: steil, steil, steil …

Und von da an lenkt uns nichts und niemand mehr ab. Hier ist Sauerstoff gefragt, und den gibt’s nicht in der gewohnten Konzentration. Würden wir so schnaufen, wie wir’s eigentlich müssten, wir hätten jeden Amtsarzt auf Anhieb  überzeugt – doch jetzt, im „Urlaub“, mit einem gleichaltrigen, höchst sympathischen französichen Kollegenpaar unterwegs, siegen die kleinen Eitelkeiten. Also verschnaufen wir des Öfteren und tun so, als lenkten uns die Sechstausender über uns ab …

Nach einem heftigen Aufstieg bietet sich uns ein Blick auf einen kleinen See – endlich!!! Noch bevor wir uns zur Brotzeit niederlassen, eröffnen uns defätistische Zungen, dass wir nicht an den Gestaden der Laguna 69 lagern. Diese sei vielmehr noch eine gute Wegstunde entfernt …

Altersweise und erfahren genug, den „bon moment“ zu erkennen, an dem mensch aufhört, egal womit, definieren wir unseren Teich als „Laguna 69 bis“ und beißen in die Stullen. Was Columbus recht ist, sei uns billig: Noch heute sind wir der festen Überzeugung, die Laguna 69 erreicht zu haben.

Der Abstieg, von kalten Fallwinden begleitet, treibt uns rasch zum Ausgangspunkt – und zu einem noch kälteren Bier …


P.S.:
Seriöse Quellen versichern uns spät am Abend, dass die (einfache) Wegstrecke der kartographierten Laguna 69 weitere 75 Minuten betragen habe – in der Zeit hatten wir uns (Cusquena sei Dank) bereits ausgiebig regeneriert …


 

(Fotos von der Wanderung)

 

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, August 12, 2007

Deppentour ...

… hätte eine Kollegin die heutige „Gruppenreise“ tituliert – nicht ganz unberechtigt...

… schließlich werden wir, sechs estranjeros und zwanzig Peruanos, aus allen möglichen Unterkünften zusammengekarrt, gründlich vergattert, was wer auf einem hohen Berg zu tun (oder besser zu lassen) hat, dass mensch auf 5.000m und höher gefälligst langsam atmet und möglichst nichts sagt … , dass Schokolade gegen Kälte, Wasser ohne Kohlensäure gegen Kopfweh hilft, der Himmel eher oben, die Erde mehr zu Füßen zu suchen ist etc. …

Dennoch gestaltet sich die Tour über Land mit all den Selbstverständlichkeiten des täglichen Lebens, vom Waschen der Wäsche im Bach, über’s Ziegelbrennen am Straßenrand und das Schafe hüten höchst spannend.

Der Empfang im Nationalpark durch ein Sonnenbrille tragendes Lamapärchen holt uns dann wieder ein Stück zurück in die touristische Realität. Bemerkenswert, wie hier trotz alledem traditionelles Leben auf dem (Hoch-) Lande mit den Neuerungen und den Verlockungen durch den Fremdenverkehr klar kommt – friedlich!

Der Aufstieg zum Gletscher erfolgt nicht in der befürchteten Fronleichnamsprozession – die zahlreichen Ausflügler verlieren sich recht rasch ob unterschiedlicher körperlicher Konstitution. Einige steigen gleich aufs Pferd, andere stürmen voran und hängen knapp vor der 5.000m Marke schlapp am Berg, wieder andere halten sich an die Gebrauchsanweisung „Gletscheraufstieg“
des Guides – und erreichen bei natürlicher Gesichtsfarbe den Rand des Eises.

Apropos 5.000m – ab hier können die Reiter ihr vierbeiniges gegen ein zweibeiniges „Pferd“ tauschen. Für 3 US$ wird man die letzten einhundert Höhenmeter bis zum „ewigen Eis“ auf dem Rücken starker Männer getragen. Das sei ein Job wie Schuhe putzen, meint der Guide – es brächte Geld …

Der Gletscher selbst ist natürlich auch eine Attraktion, zeigt allerdings deutliche Alterserscheinungen und Spuren der Vergänglichkeit (Erderwärmung …)


(Fotos vom Pastoruri)

 

 

 



 

Samstag, August 18, 2007

Tranquilo ...

… und „demaciado“ sind die am häufigsten geäußerten Worte, mit denen uns Edgar während unserer Wanderung von OLLEROS nach CHAVIN daran erinnert, dass wir alle Zeit der Welt haben, alle Ausblicke zu genießen, die sich bieten, und die Strecke zurück zu legen ...

Während der drei Tagesetappen begegnen uns drei verschiedene Landschaftsformen, jede Menge Einheimischer, alle Arten weidefähiger Nutztiere, doch kein einziger Tourist. Der Trail ist einfach nicht „in“, und das ist gut so !!!

Kaum, dass wir die letzten Häuser von Olleros hinter uns gelassen haben, geht die Dorfstraße in einen Wirtschaftsweg über, der sich in eine Viehdrift auflöst, die sich kurz darauf im Nichts wiederfindet und später als Eselspfad reinkarniert.

Dass wir dann beim Aufstieg zum Pass auf Inka- und oftmals auf Präinkapfaden schreiten, ist ein eher zu vernachlässigender Faktor, der unseren Kreislauf heftigst anregt. Auf über 4.000m Höhe macht uns ein Aufstieg um zwanzig Höhenmeter mitunter ein wenig kurzatmig.

Edgar, der lange vor uns merkt, dass uns ein Verschnaufer gut täte, findet den Anlass zur gesichtswahrenden Unterbrechung des gemessenen Schritts, wenn wir kurz davor sind, eine Stehpause einzulegen. Er weist uns auf Tiere, Pflanzen, Menschen, Landschaften hin, kleidet seine Informationen in Geschichten und Anekdoten und begeistert durch seine ruhige, humorvolle Art, den Weg als Ziel zu definieren und die Kraft aus der Ruhe zu schöpfen.

Keine Panik, wir sind auch nicht nur annähernd zu Esoterikern abgedriftet, doch bewirken nahezu absolute Stille, paar Cocablätter, die dünne Luft und die beeindruckende Landschaft so Manches – Vorschlag für den nächsten Studientag …
 

Dennoch, der Weg hat es in sich und oft genug, bevor wir uns nach einem heftigen Anstieg fragen, warum wir uns das eigentlich antun (noch dazu in unserem hohen Alter …), lässt uns ein neuer (Aus-) Blick die vorformulierte Frage unterdrücken. Sie stellt sich erst paar Höhenmeter weiter. Und wird mit neuen, tollen Ausblicken bzw. durch humorvolle Bemerkungen Edgars zu Gepflogenheiten der lokalen Schweinezucht relativiert. Ach, was sind wir wieder jung ...

Sind es am ersten Tag eher weite, überwiegend sanft geschwungene Täler, die uns auf gut 4.000m führen, wird es am zweiten Tag deutlich enger und schroffer, wobei immer noch die Weidewirtschaft überwiegt, gerade auch nach der Überquerung des Passes. Aufgabe der Frauen übrigens, die laufen und nicht reiten. Ihre Männer besuchen sie einmal in der Woche zu Pferd – „Das reicht dann meistens, für beide …“ lautet Edgars Erwiderung auf meinen etwas fragenden Blick …

Der Abstieg am dritten Tag leitet uns durch enge Täler mit steilen Wänden. Weniger Viehwirtschaft als Ackerbau wird hier betrieben. Die Hänge sind einmal mehr bis zu den Kämmen kultiviert, oft terrassiert; verschiedene Getreide- und Kartoffelsorten werden angebaut, Gemüsebeete, sehr gepflegt, hätten Mutter Sauers Begeisterung hervorgerufen. Statt auf einzeln stehende Rundhäuser treffen wir auf recht große, rechteckige Bauten, oft zu Weilern formiert.

Immer begegnen wir Menschen, ob in der Pampa oder in Siedlungen, die auf einen Plausch aus sind, ohne jede Aufdringlichkeit, doch mit einer höflichen Neugier und immer so was von freundlich, dass man ihnen die PIN zur Kreditkarte genannt hätte …

Während des Abstiegs nach Chavin kommen uns Mengen an Indigenas entgegen, die sich im Ort offensichtlich mit allem Notwendigen eingedeckt haben und gekleidet sind wie zum Kirchgang. Auf Menschen- und Eselsrücken finden Konsumartikel aller Art den Weg in die entlegenen Siedlungen. Das Ziel vor Augen, schreiten wir ein wenig rascher zum lang ersehnten CRISTALL, bevor der kulturelle Teil zu
Chavin von Edgar hervorragend dargeboten wird.

Hundemüde freuen wir uns im Taxi auf das weiche Bett in Huaraz. Klar, wir hätten die Ruinen auch als „Tagestour individuell“ genießen können – ohne staubige Klamotten und Nächte, in denen Zahnpasta und Trinkwasser gefroren.


Warum wir nicht diesen Weg gegangen, sondern gewandert sind?
Aha, bitte zurück auf Null und den Bericht noch einmal lesen …

 

(Fotos von der Wanderung)

(Fotos von Siedlungen)

(Fotos von Begegnungen)

(wikipedia zu Chavin de Huantar)

 

 

 

 

 

Freitag, August 17, 2007

Alles in Ordnung ...

... mit uns, Ihr Lieben. Wir waren bis gestern Abend auf einer mehrtägigen Trekkingtour im nördlichen Teil des Landes um HUARAZ und somit weit genug weg vom Schuss. Erst heute früh hat uns ein Taxifahrer auf das Erdbeben um Ica und Pisco angesprochen.

Sieht schlimm aus, doch uns geht's gut und wir machen weiter, claro ...

Bis demnächst
panther & co

 

 

 

Dienstag, August 21, 2007

"Ayudemos ...

… nos hermanos en el sur!“, fordern die Plakate in Lima, und nicht nur vor öffentlichen Gebäuden, sondern auch in den Käfigen der Vorgärten weht die Nationale auf Halbmast.

Auch wenn das Alltagsleben seinen Gang zu gehen scheint, der Parkplatzwächter wie gewohnt den Verkehr aufhält, um jemandem beim Ausparken zu helfen, und ein älterer Herr des Abends seine „revolucion caliente“ in selbst gedrehten spitzen Bonbontütchen unter die Leute bringt, die Stimmung wirkt sehr gedrückt.

Pisco liegt einfach zu nahe und die Bilder im Fernsehen und als Aufmacher wirken zu erschütternd, um abends im Rondell eine Dichterlesung oder eine Tanzveranstaltung
stattfinden zu lassen. In Miraflores haben die Menschen die Erdbebenwellen mitbekommen, und selbst nach unserer Rückkehr aus Huaraz klirren abends während eines Nachbebens die Scheiben …

… es hätte ebenso gut die Hauptstadt treffen können, meinen viele. Und ob die Gebäude das (aus-) gehalten hätten, was die Schilder in ihrem Innern verkünden, wird ernsthaft und offen angezweifelt …

Entsprechend groß ist die Hilfsbereitschaft. Wer nicht wie der Ehemann unserer Zimmerwirtin mit seinem Pick-Up täglich Lebensmitteltransporte nach Ica durchführt, bringt Nahrungsmittel, Wasser, Kleidung, Hygieneartikel etc. tütenweise oder gar in Einkaufswagen frisch aus dem Supermarkt, geschoben von den Jungs, die sonst die Regale voll räumen, zu den Sammelstellen. Damit auch ja nichts wegkommt, wird ordentlich Buch geführt – und die Nationalpolizei sichert die Vorräte. Unglaublich viele junge Menschen, Oberschulalter etwa, helfen beim Sortieren und Verpacken.

Bei alledem sind die „eigenen Bedürftigen“ nicht vergessen: Die paar Chicletverkäufer werden ihre Kaugummis los, die Straßenmusiker bekommen Beifall und Soles und selbst die wenigen Menschen, die „einfach nur betteln“, werden mit kleinen Aufmerksamkeiten bedacht.

Dem Formalismus und Bürokratismus, wie er hier auftauchen kann, wenn nicht zeitig und kräftig genug geschmiert worden ist, tritt eine ältere, gewählt gut gekleidete Damen kräftig zwischen die Beine: Ein nicht mehr ganz junger uniformierter Mensch mit der Aufschrift „Fiscalia“ auf dem Rücken liest, Notizbuch und Stift in Händen, einem Blinden, der auf dem Gehweg vor unserer „Pisco Sour Station“
Süßigkeiten verkauft, die Leviten und drängt ihn, mit seiner Tüte weiter zu gehen. Recht lautstark, so dass es nicht nur in unserem Café zu vernehmen ist, fragt jene ältere Dame die Uniform, ob der Blinde etwa raube oder auch nur klaue, ob er andere Menschen belästige und ob die Steuerbehörde nichts Sinnvolleres zu tun hätte, als in Lima Menschen zu belästigen, die für ihren Lebensunterhalt arbeiteten – ob demnächst in Pisco oder Ica Spendenempfänger deklarieren müssten, wie viele Flaschen Wasser sie bekommen hätten.

Das hält selbst die Uniform nicht aus und trollt sich. Der Blinde dankt lächelnd und zustimmendes Gemurmel von den Tischen bestärkt die Lady.

Diese Art von Achtung gerade den „Geringeren unter uns“ gegenüber, ist uns in vielen Formen und in vielen Momenten in Miraflores aufgefallen – und lässt uns große Sympathie für die Menschen dort empfinden, auch wenn sie hinter Gittern wohnen …

 


 

 

Mittwoch, August 22, 2007

Wirkt ...

… Huaraz wie ein gemütliches, etwas verschlafenes Provinzstädtchen, dessen Leben stark geprägt ist vom Trekking- und Alpintourismus, so vermittelt Huancayo den Eindruck einer sehr geschäftigen Verwaltungsmetropole, in der sich die wenigen Fremden auf der Durchreise verlieren.

Hier gibt’s zwar kein „Heimat“museum, dafür einen Erzbischof und traffic jam, eine Straße voller Bankhäuser, mehrere Zeitungsredaktionen und eine deutlich stärkere Polizeipräsenz.

