


| |
... in Tobago
Gewiss, nicht nur für Fans der Karibik liegt Tobago nicht in Südamerika, doch weil
hier unsere Reise mit uns lieben Menschen als "Lehrerurlaub" beginnt, mischen
wir die Inseln "TnT" mal eben unter die anderen Trümpfe, die "Lateinamerika"
so zu bieten hat ...
Such und Find'...
Diese Seite wird nicht
mehr aktualisiert ...

... und sooo sieht's hier seit heute
nicht mehr aus! Auch die letzten Kleinigkeiten sind verstaut - Platz gibt's
in der kleinsten Tasche (und siebzig Liter sind genug) ...
... Barbara hat ebenfalls reinen
Tisch gemacht ...
Über Fankfurt geht es am Mittwoch direkt
nach TOBAGO, wo wir die langen Männer und die Handschuhe zwar auspacken,
doch hoffentlich nicht brauchen.
Erster Anlaufpunkt soll mit Angela und
Siggi gemeinsam unser Appartment in der "Charlottevilla" in CHARLOTTEVILLE
im Nordwesten der Insel sein. Hier ist Ausspannen angesagt: Wir werden den
Schulstaub aus unseren Hirnen schütteln und Speicherplatz frei machen für
"die Karibik" ...

… denken wir uns, und die Entspannung
setzt ein, als Willi sich bei der „Nachkontrolle“ in TEGEL nicht nur die
Schuhe ausziehen darf, sondern auch den Oberkörper frei machen muss.
Wieder angekleidet präsentiert er einem anderen netten Kontrolletti die
Wunder der Technik, die im Rucksack verborgen sind …
Zum Glück ist die Maschine in Frankfurt auch nicht pünktlich zum Abflug
bereit, sodass Siggi und Angela reichlich Zeit verbleibt, ihre Bordkarte
für den Weiterflug zu erstehen. In Berlin konnte man ihre gebuchten
Sitzplätze „nicht aufrufen“ …
Kaum im Besitz der Unterlagen, die
unsere Familienzusammenführung ermöglichen, sammelt eine gemütliche Dame
der groundstaff unsere Bordkarten wieder ein. Die neuen lassen uns schon
wieder nicht beieinander sitzen, doch …
… wenn schon die Abflugzeit nicht eingehalten wird, müssen wir auch nicht
in der gebuchten Klasse sitzen: Zehn Stunden ComfortClass mit nie
gekannter Beinfreiheit, zuvorkommendem Service und ausgezeichneten
Mahlzeiten, dazu edle Getränke aus „richtigen Gläsern“ lassen den
holperigen Start in Berlin vergessen …
Das Gepäck in TOBAGO nötigt uns zu einem Hauch Geduld, die
Zollformalitäten sind keine und wir werden wie verabredet erwartet. Nach
dem einen oder anderen
Umweg
zu mancher tückischen Geldmaschine chauffiert uns Trevieno über die
Insel nach Charlotteville. Der Zwischenstopp auf ein Carib in der Kurve
sorgt für eine nette Abwechslung bei der Bewältigung unvorstellbarer
Höhenmeter.
Nach einer guten Stunde Landstraße präsentiert sich unser Haus nett
beleuchtet, ein Empfangskomitee begrüßt uns wohl gesonnen - "Oh
Darling" - und lässt uns mit unserer Müdigkeit rasch allein. Das Gepäck
asten wir selbst in den ersten Stock - wir sind ja noch jung ...
Dank
der Pause on the road verfügen wir über die wichtigsten Zutaten zum
Bereiten eines nachhaltigen Schlaftrunks – oder sollten es etwa zwei
geworden sein???

… sind wir bereits am ersten Morgen. Das großzügige Platzangebot der
ComfortClass setzt sich in unserem Apartment fort. Der Küche hätten wir
gerne reichlich zu tun gegeben – doch deckt das Angebot der Supermärkte
kaum die Grundbedürfnisse. Trotz intensiven Streunens durch das verträumte
nette Örtchen, sind weder Kaffee noch Marmelade aufzutreiben. Hühner
gackern zwar über die Straße, doch gibt’s keine Eier. Also wartet die
Großstadt auf uns …
Problem- und fast formlos leihen wir uns einen Wagen und lassen uns vom
Moloch Scarborough aufsaugen. Ob Markt oder Supermarkt, wir kehren mit
Lebensmitteln satt zurück. Andere Großartigkeiten bietet die "Hauptstadt"
nicht …
Die Rundtour um die Insel nimmt uns die Entscheidung ab, ob wir auch
die folgende Woche in Charlotteville bleiben sollen – wir werden bleiben.
Verglichen mit all den anderen Dörfern an der Küste wirkt Charlotteville
geschlossen, wenig zersiedelt, einfach ansprechend und gepflegt. Auch die
Landschaft im Norden ist überzeugend: stark bewachsene, steile Hänge, alle
Etagen des Regenwalds, zerklüftete Oberfläche und sandige, wenn auch nicht
allzu weite Buchten.
Außerdem
stimmt, bis auf die Regale in den Supermärkten, die Logistik – viele
kleine Bars, verschiedene kleine Essgelegenheiten, mindestens ein
angenehmes Restaurant und überall die Zutaten für den Schlaftrunk zu
kaufen, was wollen wir mehr?

… firmiert hier unter dem Namen „Heritage“
und wird über vierzehn Tage hinweg an verschiedenen Orten der Insel
mehr oder weniger heftig begangen. Dieses Fest hat keine länger
zurückliegende Tradition. Vor genau 20 Jahren eingeführt soll es an
die Geschichte der heutigen Bevölkerung erinnern, an ihre Kultur(en),
ihre Wertvorstellungen, ihre Traditionen des Geschichtenerzählens,
ihre Musik und ihre Tänze …
In CAMPBLETON, einen guten Kilometer von Charlotteville entfernt,
formiert sich ein (Um-) Zug mit leicht karnevalistischem Flair:
historische (Ver-) Kleidung neben neuen, schrägen Fetzen, handgemachte
Calypsorhythmen auf einem fahrbaren
Trommeltransporter, überzeugende Leadsängerin und eine steigende Zahl
an Zuschauern und -hörern, die sich einreihen. Selbst von NYC fliegen
locals ein, um dem wirklich bunten Treiben beizuwohnen.
Alle Nas' lang legt der Zug eine Ruhe-, Verschnauf-, Essens-, Trink-
oder Vorführpause ein. Vom Waschen zu Ururomas Zeiten (also lange vor
Großmutter Miele) übers Trocknen von Tabak bis zum Knüpfen von
Henkersstricken aus dem Bast von Kokosnüssen wird mimisch dargestellt,
was das Leben zur Zeit der Sklaverei zu bieten hatte.
Im Ort verteilen sich die Leut’ auf alle möglichen Stände zur
Förderung des körperlichen Wohlbefindens. Zwischen all den
kulinarischen und flüssigen Genüssen Genießenden gehen viele ihrer
geregelten Alltagsarbeit nach – von Rumhängen über Rumfischen bis Rum
trinken. Nicht zu vergessen den Klempner, der am Feiertag unsere
undichte Toilette wieder benutzerfreundlich macht …
Klasse
ist, dass zu diesem Fest ebenso wie im Alltag die Menschen, so schräg
sie auch sein mögen – und beim Schrägsein werden Eitelkeiten bis in
die Bewegung der Fingerspitzen gepflegt, vom outfit vor allem der
Kopfbedeckungen und der Haartracht als solcher ganz zu schweigen –
einfach liebenswürdig als schräg oder auch ein bisschen eigen
akzeptiert werden.
(Fotos
vom
Heritage)
First we steal ...
... the lime!