Die Preise fürs Bier, den Espresso und den Pisco Sour sind gleich niedrig, Touranbieter dünn gesät. Internetcafés und Holzkohlegrills halten sich zahlenmäßig in etwa die Waage, Ausrüstungshäuser für Wanderer sucht man hier vergeblich – Eisenwaren werden häufiger gebraucht.

Ebenso wie Schreibwaren – hier trägt jeder zweite eine Aktentasche, einen Block oder zumindest einen (Schul-) Rucksack.

Gerade mal zur Mittagszeit wirken die Straßen weniger bevölkert – die locals ruhen auf den Bänken der Plaza. Vor allem abends jedoch ist die Stadt „schwarz vor Menschen“. Doch gibt’s nirgendwo hektisches Gewusel oder lautes Gehetze. Die Leute scheinen unaufgeregt dem nachzugehen, dem sie nachzugehen haben. Sie sind ausgesprochen höflich, bieten unaufdringlich ihre Hilfe an, wenn mensch das Restaurant aus dem Reiseführer nicht auf Anhieb findet und ziehen sich unbeleidigt zurück, sobald signalisiert wird, dass man alleine klar zu kommen gedenkt. Das Herkunftsland Alemana erhöht die persönliche Kreditwürdigkeit deutlich.


Von einer herzlichen Bevölkerung zu sprechen, wäre allerdings etwas übertrieben, doch von einer ausgesprochen freundlichen, die keine Mühe scheut, zu helfen, träfe den Kern.



(Fotos von Huancayo)

(Fotos von der Umgebung)

(wikipedia zu Huancayo)

 

 

 

 

Freitag, August 24, 2007

Zwischen ...

… Huancayo und AYACUCHO liegen (durch-)gerüttelte acht Stunden Fahrt in einem Bus, bei dem hauptsächlich die Bremsen funktionieren (müssen) – der Rest klappert so vor sich hin – auf einer überwiegend einspurigen Schotterpiste, die sich stets an einer Uferseite eines Flusses, der sich oft tief ins Gestein gegraben hat, entlang schlängelt und somit atemberaubende Blicke (zwischen 50m und 450m) in die Senkrechte eröffnet.

Die Fahrer haben alle Hände voll zu tun, gibt es doch Spitzkehren, die erst nach einigen Rangiermanövern zu bewältigen sind. Dabei behält einer der Piloten den Abstand zwischen Hinterrad und Abgrund im Auge, der andere gerät derweil am Lenkrad ins Schwitzen. Die Einheimischen bleiben ganz ruhig, ist ja nicht ihre erste Reise auf dieser Strecke.

Außerdem hat uns ein Prediger gleich nach der Abfahrt mit einem dreißigminütigen Sermon über die Tücken des Lebens an sich und die Techniken des (moralischen) Überlebens eingestimmt. Mal was Anderes – nicht wie bei „Cruz del Sur“ mit Hostessenbegleitung, Lunchpaket à la Iberia, Karaokeanimation und Bingospielen durch die Kurven in den Anden.

Auf dieser Strecke ergänzen sich auch gleich zwei Heilslehrer, die ihre Druckwerke loswerden wollen, vom Staub der Erde, zu dem alles zurückkehre und von dem wir bis zum Ziel jede Menge schlucken – Zufall, dass die Schwätzer noch rechtzeitig - auf dem geteerten Teilstück - aussteigen?…

Den Weg hier zum Ziel zu erklären, fällt zumindest uns sehr schwer.
Ayacucho sollte es sein und nachdem wir unsere Ration Staub dank Cusquena kräftig verdünnt haben, begeben wir uns auf unsere erste Erkundungstour …


 

 

Dienstag, August 28, 2007

Ayacucho ...

… wirkt so ganz anders als seine deutsche Bedeutung – „Ecke der Toten“ vermuten lässt.
Hier pulsiert das provinzielle Leben einer kleinen Hauptstadt,
ohne hektisch zu wirken oder Unruhe zu vermitteln. Die Straßen sind vom späten Morgen bis zum späten Abend voller Menschen. Märkte bleiben von früh bis spät umlagert, die Parks und Plätze werden gut besucht, doch: Lärm geht nicht von den Leuten aus, allenfalls von den Bussen, den Mototaxis und den schrillen Pfeifen der Ordnungshüter, die auch hier en masse durch die Straßen ziehen oder an den Ecken stehen und ihrer Aufgabe unaufdringlich, doch durchdringend (die Pfeifen …) gerecht werden.

HUAMANGA, das ist der edlere Name für Ayacucho („der Ort, an dem der Falke seinen Platz hat“), bestätigt einmal mehr unseren zivilisiert mitteleuropäischen Dünkel, der das Stadtbild der Altstadt als „selbstverständlich“ durch koloniale Bauten geprägt sieht. Und weil diese teils gut erhalten, teils aufwändig restauriert und mitunter auch venezianisch heruntergekommen sind, strahlt jenes disneyferne Ensemble, das sich über gut zehn Blocks im Quadrat erstreckt, etwas Heimeliges, Warmes aus. Nichts von dem hingerotzten drei Stockwerke hohen Glas-Aluminium-Beton-Geprotze der Neustädte oder der Ignoranz der Raiffeisen- und Volksbanken, die nebst Konkurrenten mittelalterliche Straßenzüge gewisser Salzstädte Norddeutschlands nachhaltig verschandeln …

Und weil diese alte Bausubstanz neben den Läden aller Art und aller Größe (auch mittelalterliche Brandmauern lassen sich zwecks „Geschäftserweiterung“ Häuser
übergreifend durchbrechen …) im Erdgeschoss, spätestens ab dem ersten Stockwerk, Wohnungen aller Komfort- oder gerade auch nicht -klassen unterm Dach weiß, tobt hier das Leben fast auf "mute" vom Aufwachen bis zum Einschlafen.

Letzteres bleibt nicht ganz unbeeinflusst von der jeweiligen „Seguridad Ciudatana“ – Männern mit und als Pfeifen. Die furchtsamen Vertreter flöten des nachts alle Nas’ (alle zwei Häuser weit auseinander) lang. Barbara, die ihr Grundrecht auf Nachtruhe erheblich verletzt sieht, kann nur mit Mühe davon abhalten werden, einen Eimer körperwarmen Wassers auf Pfeife 911 zu kippen – nicht, dass dieser Nachtwächter nicht nachhaltig stört, doch Willi möchte gerne mit Barbara GEMEINSAM weiter reisen …

Bis auf Pfeife 911 (wer weiß, vielleicht darf er nicht anders, vielleicht kriegt er auch keinen Obolus von unserem Hotel und verschafft sich auf diese Weise unangenehm Gehör …) nehmen wir die Menschen in dieser Stadt ähnlich wahr wie in den Orten, die wir bisher besucht hatten – liebenswert!!!

Am höchst selbstbewussten Auftreten vor allem der StudentINNEN, das sich mit
jedem Gebaren in südwesteuropäischen Universitätsstädten vergleichen lässt, misst sich die recht hohe Zahl der Immatrikulierten, überwiegend indigener Herkunft und das durch eben jene Studierenden vermittelte höchst angenehme und offene Flair - den mittelalterlichen Gründungshintergrund in Kopf und Bild -  scheint ein vorsichtiger Vergleich mit Göttingen nicht ganz unangemessen. Ja, ja, die extrem stalinistische Phase gab sich in Göttingen wohl eher moderat, Paul.

Hier scheint sie nach der Beendigung des peruanischen Pol Pot (Sendero Luminoso) und den politisch gewollten Exzessen des Militärs vorüber, wenn auch nicht vergessen … Das Museo de la Memoria de ANFASEP leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des düsteren Kapitels jüngster peruanischer Geschichte.

Doch auch außerhalb der Stadt liegen in Abenteuer fernen Nähen bemerkenswerte Orte und Ortschaften …


(Fotos zum mittelalterlichen Dünkel)

(Fotos vom Straßenleben)

(Fotos vom Markt in Quinua)

(Fotos zur Kultur der Wari)

(
wikipedia zu den Wari)

 


 

 

Samstag, September 01, 2007

911 pfeift nicht mehr, ...

… er kräht jetzt – doch weitgehend Schlaf und Nerv schonend …

Wie er die 260 km Schotterpiste, die unser Bus in ca. 11 Stunden bewältigt, geschafft hat, sind doch drei Pässe zwischen 3.700m und 4.200m Höhe zu überwinden und jene Gefühle, die sich einstellen bei Blicken aus dem Busfenster senkrecht in einige hundert Meter Tiefe (wie
bereits gehabt), ist nicht ganz klar. Jedenfalls kräht es in der späten Nacht laut und deutlich unterm Fenster …

Da
ANDAHUAYLAS noch stärker ländlich geprägt ist als die bisherigen Orte nächtlicher Ruhe (-störung), passen die Laute durchaus „ins Bild“.

Das Provinzstädtchen ist gewiss kein MUSS, außer man MUSS dort übernachten, weil alle Busse hier pausieren und erst am nächsten Morgen weiter fahren, doch ein recht nettes KANN – und wir können.

Uns interessiert mehr das bunte Treiben in den Straßen und auf dem Markt als das einzig erhaltene koloniale Gebäude des Ortes, die Kirche.

 Außerdem werden wir dezent an Schulanfänge und Schulanfangsphasen erinnert. Hier funktioniert noch frühkindliche Bildung in der Institution „Educacion inicial“; ergo ziehen die absoluten (Schul-) Bildungsneulinge in Kostümen, die so ziemlich alle überlieferten historischen Epochen Perus repräsentieren, durch die Straßen zum Kindergarten, angeführt von einer Militärcombo. Erzieher, Mütter und Väter haben alle Hände voll zu tun, die Kinder auf den rechten Weg zu bringen - und darauf zu halten …


Und auch an das Los der Lehrer wird gewerkschaftlich erinnert …


Mindestens ebenso spannend ist die Fahrt im Collectivo über Land zu den Ruinen von SONDOR. Fruchtbare Erde, bestellte Äcker selbst in steilen Berghängen, viel weidendes Vieh auf den abgeernteten Feldern und überall freundliche, grüßende Menschen in den Dörfern.

Zu den Ruinen wandern wir ein gutes Stück, alleine. Und auch in der
alten Stadt der CHANKAS bleiben wir vollkommen ungestört.

Ein Ruhetag zwischen zwei Bussen …


 

(Fotos vom Vorschulanfang)

(
Fotos von den Ruinen)

(
wikipedia zu Chankas)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, September 03, 2007

 

Fußball statt Fahrplan ...


… gilt zumindest für die Kutscher der zweit(…)klassigen Busgesellschaft „Los Chankas“ (nomen est omen – anders als die Wari sollen sich die Chankas höchst kriegerisch aufgeführt haben, weniger aufs Feine, Kultivierte, denn aufs Knüppel raus und Beutemachen aus, so ein Roede Orm Verschnitt der Anden also), die erst das U 17 Viertelfinalspiel gegen Ghana verfolgen müssen, bevor sie Gleiches den Hochlandrindern auf dem Weg nach CUSCO antun - doch auch dieses Spiel geht glücklicherweise nicht in die Verlängerung…

Da viele einheimische männliche Fahrgäste von dem Gebolze ebenfalls angetan sind, baut sich ein gewisser kollektiver Blasendruck auf, der nicht im Kollektiv an den dafür vorgesehenen Orten abgelassen werden kann. Den Sinnspruch „Wer auf öffentlichen Plätzen uriniert, verdirbt die Kultur“ konterkarierend, sind Reifen wie Felgen, auch die zum Glück noch geschlossenen Klappen zum Gepäckraum des Busses ein beliebter Ort, Druck abzulassen – nur an der Mauer mit der moralisierenden Inschrift schlägt keiner was ab ...
Während einer Spielunterbrechung wird dann auch das Gepäck abgefertigt – angestrullte Klappe auf, Taschen, Futter- wie Kartoffelsäcke und Kartons mit Küken rein, Klappe zu, zurück zur Glotze.

Der Kopilot, offensichtlich nicht ganz so vernarrt, öffnet zehn Minuten vor dem Abpfiff die Pforten und setzt damit das sonst beim Boarding geltende Faustrecht vorübergehend außer Kraft.

Die auf der Straße, im Restaurant, in den Hotels oder sonst wo so hilfsbereiten, aufmerksamen, zuvorkommenden und freundlichen Peruaner kennen überall dort, wo mensch sich anstellen, einreihen, eine Schlange bilden muss, keine Brüder. Sie opfern alle Rücksicht einem individualistischen, egoistischen Drang nach vorne – warum auch immer, es werden schließlich keine Bananen verteilt …
Und die Sitzplätze sind ja nummeriert, steht schließlich auf jedem Billet und wird selbst von Illiteraten ohne Diskussion akzeptiert. Warum also unbedingt ERSTER, statt einfach nur DABEI SEIN? Wir sind ja noch paar Tage hier und setzen unsere Ursachenforschung fort …

Möglicherweise geht’s um die Sicherung des Stauraumes über dem Kopf. Ein sich stark als Kollege gebärdender (weiß immer alles besser) Einheimischer fühlt sich bemüßigt, uns darauf aufmerksam zu machen, dass wir auch die Gepäckablage über SEINEM Kopf mit Beschlag belegt haben (die daneben ist noch frei) – müßig, wissen wir doch schon, haben den Krempel schließlich selbst dort hin gepackt. So sind sie halt, die Lehrer, weltweit …

Das Ergebnis nach der Regelspielzeit (dem uneuphorischen Einsteigen der Restmannschaft nach zu schließen, hat Peru verloren) lässt auch die Cockpitbesatzung den Bus erklimmen. Froh, nicht in die Verlängerung oder gar ins Elfmeterschießen zu müssen, hören wir wie die Triebwerke angelassen werden – eine Halbzeit nach fahrplanmäßiger Abfahrt ...