Nicht, dass wir hier ernsthafte
Beschaffungsprobleme hätten, doch die „Supermärkte“ in town
präsentieren in ihren Regalen nun mal nur das, von dem es eh
reichlich gibt und all die Nahrungsmittel, welche die locals nicht
im eigenen Garten finden. So versorgen wir uns problemlos mit Rum
(aus der Bar), Säften und Cola aus dem Supermarkt und Angostura
aus eigenen Beständen – doch fehlt zum Abrunden noch der Schuss
Limette. Und diese Früchtchen sind derzeit mehr als rar und
wachsen, wenn sie denn reif geworden sind, in Gärten – sind mithin
kaum im Laden zu finden.
Adolfo, der Barbara und mich
sämtliche Obst- und Gemüsestände frequentieren sieht und sofort
erkennt, dass wir ein ernsthaftes Problem haben (Cola mit Rum ohne
Limetten IST ein
ernsthaftes
Problem), spricht mich von Mann zu Mann an, wie er mir denn helfen
könne. Ich klage ihm mein Leid – “We can fix that“, versichert er,
ich solle nur hier auf ihn warten. Ein gutes Jahr später wird in
einem anderen Staat auf dem amerikanischen Kontinent jemand mit einem ähnlichen Spruch Präsident.
Während des Wartens schickt mich Barbara hinter ihm her – uns
fehlt auch Kopfsalat. Ich hole Adolfo ein, als er in ein Bachbett
steigt und frage ihn wegen des Salats. „Bigger problem, no lettuce
in the shops, no lime in the shops, we have to steal it! First we
steal the lime …” Damit schickt er mich back to my wife.
Mit einer großen Tüte Limetten kehrt er zurück: “OK, man, for only
30 TT – that will save your day” … Mit Salat kann er nicht dienen
“ ... the neighbours, you know …”
Seitdem hat jeder sundowner etwas leicht Kriminelles ...