Von dem Zeitpunkt an wird es ruhig und friedlich im Bus. Alle sitzen, bis auf zwei. Das waren auf unseren bisherigen zweitklassigen Transporten Heilsbotschafter, Bücherverkäufer oder Tigerbalsam-an-den-Mann-Bringer (auf den Dreh mit dem „Pumafett“ kommen demnächst die patriierten Chinesen …). Diesmal sind es ein Zwölfjähriger mit Hasenscharte und sein gleichaltriger Kumpel, die singen und auf einer großen Muschel Percussion spielen. Leider spielt der Kumpel auf der Muschel …
Ja, ja, Ihr habt ja alle so Recht, das Elend der Armen, vor allem der gehandicapten Kinder - dennoch, ignoriert nicht das der Zuhörer … Und da wir viel dichter dran sind, fällt uns die Anfangssequenz von Monty Python’s
„Jabberwocky“ ein …

Gerade mal aus dem Busbahnhof, werden die „freien Plätze“ mit denen aufgefüllt, die „an den Wegen und Zäunen“ stehen ... Und dann geht’s von 2.300m aus hoch in die Berge – die erlebte Landschaft ist eine Geschichte für sich, doch die Schicksalsgemeinschaft im Bus soll Thema bleiben.

Da „Los Chankas“ derzeit die einzige Busgesellschaft ist, die tagsüber die Strecke von Andahuaylas nach CUSCO bedient, sind natürlich Hinz und Kunz, Barbara und Willi, in diesem Bus unterwegs. Außer Küken, Hasenfutter und Bettgestellen im Laderaum, finden sich entsprechend alle (positiv gemeint, nach all meinen bisherigen Entgleisungen) TYPEN im Fahrgastraum. Außer den gringos hat jeder seine besten Klamotten angelegt und, soweit leistbar, gewienerte Schuhe an den Füßen – soll heißen, dass zwar leicht fleckige, doch immer gebügelte weiße Hemden getragen werden, keiner, der nicht gerade vom Acker kommt, trägt verschmutzte Kleidung am Körper.

Das ändert sich etwas, weil das angekündigte „urinal“ in 4.000m Höhe in den Wolken in feuchtem Terrain liegt. Beim Aufsuchen geeigneter wie geschützter Orte und nach dem Durchwaten fragwürdiger Rinnsale kehrt frau meist nicht mehr ganz so unbefleckt zurück wie ausgerückt – gewisse Verweigerungshaltungen bedürfen keiner tiefenpsychologischen Erklärung. Na gut, der Ausblick auf die Landschaft soll laut Reiseführer entschädigen; tut er auch - in einer anderen Geschichte …

Auf der Strecke wird gar nicht oder an jedem Gartenzaun gehalten, die Bedürfnisse entscheiden, kein Fahrplan. Und wo ausgestiegen wird, wird auch eingestiegen. Mitunter sind es Mitreisende, mitunter auch Frauen und Mädchen, die ihre in heimischer Küche bereiteten Delikatessen den hungrigen Reisenden anbieten. Ob gegarte Maiskolben mit Soße, mit gekochtem Ei gefüllte Kartoffeln, BASF initiierte Gelatinenachspeisen etc., die Ladies tragen das Speiseangebot würdevoll und mit den nötigen Gewürzen auf dem Tablett (oder im Eimer) durch den Bus. Der Nachtischverkäufer – Eis in der Tüte – ist ein junger Mann – Zufall ..?

Zwischendurch, so nach drei durchhockten Stunden bei atemberaubender vorbei fließender Landschaft, erinnert der Abstand der Sitze an IBERIA und an deren Empfehlungen im Kundenmagazin, einer Thrombose vorzubeugen – allein, es fehlt an Raum …

Dafür nimmt mensch nach sechs, sieben Stunden im Gefährt durchaus Körpergerüche wahr, die nicht die eigenen sind, nicht mal mitteleuropäisch anmuten. Auch wenn der Duft der eigenen Füße nicht der beste ist, er ist vertrauter als die Achselnässe des Vordermannes. Und mit Vertrautem und Vertrauten lässt’s sich auch unter schwierigen Bedingungen über Jahre gut aushalten, oder ..?

Beim Zieleinlauf in die „Estacion Terrestre“ zeigt Barbara einmal mehr wie professionell leidenschaftslos sie das peruanische Einmaleins des Busverlassens internalisiert hat: Sie bahnt sich gnadenlos ihren Weg über JUNG und ALT auf die 50cm über Bahnsteigniveau angelegte Plattform – und lässt ungläubig drein blickende einheimische Gesichter hinter sich.

VIEL GELERNT … WEITER SO!

 

 

 

Dienstag, September 04, 2007

Im Nabel der Welt …

… zu wohnen ist für uns insofern nichts Ungewöhnliches, als bundesweit bekannte Provinzpolitiker nicht müde werden zu behaupten, dass unser erster Wohnsitz IM (nicht: in einem) Nabel der Welt liege.
Doch der Nabel CUSCO verströmt schon etwas Besonderes, ohne an die bekannten und weniger bekannten heiligen und profanen Stätten der Inka in der Umgebung zu denken – die stehen erst später auf dem Programm.

Cusco vermittelt an Flair so gar nichts Provinzielles. Auch wenn der Tourismus ein entscheidendes Standbein ist und mensch früher oder später an bekannten Plätzen oder in „Insidercafés, -kneipen, -restaurants“ Gesichter wiedererkennt, die einen vor Wochen schon einmal in einem Überlandbus angelächelt haben, die Stadt pulsiert auch jenseits des Fremdenverkehrs.
Die oftmals grandiosen Bauten aus der Kolonialzeit stellen alles bisher in Peru Gesehene schlichtweg in den Schatten. Ob es die Plaza de Armas mit den mächtigen Kirchen ist, die sich gegenseitig den Rang streitig machen, welche wohl „die Schönste am Ort“ ist, die ringsherum „strahlenden“ Häuser der (ehemals) Noblen oder die fast schon erdrückend wirkenden „Inkamauern“ sind, die seit über 500 Jahren so ziemlich jedem Erdbeben getrotzt haben und seit etwa gleich viel Jahren die Grundmauern vieler sakraler wie profaner Kolonialbauten bilden.

Auch wenn die Zeit- und Größenrelationen nicht zu vergleichen sind, in den engen Gassen zwischen oft sechs bis acht Meter hohen Mauern aus behauenen, nicht vermörtelten, wuchtigen Steinen zu schlendern, zwischen die keine Rasierklinge passt, und im mit Lehmziegeln aufgesetzten ersten Stock Wäsche im Fenster hängen zu sehen, hat schon etwas vom Spazieren zwischen „den Pyramiden“, die durch unterschiedliche Verkaufsstände „aufgelockert“ werden …

Und weil all diese ehrwürdigen Bauten so gar nicht museal versperrt oder aufgepeppt sind und der
Denkmalpfleger für paar hundert Soles unter Gedächtnisschwund leidet, sondern Tante Emma neben Edeldesignern, der ultimative Touroperator neben der Wäscherei, die in zwei Stunden ohne Aufpreis ins Hotel liefert, hinter diesen Mauern friedlich und all-täglich ihren Lebensunterhalt verdienen (oder auch nicht), kommt keinerlei Disneylandstimmung auf.

Angesichts der vielen Restaurants, Reisebüros und Andenkenläden gibt es schon einige Straßenzüge, denen ein gewisser „Drosselgasscharakter“ nicht ganz abzusprechen ist. Eine Seitenstraße weiter, und es riecht kräftig nach Pisse (wie in Rüdesheim), doch es sieht im Straßenbild zum Glück völlig anders aus …

Klar, dass die Einheimischen sehen müssen, wo sie bleiben, und so finden sich die einschlägigen Gewerbe auch hier: die SchlepperInnen, die für IHR Restaurant nicht nur die beste Küche Cuscos anbieten, sondern auch noch einen „Pisco sour for free“, die AnpreiserInnen der
hygienischsten und sanftesten Massageeinrichtung in town (…), die WerberInnen für den most professional tour operator und die unzählbaren Indigenas, die, ohne Fremdsprachenkenntnisse, mit ihrem Lama farbenprächtig in Szene gesetzt, fürs Foto posieren, handgestrickte Wollwaren aller Art (Fingerpuppen nach klassischen Filmmotiven inklusive) oder halbprofessionell gefertigten Silberschmuck aus Trompetenblech gefertigt zum Kauf anbieten, mitunter auch im handlichen DIN A 4 Format gefertigte Ölmalereien („My own work, amigo!“) präsentieren.

Sie könnten einem nach der fünften oder sechsten "Hello!" durchaus auf die Nerven gehen (40 Begegnungen dieser Art pro Tag sind keineswegs ungewöhnlich), doch sie können nichts dafür, auch wenn sie wissen, was sie tun, und sie lassen einen nach einem klaren „No me interesse!“ in Ruhe und scherzen auf beiderseitig geholpertem Spanisch über Gott und die Welt (und vor allem sich selbst …).

Eine angenehme, aggressionsfreie Atmosphäre, die auch durch die permanenten Sicherheitshinweise der Touristenbehörde nicht getrübt wird – und durch die Realität in den nächsten Tagen hoffentlich auch nicht.

Unser Viertel“, San Blas, gute zehn Fußminuten oberhalb der Plaza gelegen, wirkt auf den ersten Blick wie ein „Künstler- und Touriviertel“, das so auch auf jeder ägäischen Insel zu finden
sein könnte – angenehme Hostales, Unmengen an Restaurants, die sich trotz aller bereits am Nachmittag einsetzenden Animationen auch bis zum Abend nicht füllen, viele Galerien, Aussteigerklitschen usw. – doch überall dominiert durch die kleinen Alltagsdienstleistungsanbieter autochthoner Herkunft das wirkliche Leben. Und kaum wird dieses auf den ersten Blick nicht wahrnehmbare „Stadtviertel im Barrio“ verlassen, ändert sich die Welt: reine Wohn- und Gewerbe- / Gewerkeviertel, weniger gepflegte Häuser, kaum noch Sicherheitspersonal in den Gassen; dafür Menschen, die einen unbedarft ansprechen und auch nach dem fünften Satz keinen Silberschmuck anbieten …

Cusco ist schlichtweg spannend – wir kommen wieder!!!



(Fotos vom ersten flüchtigen Eindruck)

(
wikipedia zu Cusco)

(Fotos von Saqsayhuaman)

(
wikipedia zu Saqsayhuaman)

 

 

 

Freitag, September 09, 2007

Also doch noch …

… Drosselgass oder Altötting, vielleicht darf's auch Lourdes sein?
Welcher „ideell“ vergleichbare Ort fällt Euch ein, an dem mensch, um aus der Bahnhofshalle in die
„freie (und vor allem autofreie) Stadt“ zu gelangen, ein etwa fußballfeldgroßes Areal lokaler ANDENkenverkäufer im Zickzack durchlaufen muss, um an die Kasse zu kommen? ALDI vielleicht? AGUAS CALIENTES ist halt die letzte Kneipe vor dem Machu Picchu ...

In den oftmals steil ansteigenden Gassen dann die Fortsetzung des Klischees – ein Restaurant, eine Bar, ein Hostal neben dem/der an-deren, Tante Emma Läden dazwischen, die den Blick auflockern und den Geldbeutel im Vergleich zu Cusco ums Doppelte strapazieren. Doch ausgesprochen freundliche und hilfsbereite Einheimische – was bleibt ihnen auch anderes übrig, als gute Miene zum sich täglich wiederholenden Spiel der Touristen zu machen, sind genau diese doch ihr einziges Standbein, das von der Rezeption übers Ticketbüro, dem Busunternehmen zur Ruine, dem local guide übers Restaurant bis zurück zur Rezeption (und dem Zugabfertiger am kommenden Morgen) während der Hochsaison schreitet - in der Nebensaison vielleicht ein wenig humpelt …


Für das (all-) tägliche Ertragen so vieler „normal schräger“ Auswärtiger bis hin zu denen, die am Bahnsteig kniend einen
sonnenbeschienenen Felssturz anbeten oder barfuß die engen Straßen durchwandern und sich jedem noch so runtergekommenen Köter sehr körperlich widmen, sind die „Dorfbewohner“ erstaunlich normal geblieben.

Und das genau freut selbstverständlich Spießer wie uns, dass sich "zurück gebliebene" Eingeborene dem globalen Wahnsinn zwar anpassen, doch (noch) nicht hemmungslos unterwerfen – O.K., O.K., unseren Beitrag zum Wahnsinn thematisieren wir später - alles wieder gut???

Aber wer weiß – unseren ärgsten Feinden rieten wir, ein weiteres Hotel in Aguas Calientes zu errichten, möglichst am Fluss, zwischen Carretera und Bahnlinie, oder noch ein Restaurant in der Av. Pachakuteq zu eröffnen. Letzteres käme allerdings nicht umhin, während der „Happy Hour“ (hier während der gesamten Öffnungszeit – die Gäste sollen sich vom Aufstehen bis zum Schlafengehen glücklich wähnen) five for one Pisco Sour zu kredenzen, um konkurrenzfähig zu bleiben – 4 for 1 ist bereits Standard (verwöhnt wie wir aus Lima sind, haben wir ihn nicht einmal ernsthaft angeschaut ...).

Bis etwa eine Stunde vor Abfahrt des letzten Zuges Richtung Cusco wirken die Gassen relativ belebt (zum Ausklingen der Hochsaison …): Reisende aller Budgets schreiten, stapfen, humpeln, spazieren, flanieren (…) durch die Straßen, lassen sich in Cafés, Bars, mitunter auch in Restaurants (ohne sie zu überfüllen) blicken, streifen neugierig – oder tun zumindest so – durch die Galerien, Schmuck- und teils wohl sortierten Souvenirläden.

Kurz nach FÜNF dann keuchen die letzten Fußstarken, die nicht zum Zug müssen, die steilen Treppen zu ihrer Unterkunft hinauf, genießen die Dusche mit garantiert 24 Stunden heißem Wasser (letzteres sollte bei dem Namen des Ortes auch kein Problem sein …) und verteilen sich im Laufe des Abends auf die unzähligen (ich kann’s halt nicht anders, sonst hätte ich „die unendlich vielen“ geschrieben …) Restaurants.

Diese gähnen einen gegen 19:00 wie 20:30 Uhr leeeeeer an – und ebenso gestaltet sich der Gesichtsausdruck derer, die darin arbeiten oder die auf der Straße stehen und nach Gästen Ausschau halten. Eine gewisse Überkapazität also? Nicht ganz von der Hand zu weisen, doch darauf zu hoffen, dass „der Markt das schon richtet“, hieße, ans Jüngste Gericht zu glauben – ich halte es da lieber mit Neuss’ „Jüngstem Gerücht“ …

Die Gelassenheit zu erleben, mit denen die unmittelbar materiell Betroffenen dieser, unserem Empfinden nach, Vergeblichkeit des Ausharrens begegnen, macht die Leut’ gleich doppelt sympathisch …!

 




 

Sonntag, September 09, 2007

Halb Sechs in der Früh …

… und wir sitzen mit etwa 0,7% der für diesen Tag zu erwartenden Besucher des Machu Picchu gemeinsam am Frühstückstisch.

Diese zwanzig Menschen füllen gerade einen der 25 nagelneuen Daimlerbusse, in denen ab 5:30 Uhr die eher Fußfaulen auf den Berg chauffiert werden. Und hier zeigt sich mal wieder der Unterschied in der Effizienzklasse zwischen privaten und staatlichen Unternehmen (nein, wir sind nicht in der FDP, sondern in Peru …): Geordnete Schlange vorm Ticketschalter, ebenso geordnetes Einsteigen (ohne, dass die Plätze nummeriert wären - wie ist das möglich???), ab geht die Post. Gerade ein Bus vor der Nase weggefahren? Kein Problem, die Tür des nächsten öffnet sich, und das Spielchen beginnt von vorn. Super sauber der Bus, auch im Innern, schließlich wird nach jeder Fuhre entmüllt und durchgewischt, in der „Talstation“ erfolgt die Außenreinigung – und die Bezüge der Nackenlehnen hängen jeden Morgen zum Trocknen auf der Leine – beeindruckend …

Noch beeindruckender ist selbstverständlich die Stätte der Inkas – zwischen zwei Regentagen zumindest im Trockenen, teilweise im Sonnenlicht. Die wenigen Besucher zu früher Stunde verlaufen sich rasch in dem weiten Areal und so kommt es zu den hinreichend bekannten Bildern in realiter: viele Mauern, kaum Besucher. Derart lässt sich das Ganze in seiner gesamten Ausdehnung genießen.

Einmal mehr sind wir sowohl von der Einbettung in die Landschaft, vom Städteplanerischen, wie auch von der Architektur und der handwerklichen Ausführung begeistert. Die Anlage in ihrer Weite vermittelt etwas Erhabenes, auch wenn wir nicht die besondere Kraft des Ortes wahrnehmen wie die REIKI-Abordnung aus Sao Paulo, die in lila T-Shirts (wofür steht noch mal LILA?) im Rahmen einer Fortbildung durch die Heiligen Stätten der Inkas streift – es handelt sich übrigens um die 0,7% aus unserem Hotel.

Zum späten Morgen dann füllen sich die Gassen und Terrassen mit den „Bahnfahrern“, die das Programm an einem Tag abwickeln, und mit den Trekkern vom Inkatrail. Zum Glück gibt’s genügend freie Rückzugseckchen.

Am frühen Nachmittag lichten sich sowohl der Himmel als auch die Reihen der Besucher, und so haben wir die Steine im Sonnenlicht noch eine Weile (fast) für uns alleine, bevor wir uns zurück ins Tal kutschieren lassen, um durch die Drosselgass zu unserem Hotel zu finden, gerade rechtzeitig, um dem Regen eins auszuwischen.
Neun Stunden Machu Picchu schaffen vereint mit einem Bier die solide Grundlage für eine ausgedehnte Siesta…



 

 

 

 

 

 

Donnerstag, September 13, 2007

Urlaubseindrücke …

… aus dem Valle Sagrado de los Incas
Und was den letzten Nachfolgern präkolumbia
nischer Kulturen in diesem Landstrich heilig war, sollte uns nicht egal sein, bergen doch deren Zeugnisse gemeinsam mit den An- und Aufforderungen der Landschaft durchaus die Gefahr, aus einem Aktiv- einen HYPERaktivurlaub werden zu lassen.

Nicht ohne Grund ziehen wir bei der Wahl unseres "Urlaubsziels" nach dem Trubel am und um den Machu Picchu das nahezu touristenfreie Städtchen
URUBAMBA dem lebhafteren, kleineren Ort Ollantaytambo vor. So logieren wir als einzige Gäste in einem palastartigen Zimmer einer Familienpension einen Steinwurf weit von der Plaza. Die Wirtsleut’ geben sich alle erdenkliche Mühe mit uns, die Tante Emmas, die Mototaxifahrer und die Restaurantbesitzer auch …

Einen Sol per pax (25 Cent) im Colectivo (ca. 25 km) von Ollanta entfernt
genießen wir bereits nachmittags die abendliche Ruhe und machen uns morgens wieder auf den Weg zu Ruinen und/oder Landschaft, „Berufs“pendler im Urlaub eben …

Die Ruinen von
OLLANTAYTAMBO vermitteln sehr viel stärker den Eindruck einer Festung als Machu Picchu. Ihre ausgebauten Terrassen setzen sich entlang der Hänge jenseits der mächtigen Mauern bis weit in die Seitentäler fort. Auch wenn landwirtschaftlich nicht mehr genutzt, sind sie dank des vor achthundert Jahren ausgeklügelten Be- und vor allem Entwässerungssystems gut erhalten und werden zumindest den Unbilden der Natur noch eine Weile trotzen.
Dem Ort selbst sieht man das städtebauliche
Konzept der Inkas deutlich an, bilden doch die Außenmauern der ehemaligen Bauwerke so gut wie alle die Grundmauern der heutigen Gebäude – die Führung der Gassen ist unverändert geblieben, so wie in vielen Kernen mittelalterlicher Städte Europas.

Den Sonntagsmarkt in WILLOQ besuchen während unseres Herumstromerns gerade mal noch fünf weitere Ausländer (US subjects peruanischer Herkunft nicht eingerechnet …). Aus den verstreut liegenden Weilern und einzelnen Häusern „strömen“ Kind und Kegel herbei, um eigene Erzeugnisse gegen all das einzutauschen, was selbst nicht hergestellt werden kann, vornehmlich Salz, Öl, Toilettenartikel, synthetische Fasern.

Tja, und dann ist da noch die chicha, die aus großen Bechern und reichlich genossen wird … Es genügt uns, zu Zeugen des Herstellungsprozesses herangezogen zu werden - danach lehnen wir dankend ab, zu Zeugen ihres Geschmacks zu werden ...

So fremd und nüchtern wir auch scheinen, die Einheimischen nehmen es nicht krumm, sondern uns interessiert wahr. Wir „müssen auch nichts kaufen“; es ist O.K., sich einfach irgendwo dazu zu setzen. An diesem Ort laufen Tratsch und Informationsaustausch mit uns über die youngsters, die verstehen nämlich Spanisch, ihre Eltern ausschließlich Quetschua …

Eine Viertelstunde Überlandbus (ohne Klassifikation) und paar Taximinuten von Urubamba entfernt liegt
MORAY, eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt der Inkas. Windgeschützt, ganztägig der Sonne – oder dem Mond – ausgesetzt und höchst kontrolliert bewässert, waren wohl die Temperaturen auf den unterschiedlichen Terrassenebenen die einzigen variablen Parameter. Optimierung der Produktion bereits vor dem Eingreifen der Europäer - klingt doch fast schon wieder vielversprechend für die Zukunft …

Gut dreihundert Höhenmeter tiefer und reichlich sechs Kilometer entfernt tritt unterhalb der Ortschaft MARAS Wasser aus dem Berg, hinter dessen Salzgehalt sich die Nordsee verstecken kann. Angeblich wussten bereits die Inkas gut damit umzugehen, zuzutrauen ist es ihnen, verbürgt angeblich auch.
Heutzutage rackern sich einige Menschen während der „Trockenzeit“ damit ab, das „weiße Gold“, das auch nicht mehr so glänzt wie früher, in heimischen Gefilden (z.B. auf dem Sonntagsmarkt in Willoq) los zu werden. Importprodukte aus Übersee sind qualitativ besser, weil reiner, und von den hiesigen Großverbrauchern stärker gefragt …

Es wäre vermessen, die handwerklich künstlerischen Produkte aus Natur- oder Kunstfasern, die sorgsam bearbeiteten Früchte des Feldes, das angebotene Stein-gut, -zeug, die Steine an sich sowie die
unterschiedlichen in Form gebrachten Hölzer generell als Andenkenkitsch abzuqualifizieren. Es findet sich jedoch recht viel desgleichen unter gewiss einigen sehr schönen und edlen Stücken auf der Feria Artisanal, die an drei Tagen der Woche die an und für sich recht nette Plaza de la Constitution in PISAQ in eine Plastikplanenarena verwandelt, die auch so manchem weit gereisten Menschen einen Tunnelblick aufzwingt … Fehlen noch die Geldwechsler und Wucherer - und der bärtige Zimmermann von vor 2000 Jahren hätte vor dem Haus seines Vaters jede Menge aufzuräumen …

So bleibt uns vom Städtchen eher der höchst angenehme Blick „von oben“ in Erinnerung - und die Vorstellung, wie angenehm es auf uns gewirkt hätte, wären wir an einem marktfreien Tag dort gewesen.

Die Ruinen allerdings prägen sich nicht nur ob des anstrengenden Aufstiegs über die steilen Treppen durch die Terrassen ein. Die Anlage mit ihren Bastionen und den deutlich auseinander liegenden verschiedenen „Ortsteilen“ ist so völlig anders als alle bisher erlebten Städte und Stätten der Inkas …
Beeindruckend auch die alten Gräber (angeblich 9000 an der Zahl), die talwärts in die senkrechte Wand eines Bachufers geschlagen und deren Öffnungen dann mit Lehmziegeln zugemauert worden waren. Kein Grab allerdings, dass nicht schon längst geöffnet worden wäre und uns während des Abstiegs zurück zu den Plastikplanen an der EWIGEN Ruhe zweifeln ließe …



(Fotos von Ollanta)

(Fotos von Ollantaytambo)

(Fotos vom Sonntagsmarkt in Willoq)

(Fotos von Moray)

(Fotos von den Salinen von Maras)

(Fotos von Pisaq)

(Fotos von Chinchero)

(Infos zu Chinchero)

 



 

Dienstag, September 25, 2007

Wieder voll auf der Höhe ...

Nach gut acht Tagen im Tiefland des Amazonasbeckens (dazu gehört der Rio Alto Madre de Dios im Manu Nationalpark) gewöhnen wir uns einmal mehr an die dünne Luft in Cusco, lecken unsere eher zu vernachlässigenden Wunden, die von Moskitos gerüsselt oder von Sandflöhen gebissen worden sind und be- / verarbeiten unsere Eindrücke und Fotos einer höchst spannenden Tour.

Satt genug gesehen an den steinernen Zeugnissen der Inka, entspannen nach dreistündiger Busfahrt (ja, ja, auf einspuriger,
holperiger Schotter- bzw. Kiespiste) die auf einem Bergrücken gemauerten Gräber der Colla-Kultur unseren Blick. Im fernen Puno soll den Meistern das Mauerwerk technisch und ästhetisch noch besser gelungen sein – wir werden darüber berichten …

Die weiten, eher sanft geschwungenen Täler, bis in die höchsten Hänge intensiv bewirtschaftet, ziehen sich bis kurz vor den Pass bei Acjanaco (3.500m) und zeugen vom Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Getreide. Die keineswegs ärmlichen Häuser der Bauern fallen erst beim zweiten hinschauen auf, sind sie doch in den Farben der Erde gehalten, aus der sie erbaut sind.


Von nun an geht’s bergab: Auf den nächsten Höhenmetern folgt eine
Graslandschaft, die puna, von wenigen Büschen aufgelockert. Die Hänge fallen steiler ab, die Täler werden deutlich enger und sind unterhalb von 3000m fest in der Hand des Bergregenwaldes, der wie eine dichte grüne Decke über sie geworfen ist. Unterhalb von 700m lässt uns dann der „klassische“ Regenwald nicht mehr los.
Als erste Spezies an exotischem Getier begegnen uns die
Cock of the Rocks, die auch uns Nicht-Birdwatcher begeistern.

Nach insgesamt zehn Stunden im Minibus schüttelt unsere international besetzte Neunergang (eine pensionierte Kollegin und wir beide treiben das Durchschnittsalter erheblich in die Höhe) die müden Knochen auf dem Weg zum Boot, das uns auf dem Madre de Dios in einer halben Stunde über einige Stromschnellen hinweg zu unserer ersten Dschungellodge (Rio de Oro) bringt.

Pünktlich zum ersten Kerzenschein lassen wir die Moskitonetze über die Betten und uns nach einem guten Nachtmahl hinterher fallen …

Der Lärm, den all die vielen nachtaktiven Viecher im Dickicht schlagen, geht im Gemurmel des Flusses und im verbreiteten Schnarchen redlich müder Biospäreninteressierter unter – die relevanten Sphären sind in dieser Nacht deutlich regenerationsbezogen …

Mit den ersten Sonnenstrahlen legen wir, frisch wie der junge Tag, ab und sichten bald danach die größte Ratte der Welt, ein Wasserschwein. Das arme Tier, sichtlich irritiert, macht seinem Namen alle Ehre und verzieht sich schnell wie die Sau ins Wasser.