The
bus is coming …
… niemand hat hinzugefügt SOON oder IN FIVE MINUTES, nicht
einmal TODAY.
So mag es denn vorkommen, dass an einem Samstagmorgen vier
gewitzte Touristen pünktlich um 8:17 Uhr an der
Bushaltestelle stehen und auf das öffentliche
Transportmittel warten, das täglich pünktlich zwischen 8:25
Uhr und 9:15 Uhr (bisher beobachtete mögliche Abfahrtszeiten
…) Menschen nach Scarborough bringt. Die Touristen warten
auch nicht alleine; einige locals sitzen bereits auf der
Bank, was vermuten lässt, dass der öffentliche Nahverkehr
nicht bereits zu einer bisher noch nicht beobachteten Unzeit
von z.B. 8:10 Uhr aufgebrochen ist.
Die
einheimischen Mitfahrer tauchen gewöhnlich recht zeitig an
der Haltestelle auf, nicht nur um rechtzeitig dort zu
warten, sondern um all den wichtigen Tratsch nicht zu
verpassen, der zwischen dem Absterben der heißen Rhythmen in
der Musik verwaltenden Bar und der Abfahrt des Busses
aufgelaufen ist. Außerdem gibt’s jede Menge zu sehen: die
Jungs vom Sägewerk, die sich am Strand mit einem dicken
Brett abplagen, der frühe Fischer, der (ohne Wurm) einen
kapitalen Kingfish in die genossenschaftliche Halle
schleppt, das Heineken-Stilleben (zwölf kleine und fünf
große Flaschen), von alkoholbeseelten Künstlern
documentagerecht auf einer Steinbank arrangiert (Beuss wäre
vor Neid blass wie sein Stück Butter geworden), die
Nachbarinnen, die auch den Ort für einen Tag verlassen, eine
schicker gekleidet als die andere, die vom morgendlichen
Familienbad im Meer zurückkehrenden, vor Jahren in die USA emigrierten
ehemaligen Nachbarn, die anlässlich der Heritage zu Besuch
bei der Verwandtschaft im Heimatort weilen, mittlerweile
ebenfalls in die Jahre gekommen, doch irgendwie arriviert
ohne überheblich geworden zu sein, und mit denen nicht nur
Trauerfälle, Hochzeiten und alte Erinnerungen auszutauschen
sind – und die vier Touristen, die bereits seit fast zwei
Wochen zum Bild gehören.
Diese Viererbande beobachtet, während die Zeit vergeht, wie
weitere
Busfahrende
herbei schlendern und stellt fest, wie nach und nach der ein
oder die andere von dem einen oder anderen Privatwagen
aufgelesen und hinweg kutschiert wird - erst der amtlich
aussehende ältere Herr, dann die durchgestylten
Jeansträgerinnen, später ein Herrenhandtäschchen tragender
Mensch und schließlich das Triumphirat der drei
Strandfegerladies.
Als letztendlich nur noch der Regen und kein Bus mehr kommt,
ersterer ebenso sicher wie letzterer nicht und von der Uhrzeit her
ähnlich unvorhersehbar, beenden vier gewitzte
Touristen ihre sightseeing Tour, besorgen die Vorräte für
den Tag und freuen sich über all die TTs, die sie gespart
haben, weil kein Bus sie zum "birdwatching & snorkeling"
nach SPEYSIDE befördert hat …
(Fotos
vom
Alltag)
… meint nicht Verlust …
Vor einigen Tagen, als der Bus pünktlich eintrifft (so zwischen
8:25 und 9:15 Uhr, gefühlte Abfahrtszeit ca. 10:20 Uhr),
verschlägt es uns nach SPEYSIDE. Nach dem Morgenkaffee auf der
Terrasse eines Hotels, dass ausgerechnet in der Bucht liegt, in
der wir schnorcheln wollen, bietet Frank’s eine “Guided glass
bottom boat tour including guided tour of Little Tobago“ an.
Wären wir gerne dabei, doch Schnorcheln bei bedecktem Himmel und
Vögel beobachten bei Regen hätte sich bestimmt nicht zum Renner
entwickelt.
.jpg)
Also
lümmeln wir noch ein wenig auf der Terrasse, die Hotelbar im
Nacken, und schlendern dann zurück in den Ort, um 25 US$ weniger
arm, jeder, doch nicht unbedingt reicher – an Erlebnissen.
Speyside ist nicht ganz so groß und bei weitem nicht ganz so
reizend wie Charlotteville, doch ganz nett zum Durchspazieren,
zumal mit Frank’s Birdwatcher Restaurant ein sicherer Ort für
gutes Essen an der Straße steht. Das Zurückkommen gestaltet sich
etwas schwierig – kein Bus über Stunden … Angela und Siggi
ergattern ein Maxi Taxi, wir werden noch vor Erreichen einer
weiteren Bushaltestelle von zwei durch Alkohol gelösten
hilfsbereiten Textil“designerinnen“ indischer Herkunft vor die
Haustür gebracht, 4 TT$ gespart und um viele Erfahrungen
reicher.
Noch’n Gedicht …
Statt mit einem operator eine geführte Tour durch den Regenwald
zu unternehmen, ziehen wir mit dem Leihwagen vor Ort und werden
mit der Offerte “Two hours rainforest for 240 TT$ each (ca. 30
Euro)“ konfrontiert. Nach fünf Minuten reduziert der official
guide sein "last offer" auf 150 TT$.
Wir
lehnen dankend ab, suchen uns einen eigenen Weg und steigen
permanent bergab. Wir hören viele Vögel, sehen jedoch keinen
einzigen. Nach einer halben Stunde kehren wir um, lecken auf dem
Hügel unseres Einstiegs unsere Elefantengrasratscher, trocknen
die schweißnassen Klamotten und konstatieren: Eine Stunde lang
nichts gesehen, 25 US$ gespart, um einige Erfahrungen reicher,
nicht jedoch um spannende Erlebnisse im Regenwald.
(Fotos
von den
Spaziergängen)
.jpg)
… war schön hier,
auch wenn die Insel nicht ganz so spektakuläre
Landschaftsformationen zu bieten hat wie Grenada und die
„historischen Sehenswürdigkeiten“ sehr überschaubar bleiben …
Mensch muss ja nicht unbedingt eine spätkoloniale Zuckerfabrik
oder eine leicht antiquierte Rumdestille besichtigen, wenn’s
Süßstoff gibt und „Fernandez Black Label“ fast von alleine den
Weg zum sundowner findet …
Charlotteville ist kein aufreizender, doch ein reizender Ort,
der erholsame Ruhe vermittelt und in dem wir uns ausgesprochen
wohl gefühlt haben. Die Menschen sind unaufdringlich,
aufgeschlossen, gehen angenehm auf einen zu und helfen, wo sie
können. Sie feiern und genießen und genießen das Feiern und
auch die, die keinen Job haben, arbeiten mitunter recht hart
(“We work hard and we play hard”).
Es
war eine gute Entscheidung, mit unserer Reise hier
einzusteigen – viel Ruhe, wenig
Spektakuläres,
freier Speicherplatz im Hirn und auf der Festplatte und die
nötige Gelassenheit, dem vermutlich quirligeren Peru zu
begegnen.
Ob Tobago also ein gutes Reiseziel abgibt? Mensch verstehe den
Namen des Fischerbootes als Antwort …
Bis demnächst
panther & co
Index
r Seitenanfang
|
|