Im Wurzelwerk eines der vielen in den Fluss gestürzten Baumriesen hat sich ein Faultier zum Verschnaufen auf der Reise von einem zum anderen Ufer zurück gezogen. Ihm wäre es gewiss lieber, wenn wir es nicht bestaunten  …
Nachdem wir die Namen all der bekannten und unbekannten Wasservögel (von Kormoranen über Reiher bis zu Ibissen) rauf- und runterbeten können, sprich, nach neun Stunden im selben Boot, von einem Stopp in der Verwaltungshaupt"stadt" des Distrikts und einem kühlen Bier unterbrochen, landen wir in der „Blanquillo-Lodge“.

Lager herrichten, "Mittag"essen fassen und ab ins „Ewige Grün“. Der Dschungel lebt und ist auch tagsüber alles andere als leise. Auf engen Pfaden begegnet uns viel an diversem GRÜN und BUNT; unterschiedliche Arten Affs lachen über und pissen auf uns, Papageien aller Couleur geben ihren Kommentar dazu.

Mit einbrechender Dunkelheit schippern wir in einem hölzernen Doppelrumpfboot auf einem ruhigen Altarm und hören, wie sich der Schichtwechsel im Regenwald vollzieht. Nach all den Moskitos, Glühwürmchen, Leuchtkäfern und kaum mehr sichtbaren Vögeln präsentiert unser Guide ein Highlight – einen "mal eben mit der Hand" gefangenen jungen Black Caiman.

Auf dem Rückweg lockt er dann ganz geschickt einige achtbare Vertreter der Gattung Tarantel aus ihren Löchern. Mit dem Gesicht in Spinnweben hängen zu bleiben, vermittelt uns nur noch einen stark eingeschränkten Vergnügungswert, auch wenn die haarigen VertreterInnen mit Netzen nichts an den Zangen haben …
 

Das Nachtmahl und der folgende Tiefschlaf sind mehr als verdient.

Letzterer wird gegen 4.30 Uhr (übliche Weckzeit) von einem lange anhaltenden donnernden Brüllen mit anschließendem Röcheln nachhaltig beendet. Ja sind wir denn in Namibia? Das Gebrüll wiederholt sich, bis die verursachenden zwölf (12) Kilo Lebendgewicht des Roten Brüllaffen das beanspruchte Terrain gebührend abgesteckt haben; geklungen hat’s wie ein Barriton aus dem Körper eines Elefanten, doch beide haben hier nichts zu suchen …

Den Vormittag verbringen wir an einer Aralecke, wo sich die Vögel mit Salzen
und Mineralien eindecken und uns ob ihrer bunten Farben und ihrer Flugkünste hellauf begeistern. Besonders die unterschiedlichen Macaws lassen jeden Tuschkasten vor Neid erblassen.

Nachmittags verspotten uns auf schmalen Pfaden einmal mehr all die Affen, die uns bis dahin noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Zum Trost dürfen wir schließlich auf eine Plattform klettern, die gut 40m über dem Boden auf einem Ceibabaum thront und den Blick übers Blätterdach frei gibt. Neben uns tummeln sich Tukane, unter uns vergnügen sich Wasserschweine beim Nachmittagsbad und über uns gibt’s endlich keine Affen mehr …

In aller Frühe bepaddeln wir einen anderen Altarm auf der Suche nach den
Riesenottern. Einen bekommen wir mehrmals kurz zu Gesicht, bevor er, uns Touristen überdrüssig, nachhaltig abtaucht. Ist O.K. so.

In der folgenden Nacht, eine Bootsstunde flussaufwärts bei Maquisapayoj, die wir auf einer Aussichtsplattform im Schlafsack unterm Moskitonetz an einer Tapirlecke verbringen, hören wir laut und deutlich all die körpereigenen Geräusche - die eigenen wie die der Nachbarn - wenn wundert's, dass sich kein Tapir blicken lässt.

Dafür hüpfen uns auf dem Rückweg zum Lager jede Menge Pfeilgiftfrösche über den Weg.

Der folgende Nachmittag gibt uns eine Kostprobe von Regen in der Regenzeit. Und dieser Regen übt bloß, wie unser Guide meint – reichlich Zeit zu einer ausgiebigen Siesta, um all den Schlaf nachzuholen, von dem wir meinen, dass wir ihn versäumt hätten …

Entsprechend fit bringen wir die vier Stunden Bootsfahrt hinter uns, die am Ufer einer Lodge enden, welche ein
zahmes Tapir ihr Eigen nennt. Zum Teufel mit durchwachten Nächten, auch ein Privatzoo hat sein Gutes.

Mit einem Umweg und einem ausgiebigen Bad in heißen Quellen, das unsere verkannte ursprüngliche Schönheit vor dem DSCHUNGELCAMP weitgehend wieder herstellt, erreichen wir unseren Ausgangspunkt.

Spät am folgenden Morgen, gegen 7.00 Uhr, legen wir die letzte kurze Etappe im Boot zurück, bevor uns zwölf Stunden später der Straßenlärm Cuscos um die Ohren schlägt.


Nach einer heißen Dusche, die letzte persönliche und Mückenschutzgerüche wegspült, bleiben nur noch die tollen Erinnerungen ans Abenteuer im Regenwald …



(Fotos von der Manu Tour)

(
wikipedia zu Manu Nationalpark)

(
Amazontrail Tourverlauf)

 

 

 

Dienstag, September 25, 2007

Auch wenn ...

… die Tagestemperaturen allmählich spätherbstliche mitteleuropäische Werte annehmen, die nahende Regenzeit ihre Wolken und Schauer vorausschickt und wir der fugenlos gefügten Steine und Steinblöcke der Inkamauern so allmählich überdrüssig werden, Cusco hat was …

Sicher, im Umkreis von 300m um die Plazoleta San Blas, „unserem Quartier“, ist die Dichte an Unterkünften fast aller Preiskategorien, an Bars, Cafés, zu allen Essenszeiten gähnend leeren Restaurants mit „typical Inka Food“, an Kunstgalerien (wobei die Diskussion über Kunst nicht bei dem Stück Butter, das an der Decke klebt, anfangen muss), an Internetcafés und Wäschereien, die einem ohne Aufpreis das Kilo gebügelt nach Hause liefern, so hoch, dass einige Seiten im
Telefonbuch mühelos mit den Anschriften zu füllen sind. Doch zwischen all diesen Segnungen des Tourismus gibt es richtige Wohnungen, in denen richtige Cusquenos leben. Außerhalb dieser Bannmeile, hügelaufwärts, beginnt dann „das wirkliche Leben“ – Wohnhäuser, kleine Werkstätten, Kleingärten, in denen nicht nur die Wäsche zum Trocknen hängt.

Vor dem Templo San Blas bieten Andenkenverkäufer ihre Schätze an. An der Ecke der Cuesta San Blas posieren Frauen aus
Chinchero mit einem reich geschmückten Lama fürs Foto. Wem die Bäuerinnen in ihrer Tracht zu faltig sind, knipst die mitgebrachten Töchter oder Enkeltöchter, aus deren Tragetücher paar putzige Welpen oder ein Zicklein schauen; dos Soles per Foto …
Gegenüber gart jemand Maiskolben und brutzelt Maisplätzchen. Paar Schritt weiter bergab, an der Sackgasse, verkauft wer Süßkrams und alle denkbaren in Plastikflaschen abgefüllten nicht-alkoholischen Getränke.

Vor drei Wochen haben ein paar zugereiste Didgeridoospieler und ein Jongleur seinen Standplatz eingenommen und ihn für einen Abend seiner Geschäftsgrundlage beraubt. Seitdem bietet er seine Genüsse bereits am frühen Nachmittag an, wenn die Freaks noch schlafen. Sie werden seitdem dort nicht mehr gehört …

Einige Hauseingänge sind fest in den Händen einer vierköpfigen Familie, die aus Schuhkartons heraus Halbedelsteine verkauft. Der achtjährige Spross garantiert, dass jeder seiner Kristalle ein Glücksbringer sei. Vielleicht wäre er in der Schule besser aufgehoben. Vielleicht, denn er eilt zum Münztelefon, um mit seiner Mutter die unterste Preisgrenze auszuhandeln und danach dem interessierten Touristen das Wechselgeld auf den Centavo genau herauszugeben. Außerdem liest er die Schlagzeilen des lokalen Revolverblattes, oder schaut er sich vielleicht nur die eindeutigen Bilder an? Vielleicht eben …
 

Die junge Mutter, die paar Gehwegstufen tiefer an der Hauswand lehnt, streckt uns noch nicht mal resigniert ihre Finger entgegen, auf denen handgestrickte bunte Fingerpuppen stecken. Wir sind heute schließlich bereits dreimal an ihr vorbei gegangen, ohne großes Interesse zu zeigen. Doch sie erwidert unseren Gruß und unser Lächeln.
Nur der Kurze neben dem Eingang zu einer Tienda, in der eine alte Frau genau das verkauft, was er in seinem Bauchladen anbietet, ist neu hier.

Spätestens an der Kreuzung Choquechaka tauchen die ersten fliegenden Kunsthändler auf,
öffnen die in Ziegenleder gebundenen Sammelmappen und präsentieren Malereien, Drucke und Zeichnungen mit „My own work!“. Paar Blocks weiter werden haargenau die gleichen Sammelmappen mit haargenau den gleichen, wenn auch anders sortierten, Kunstwerken mit haargenau den gleichen Worten präsentiert.
 

In der Gasse weist ein älterer Herr auf den berühmten zwölfkantigen Stein in der Mauer hin und hofft auf einen Sol. Gegenüber lehnt ein als Inka gedresster Goldhelm – seine Gesichtszüge scheinen höchst authentisch – und posiert fürs Foto.
 

Wer immer die Leute hier darauf gebracht haben mag, dass mit Fußzonenreflexmassage oder Reikianwendungen Geld zu verdienen sei, er hat dafür gesorgt, dass einen auf einem Abschnitt von 50m mindestens zehn Mädels oder Jungs auf Massagen ansprechen. Sollten sie nicht erfolgsgebunden honoriert werden, sondern fürs Abstehen der Zeit, hat Reiki wenigstens diesem winzigen Teil der Menschheit einen (er-)zählbaren Segen gebracht …

Paar Schritte weiter Richtung Plaza halten uns die immer gleichen Anwerberinnen die immer gleichen Speisekarten der immer gleichen Restaurants mit dem immer gleichen Erfolg unter die Nase - „No, gracias!“ - und antworten mit den immer gleichen Scherzen. So kommt jeder auf seine Kosten.
All diesen Menschen ist gemeinsam, dass sie versuchen, etwas zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen, so aussichtslos manche „Gewerbe“ auch in unseren Augen scheinen mögen. Hier gibt bestimmt keines der Kinder als Beruf des Vaters „Sozialamt“ an …

Die Plaza de Armas, DER Anziehungspunkt für Touristen, ist keineswegs ausschließlich in ausländischer Hand, na gut, die umliegenden Bars, Cafés, Restaurants, Galerien, Schmuckläden, Reiseboutiquen und die Stufen zur Cathedral vielleicht ausgenommen. Doch die Plaza mit ihren Bänken teilen sich
Einheimische wie Ausländer. Da wird vorm Springbrunnen posiert, auf den Bänken Zeitung gelesen, für die nächste Übung in der nahe gelegenen philosophischen Fakultät gebüffelt, geflirtet, flaniert oder einfach nur geschäftig vorbei gegangen, nicht etwa geeilt …

Auch wenn die Umsätze und Einkommen in diesem Block überwiegend von Devisenbringern bestritten werden dürften, paar Schritte weiter, in der Avenida del Sol, verlieren sich die zahlreichen Fremden unter den weitaus zahlreicheren Qusquenos, die auch Geld ausgeben. Und hinter San Pedro lebt sich’s weitgehend touristenfrei.

Egal, wo mensch Einheimischen begegnet, sie sind freundlich, versuchen zu helfen, zeigen sich interessiert wie in all den anderen Orten Perus, die wir bisher bereist haben. Doch dass sich diese Haltung auch in der Touristenhochburg Cusco bewahrt, freut uns besonders.

Hasta luego, Cusco!!!

 

 

 

Donnerstag, September 27, 2007

Sehr viel beeindruckender ...

… als die Stadt selbst ist die Fahrt von Cusco nach PUNO.

Relativ schmale Täler, die von zunächst sanft ansteigenden Rändern eingefasst sind, weiten sich mit zunehmender Höhe und werden später nach den ersten Hügelketten von schroff ansteigenden Bergwänden eingerahmt. Auf den 5.000ern liegen Spuren von Schnee; teils sind sie in den Senken unterhalb der Gipfel von Gletschern bedeckt. Viele Bergflanken zeigen jedoch nur noch Spuren der Vergletscherung – globale Erwärmung auch hier …

Etwa zwei Stunden nach Cusco führt die Straße durch die Hochebenen des Altiplano, Weiten wie in Namibia – auf 4.100m Höhe. Dörfer finden sich nur vereinzelt, Weiler sind schon zahlreicher, vorherrschende Siedlungsform sind kleine bis mittlere Einzelgehöfte, meist von Baumhecken oder kleinen Wäldchen umgeben. Ansonsten gedeihen in dieser Höhe alle möglichen Mais- und Kartoffelsorten. Die Talsohlen werden für den Ackerbau genutzt, die Steilhänge für die Weidewirtschaft. Wasser fließt jede Menge durch die weiten Ebenen.

Kurz vor
Puno, den Titicacasee bereits vor Augen, ziehen sich Be- bzw. Entwässerungsgräben zwischen den Äckern entlang – wie zu Inkazeiten …

Dass die Stadt eine spanische Gründung ist, springt einem nur hin und widerwillig ins Auge,
verschandeln doch Bank- und Verwaltungsgebäude selbst die Plaza de Armas. Auch wenn Fensterformen, Türstürze und „typische“ Balkone kleinere, bürgerliche Kolonialbauten vermuten lassen, sind die Fassaden mit Farben zugekleistert, von Werbeaufschriften und Plakatwänden verstellt und nur noch wenig attraktiv.

Dennoch hat die Stadt mit ihren freundlichen und lebensfrohen Menschen (jeden Tag mehrere Um- und Aufzüge, die von Blechblasorchestern und / oder Tanzgruppen begleitet werden, welche sich keinesfalls mit den religiös motivierten Prozessionen ins Gehege kommen – jedem seinen Heiligen, ob Cusquena oder Franz von Assisi) etwas ausgesprochen Liebenswürdiges.

Und paar nett zurecht gemachte Hinterhöfe, in denen man der erstgenannten Heiligen oder auch einem exzellenten Kaffee frönen kann, gibt’s auch - in der Bar im Casa del Corregidor zum Beispiel.

Neben den „üblichen“ Museen lockt das der M.S. YAVARI an eine Mole im Titicacasee. Das ehemalige Kanonenboot erinnert entfernt an den Spleen des Sr. Fitzcaraldo, weiß jedoch britische Ingenieure hinter der Idee: In Großbritannien zunächst komplett gebaut, dann in Einzelteile zerlegt, die nach ARICA geschippert wurden, per Zug nach TACNA gelangten, auf Muli- und Menschenrücken ins Altiplano transportiert und am Titicacasee wieder zusammengesetzt wurden, pflügte das Schiff jahrzehntelang durch das höchste schiffbare Gewässer …


 

(Fotos von Puno)

(Fotos der M.S. YAVARI)

(Infos zur M.S. YAVARI)                                     

 



 

 

Verhagelt ...

… hat es uns die Tour zu den Grabtürmen der Colla und der Inka nicht, obgleich uns die Schauer deutlich machen, dass die Regenzeit bevor steht und in dieser Höhe aus Regen mal eben Eis werden kann. Kölner Kreise haben uns bereits darauf vorbereitet …

Doch passt die düstere Wetterlage mit ihren verwunschenen Lichtverhältnissen hervorragend zu dieser Ruhestätte und lässt sie gewiss mysthischer erscheinen als im Sonnenlicht (keine
Panik, hier ist niemand auf dem Esotrip …).

Aus einem Hügel bei
Sillustani über dem Umayosee ragen recht unterschiedliche Chullpas, die meisten mit rundem Grundriss, manche aus großen Steinblöcken passgenau zusammengefügt, andere eher wie Trockenmauern aufgeschichtet.
Im Innern je nach Größe eine oder mehrere Grabkammern bergend, waren die Türme Ruhestätte für bis zu 20 Mumien, die in Hockstellung in Nischen bestattet wurden und die sich ob der konischen Form des Gebäudes in einer Ruhe“runde“ gegenüber saßen …

Mit den letzten Sonnenstrahlen machen wir uns vom Acker, um einen sorgfältig bewirtschafteten anderen aufzusuchen: Im Gehöft einer Aymarafamilie dürfen wir uns in Ruhe und unter kundiger Führung umsehen.

Was vom ummauerten Geviert her recht beachtlich scheint, birgt in kleinen Einzelhäusern gerade einmal Platz für eine achtköpfige Familie. Ackerbau auf den terrassierten Hügeln und in der von Gräben durchzogenen Ebene sowie Viehwirtschaft (Lamas, Alpacas, Rinder und Schafe) sind das entscheidende Standbein der Landbewohner. Touristen sind das zweite, das zunehmend wichtiger wird, ohne dass die Bauern auf die täglichen Reisen zum Markt in Puno verzichten könnten.



(Fotos vom Ausflug nach Sillustani)

(Infos zu Sillustani)

 



 

 

Freitag, September 28, 2007

In die Binsen ...

 
… geht hier, wer das Tortoraschilf schneiden möchte, aus dem von Matratzen über Sitzmöbel bis hin zu (z.B. Thor Heyerdahls „Ra“ bekannten) Schiffen alle möglichen Gebrauchsgegenstände gefertigt werden.

Ein coletivo setzt uns in CHIMU, einen Steinwurf weit von Puno entfernt, vor dem bescheidenen Anwesen eines Bootsbauers ab. Dass dieser sich auf Einmann-Balsas und Rennboote spezialisiert hat,
in denen er selbst Wettkämpfe bestreitet, tut unserem Forscherdrang keinen Abbruch, zeigt der junge Mann doch sichtlich Freude daran, seine Produktpalette vorzuführen, den Herstellungsprozess wie die Einsatzmöglichkeiten und die Haltbarkeit ausführlich zu kommentieren und zu demonstrieren - Trockenpaddeln.

Über die verschiedenen Verarbeitungstechniken u
nd gewisse Tücken des Schilfrohrs informiert, wagen wir uns dann, eine profane open-air Manufaktur aufzusuchen, in der in PARTNERarbeit (für Peru außer in ganz armen Bauernfamilien keinesfalls selbstverständlich) Matratzen hergestellt werden. Freundlich und zugeneigt wie bereits der Bootsbauer erklärt uns das Paar die Arbeit Schritt für Schritt. Fehlt noch das Probeliegen …

Wer die Nase voll hat vom Mattenflechten, kümmert sich um volle Töpfe und setzt schon mal Kartoffeln, erst in die Erde, später aufs Feuer …

Egal wer was wo auf den Feldern arbeitet, hier wird gegrüßt, gewunken und, sofern in Hörweite, gescherzt. So wünscht uns ein fast pechschwarzer Uro (demnächst mehr über diese Volksgruppe) „Gute Reise nach La Paz!“. Als wir ihm eine halbe Stunde später auf unserer Rücktour „Schöne Grüße aus La Paz“ ausrichten, meint er nur, dass wir für die kurze Strecke reichlich Zeit gebraucht hätten … (La Paz liegt gut 280 km entfernt …)

Derartige Begebenheiten sind durchaus dazu angetan, uns mit dem Titicacasee und seinem, bei bedecktem Himmel, frostigen Klima auszusöhnen. Bleibt abzuwarten, womit uns die kommenden beiden Tage während der „Inselrundfahrt“ glücklich machen …


(
Fotos vom Schilf)

 



 

 

Dienstag, Oktober 02, 2007

DER See ruft ...

… und wir eingefleischten Landratten können nicht widerstehen, jenem Gewässer, das dreizehn mal größer ist als der Bodensee und zudem noch auf 3.810m Höhe liegt, Tribut zu zollen.

Mit 18 weiteren Reisenden unterschiedlicher Nationalität und höchst unterschiedlichen Alters – wir gehören selbstredend zur Spitzengruppe – legen wir früh morgens in Puno zu einer zweitägigen Inseltour ab und erreichen nach knapp einer Stunde die
schwimmenden Inseln der UROs.

Diese recht dunkelhäutige Volksgruppe widerstand ewig den Inkas, weil sie sich bereits damals auf ihre künstlichen Inseln zurückziehen konnten. Heute lebt ein Teil der Nachfahren sicher in festen Häusern auf dem Festland, während die andere Hälfte (weil sie nicht sorgfältig genug abgewaschen hat oder so) eine Zeit lang auf ihren Schilfteppichen Touristen empfangen muss, die den „Lonely Planet“, das „Reise-Know-How“, den „Guide Routard“ oder ähnliche Reiseführer zu Rate gezogen haben …

Bei allem Deppencharakter der Tour, nachdem der/die Unglückliche im Ausguck das Touriboot geortet
und angekündigt hat, erfährt mensch durch authentische Guides viel über das, was diese Inseln und ihre Bewohner früher einmal ausgemacht haben.

Auch heute, wo weder Fischfang noch Vogeljagd das Leben bestimmen, sind Konstruktion und Wartung der künstlichen Inseln den alten Bräuchen unterworfen, die mehr von physikalischen Gesetzmäßigkeiten bestimmt als mysthischem Getue unterworfen sind. Entsprechend saufen diese 900 Quadratmeter Schilfdickicht auf 50cm dickem Wurzelgeflecht den Naturgesetzen gehorchend gnadenlos ab, wenn nicht entsprechend gewartet, sondern einfach nur gewartet wird ...

Durch den Totora-Gürtel schafft das Boot schließlich den Weg in den offenen See. Solange die Ufer noch eine Art optische Begrenzung liefern, macht der Geist fast alles mit. Doch wenn erst einmal die zangenartig aufeinander zustrebenden Halbinseln passiert sind, liegen die Eilande vor einem wie in einem MEER. Die Wolkenbildung und die Schlieren niedergehenden Regens lassen einen ahnen, wo die Küsten- / Uferlinie verläuft …

Am frühen Nachmittag gehen wir auf AMANTANI an Land, wo es ausschließlich private Unterkünfte mit Familienanschluss gibt. Diese Insel ist mit neun mal fünf Kilometern nicht gerade winzig und wird mit ihren ausgefeilten Terrassenanlagen noch heute landwirtschaftlich
genutzt. Ackerbau und Viehzucht sorgen für den Magen, der Tourismus mit seinen Bareinnahmen für die Moral …

Letztere hat in der liebenswürdigen und bescheidenen Gastfamilie von Serafin und Teosofia keineswegs gelitten. Wir nächtigen im größten Zimmer, dürfen die Ruhe des ersten Stocks und elektrischen Strom genießen und werden nett bemuttert…
Die Küche ist einfach, doch schmackhaft, die Gemüsesuppe voller Gemüse, der Tee erweckt Tote und das Omelett lässt jedes Eigelb erblassen …

Dass diese mysthifizierte Insel uns nicht zu Esotherikern macht, soll kein Vorwurf sein, dass sie etwas Mysthisches an sich hat, ist nicht zu leugnen.


Beim spätabendlichen Beisammensein mit der lokalen POPGROUP und unseren „Gasteltern“ haben alle ihren Spaß, vor allem letztere. Und der südliche Sternenhimmel erinnert verteufelt an die „Zeit damals down under …“


Es wirkt als gelebte Tradition, dass Gäste im Sonntagsstaat empfangen und im Sonntagsgewand an der Mole verabschiedet werden. Zu Hause ist Alltagskleidung angesagt. Es kostet allerdings alle spanischen Überredungskünste, sich zum gemeinsamen abendlichen Beisammensein nicht in lokale
Trachten werfen zu müssen – Ponchos ausgenommen …

Nach einem eiweißhaltigen Frühstück und der Verabschiedung durch unsere Gastfamilie pflügen wir im rechten Winkel durch die Strömung, um nach gut einer Stunde auf
TAQUILE zu landen – Tequilla wäre bestimmt nicht schlechter gewesen …
Der Weg von der Mole zum Hauptort ist schweißtreibend und spannend, der Hauptort und seine Plaza eher enttäuschend …

Dafür lassen uns ein eher ungewollter Rundweg und Pfade durch eingefriedete Felder an kleinen
Gehöften vorbei zu einigen Ruinen (hier ist der UM-Weg das Ziel) die Insel und vor allem die Menschen vor ihren Häusern wieder deutlich sympathischer erscheinen. Ansonsten wirkt Taquila derart touristenverseucht, das wir den positiven Zeilen des Reise-Know-Hows aber auch gar nichts abgewinnen können …

Der Abstieg zum Meer ist trotz aller angekündigter 500 Stufen relativ einfach zu bewerkstelligen. Die Einwohner mit Bierkästen in ihren Tragetüchern bergauf steigen zu sehen, rechtfertigt den eher hohen Bierpreis – selbst wenn jede Sau (in diesem Fall drei Ferkel) den steilen Weg zum
Hauptort getragen werden muss. Vom Klopapier über Colakästen, von der Matratze übers Wellblech für die Dächer bis zur Packung „pasta“, alles wird die Treppen hoch geastet.

Warum die Kommunen nicht in paar Mulis investieren, bleibt uns trotz aller Nachfragen verschlossen. Mensch muss ja auch nicht alles wissen …



(
Fotos von den schwimmenden Inseln der Uros)

(
Fotos zu Amantani)

(
Fotos zu Taquile)

 

 

 

 

 

Donnerstag, Oktober 04, 2007

Wenn schon nicht in Rio, ...

… dann wenigsten am Titicacasee: COPACABANA, die Stadt, deren heilige Jungfrau jener kleinen Kapelle am Strand von Rio den Namen gegeben hat …


Na gut, der Höhenunterschied ist beträchtlich, die Weitläufigkeit des Strandes ebenso eingeschränkt wie der Anblick atemberaubender weiblicher Schönheiten (meint Barbara, Willi hält sich da mal lieber raus …).

Doch es ist tagsüber sehr viel wärmer als in Puno und die täglich strahlende Sonne vermittelt einem das Gefühl: Hier könnte man Urlaub machen – fast so wie am Gardasee …
Die Stadt wirkt deutlich zweigeteilt: Am Strand, vor allem in den Bars und Restaurants, sowie in der 6 Agosto, die von der Mole zur Plaza Mayor ansteigt, wimmelt es von bolivianischen wie ausländischen Touristen.

Augenfällig sind die vielen hängen geblieben jungen Europäer, denen nichts anderes einfällt als den allseits bekannten Silberschmuck auf kunstvoll gewebten Tüchern anzubieten. Wenn’s Geschäft gerade mal nicht läuft – meistens – werben sie um Hungrige für „ihr“ Restaurant oder flechten hellblonden Mädels afrikanische Zöpfe.

Im Rest der Stadt finden sich zwar jede Menge Unterkünfte und Restaurants, doch nur wenige
Fremde. Die treiben sich eher um die Plaza herum oder stehen in den Warteschlangen vor einer der beiden Banken. Ansonsten sind die Einheimischen wunderbar unter sich. Sie nehmen es einem jedoch alles andere als übel, wenn man in „ihren“ Straßen stromert. Von den Fremden äußerlich, wenn auch nicht monetär, recht unbeeindruckt, bringen sie ihnen mittleres Interesse und größere Freundlichkeit entgegen.

Wenn ihnen schon im Laufe der Jahrhunderte nicht gelungen ist, den Geisterglauben auszurotten, machen sich manche Kirchenvertreter den „Aberglauben“ einiger Einheimischer zu Nutze, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen - gar mancher Bock wird da zum Gärtner:

Franziskanerpater Bernardino segnet in Kutte und mit „Holland“ Basecap auf der Tonsur nicht nur ausgiebig neue und neu erworbene Fahrzeuge, sondern auch all die frommen Wünsche, angefangen von dem nach einem Packen US$, einem neuen Auto, endlich einem Baby, bis zu dem nach einem eigenen Häuschen mit der passenden Partnerin à la Barbie drin oder gar einer eigenen Tienda.

All diese Träume und Hoffnungen werden dem Geistlichen als Modell(s) - vor der Kathedrale in allen Größen und Ausstattungen gegen geringe Gebühr zu erwerben - neben den Eimer (!) mit Weihwasser plaziert, auf dass der Segen per Klobürste erteilt wird.

Wer durch die letzte Prüfung gerauscht ist oder Angst vor der bevorstehenden hat, besorgt sich den entsprechenden Zeugnisvordruck und lässt ihn wässern.

Gewiss, die gewählten Worte entbehren möglicherweise deswegen nicht an Schärfe, weil unter all den Geburtsurkunden, Führerscheinvordrucken (gemeint ist die Fahrerlaubnis), Ehe- und Ehescheidungsverträgen keine Urkunde über die vorzeitige Entlassung aus dem Berliner Schuldienst zu finden ist. So sabbaticeln wir uns also weiter durchs Leben …

Auch auf dem Hausberg, dem Cerro Calvario, der einen guten Rundumblick in die nahe gelegene Welt unter einem ermöglicht, gibt es eine derartige Weihestätte. Allerdings kommt man dort nicht mit dem Fahrzeug hin. Weil’s als Modell etwas anzüglich wirken könnte, bleibt mitunter nur ein kurzer Text der Begierde als Objekt der Segnung. Und wenn ihn der Regen noch nicht weggewaschen hat …

 

Eine andere Geschichte ist die der ISLA DEL SOL, ursprünglich Titicachi. Nach mehreren Tagen Inkaabstinenz ist es an der Zeit, die „Keimzelle des Inka-Imperiums“ zu durchwandern.

Dass diese Insel energiegeladen sein muss, fällt uns zunächst an den geschäftstüchtigen Bewohnern auf, die aus jedem Ziegenstall ein Hostal gemacht haben.

Später lädt ein Schamane am heiligen Stein zu einer inneren Reinigung am Energie spendenden Ort ein und im Hauptdorf, in Yumani, schießen so viele als spätere Unterkünfte erkennbare Neubauten aus dem Boden, dass sich demnächst die Esotheriker aller Länder hier mühelos vereinigen könnten …

Da uns der Weg das Ziel ist, vor allem der Wanderweg über die Bergrücken der Insel, kehren wir keineswegs enttäuscht zu einem Bier in einem der unzähligen Restaurants im Hauptort ein. Die gut dreistündige Wanderung mit Blick auf die blühenden Kakteen und auf den See entschädigt für alles.






(Fotos von der Stadt und ihren Menschen)

(Fotos von Segnungen aller Art)

(Fotos der Isla del Sol)

 



 

 

Samstag, Oktober 06, 2007

Heilig's Blechle ...

… wäre das vermessen, dem wöchentlich zweimal stattfindenden Event nur einen Dreizeiler zu widmen, bloß weil die „richtigen Unterlagen“ nicht im Angebot sind, na gut, das Modell des Toyota Bushcampers ist wirklich nicht aufzutreiben …

Also dann:
Die Segnungszeremonie freitags vormittags
scheint vor allem die Coletivos zu berücksichtigen, deren elf an der Zahl rückwärts zum Gehweg eingeparkt sind, Platz sparend, weil sich noch einige Pkws und ein Bus in die Runde drängeln können.

Aufwendiger als die Segnung selbst sind die Vorbereitungen. Die gesamte Familie, die irgendwie zum Fahrzeug gehört, hat sich festtäglich ausstaffiert und eilt wie eine verschreckte Hühnerschar um das Gefährt – bis Muttern die Sache in die Hand nimmt und zunächst zur Blumenfrau schreitet, die am Straßenrand an ihrem Stand auf Laufkundschaft wartet. Und die kommt gelaufen, garantiert. Dort werden einige Sträuße Gladiolen, nett mit Schilfblättern drapiert, geordert – und kunstvoll an die Rückspiegel des Toyota Transporters gebunden.

Am Kühlergrill fehlt noch etwas? Kein Problem, neben der Blumenfrau bietet jemand bunte Papierrosetten mit Schleifchen an – und Klebeband gleich dazu. Girlanden für die Windschutzscheibe gibt’s dort auch - aus Papier. Wer sich für echte Blüten entscheidet, wendet sich – an die Blumenfrau. Die hat alle Hände voll zu tun.

Die VerkäuferInnen von Madonnen aus Blech oder Plastik, Heiligenbildchen aller Art und Kunstrichtungen sowie anderer Devotionalien klagen heute übers Geschäft: Für die Blechkisten braucht’s rein äußerlich eher Schärpen, für den Innenraum echte Blütenblätter, für den Moment der Segnung auch (was Hochzeitspaaren recht, sollte Achspaaren billig sein), außerdem einen Kasten Bier, Cocablätter, Schnaps und Böller - lass krachen, Juan!

Während des Schmücken des Vehikels stellt sich dann rasch heraus, wer von allen es möglicherweise nur fahren darf - und wer wohl auch zu Hause das Sagen (und das praktische Wissen) hat.

Deutlich schimmert durch, wer von den Herren bereits dieselgleich vorgeglüht hat – bei denen fällt die Umarmung von Freunden oder auch die des herbei geschrittenen Paters besonders kräftig aus …

Pater Bernardino, so heißt er im Reise-Know-How, in Wirklichkeit wird er Signore Isaac gerufen und ist angeblich ein begnadeter Hobbymaler, wandelt mit Weihwassereimer von Karosse zu
Karosse, ruft mit ernster Miene SEINEN Herrn an, um all das zu bitten, das man für die Zukunft eines öffentlichen Transportmittels und seine Insassen erflehen kann.

Der Segen wird selbstredend nicht mit der Klobürste versprenkelt, wie kürzlich lästernde Zungen behauptet haben, sondern mittels einer großen, weißen, aufgeblühten Nelke – aus Kunststoff …

Nicht nur des Alkoholpegels wegen wird den Fahrern und ihren Familienangehörigen eine voluminöse Weihwasserdusche verabreicht. Wer vergisst, sein Basecap oder seinen Hut zu lüften, dem streicht Pater Isaac die nasse Nelke durchs Gesicht, bevor er ihm die Kopfbedeckung vom Haupt nimmt und ihm mit einer doppelten Ration Wasser einen unvergesslich feuchten Tag bereitet.

Ob er selbst die gesamte Zeremonie so bierernst nimmt, sei dahin gestellt. Jedenfalls akzeptiert er nach Segnung des letzten Gefährts, einem Überlandbus, einen kräftigen Schluck - vergelt’s Gott …
Letzterer dürfte auch mit einem amüsierten Lächeln zur Kenntnis nehmen, dass seines Hirten Beinkleidung unter der Soutane aus Röhrenjeans und Jesuslatschen bestehen: Raus aus der Soutane - rein ins Vergnügen …

Nach Isaacs Rückkehr in den Tempel feiert es sich ungeniert weiter: Die Böller werden
gezündet, sämtliche Bierflaschen geöffnet und in etwa gleichen Teilen äußerlich (aufs Blech) und innerlich (durch die Speiseröhren der Umstehenden) angewendet, ungekühlt versteht sich – die Wirksamkeit des Segens soll schließlich bereits auf der Heimfahrt getestet werden. El senor es mi pastor …


(Fotos von vor dem Test)

 

 

 

 

 

Sonntag, Oktober 07, 2007

Jedem Tierchen ...

… sein Pläsierchen.
Was den Blechkisten in Copacabana recht ist, soll den Haustieren in
AREQUIPA billig sein. Zum Jahrestag der Hl. Franz von Assisi segnet der Pfarrer dieser Kirche nicht Vierrädrige, sondern Vierbeinige, Gefiedertes und alles was dazu gehört. Ob große oder kleine Hunde, Katzen aller Rassen, Meerschweinchen (halten nur bis zum nächsten Familienfest), Kaninchen, Papageien oder Wellensittiche, die Viecher wahren eine Disziplin wie beim Tierarzt.

Neutrale Zone vor und IN (!) der Kirche: Hier wird allenfalls gegen die Säulen gepinkelt, nicht jedoch gebellt, gefaucht oder geschrien. Ontogenetisch bedingte Aversionen bleiben zurück gestellt – der heilige Franz hätte seine wahre Freude gehabt.

Wir werden allerdings nur Zeuge davon, wie der Pfarrer nur mit den Herrchen und Frauchen kommuniziert, nicht jedoch mit den Objekten der Segnung, – vielleicht ist er ja noch neu im Job …

Während die einen auf den Hund gekommen sind und sich die anderen in aller Öffentlichkeit zu ihrem persönlichen Vogel bekennen, versammeln sich die „adultos majores“ ebenfalls in Reichweite des Hl. Franz, um Wege zu diskutieren, ihre miese Altersversorgung ein wenig aufzubessern: Eingaben bei den lokalen und regionalen Politikern werden verlesen, ein Brief an den Präsidenten zur Erinnerungen an Wahlversprechen entworfen und Renten aufbessernde Gelegenheitsjobs verteilt.

Auch die Jugend ist auf der Straße und tritt gemeinsam mit ihren LehrerInnen für das Recht auf Bildung, auf Arbeit und auf Zukunft ein. Dass in einem Entwicklungsland wie Peru die KollegInnen für mehr Mittel und eine größere Gerechtigkeit in Sachen Bildung auf die Straße gehen – und das am Sonntag (!!!) – mag uns demnächst auch in Berlin ereilen …

Diese Demo ist nicht trocken und spröde, sondern als Fest aufbereitet, während dem die SchülerInnen mit ihren LehrerInnen öffentlich darbieten, was sie alles gelernt haben, trotz der miesen Bedingungen, - wohl eher peruanisch …

Wenn schon Sonntag, dann auch Kirche, zumindest Konvent: Sta. Catalina, eine Stadt in der Stadt, ist eine Augenweide, auch wenn sie, den Hintergrund der Gründung und das Leben der „Insassen“ vor Augen, mentale Kopfschmerzen bereiten könnte …

Auch dem zweiten Blick

… hält zumindest das historische Zentrum von Arequipa ohne Wimpernklimpern stand.
Gewiss, der dichte Straßenverkehr, das sehr geschäftige Treiben in allen Gassen, die
bedrängende Enge auf den Gehwegen sind nach „Kurorten“ wie Copacabana oder Kleinstädten wie Puno gewöhnungsbedürftig – doch bewegen wir uns in der zweitgrößten Stadt Perus, nicht etwa im kühlen Norden Deutschlands, sondern in der Ciudad Rebelde, die selbst Vargas Llosa bei all seinem Dünkel nicht als solche (und als seinen Geburtsort) verleugnet …

Wie lange ist das her, dass wir dem „Charakter“ und dem Ambiente kolonialer Stadtgründungen das Wort geredet haben? Auf den noch heute (nach all den Erdbeben) deutlich erkennbaren Kern der Siedlung trifft all das uneingeschränkt zu. Auch wenn nicht immer offensichtlich ist, ob es ein Erdbeben oder ein gutes (fremd bezahltes) Festessen war, das gewisse Bausünden ermöglichte (oder zumindest vereinfachte), das recht große Geviert der spanischen Gründung vermittelt ein relativ einheitliches, geschlossenes Bild einer bereits bürgerlich dominierten Stadt (nee, steht so <zumindest noch> nicht im Reise-Know-How …)

Auch wenn sich nördlich der Plaza vor allem die Wäschereien (hier mit 4 Soles/kg
etwas teurer als in Cusco), die tour operator, die Restaurants (von indisch über türkisch -sic!- bis arabisch) und die (oftmals) „besseren“ Unterkünfte drängen, die verbleibenden Himmelsrichtungen gehören dem wirklichen Leben – na gut, und den Banken, die zerbröselndes Gemäuer aus nahezu weißem Vulkangestein (silliar) nicht nur einbruchsicher machen, sondern auch aufwendig und akribisch renovieren ließen und somit nicht nur den Touristen Augenweiden hinterlassen.

Iss ja gut, wer um sein täglich Brot betteln muss, interessiert sich weniger für atemberaubende Steinmetzarbeiten an Fensterstürzen, die weit über 300 Jahre alt sind – Neukölln ist fern, der Wedding auch, Marx’ Verhältnis zwischen Fressen und Moral bleibt dennoch gegenwärtig …

Erholsame Herbstferien allerseits!

Bemerkenswert und angenehm ist die Dominanz der Arequipenas (gemeint sind die
Einwohner, nicht die Flüssigkeit) auf der Plaza und erst recht in den Straßen. Die fremden Touristen verlieren sich in der Menge der überwiegend hellhäutigen Einheimischen – und stören kein bisschen, wie wir vernommen haben …

So sehr wir auf die Ausflüge „ins Umland“ gespannt sind, so sehr freuen wir uns auf die „Rückkehr ins Basislager“ …


(Fotos von weißen Steinen)


 

 

 

Sonntag, Oktober 14, 2007

In den Schluchten des ...

COLCA-CANYONS leben die meisten Familien heutzutage von durchziehenden WanderInnen, weniger von den Grundstoffen zu deren make-up, das aus „dort unten“ angebauten Pflanzen bzw. Parasiten (das Lippenrot der Cochinillas, z. B.) gewonnen wird.

Doch führt der Weg zur Talsohle zunächst einmal von Arequipa ins Altiplano. Und das macht mit 4.200m ü. NN und dem 4.900m hohen Patapampa-Pass seinem Namen alle Ehre. Auf der Strecke durch die Hochebene wird einmal mehr deutlich, dass die Menschen hier nicht unter dem Mangel an Wasser, sondern an dem unter Geldern, öffentlichen, leiden, die nötig wären, um die Infrastruktur für das Speichern und Verteilen des Wassers zu schaffen. Bis dahin jedoch dominiert vor allem die Viehwirtschaft. Große Lama- und Alpacaherden, sowie deren wilde Verwandtschaft, die vom Körperbau her zarten Vicunas, geben sich gegenseitig das Grasland unter die Hufe.

Die Strecke westlich von CHIVAY wird mit jedem Kilometer spannender und erinnert mit ihren Ausblicken in Abgründe an „alte Tage im Bus“. Von CABANACONDE aus, längst nicht mehr gottverlassen, sondern von Touristen heimgesucht, führt ein Wanderweg, der auch Hauptverkehrsader ins Tal ist, hinab nach CHUCCU. Nach knapp drei Stunden abwärts durchs Geröll empfängt einen 1.300m tiefer der Bergregenwald in einem tropischen Garten, in dem all das wächst, was mensch an Feld- und Baumfrüchten zum Leben braucht.

Die Unterkünfte, von einzelnen Familien bewirtschaftet, sind ausgesprochen basic. Josef und Maria dürften sich hier an alte Zeiten erinnern … Doch uns Jugendherbergserfahrenen aller Altersstufen machen weder fensterlose Betonwände noch Mehrbett“zimmer“ etwas aus, Hauptsache, die Klospülung funktioniert und die einzige Dusche für alle gibt zumindest uns beiden heißes Wasser.

Da der Verzicht auf Komfort nicht zwangsläufig Bierverzicht nach sich zieht, wird die Nacht unter Pferdedecken durchaus erträglich.

Der Weg „für diesen Tag“ führt gut 300m oberhalb der Talsohle ziemlich eben am Hang entlang durch Dörfer, die Dank der fremden Nomaden bei weitem nicht mehr so ärmlich wirken wie dereinst in alten Ausgaben von Reiseführern beschrieben. Die Einwohner sind jedoch genauso gastfreundlich und
liebenswürdig geblieben.

Viele der Terrassen liegen derzeit unbewirtschaftet und unbewässert in der Sonne.

In SANGALLLY, einer weiteren OASIS dort, wo das Tal zur Schlucht wird, gibt’s im satten Grün nur noch „basic hostals“ mit schönen pools, neben denen sich Schafe, Ziegen, Esel und Kamele herumtreiben. Der Ackerbau lohnt sich nicht mehr, seit "die Fremden" auch über Nacht diesen Teil des Canons für sich entdeckt haben …

Unser Aufstieg mitten in der Nacht über gut 1.200 Höhenmeter geht ob des Gerölls und der höchst ungleichen Fels“stufen“ gewaltig in die Knochen. Die „Minibar“ am Wegesrand, die im Morgengrauen, eine Wegstunde vor Cabanaconde, einen heißen Kaffee anbietet, entschädigt ein wenig für das Stolpern im Schein der Taschenlampe und die Ausweichmanöver bei den zahlreichen Begegnungen mit bepackten Mulis und ignoranten Kühen, die mit ihren vier Beinen deutlich schneller klimmen als wir - und sich auch beim Abstieg wenig um estranjeros scheren ...

Nach dem Frühstück (nun stimmt auch die Thermik wieder) lassen die Kondore, die im Aufwind majestätisch ihre Bahnen ziehen, das Ziehen in unseren Oberschenkeln endgültig zum Luxusproblem werden …

Nicht genug mit den großen Vögeln – die Fahrt im local bus ist eine Nummer für sich. Neben albernden Schülern (-Innen sind nicht an Bord ...) zwängen sich traditionell gekleidete Frauen mit dicken Bündeln ins Gefährt, um an den einschlägigen Aussichtspunkten ihre Handarbeiten feilzubieten. Mit ihnen schaukeln zwei Bäuerinnen, zwei drei Wochen alte Lämmer auf dem Schoß – und werden von ihren Nachbarinnen aus dem Dorf wie glückliche junge Mütter begrüßt - und behandelt …

Dem, was gemeinhin als Muskelkater verschrien ist, bereitet ein ausgedehntes Bad in den (40 Grad) heißen Quellen bei Chivay ein Ende, so dass wir von Staub und Zipperlein befreit ins Basislager zurückkehren.



(Fotos vom Canon
)

(
wikipedia zum Colca Canon)

(
wikipedia zu Lamas)

 

 

 

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Volles Programm ...

… in NASCA , einem Städtchen, das innerorts fast keinerlei Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, außer dem bemerkenswerten Museum ANTONINI, in dem eher unkonventionelle Menschen konventionelle Funde etwas unkonventionell präsentieren – höchst sehenswert also …


Die Sehenswürdigkeiten außerhalb kommunaler Grenzen erschließen sich uns erst nach dem „Pflichtprogramm“ - dem Flug über die „Nazca Lines“ …

Bemerkenswert ist ansonsten, dass der Ort, anders als Arequipa, erst nach 8:00 Uhr a.m. „aufwacht“ und dann neben kulinarischen auch höchst konventionelle Angebote präsentiert …
Bemerkenswert auch, dass Fremde hier durch IHRE Straße gehen können, ohne von VerkäuferInnen, BettlerInnen, verkaufstüchtigen Kindern etc. angesprochen zu werden; ebenso bemerkenswert ist, dass alle anderen Straßen und Winkel fest in einheimischer Hand sind und dort berührbare Menschen so über Willis Bart tratschen wie unsereins über deren Angebot an lokalen Feldfrüchten - und ob die Preise vertretbar sind ...

Der „Schlepper“, dem wir uns gegen 5:30 h leicht übermüdet nach der Fahrt in der Business Class des Nachtbusses anvertrauen, entpuppt sich als seriöser Vertreter eines kleinen Flugunternehmens, dessen Tickets er verkauft. Arabisch wie er auf uns wirkt, hätten wir ihm jedes "gebrauchte Lastkamel" abgekauft - kein Grund also, nicht in einer seiner Cessnas in die Lüfte zu steigen …

Das Gewirr der Linien, in der unebenen Landschaft vom Hochsitz aus noch nicht einmal als geordnetes Chaos auszumachen, löst der Pilot aus 100m Höhe auch für unsere ungeübten Augen auf. Da diese Geoglyphen nicht wie auf den Postkarten
aufgehellt sind, muss man sich durch all die Geraden, Spiralen, Mäander, Trapezoide etc. durchwursteln, um die zwischen 30m und 300m langen Tier- und Pflanzenmotive der zweiten „Schaffensperiode“ auszumachen – höchst beeindruckend, zumal sich die Planer von der Beschaffenheit der Landschaft wenig irritieren ließen und „ihr Ding“ in den Sand oder den Boden setzten.

Nachdem sich die verwirrenden Muster im Kopf ein wenig aufgelöst haben, lassen wir uns zum antiken Friedhof bei CHAUCHILLA kutschieren. Auch wenn hier kaum noch ein Knochen so liegt wie vor über 2000 Jahren versenkt, die mumifizierten Körper frei in den restaurierten Gräbern zu sehen, hat nicht nur etwas Voyeuristisches …

In einer Keramikwerkstatt, in der Gefäße und Musikinstrumente wie zu Inkas Zeiten gefertigt werden, führt uns der Meister den Produktionsprozess grundschulgerecht vor und nennt als entscheidende Unterschiede zwischen früher und heute die Hände, die den Ton form(t)en, und die 1500 Jahre, die dazwischen liegen – einleuchtend.

Mit den Goldgräbern, die nach uraltem Verfahren aus 60 kg Erz gerade mal ein Gramm Gold gewinnen und pro Woche auf acht Gramm kommen, von denen vier wieder durch die ausgetrockenten Kehlen rinnen und vier in die Mägen der Familien wandern, wollen wir nicht unbedingt tauschen. Ein Liter GOLD von "Ron Cartavio Anejo" ist uns da lieber …

Nachmittags bringt uns Jorge in
CANTAYOC einen Teil der Bewässerungsanlagen aus der Präinkazeit näher. Die zum großen Teil unterirdisch verlaufenden Kanäle (geringere Verdunstung) leiten das Wasser aus der Cerra Blanca auf die Felder der Küstenebene. Sie verlaufen mitunter in Serpentinen, um die Fließgeschwindigkeit zu drosseln und sind über ojos, wendelförmige Einstiege, zugänglich. Ein genial ausgedachtes System aus der Zeit des frühen europäischen Mittelalters.

Höchst bildungsgeschwängert und entsprechend ruhebedürftig bietet uns der Cruzeiro mit der Comfort Class die gewünschte Bettstatt, die wir in Arequipa morgens zu Frühaufsichtszeiten ganz entspannt verlassen.


 

(wikipedia zu Nazca-Linien)

(
Karte und Erklärungen, Geoglyphenrundgang anklicken)

(
Fotos von einigen Linien)

(
wikipedia zur Nazca-Kultur)

(
Fotos von den Mumien)

(
Fotos der aqueductos)

 


 

 

Freitag, Oktober 19, 2007

"Strange country ...

… this!”, formuliert der Wirtschaftsprofessor aus Michigan und belegt die Hypothese mit den Ergebnissen seiner Feldstudie, die auch wir einhellig bestätigen können: ”They don’t have toilet seats, they don’t even have toilet paper but everybody has got a cell phone!“

Auch wenn wir die Brillen mitunter vermisst und über die eine oder andere Kuriosität ein wenig geschmunzelt oder gar die Stirn in Falten gezogen haben, dieses Land ist uns oft genug anders (-artig), doch nie fremd und erst recht nicht befremdlich vorgekommen. Na gut, uns ist von vornherein klar gewesen, dass wir nicht Sachsen oder die Schweiz bereisen, doch auch in diesen, bis zu einem gewissen Grade deutschsprachigen Gegenden, soll einem ja so manch Wunderliches begegnen, selbst wenn Meerschweinchen dort wohl nicht auf der Speisekarte zu finden sind …

Peru geht uns auch nach zwölf Wochen alles andere als auf den Geist. Und langweilig ist es uns nie geworden. Im Gegenteil, noch immer entdecken und erleben wir Neues und Spannendes. Kein Grund also, hier die Zelte abzubrechen. Doch so allmählich drängt die Zeit: Schließlich wollen wir nicht durch Chile hetzen, sondern es ebenso genießend bereisen wie seinen nördlichen Nachbarn, den es vorgestern in der WM-Qualifikation mit 2:0 besiegt hat ...

Die Geoglyphen und das Bewässerungssystem in der Nazcaebene haben endgültig die historische Gleichsetzung des präkolumbialen Peru mit den Inkas „auf den Müllhaufen der Geschichte“ geworfen und die Errungenschaften indigener Hochkulturen lange vor Kolumbus (und den Inkas) bewusst gemacht. Mal gespannt, womit das europäisierte Chile in dieser Richtung aufzuwarten hat.

Auch das in fast jeder Beziehung „weiße“ (!) Arequipa hat sich als sympathische Ciudad Rebelde ins Hirn gegraben: Erst gestern protestierte die überwiegend indigene Landbevölkerung der Provinz massiv und zahlreich gegen die verlogene Regierungspolitik. Die Transparente mit dem aus alten Zeiten so wohl bekannten Konterfei Che Guevaras vollendeten die Worte, mit denen uns ein Taxifahrer am ersten Tag auf dem Weg vom Busbahnhof in die Stadt vom Anlegen der Sicherheitsgurte abhielt: "Wir sind hier doch nicht in Cusco oder gar in Lima, amigos!“ …

 

(unkommentierte Quintessenz der Fotos zu Peru)

(Reiseroute südlich von Lima)


 

 

Einundachtzig Tage, …

… einen Tag länger also als man früher benötigte, um filmreif einmal um die Welt zu gelangen, haben wir uns Zeit genommen, um durch ein buntes Land zu reisen.

Wir haben recht unterschiedliche, höchst spannende Landschaften genießen können und sind vielen sehr liebenswürdigen Menschen in ihren Dörfern und Städten, auf den Feldern oder im Bus begegnet.

Ein wenig von dem, das bis dahin unbekannt war, hat sich uns erschlossen, vieles dürfte verborgen geblieben sein, manches wirft noch immer Fragen auf und das ein oder andere ist uns ein Rätsel geblieben – Gründe genug, wieder einmal hinzufahren …

  

bis demnächst

panther & co

 

(Strecke zum Nachfliegen)

 

 

 

 

 

 

 

 

Orts- und Sachregister

Hier finden sich einige Stichworte zu den Städten und Regionen, in denen wir uns ein wenig länger aufgehalten haben, in der Reihenfolge aufgeführt, in der wir sie besuchten.

Lima, Huaraz, Huancayo, Ayacucho, Andahuaylas, Cusco, Machu Picchu, Urubambatal, Manu Nationalpark, Titicacasee, Arequipa, Colca Cañon, Nasca

Fazit

 

Lima

Anreise    
Erdbeben    
Lima    
Lima, kolonial    
Lima, nach dem Erdbeben    
Miraflores    
Miraflores, abends    
Miraflores, Alltag    
Museo Larca    

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Huaraz

Chavin, Ort    
Chavin, Wanderung nach    
Huaraz    
Laguna 69, Ausflug    
Laguna Llaganuco    
Pastoruri, Ausflug    
Pastoruri, Gletscher    
Willkawain    

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Ayacucho

Anreise    
Ayacucho    
Huamanga    
Quinua    
Sendero Luminoso    

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Andahuaylas

Andahuaylas    
Schulanfang    
Sondor, Ruinen    

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Cusco

Anreise - Feldstudie    
Cusco, (Über-) Leben in der Stadt    
Cusco, Stadt und Leben    
nähere Umgebung    
San Blas    

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Urubambatal - Valle Sacrado de los Incas

Chinchero    
Maras    
Moray    
Ollantaytambo, Ruinen    
Pisaq    
Urubamba    
Willoq, Sonntagsmarkt    

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Titicacasee

Altiplano    
Amantani    
Anreise    
Aymara    
Copacabana, Bolivien    
Copacabana, typisch    
Inseltour    
Isla del Sol, Bolivien    
Museum M.S. Yavari    
Puno    
Sillustani, Collas    
Taquile    
Tortoraschilf    
Uros, schwimmende Inseln    

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Nasca

Cantayoc, Bewässerungsanlagen    
Chauchilla, Mumien    
Nasca    
Nasca, Linien von    

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